La San Felice Band 3. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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sagte Cirillo, indem er sich rasch erhob, »nun lassen Sie uns keine Minute versäumen. Wo ist er?«

      »Dort,« sagte Luisa, indem sie nach dem Ende des Corridors zeigte.

      Cirillo machte eine Bewegung in der angedeuteten Richtung. Luisa hielt ihn zurück.

      »Aber –« sagte sie zögernd.

      »Nun, aber?« wiederholte Cirillo.

      »Hören Sie mich und ganz besonders entschuldigen Sie mich, mein Freund,« sagte sie zu ihm mit ihrer liebkosenden Stimme und indem sie ihre beiden Hände auf seine Schultern legte.

      »Ich höre, sagte Cirillo lächelnd. »Er liegt doch nicht etwa in den letzten Zügen?«

      »Nein, Gott sei Dank. Er befindet sich sogar, glaube ich, so gut, als ein Mensch in seiner Lage sich befinden kann, wenigstens war dies der Fall, als ich ihn vor zwei Stunden verließ. Dies ist es, was Sie erfahren mußten, ehe Sie ihn sehen. Ich wagte nicht, Sie rufen zu lassen, weil Sie der Freund meines Gatten sind und weil ich instinctartig fühlte, daß mein Gatte von all diesem nichts erfahren dürfe. Ich wollte keinem Arzte, dessen ich nicht sicher wäre, ein wichtiges Geheimniß anvertrauen, denn es liegt hier ein wichtiges Geheimniß zu Grunde, nicht wahr, mein Freund?«

      »Ja, ein furchtbares Geheimniß, Luisa.«

      »Ein königliches Geheimniß, nicht wahr?«, hob diese wieder an.

      »Ruhig! Wer hat Ihnen dies gesagt?«

      »Der Name eines der Mörder selbst.«

      »Sie erkannten diesen?«

      »Michele, mein Milchbruder, erkannte Pasquale de Simone. Aber lassen Sie mich ausreden. Ich wollte Ihnen also sagen, daß ich nicht wagte, Sie rufen zu lassen, und da ich auch keinen andern Arzt holen lassen wollte, als Sie, so bat ich eine zufällig anwesende Person, dem Verwundeten die erste Pflege zu widmen.«

      »Gehört diese Person dem Fache der Heilkunde an?« fragte Cirillo.

      »Nein, aber sie behauptet im Besitze von Geheimmitteln zu sein.«

      »Also irgend ein Charlatan.«

      »Nein; aber entschuldigen Sie mich, lieber Doctor; ich bin so unruhig, daß mein armer Kopf sich verwirrt. Mein Milchbruder Michele, der, welchen man Michele den Narren nennt, Sie kennen ihn wohl?«

      »Ja, und beiläufig gesagt, fordere ich Sie sogar auf, ihm nicht zu trauen. Er ist ein engagierter Royalist, in dessen Gegenwart ich nicht hier vorbeikommen möchte, wenn mein Haar à la Titus gestutzt wäre und ich Pantalons anstatt kurzer Beinkleider trüge. Er spricht von weiter nichts, als daß die Jacobiner gehängt und verbrannt werden müßten.«

      »Ja, aber er ist nicht fähig, ein Geheimniß zu verrathen, bei welchem ich in irgend einem Grade betheiligt wäre.«

      »Das ist wohl möglich. Unsere Leute aus dem Volke sind ein Gemisch von Gutem und Bösem, nur behauptet bei der Mehrzahl von ihnen das Böse die Oberhand. Was wollten Sie mir also von Ihrem Milchbruder Michele erzählen?«

      »Unter dem Vorwande, mir wahrsagen zu lassen – ich schwöre Ihnen, mein Freund, daß diese Idee von ihm, aber nicht von mir ausging – hatte er mir eine albanesische Zigeunerin zugeführt. Sie hatte mir allerhand thörichte Dinge prophezeit und war mit Einem Worte noch da, als ich jenen unglücklichen jungen Mann bei mir aufnahm. Sie ist es, die mit Hilfe der Kräuter, deren Heilkraft sie zu kennen vorgibt, das Blut gestillt und den ersten Verband angelegt hat.«

      »Hm!« sagte Cirillo in unruhigem Tone.

