HUGO WIENER
Der Blöde und der Gscheite
Hugo Wiener
Der Blöde und der Gscheite
Die besten Doppelconferencen
Sketches, geschrieben für Karl Farkas, Maxi Böhm, Heinz Conrads, Fritz Muliar und Ernst Waldbrunn
Zeichnungen von Rudolf Angerer
Die CD »Farkas/Waldbrunn, Doppelconferencen« ist
bei Preiser Records erschienen (PR90041)
Besuchen Sie uns im Internet unter
10. Auflage 2012
© 1972 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Kurt Hamtil, verlagsbüro wien
Umschlagillustration: Foto Fayer
Gesetzt aus der 10,5/14,5 pt Fairfield Light
Printed in der EU
ISBN 978-3-85002-784-7
eISBN 978-3-902862-57-0
Inhalt
Dieses Buch stellt keinen Beitrag zur Kulturgeschichte des Wiener Kabaretts dar, es soll nur allen jenen eine Erinnerung sein, die die »SIMPL-DOPPELCONFÉRENCE«, wie sie KARL FARKAS und ERNST WALDBRUNN praktizierten, schätzten und liebten. Die Dialoge wurden absichtlicht nicht aktualisiert, es wurde nichts weggestrichen und nichts dazugeschrieben, sondern alles so belassen, wie es in den Jahren zwischen 1950 und 1965 von KARL FARKAS mit ERNST WALDBRUNN, MAXI BÖHM, HEINZ CONRADS und FRITZ MULIAR auf der Bühne des Wiener Kabaretts »SIMPL« gesprochen wurde.
HUGO WIENER
Was ist eine Doppelconférence
Danach gefragt, was eine »Doppelconférence« eigentlich sei, antworte ich: »›Eine Doppelconférence‹ ist ein Dialog zwischen einem G’scheiten und einem Blöden, worin der G’scheite dem Blöden etwas Gescheites möglichst gescheit zu erklären versucht, damit der Blöde möglichst blöde Antworten darauf zu geben imstande ist – mit dem Resultat, daß zum Schluß der Blöde zwar nicht gescheiter, aber dem Gescheiten die Sache zu blöd wird. Beide haben daher am Ende nichts zu lachen. Dafür desto mehr das Publikum ...«
FARKAS (kommt vor den Vorhang): In unserem nächsten Bild führen wir Sie in einen Schönheitssalon – und zwar in einen Herrenschönheitssalon – zu einem Vorstadtfriseur. Eigentlich wären wir ja jetzt an der Stelle im Programm angelangt, an der eine sogenannte »Doppelconférence« folgen müßte. Wer unsere beiden letzten Revuen gesehen hat, wird sich erinnern, daß wir immer erklären: »Es gibt keine Doppelconférence mehr!«, »Doppelconférencen sind nicht mehr modern!« usw. – und daß sich dann gerade aus diesem »Es gibt keine Doppelconférence mehr!« eine neue Doppelconférence entwickelt. Wir machen das so wie die Politiker, die auch immer behaupten: »Es gibt keinen Krieg mehr!«, »Kriege sind unmodern!« – die sich zusammensetzen, um den Frieden zu besprechen – bei diesem Zusammensetzen kommt es zu Auseinandersetzungen – und aus diesen Auseinandersetzungen geht der nächste Krieg hervor.
Gewiegte Kabarettbesucher erkennen ja die Doppelconférence auf den ersten Blick. Sie wissen, wenn zwei auf die Bühne kommen: »Aha! Jetzt ist der eine der Gescheite, der andere der Blöde – der Blöde versteht nicht, was der Gescheite spricht – dabei ist der Gescheite meistens auch blöd!« usw. usw. – Es wird aber auch andere im Publikum geben, die nicht so oft ins Kabrett gehen – die, wenn zwei Herren auf die Bühne kommen, naiv und unschuldig unten sitzen und gar nicht ahnen, was für ein entsetzlicher Blödsinn auf sie zuzukommen droht – und diesen Herrschaften möchte ich jetzt das Rezept zu einer Doppelconférence geben. Sie sollen auch wissen, was sich da vorbereitet, wenn plötzlich zwei Künstler vor den Vorhang treten. Ich sage zwei Künstler – in unserm Fall ist es ja nur ein Künstler und der Waldbrunn.
Hören Sie also das Rezept: Man nehme einen äußerst intelligenten, gutaussehenden Mann – das bin ich – und lasse ihn ein paar einführende Worte über das nächste Bild sprechen. Zum Beispiel: »Ich führe Sie jetzt in einen Schönheitssalon – und zwar in einen Herrenschönheitssalon – zu einem Vorstadtfriseur!« Jetzt ist es soweit, jetzt kommt der zweite – also der »Blöde« – dazu. Und zwar mit dem dümmsten und unpassendsten Satz, der einem Autor einfallen kann. Zum Beispiel:
WALDBRUNN (tritt auf): Karl! Bei dir zu Haus’ brennt’s!
FARKAS (zum Publikum): Das ist doch wirklich ein blöder Satz! Ich gehe natürlich darauf ein und frage ihn: Hast du die Feuerwehr verständigt? Drauf sagt er:
WALDBRUNN: Nein. Ich wollte dich erst fragen, ob du versichert bist.
FARKAS (zum Publikum): Doppelconférence! Aber gehen wir weiter! (Zu Waldbrunn) Bist du versichert?
WALDBRUNN: Nein. Mein Vater war versichert – jetzt ist er gestorben, und man will mir die Prämie nicht bezahlen.
FARKAS: War er auf Ableben versichert?
WALDBRUNN: Nein. Gegen Feuer.
FARKAS: Warum soll man dir dann die Prämie bezahlen?
WALDBRUNN: Er hat sich verbrennen lassen.
FARKAS (zum Publikum): Doppelconférence! – Gehen wir weiter!
WALDBRUNN: Ich brauche, Gott sei Dank, die Versicherungssumme nicht, weil ich sowieso auswandere.
FARKAS: Du wanderst aus? Wo wanderst du hin?
WALDBRUNN: Nach Italien.
FARKAS: Nach Italien? Du beherrschst doch nicht einmal die Landessprache.
WALDBRUNN: