Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans Dominik
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075831613
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welche die einzelnen Phasen der Sitzung in Washington, Bruchstücke der Reden an den Abendhimmel warfen, weckten immer neue Begeisterung. Europa atmete auf. Das seit Tagen in Bern versammelte Parlament schloß seine Sitzung mit einer glänzenden Rede des Präsidenten. Ein Glückwunschtelegramm flog über den Ozean.

      Walter Uhlenkort hatte Audienz bei Mynheer van Teeren, dem Präsidenten der Südafrikanischen Union. Er überbrachte ihm persönlich Empfehlungen seines Oheims Christian Harlessen, des Präsidenten der Vereinigten Europäischen Staaten. Nach kurzer Abschweifung wandte sich das Gespräch den letzten Ereignissen zu.

      »Sie kommen von Timbuktu, Herr Uhlenkort? … Nun, was haben Sie da gesehen, und was sagen Sie dazu?«

      »Ich sah, was ich leider schon vorher ahnte, vermutete.«

      »Sie ahnten … Was haben Sie vermutet?«

      »Ich fand bestätigt, was ich fürchtete. Dem Kaiser Augustus gibt diese Entdeckung einen Trumpf stärkster Art in die Hand. Die wissenschaftliche Erschließung dieser natürlichen Energiequelle hat eine ungeheure wirtschaftliche und politische Bedeutung. Mit einer solchen Naturkraft von Millionen von Pferdestärken läßt sich viel anfangen.«

      »So ist es, Herr Uhlenkort. Wir wissen’s und fürchten’s. Unser Ministerium hatte gestern Abend eine Sitzung, die sich bis tief in die Nacht hineinzog. Wir haben gesessen und konferiert, sind aber noch zu keiner Stellungnahme, zu keinem Entschluß gekommen. Eine Möglichkeit, den Schlag zu parieren, ließ sich nicht erkennen. Wir sind mehr denn je auf die Hilfe Europas angewiesen.

      Es ist mir daher außerordentlich angenehm, daß ich Gelegenheit habe, jetzt mit Ihnen gewissermaßen als mit einem Vertreter Europas Rücksprache zu nehmen. Ich hatte bereits heute früh eine Besprechung mit dem europäischen Botschafter. Er machte uns Hoffnungen, versprach, daß Europa uns nicht im Stich lassen würde, uns noch tatkräftiger als bisher unterstützen wolle.

      Es wurden auch Vorschläge gemacht, bei uns große Bohrungen anzulegen, um in unserem Lande vielleicht ähnliche Funde zu machen, ähnliche Energiequellen zu erschließen. Aber das kostet Zeit, sehr viel Zeit, die wir nicht mehr haben, erfordert außerdem Kapitalien, die unser Land unmöglich aufbringen kann. So sind wir leider zu der Ansicht gekommen, daß dieser Weg nicht gangbar ist, selbst wenn uns europäisches Kapital in der nötigen Höhe zur Verfügung gestellt werden könnte. Aber was ist zu tun?

      Sie, Herr Uhlenkort, haben dort am Tschadsee alles mit eigenen Augen gesehen. Sie wissen die Tragweite jener Entdeckungen genau abzuschätzen, und Sie haben auch Gelegenheit gehabt, sich hier über unsere Hilfsquellen zu informieren. Wenn Sie wieder nach Europa zurückkommen, so werden Sie Ihrem Oheim, Ihrer Regierung ein genaues Bild der Lage hier geben können.

      Die Verwicklungen, in die uns die ultimativ gestellten Forderungen des Kaisers Augustus betreffend die Gleichberechtigung beider Rassen gebracht hat, sind nach dieser Entdeckung am Tschadsee außergewöhnlich schwer. Es ist selbstverständlich, daß wir sie in der Form, in der sie gestellt wurden, nicht annehmen können. Aber es ist sehr schwer, ich möchte fast sagen, ausgeschlossen, sie unter diesen Umständen ganz abzulehnen.«

      Der Präsident schwieg, seine Züge sprachen deutlich von den Sorgen, die ihn drückten. Uhlenkort nahm das Wort zur Erwiderung:

      »So bliebe also, Herr Präsident, wieder die alte Frage: zu Kreuze kriechen – bedingungslos zu Kreuze kriechen – oder Krieg.«

      »So ist es, Herr Uhlenkort. Krieg oder Frieden, die alte, ewige Frage.

      Die Entscheidung liegt nicht bei uns, sondern bei Europa. Ist Europa gewillt, unseren Staat, diesen letzten Außenposten der weißen Rasse auf afrikanischem Boden, zu halten und nicht untergehen zu lassen, dann muß es uns mit allen Kräften zur Seite stehen.«

      »Das wird es!« Uhlenkort sah dem Präsidenten fest in die Augen.

