La San Felice Band 5. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
wollen, eben so haßte sie ihre Gebieterin unwillkürlich und gewissermaßen ebenfalls ohne es zu wollen.

      »O,« murmelte sie, es wird nicht allzu lange dauern, so ist er vollständig wieder genesen. Dann wird er das Haus verlassen und sie wird dann ihrerseits Schmerz empfinden.«

      Bei diesen schlimmen Gedanken kehrte das Lächeln wieder auf ihre Lippen zurück und die Thränen trockneten in ihren Augen.

      Jedesmal, wo der Doctor Cirillo kam – und seine Besuche wurden immer seltener – beobachtete Giovannina auf seinem Gesicht den Ausdruck von Freude über den Fortschritt, welchen der sich immer mehr bessernde Zustand des Verwundeten machte, und bei jedem Besuche wünschte und fürchtete sie gleichzeitig, daß der Arzt den Kranken für vollständig genesen erkläre.

      Am Vorabende des Tages, wo gleichzeitig das Geläute der Glocken und der Donner der Kanonen sich vernehmen ließ, fand Doctor Cirillo sich abermals ein, und sprach mit strahlendem Lächeln, nachdem er Salvato's Athemzug untersucht, ihm mehrmals auf die Brust gepocht und erkannt, daß der Schall immer mehr von seiner Mattigkeit verlor, die Worte, welche gleichzeitig in zwei Herzen, ja sogar in dreien widerhallten:

      »Na, in zehn bis zwölf Tagen kann unser Patient zu Pferde steigen und dem General Championnet selbst Kunde von seinem Befinden bringen.«

      Giovannina hatte bemerkt, daß bei diesen Worten zwei große Thränen in Luisas Augen traten, daß sie dieselben nur mit Mühe zurückzuhalten vermochte und daß der junge Mann sehr bleich ward.

      Was sie selbst betraf, so fühlte sie lebhafter als jemals jene doppelte Empfindung von Freude und Schmerz, welche sie schon mehr als einmal in sich wahrgenommen.

      Unter dem Vorwande, Cirillo das Geleite zu geben, war Luisa diesem, als er sich wieder entfernte, gefolgt. Giovannina ihrerseits hatte den Beiden nachgeschaut, bis sie verschwunden waren. Dann war sie an das Fenster, ihr gewöhnliches Observatorium, getreten.

      Fünf Minuten später sah sie den Doctor den Garten verlassen, und da ihre Herrin nicht unmittelbar wieder in das Zimmer des Verwundeten trat, so sagte sie:

      »Ha, sie weint, sie weint!«

      Nach Verlauf von zehn Minuten trat Luisa wieder ein.

      Giovannina bemerkte, daß ihre Augen, trotzdem, daß sie dieselben mit frischem Wasser benetzte, noch roth waren, und murmelte wieder:

      »Sie hat geweint.«

      Salvato seinerseits hatte nicht geweint. – Thränen schienen diesem ehernen Antlitze etwas Unbekanntes zu sein.

      Als Luisa das Zimmer verlassen hatte, war ein Kopf blos auf die Hand gesunken und er schien gegen Alles, was ihn umgab, so gleichgültig zu werden, als ob er in eine Bildsäule verwandelt worden wäre. Es war dies überhaupt sein gewohnter Zustand, wenn Luisa nicht in seiner Nähe war.

      Bei ihrem Wiedereintritte, ja noch ehe sie wieder eintrat, das heißt beim Geräusch ihrer Tritte, richtete er den Kopf empor und lächelte, so daß diesmal, wie immer, das Erste, was sie beim Wiedereintritte in das Zimmer sah, das Lächeln des Mannes war, den sie liebte.

      Das Lächeln ist die Sonne der Seele und ihr geringster Strahl genügt, um jenen Thau des Herzens zu trocknen, welchen man die Thränen nennt.

      Luisa ging gerade auf den jungen Mann zu, bot ihm beide Hände und lächelte ebenfalls.

      »O, wie glücklich bin ich, daß Sie nun ganz außer aller Gefahr sind!«

      Am nächsten Tage war Luisa bei Salvato, als gegen ein Uhr Mittags das Geläute der Glocken und die Geschützsalven begannen. Die Königin hatte die Depesche ihres erhabenen Gemahls erst um elf Uhr Morgens erhalten, und es hatte zweier Stunden bedurft, um die zu dieser freudigen Kundgebung erforderlichen Befehle zu ertheilen.

