Der Mondstein. Уилки Коллинз. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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aufgestört hatte.

      Achtes Capitel

      Hier finde ich es nöthig, einen Augenblick in meiner Erzählung inne zu halten.

      Meine eigenen Erinnerungen und Penelopes Tagebuch, das ich zu Rathe gezogen habe, machen es zulässig, über die Zeit zwischen Herrn Franklin Blakes Ankunft und Fräulein Rachels Geburtstag rasch hinwegzugehen. Denn während dieser Zeit gingen die Tage meistentheils ohne bemerkenswerthe Ereignisse vorüber.

      Mit der gütigen Erlaubniß des Lesers werde ich also hier unter Penelopes Beihilfe nur einige Daten verzeichnen; und behalte mir die Wiederaufnahme der tageweisen Erzählung der Geschichte bis zu dem Zeitpunkte vor, wo die Mondstein-Affaire die wichtigste Angelegenheit für Jedermann in unserem Hause wurde.

      Nachdem ich das vorangeschickt habe, können wir jetzt wieder fortfahren, indem wir zunächst auf die Flasche mit süßriechender Tinte, die ich in jener Nacht aus dem Kieswege fand, zurückkommen.

      Am nächsten Morgen (den 26.) zeigte ich dieses Jongleurding Herrn Franklin und erzählte ihm davon, was dem Leser bereits bekannt ist. Nach seiner Meinung hatten die Indier es bei ihrem Herumtreiben nicht nur auf den Diamanten abgesehen, sondern waren wirklich thörigt genug, an ihren eigenen Zauber zu glauben, womit er das Bestreichen des Kopfes und das Ausgießen der Tinte in der Hand des Knaben meinte, welches diesen befähigen sollte, Dinge und Personen zu sehen, die für ein gewöhnliches Auge nicht sichtbar seien. Herr Franklin belehrte mich, daß es nicht nur im Orient, sondern auch in unserem eigenen Lande Leute gebe, die diesen sonderbaren Hokuspokus (wenn auch ohne die Tinte) treiben und denselben mit einem französischen Namen bezeichnen, der ungefähr so viel bedeutet wie Hellseherei.

      »Ganz gewiß,« sagte Herr Franklin, »rechneten die Indier fest darauf, daß wir den Diamanten hier behalten würden, und brachten darum den clairvoyanten Jungen her, damit er ihnen die Stelle zeige, wo der Diamant liege, für den Fall, daß es ihnen in voriger Nacht gelingen sollte, sich in das Haus zu schleichen.«

      »Glauben Sie, Herr Franklin,« fragte ich, »daß die Kerle die Sache noch einmal versuchen werden?«

      »Das,« erwiderte Herr Franklin, »hängt von dem Grade der Hellsichtigkeit des Jungen ab. Wenn er den Diamanten durch den eisernen Schrank der Bank von Frizinghall hindurch sehen kann, so werden uns die Indier zunächst mit ihrem Besuche nicht mehr incommodiren. Wenn er das nicht kann, so werden wir bald genug wieder eine Chance haben, ihrer im Gebüsch habhaft zu werden.«

      Ich sah dieser Chance ziemlich zuversichtlich entgegen, aber merkwürdiger Weise trat sie nie ein.

      Ob die Jongleurs in der Stadt erfahren hatten, daß Herr Franklin in der Stadt gewesen sei und demgemäß ihre Schlüsse gezogen hatten, oder ob der Junge wirklich den Diamanten an seinem jetzigen Platze gesehen (woran ich aber ein- für allemal nicht glaube), oder ob es wirklich nur ein reiner Zufall war – so viel ist gewiß, von den Indiern zeigte sich während der Wochen, die bis zu Fräulein Rachels Geburtstag vergingen, keine Spur wieder bei dem Hause. Die Jongleurs trieben ihre Taschenspielerkünste in und um die Stadt ungestört fort, und Herr Franklin und ich warteten die Entwickelung der Dinge ruhig ab, entschlossen, die Spitzbuben nicht etwa dadurch behutsam zu machen, daß wir sie unsern Argwohn zu bald merken ließen. Das ist Alles, was ich für den Augenblick über die Indier zu sagen habe.

      Am 29. des Monats erfanden Fräulein Rachel und Herr Franklin ein neues Mittel, sich die Zeit, die sonst schwer auf ihnen gelastet haben würde, gemeinschaftlich zu vertreiben. Ich habe meine Gründe, schon jetzt von der Beschäftigung, mit der sie sich unterhielten, besondere Notiz zu nehmen. Der Leser wird finden, daß dieselbe mit künftigen Dingen eng zusammenhängt.

