»Das kocht das Blut, das ist der Kräfte Ueberfluß.« Ader wir wollen nicht zu streng gegen Hamlet sein: er leidet; und seine Leiden sind schmerzhafter und ätzender als die Don Quichotte’s. Jenen schlagen grobe Hirten oder Verbrecher, die durch ihn ihre Freiheit wiedergewinnen; Hamlet fügt sich selbst Wunden zu, er martert sich selbst. Auch in seinen Händen befindet sich ein Schwert: das zweischneidige Schwert der Analyse.
Don Quichotte, wir müssen es gestehen, ist unbedingt lachenerregend. Seine Figur ist vielleicht die allerkomischste, die je ein Dichter gemalt hat. Sein Name ist sogar im Munde des russischen Bauern zum Spottnamen geworden. Ich hatte Gelegenheit, mich davon mit eigenen Ohren zu überzeugen. Wir brauchen nur an ihn zu denken, um sofort in unserer Vorstellung eine hagere, eckige, buckelnasige Figur heraufzubeschwören, in einen karikirten Panzer geschnürt, sitzend auf dem hinfälligen Gerippe eines kläglichen Rosses – jener unglückseligen, immer hungernden und geprügelten Rosinante, der man eine gewisse, halb spaßige, halb rührende Theilnahme nicht versagen kann. Don Quichotte ist lachenerregend . . . unter unserm Spott aber birgt sich ein versöhnendes und gleichzeitig sühnendes Geständniß – und wenn mit Recht gesagt wird: »was du verlachst, dem wirst du noch dienen«, so kann man hinzufügen: wen du verspottest, dem hast du verziehen, den kannst du sogar noch liebgewinnen. Hamlets Aeußeres dagegen ist anziehend. Seine Melancholie, sein blasses, obwohl nicht abgezehrtes Aussehen (seine Mutter bemerkt, daß er fett sei – »our son is fat«) seine schwarze Sammetkleidung, die Feder auf dem Hute, sein elegantes Benehmen, die unbezweifelte Poesie seiner Sprache, das ihn nie verlassende Gefühl des Vorzugs vor allen andern Menschen neben der giftigen Freude an seiner Selbsterniedrigung – Alles gefällt an ihm, Alles bezaubert. Jeder fühlt sich geschmeichelt, ein Hamlet genannt zu werden, Niemandem würde es angenehm sein, den Beinahmen »Don Quichotte« verdient zu haben. »Hamlet Baratinsky« – so schreibt Puschkin an seinen Freund. Ueber Hamlet sich lustig zu machen, würde Niemandem einfallen; und darin liegt eben seine Verurtheilung: ihn zu lieben, ist fast unmöglich. Nur solche Menschen, die Horatio ähnlich sind, sind im Stande, eine Anhänglichkeit an ihn zu gewinnen. Wir werden von solchen Menschen später noch reden. Theilnahme schenkt ihm Jedermann, und das ist auch verständlich: fast ein Jeder findet bei ihm seine eigenen Züge. Aber ihn lieben – ich wieder- hole es – ist unmöglich, weil er selbst Niemanden liebt.
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