      Salvato zuckte, wie wir gesagt haben, bei diesem doppelten Getöse auf einem Sessel zusammen. Er richtete sich auf seine Füße empor. Seine Stirn runzelte sich, und seine Nüstern erweiterten sich, als ob er schon den Pulverdampf, nicht der öffentlichen Freudenfeste, sondern des Schlachtfeldes witterte, und er fragte, indem er bald Luisa, bald die Zofe ansah:

      »Was ist das?«

      Die beiden Frauen machten gleichzeitig eine ähnliche Geberde, welche bedeutete, daß sie Salvato's Frage nicht beantworten konnten.

      »Geh, und erkundige Dich, Giovannina,« sagte Luisa. »Wahrscheinlich ist heute ein Fest, welches wir vergessen haben.«

      Giovannina verließ das Zimmer.

      »Was für ein Fest?« fragte Salvato, indem er Luisa ansah.

      »Welchen Monatstag haben wir heute?« fragte diese.

      »O,« sagte Salvato, »es ist schon lange her, daß ich die Tage nicht mehr zähle.«

      Und mit einem Seufzer setzte er hinzu:

      »Heute will ich aber wieder anfangen.«

      Luisa streckte die Hände nach einem Kalender aus.

      »In der That,« sagte sie ganz freudig, »wir haben heute den ersten Adventsonntag.«

      »Ist es denn,« fragte Salvato fort, »in Neapel gebräuchlich, die Ankunft unsers Herrn und Heilandes durch Kanonensalven zu feiern? Wenn es das Weihnachtsfest selbst wäre, dann könnte ich es mir allenfalls denken.«

      Giovannina trat wieder ein.

      »Nun?«, fragte Luisa.

      »Signora,« antwortete Giovannina, »Michele ist da.«

      »Was sagt er denn?«

      »O, ganz merkwürdige Dinge. Er sagt – doch, fuhr sie fort, »es wird am besten sein, wenn er Ihnen dies selbst erzählt, Signora. Sie werden dann selbst urtheilen.«

      »Ich komme wieder, mein Freund,« sagte Luisa zu Salvato, »ich will selbst hören, was unser Narr sagt.«

      Salvato antwortete durch eine Kopfbewegung und ein Lächeln.

      Luisa verließ das Zimmer.

      Giovannina machte sich nun darauf gefaßt, von Salvato ausgefragt zu werden.

      Sobald aber Luisa hinaus war, schloß er die Augen und versank wieder in eine gewöhnliche Unbeweglichkeit und Schweigsamkeit. Da sie nicht gefragt ward, so wagte sie nicht zu sprechen, wie große Lust sie auch dazu hatte.

      Luisa fand ihren Milchbruder im Speisezimmer.

      Sein Gesicht strahlte. Er hatte seine Festtagskleider angelegt und von seinem Hute flatterte eine Flut von Bändern.

      »Victoria!« rief er, als er Luisa erblickte. »Victoria, Schwesterchen! Unser großer König Ferdinand ist in Rom eingezogen; der General Mack ist auf allen Punkten siegreich, die Franzosen sind ausgerottet, die Juden werden verbrannt und die Jakobiner gehängt! Evviva la Madonna! – Nun, was ist Dir?«

      Diese Frage hatte ihren Grund darin, daß Luisa plötzlich blaß ward. Ihre Kräfte wurden ihr, als sie diese Nachricht vernahm, untreu, und sie sank auf einen Stuhl nieder.

      Sie begriff in der That nur Eins, und dieses war, daß, wenn die Franzosen siegten, Salvato bei ihr bleiben und dieselben sogar in Neapel erwarten konnte.

      Wurden dagegen die Franzosen besiegt, so mußte Salvato Alles, selbst sie, verlassen, um das Unglück seiner Waffenbrüder zu theilen.

      »Aber ich frage Dich, was Dir ist?«, sagte Michele.

      »Nichts, mein Freund; diese Nachricht ist aber so erstaunlich und unerwartet. – Bist Du derselben auch gewiß, Michele?«

      »Nun, hörst Du nicht die Glocken? Hörst Du nicht die Kanonen?«

      »Allerdings höre ich sie.«

      Und mit halber Stimme murmelte sie:

      »Unglücklicherweise wird auch er es hören.«

      »Wenn Du noch zweifelst,« sagte Michele, »so kommt hier der Chevalier San Felice, welcher Dir bestätigen wird, was ich gesagt habe. Er ist bei Hofe gewesen; er muß wissen, was dort für Nachrichten eingegangen sind.«

      »Mein Gemahl!« rief Luisa; »das ist ja gar nicht seine Stunde!«

      Und