Memoiren einer Favorite. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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in London, in meinem Haus in Piccadilly.«

      Ich sah Amy fragend an.

      »Fragen Sie Emma,« sagte, sie. »Ich stehe ganz zu Ihren Befehlen, Mylord.«

      »Ich werde warten, wo es Ihnen beliebt, Mylord,« antwortete ich, »in der Hoffnung, daß die Antwort, die Sie uns bringen, eine gute sein werde. Nur —« setzte ich hinzu.

      »Nur —« wiederholte der Admiral.

      »Nur muß ich bis zehn Uhr abends zu Hause sein.«

      »Es wird Ihnen frei stehen, sich zu entfernen, sobald es Ihnen beliebt. Da aber die Antwort sich verzögern und mich selbst ziemlich lange aufhalten kann, so werden Sie eine Tasse Tee und ein Stück Kuchen genießen. Dann gebe ich Ihnen Ihre Freiheit zurück, und bitte Sie um die meinige, was ich ganz gewiß nicht tun würde, wenn ich Sie nicht verließe, um Ihnen einen Dienst zu leisten.«

      Er schlug auf eine laut dröhnende chinesische Glocke.

      Ein Diener trat ein.

      »Den Tee,« befahl der Admiral. Ohne Zweifel war alles schon im voraus angeordnet, denn wenige Augenblicke darauf trat der Diener wieder ein und brachte einen mit Konfitüren bedeckten Präsentierteller, den er auf einen Tisch setzte.

      »Nun, meine schöne Bittstellerin, machen Sie jetzt die Honneurs beim Tee,« sagte der Admiral zu mir.

      Ich gehorchte ihm errötend und verlegen und schenkte eine Tasse Tee ein, welche ich dem Admiral mit einer Hand präsentierte, indem ich ihm mit der anderen den Zucker darbot und dabei zugleich einen Knix machte, so wie man mich in der Pension gelehrt.

      »In der Tat,« sagte Sir John zu mir, »man hatte mir nicht zu viel gesagt. Sie sind wirklich anbetungswürdig!«

      Ich warf einen vorwurfsvollen Blick auf Amy.

      Die dem Admiral soeben entschlüpfte Bemerkung bewies mir, daß mein Besuch nicht, wie ich glaubte, vorausgesehen, sondern erwartet worden war.

      »Nehmen Sie es Amy übel, daß sie mir gesagt, sie hätte das schönste Wesen der Welt zur Freundin, und nehmen Sie mir es übel, daß ich Sie zu sehen gewünscht habe?« fragte der Admiral. »Wenn Sie dies täten, so wären Sie sehr grausam, denn Sie hätten, wenn Sie sich geweigert zu kommen, aus Ihrem Freund Dick einen Matrosen gemacht, was, wie mir scheint, durchaus nicht der Beruf des jungen Mannes ist, und Sie hätten mir nicht erlaubt, mich Ihren Diener zu nennen, was gleichwohl mein Beruf zu sein scheint.«

      Ich wußte nicht, was ich auf dieses so leicht hingeworfene, aber durchaus nicht ehrerbietige Kompliment sagen sollte. Er hielt mir seine Tasse hin, damit ich einige Tropfen Sahne hineingösse, und er konnte sehen, wie meine Hand zitterte.

      »Wie! hier vereiniget sich also alles – Tugend, Zartgefühl und Keuschheit – abgesehen von Schönheit und Jugend,« murmelte er.

      Ich betrachtete ihn mit erstauntem Blick.

      »Haben Sie vielleicht einmal Hamlet spielen sehen?« fragte er mich.

      »Nein,« antwortete ich.

      »Wohlan, was ich Ihnen soeben gesagt, ist dasselbe, was Hamlet zu Ophelia sagt, als er erstaunt ist, so viel Anmut, Liebe und Züchtigkeit in einer und derselben Person vereinigt zu finden.«

      Ich schüttelte den Kopf.

      »Und,« fuhr Sir John fort, »da Ophelia nicht an die Liebe des Prinzen von Dänemark glaubt, so setzt er hinzu:

      »Zweifle an der Sonne Klarheit,

      Zweifle an der Sterne Licht,

      Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit,

      Nur an meiner Liebe nicht.«

      Sir John ergriff mich bei beiden Händen, gab seiner Stimme den zärtlichsten Ausdruck und fuhr fort:

      »O liebe Ophelia, es gelingt mir schlecht mit dem Silbenmaße und ich besitze nicht die Kunst meine Seufzer zu messen, aber daß ich dich bestens liebe, o Allerbeste, das glaube mir.«

      »Und was antwortet Ophelia auf diese Verse?« fragte ich.