      Vornehmen Leuten steht gewöhnlich im Leben ihre eigene Trägheit im Wege. Indem sie ihr Leben meistentheils damit zubringen, sich nach einer Beschäftigung umzusehen, gerathen sie nur zu oft, besonders wenn ihre Neigungen, wie sie es nennen, geistiger Natur sind, blindlings auf Abwege. In den meisten Fällen mißhandeln oder verderben sie Etwas, und glauben Etwas für ihre Bildung zu thun, während sie in Wahrheit nur Unheil im Hause anstiften. Ich habe, wie ich leider bekennen muß, sowohl Damen wie Herren Tag für Tag mit leeren Pillendosen ausgehen sehen, die sie mit Eidechsen, Käfern, Spinnen und Fröschen gefüllt nach Hause brachten, um dann die armen Bestien auf Nadeln zu spießen oder ohne Spur von Gewissensbissen in Stücke zu zerschneiden. Da sieht man die jungen Herren oder das Fräulein mit einem Vergrößerungsglas ihre Spinnen betrachten, oder begegnet einem ihrer Frösche ohne Kopf auf der Treppe, und wenn man fragt, was die grausame Quälerei zu bedeuten habe, so wird Einem gesagt, daß es eine naturwissenschaftliche Liebhaberei des jungen Herrn oder des Fräuleins bedeute. Wieder ein anderes Mal beschäftigen sie sich stundenlang damit, eine hübsche Blume mit spitzen Instrumenten zu zerpflücken, nur aus dummer Neugierde, zu erfahren, woraus die Blume gemacht ist. Wird etwa die Farbe der Blume dadurch schöner, oder ihr Geruch angenehmer, daß sie das erfahren? Aber die armen Menschen müssen ja ihre Zeit hinbringen. Als Kinder haben sie in häßlichem Schmutze herumgewühlt und Puddings aus Erde gemacht, und wenn sie erwachsen sind, wühlen sie in häßlicher Wissenschaft herum und seciren Spinnen und zerpflücken Blumen. In dem einen Fall wie in dem andern erklärt sich die Sache daraus, daß sie in ihrem armen, leeren Kopf nichts zu denken, und mit ihren armen, trägen Händen nichts zu thun haben. Und so kommen sie endlich dahin, Leinewand mit Farben zu verschmieren und einen übeln Geruch in’s Haus zu bringen, oder Kaulquappen in einem Glaskasten mit schmutzigem Wasser aufzubewahren, bei deren Anblick sich Einem das Herz im Leibe herumdreht, oder überall Stückchen Stein abzuhauen und dabei alle Lebensmittel im Hause mit Sand zu versetzen, oder sich die Finger beim Photographiren zu beschmutzen und erbarmungslos Jedem im Hause sein Gesicht abzunehmen. Für die, welche gezwungen sind, sich ihr Brod zu verdienen, ist es gewiß oft hart genug, für ihre Kleider, ihre Wohnung und ihre Nahrung arbeiten zu müssen. Aber wenn solche Leute ihr härtestes Tagewerk mit der Arbeit der Müßiggänger vergleichen, welche Blumen zerpflücken und Spinnenmagen durchbohren, so können sie ihrem Schöpfer noch danken, daß sie Etwas im Kopfe und in den Händen haben, woran sie denken und womit sie arbeiten müssen. Was nun Herrn Franklin und Fräulein Rachel anlangt, so mißhandelten sie, wie ich mit Vergnügen melden kann, Nichts. Sie beschränkten sich vielmehr daraus, Etwas zu verderben, und Alles, was sie verdarben, war die Füllung einer Thür.

      Herr Franklin, der sich als Universalgenie mit Allem befaßte, trieb auch, wie er es nannte, Decorationsmalerei. Er hatte, wie er uns erzählte, eine neue Mischung zur Anfeuchtung der Farben erfunden, welche er als ein vorzügliches Bindemittel beschrieb. Woraus dasselbe bestand, weiß ich nicht. Was es bewirkte, kann ich mit zwei Worten sagen: es stank. Da Fräulein Rachel vor Begierde brannte, sich in der neuen Procedur zu versuchen, ließ Herr Franklin die Materialien dazu von London kommen, mischte sie und verbreitete damit einen Geruch im Hause, der selbst die Hunde zum Niesen brachte, band Fräulein Rachel eine Schürze mit einem Latz vor und etablirte sie zu einer Decorirung ihres eigenen kleinen Wohnzimmers, das in Ermangelung eines bezeichnenden englischen Ausdrucks ein »boudoir« genannt wurde. Mit der inneren Seite der Thür fingen sie an. Herr Franklin kratzte allen schönen Firniß mit Bimsstein ab und präparirte auf diese Weise eine Fläche, wie sie nach seiner Behauptung zur Bearbeitung nöthig war. Fräulein Rachel bedeckte dann diese Fläche unter seiner Leitung und mit seiner Hilfe mit Mustern und Sinnbildern, Greifen, Vögeln, Blumen, Amoretten und dergleichen mehr – Alles nach Zeichnungen eines berühmten italienischen Malers, ich kann nicht auf den Namen kommen – ich meine den, der die Welt mit Jungfrau-Marien versorgt hat und ein Bäckermädchen zum Liebchen hatte. Als Beschäftigung betrachtet, war dieses Decoriren ein langweiliges und schmutziges Stück Arbeit. Aber unser junger Herr und unser Fräulein schienen seiner nie überdrüssig zu werden. Wenn sie nicht ausritten oder Gesellschaft bei sich hatten, oder ihre Mahlzeiten einnahmen, oder ihre Musik machten, saßen sie Kopf an Kopf, emsig wie die Bienen, vor der Thür und verschmierten sie. Wer war doch noch der Dichter, der gesagt hat, daß Satan auch durch unbeschäftigte Hände Unheil anzustiften weiß? Hätte er meine Stelle im Hause eingenommen und Fräulein Rachel mit ihrem großen Pinsel und Herrn Franklin mit seinem Bindemittel gesehen, so hätte er über Beide nichts Passenderes sagen können.

      Der nächste erwähnenswerthe Tag war der 1. Juni, ein Sonntag. An dem Abend dieses Tages discutirten wir im Domestikenzimmer eine häusliche Frage, die, wie das Decoriren