      Dann – als trübe sich sein Blick – schaute er ins Weite.

      »Solange es kann.« Die Worte kamen kaum hörbar, für den Präsidenten unhörbar, von seinen Lippen. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und legte die Hand über die Augen.

      »Herr Uhlenkort!« Uhlenkort schaute auf.

      »Haben Sie Bedenken, Befürchtungen irgendwelcher Art?«

      Uhlenkort ließ die Hand sinken, sah in van Teerens Blicken den Schimmer der Angst. Mit einer starken Bewegung richtete er sich auf.

      »Europa wird bis zum letzten Atemzug an der Seite Südafrikas stehen.

      Sobald ich zurückgekehrt bin, werde ich alles tun, daß Ihnen jede nötige Hilfe, daß Ihnen insbesondere Mannschaften, Truppen, daß Ihnen das notwendige Menschenmaterial zugeht. Es wird schwere Kämpfe darüber geben. Viele Köpfe, viele Sinne. Das totalitär regierte Kaiserreich Afrika, wo nur einer gebietet, hat es leichter. Ich will, ist nicht, die Auswanderung noch stärker zu fördern. Dies Mittel, so gut es bisher schien, wirkt zu langsam, wo die Lage auf des Messers Schneide steht.

      Gewiß, wir haben von Anfang an bei dieser Auswanderung, Wert darauf gelegt, besonders waffengeübte junge Leute hinüberzuschicken, die sich hier mit Hilfe Ihrer Regierung eine Existenz suchen mußten und auch gefunden haben. Aber das genügt jetzt nicht mehr.«

      In den Augen des Präsidenten leuchtete es auf.

      »Herr Uhlenkort, glauben Sie wirklich, durchsetzen zu können, daß …«

      »Ich will es«, unterbrach ihn Uhlenkort. »Es geht ums Leben. Die Lage verlangt die Anwendung der stärksten Mittel. Wir werden Ihnen europäische Soldaten senden, vorläufig – ich sage vorläufig – ohne Ausrüstung … als Auswanderer!«

      »Und die diplomatischen Verwicklungen, die sich daraus mit Sicherheit ergeben dürften … schwierige diplomatische Verwicklungen …« Der Präsident sprach es.

      Walter Uhlenkort zuckte die Achseln. »Herr Präsident, diplomatische Verwicklungen schwieriger Art entstehen immer nur dann, wenn das Schwert locker sitzt. Wir müssen mit der Möglichkeit einer bewaffneten Auseinandersetzung rechnen.«

      Juanita Alameda entstieg dem Kraftwagen und betrat die Vorhalle des Delarey-Hotels in Kapstadt. Einen Augenblick verweilte sie im Vorbeigehen bei dem Portier.

      »In einer halben Stunde wird ein Angestellter des Modehauses Princeton & Williams kommen, um mir eine Auswahl vorzulegen.

      Lassen Sie ihn in mein Zimmer führen.«

      »Sehr wohl, gnädige Frau!«

      Eine halbe Stunde später fuhr der Liftboy einen Herrn mit diversen Kartons hinauf und geleitete ihn in Juanitas Wohnzimmer.

      »Der Herr von Princeton & Williams!«

      Juanita erhob sich vom Schreibtisch.

      »Ganz recht. Lassen Sie sehen, was Sie gebracht haben.«

      Mit einer tiefen Verbeugung trat der Ankömmling auf die Dame zu.

      Doch kaum hatte der Liftboy das Zimmer verlassen, als er sich aufrichtete und mit gedämpfter Stimme sagte: »Bitte, meine Gnädigste?«

      Juanita trat dicht an ihn heran und flüsterte ihm kaum hörbar das Schlüsselwort zu. Dann trat sie zurück und sprach wieder mit lauter Stimme.

      »Bitte, wollen Sie die Stoffe hier auf diesem Tisch ausbreiten … Hier, ja! … Die Farbe ist doch … Ob es mich kleiden wird?«

      »Wir können einen kleinen Versuch machen. Vielleicht darf ich Ihnen den Stoff über die Schulter hängen?«

      Etwas umständlich bemühte er sich, die Stoffe über der Figur Juanitas zu drapieren. Bald trat er ein paar Schritte zurück, als wolle er die Wirkung besser beurteilen. Bald stand er wieder unmittelbar neben ihr, zog hier und dort eine Falte zu Recht und sprach.

      Sprach laut wie ein eifriger, pflichtbewußter Verkäufer von Princeton & Williams, wenn er entfernt vor ihr stand, und flüsterte unhörbar, wenn er dicht bei ihr die Stoffe zu Recht zog.

      Juanita stand, ließ sich behängen und drapieren