– Dürre sind Se nich geworden!
Und sie lachte; sie fand das furchtbar komisch.
Dann rief er:
– Hü, Liese!
Und das magere Pferd trabte davon. Dann zog Celestine aus der Tiefe ihrer Tasche ihr Portemonnaie, holte langsam zehn Sous daraus hervor, sechs Sous für sich und vier für die Körbe, und streckte sie Polyt über die Schulter entgegen. Der nahm sie mit den Worten:
– Na, es is nu mal heite so! Und er lachte aus vollem Halse und drehte sich um, um sie besser zu sehen. Es wurde ihr furchtbar sauer, ihm für jedesmal Fahren den halben Franken zu geben, und wenn sie keine einzelne Sous hatte, so wurde es ihr noch schwerer, sie konnte sich nicht entschließen, ein Silberstück herüberzureichen. Und eines Tages fragte sie, als sie zahlen sollte:
– Bei soner Kundin wie ich, kennten Se doch bloß ‘n Sechser nehmen.
Er begann zu lachen:
– ‘n Sechser, Kleene, mehr biste schon wert.
Sie bat:
– Das macht doch bloß zwee Franken weniger den Monat.
Er rief und schlug auf das Pferd:
– Na ich will mal gut sein, für eene kleene Gefälligkeet will ich’s thun.
Sie fragte dumm:
– Was meenen Se?
Das machte ihm solchen Spaß, daß er vor Lachen den Husten bekam:
– Gefälligkeet, nur eene Gefälligkeet, weeß der Hohle, nur so zwischen Mann und Frau und ohne Musike!
Sie begriff, wurde rot und erklärte:
– Nee, so was liebe ich nich!
Aber er wurde nicht verlegen, sondern wiederholte, indem ihm die Geschichte immer mehr Spaß machte:
– Na De wirscht schon weech werden, wir wolln bloß ‘n bißchen Mann und Frau spielen.
Und seitdem hatte er jedesmal angefangen zu fragen, wenn sie zahlen wollte:
– Nu, wie steht’s heite?
Sie begann auch bald zu scherzen und antwortete:
– Heite nich, Herr Polyt, aber Sonnabend ganz sicher!
Und er rief und lachte dabei:
– Schön Kleene, also Sonnabend!
Aber sie überlegte, daß sie seit zwei Jahren, seitdem das spielte, achtundvierzig Franken Polyt bezahlt hatte, und auf dem Lande findet man achtundvierzig Franken nicht auf der Straße. Dann berechnete sie, daß in noch zwei Jahren bald hundert Franken bezahlt waren.
Und das berechnete sie so lange, bis eines Frühlingstags, als sie allein waren und er wieder wie gewöhnlich fragte:
– Nu, wie steht’s heite?
Sie antwortete:
– Wie Se wollen, Herr Polyt.
Er war garnicht erstaunt, sondern kletterte über die Bank hinten in den Wagen hinein, indem er zufrieden brummte:
– Na ja, ich hab’s ja gewußt.
Und der alte Schimmel trottete so langsam dahin, als ob er garnicht mehr vorwärts käme und hörte nicht auf die Stimme, die ab und zu aus der Tiefe des Wagens rief:
– Hü Liese! Hü Liese!
Drei Monate darauf merkte Celestine das Unglück.
Das alles hatte sie mit weinerlicher Stimme ihrer Mutter erzählt, und die Alte fragte, blaß vor Wut:
– Also was hat das nu gekostet bis jetzt?
Celestine antwortete:
– Vier Monate, nu doch ganz gewiß acht Franken.
Da erreichte die Wut der alten Bäuerin ihren Gipfelpunkt, sie warf sich wieder auf ihre Tochter und begann sie zu hauen, bis sie nicht mehr konnte. Endlich, als sie sich erhoben hatte, rief sie:
– Haste ihm denn nich gesagt, daß De dicke bist?
– Nee, noch nich!
– Warum haste’s denn nich gesagt?
– Na, sonst hätt’ er mich vielleicht wieder zahlen lassen.
Die Alte dachte nach, und dann nahm sie ihre Eimer auf:
– Vorwärts, steh uf, sieh zu, daß De mitkommst.
Dann meinte sie nach einem Augenblick Stillschweigen:
– Und Du wirscht es ihm noch nich sagen, solange er’s nich merkt, daß mir noch sechs oder acht Franken profitieren thun!
Celestine hatte sich erhoben, sie weinte noch, ihre Mütze hatte sich verschoben, und mit schwerem Schritte setzte sie sich wieder in Gang und brummte:
– Nee Mutter, ich sage nischt!
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