      »Was meinen Sie?«

      »Sie hatte doch keinen Grund zu Feindseligkeiten gegen den Verwundeten, nicht wahr nicht?«

      »Nein; sie kennt ihn nicht, und schien im Gegentheile an seiner Lage großes Interesse zu nehmen.«

      »Dann fürchten Sie also nicht, daß sie, um einen Zweck der Rache zu erreichen, vielleicht giftige Kräuter in Anwendung gebracht habe?«

      »Mein Gott!« rief Luisa erbleichend, was sagen Sie! Doch nein, es ist unmöglich. Der Verwundete schien, abgesehen von großer Schwäche, sogleich Linderung zu fühlen, als der Verband angelegt war.«

      »Diese Frauen, sagte Cirillo, wie mit sich selbst sprechend, »besitzen zuweilen in der That ganz vortreffliche Geheimnisse. Im Mittelalter, ehe die Wissenschaft mit Avicenna aus Persien und mit Averrhoé aus Spanien zu uns kam, waren sie die Vertrauten der Natur, und wenn die heutige Medicin weniger stolz wäre, so würde sie gestehen, daß sie ihnen einige ihrer besten Entdeckungen verdankt. Nur, meine theuere Luisa,« fuhr er fort, indem er sich wieder zu der Gattin des Chevalier wendete, »nur sind diese Geschöpfe sehr wild und eifersüchtig, und es würde dem Kranken Gefahr bringen, wenn die Wahrsagerin erführe, daß außer ihr noch ein anderer Arzt ihm seine Sorgfalt widmet. Suchen Sie daher sie zu entfernen, damit ich den Verwundeten allein sehen kann.«

      »Daran hatte ich auch schon gedacht, mein Freund, und ich wollte Sie eben davon in Kenntniß setzen,« sagte Luisa. »Jetzt, wo Sie Alles wissen und wo Sie sogar meinen Befürchtungen entgegengekommen sind, bitte ich Sie, mich zu begleiten. Sie werden in ein Nebenzimmer treten, ich werde Nanno unter irgend einem Vorwand entfernen und dann, o bester Doctor, sagte Luisa, indem sie die Hände faltete, wie sie vor Gott gethan haben würde, »dann werden Sie ihn retten, nicht wahr?«

      »Die Natur rettet, nicht wir, mein Kind, antwortete Cirillo; »wir unterstützen die Natur blos, das ist Alles, und ich hoffe, daß sie auch bereits für unsern lieben Verwundeten Alles gethan haben wird, was sie thun kann. Doch verlieren wir keine Zeit. In dergleichen Fällen hängt die Heilung in hohem Grade von der Schnelligkeit der Hilfeleistung ab. Wenn man sich auch auf die Natur verlassen muß, so darf man doch auch nicht verlangen, daß sie Alles thue.«

      »Nun, dann kommen Sie,« sagte Luisa.

      Sie ging voran und der Doctor folgte ihr.

      Man durchschritt die lange Reihe von Gemächern, welche zu dem Hause San Felice gehörten, dann öffnete man die Verbindungsthür, welche in das benachbarte Haus führte.

      »Ah,« sagte Cirillo, als er diese Combination des Zufalls bemerkte, welche bei diesem Ereigniß so gut zu Statten gekommen war, »das ist ganz vortrefflich. Ich verstehe, ich verstehe. Er ist nicht bei Ihnen, sondern bei der Herzogin Fusco. Es gibt eine Vorsehung, mein Kind.«

      Und mit einem Blick gen Himmel dankte Cirillo jener Vorsehung, an welche die Aerzte im Allgemeinen sonst so wenig zu glauben pflegen.

      »Dann muß er also versteckt gehalten werden, nicht wahr?« fragte Luisa.

      Cirillo verstand, was Luisa sagen wollte.

      »Ja, vor Jedermann ohne alle Ausnahme, verstehen Sie wohl? Würde eine Anwesenheit in diesem Hause, obschon es nicht das Ihrige ist, bekannt, so würde zunächst Ihr Gemahl auf grausame Weise compromittiert werden.«

      »Dann,« rief Luisa freudig, »hatte ich mich also doch nicht geirrt und ich habe wohl daran gethan, mein Geheimniß für mich zu behalten, nicht wahr?«

      »Ja, Sie haben wohl daran gethan, und ich will nur noch ein Wort hinzufügen, um Ihnen jedes Bedenken zu benehmen. Würde dieser junge Mann erkannt und festgenommen, so wäre nicht blos sein Leben in Gefahr, sondern auch das Ihrige, das Ihres Gemahls, das meinige und das noch vieler anderer Leute, welche mehr werth sind, als ich.«

      »O, Niemand besitzt größeren Werth als Sie, mein Freund, und Niemand weiß das besser als ich. Doch wir sind nun an der Thür, lieber Doctor. Wollen Sie einstweilen hier bleiben und mich zuerst eintreten lassen?«

      »Thun Sie es,« sagte Cirillo, indem er auf die Seite trat.

      Luisa legte die Hand auf das Schloß und ließ die Thür sich ohne das mindeste Knarren in ihren Angeln drehen.

      Ohne Zweifel waren alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, damit die Thür sich so ohne Geräusch öffne.

      Zum großen Erstaunen Luisa's fand sie den Verwundeten allein mit Nina, welche einen kleinen Schwamm in der Hand haltend ihm denselben auf die Brust hielt und mittelt eines sanften Druckes den Saft der von der Wahrsagerin gepflückten Kräuter darauf träufeln ließ.

      »Wo