      Sir John erhob sich.

      »Hamlet,« sagte er, »läßt ihr nicht Zeit zum Antworten. Er entfernt sich und verläßt sich darauf, daß selbst in seiner Abwesenheit das Herz der Person, die er liebt, für ihn sprechen werde.«

      »Sie verlassen uns also auch?« fragte ich Sir John.

      »Nach drei Uhr würde ich die Lords der Admiralität nicht mehr beisammen finden und ich will wenigstens das Verdienst besitzen, mein Versprechen zu halten und Ihnen heute noch eine Antwort zu bringen, mag dieselbe nun gut oder schlimm ausfallen.«

      »Und wir?« fragte Amy.

      »Sie,« sagte Sir John, »Sie werden die Güte haben, mich in Piccadilly zu erwarten, wohin mein Diener Sie begleiten wird.«

      »Werden Sie mittlerweile dem armen Dick wenigstens vierundzwanzig Stunden Urlaub geben?«

      »Ja,« sagte Sir John lachend, »aber nur, dafern Miß Emma mir mit ihrem Worte dafür bürgt, daß der Bursche nicht desertiert, denn in diesem Falle würde Miß Emma mit ihrer eigenen Person für ihn haften.«

      »Hörst du, Emma?« sagte Amy.

      Ich reichte Sir John die Hand.

      »Ich gebe Ihnen mein Wort darauf, Mylord,« sagte ich zu ihm.

      »Nun,« sagte der Admiral, »wünsche ich weiter nichts, als daß der Bursche bis ans Ende der Welt davonlaufe. Wollen Sie mit mir kommen, damit ich Sie ans Land bringen kann?«

      »Wir sind,« sagte ich, »Ihretwegen, Mylord, an Bord dieses Schiffes gekommen und von dem Augenblicke an, wo Mylord es verläßt, haben wir keinen Grund mehr, länger zu bleiben.«

      Sir John schlug abermals auf die Glocke und derselbe Diener trat wieder ein.

      »Die Jolle!« befahl der Admiral.

      »Sie liegt bereit, Mylord.«

      »Ihr werdet mit uns ans Land kommen, und diese Damen nach Piccadilly begleiten. Um sieben Uhr wird soupiert.«

      Ich wollte in bezug auf dieses Souper eine Bemerkung machen, Sir John aber ließ mir nicht Zeit dazu, sondern bot mir den Arm und führte mich nach der Treppe. Sämtliche Offiziere waren von der Kajüte bis zur Treppe in doppelter Reihe aufgestellt.

      Ich senkte nicht bloß die Augen, sondern auch das Haupt, denn alle Blicke lasteten gewissermaßen auf meiner Stirn und beugten dieselbe nieder.

      Ich sah mich in der Jolle, ohne recht zu« missen, wie ich hineingekommen war. Ich hörte Sir Johns Stimme, welcher Dick befahl, uns zu folgen. Dann stieß das Boot leicht wie ein Vogel von dem Schiffe ab und näherte sich dem Ufer.

      Hier wartete Sir Johns Equipage. Daneben stand unser bescheidener Mietwagen.

      »Sie wollen doch nicht in diesem Fuhrwerke nach London zurückkehren?« fragte der Admiral.

      »Wie sollen wir anders dahin zurückgelangen?« fragte ich.

      »Piccadilly ist auf meinem Wege, ich werde Sie im Vorüberfahren dann absetzen.«

      Er winkte seinem Diener, welcher den Kutscher unseres Mietwagens bezahlte. Dann öffnete er selbst den Schlag seines Wagens und ließ mich zuerst einsteigen, während Amy einige Worte mit Dick wechselte, um ihn an einen Ort zu bestellen, wo sie ihm von Sir Johns Schritten Rechenschaft geben könnte.

      Dick, der weniger stolz war, als wir, bemächtigte sich des Mietmagens und ließ sich im Triumphe nach London zurückfahren.

      Sir John setzte sich auf den Vordersitz und überließ uns die beiden Hinterplätze. Der Diener setzte sich neben den Kutscher, der Wagen rollte fort, während ich mich in ganz andere Träume versenkt sah, als die waren, mit welchen ich meine Wohnung verlassen.

      Für mich hatte das Leben in der Tat ein sich unaufhörlich drehendes Rad zum Symbol. Aber in welcher Richtung drehte sich dieses Rad? Geschah es, um mich zu erhöhen, oder geschah es vielmehr, um mich zu erniedrigen?

      War ich seit dem Tage, wo