Isaak Laquedem. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Drittel der bekannten Welt bedeckte, war eingestürzt, trotz seiner Ringmauer von Aurelian war Rom von Jedem eingenommen worden, der es hatte einnehmen wollen, von Alarich, von Genserich, von Odoacer, und es hatte die Barbaren, beständig Trümmer auf Trümmer häufend, um zwanzig Fuß die Oberfläche seines Bodens erhöhen sehen. Verwüstet, ausgeplündert, ausgeleert, war es endlich mit seinem Herzogthum, dem Papst Stephan II, von Pipin dem Kleinen geschenkt worden, welche Schenkung Karl der Große später bestätigte. So lange demüthig und flüchtig hatte das Kreuz, nun ebenfalls stolz und erobernd, nach und nach das Pantheon von Agrippa, die Antoniussäule und die Firste des Capitols gekrönt. Vom Giebel der Basilica des heiligen Peter hatte die geistliche Macht der Kirchenfürsten ihren Flug über das Weltall genommen; sie breitete sich im Norden bis nach Island, im Süden bis zur Meerenge von Gibraltar, im Osten bis zum Sinai, im Westen bis zum äußersten Vorgebirge Britanniens, dieses Hintertheils des europäischen Schiffes aus, an welchem sich die Wellen des atlantischen Meeres, fortgetrieben durch die Wellen Oceaniens, welche wiederum die Wellen des indischen Meeres antreiben, beständig brechen; doch die weltliche Gewalt der Päpste bricht sich in Rom eingeschlossen, das ihm Fuß für Fuß die furchtbaren Condottieri des Mittelalters streitig machen, an dem Theater des Marcellus und weicht vor dem Triumphbogen von Trajan zurück.

      Gerade aber an diesem Triumphbogen des Trajan fängt die Via Appia an.

      Was ist indessen unter allen diesen Revolutionen des Kaiserreichs, unter allen diesen Einfällen der Barbaren, unter dieser Verwandlung des Menschengeschlechts aus der großen Appia, der Königin der Straßen, dem Zugange zu den elysäischen Feldern geworden? Und warum stößt sie besonders eine so große Angst ein, daß die erschrockenen Bevölkerungen sich von ihr abwenden und einen Weg durch die Ebene schaffen, um nicht ihrem Lavapflaster zu folgen und die doppelte Linie ihrer einsinkenden Gräber zu vermeiden?

      Wie die Raubvögel, Adler, Geier, Falken, Weihen, Habichte haben sich Raubmenschen, – die Frangipani, die Gaëtani, die Orsini, die Colonna und die Savelli, – der verfallenen Gräber bemächtigt, Festungen daraus gemacht und auf der Spitze ihre Banner, nicht Ritterbanner, sondern Räuber- und Banditenbanner aufgepflanzt.

      Und dennoch, – eine seltsame Erscheinung, welche selbst die Soldaten, die auf der Torre Fiscale wachen und denen es in Betracht der Feierlichkeit des Tages verboten ist, einen Ausfall in die Ebene zu machen, nicht begreifen können, – indeß die anderen Pilger sich fortwährend mit derselben Sorgfalt von der antiken Straße entfernt halten, schreitet ein Mann allein, zu Fuß, ohne Waffen, auf diese Torre Fiscale, den Vorposten der langen Reihe von Festungen, zu, ohne sich von seinem Wege abbringen zu lassen.

      Die Soldaten schauen sich erstaunt an und fragen einander:

      »Woher kommt dieser Mann? . . . Wohin geht er? . . . Was will er?«

      Dann fügen sie lachend und mit einer drohenden Miene den Kopf schüttelnd bei:

      »Er ist sicherlich ein Narr!« . . .

      Woher dieser Mann kommt, werden wir sogleich sagen; wohin er geht, werden wir bald sehen; was er will, werden wir später erfahren.

      Der Reisende

      Dieser Mann kam von Neapel oder schien daher zu kommen.

      Bei Tagesanbruch hatte man ihn aus Genzano weggehen sehen. Hatte er in diesem Dorfe geschlafen? War er die ganze Nacht marschirt und hatte er die Pontinischen Sümpfe während der finstern Stunden durchwandert, wo das Fieber und die Banditen in der ungeheuren Wüste wachen?

      Niemand wußte es.

      Er folgte der Straße, welche von Genzano nach der Riccia führt; allmälig bevölkerte sich diese Straße mit Bauern und Bäuerinnen, die denselben Weg machten, wie er; denn er schien auch nach Rom zu gehen und in derselben Absicht, wie sie, – in der Absicht, den großen Segen zu empfangen.

      Doch gegen die Gewohnheit der Pilger, welche diese Fahrt vollbringen, sprach er mit Niemand, und Niemand sprach mit ihm; er ging mit mehr raschem, als langsamem Schritte, mit jenem gleichmäßigen Schritte, der den Reisenden, die einen weiten Weg zu machen haben, eigenthümlich ist, und dessen Regelmäßigkeit den Menschen bezeichnet, welcher durch oft wiederholte Wanderungen eine vollkommene Gewohnheit des Marschirens angenommen hat.

      Bei der Riccia machten die meisten Bauern einen Halt; die Einen begrüßten mit einem freundlichen guten Morgen ihre Freunde oder auch ihre einfachen Bekannten, die Andern gruppierten sich vor den Thüren der Schenken, um ein Glas Wein von Vellettri oder Orvierto zu trinken.

      Er grüßte Niemand, nahm nichts zu sich und zog seines Weges.

      Er kam nach Albano, wo beinahe alle Reisende anhalten, so große Eile sie auch haben mögen. Es gab zu jener Zeit viele eines Besuches würdige Ruinen in dieser Pathe von Alba Longa, die ihren Ursprung mitten in der Villa von Pompejus genommen hat und mit ihren achthundert Häusern und dreitausend Einwohnern nicht einmal die umfangreichen Gebäude ausfüllt, die der Kaiser Domitian der Villa des Siegers von Silarus, des Besiegten von Pharsalos hat beifügen lassen.

      Er hielt nicht an.

      Rechts hatte er, von Albano weggehend, das Grab von Ascan, dem Sohne von Aeneas, dem Gründer von Alba, gefunden, das ungefähr eine Meile vom Grabe von Telegonos, dem Sohne von Ulysses, dem Gründer von Tusculum, entfernt lag. In diesen beiden Städten und in diesen von zwei feindlichen Geschlechtern abstammenden Menschen hatten sich zwei Nationalitäten, die asiatische und die griechische, personificirt; unter den alten Königen von Rom, wie unter der römischen Republik, waren die beiden Städte Nebenbuhlerinnen und die beiden Einwohnerschaften feindlich gegen einander geblieben: der Zweikampf, den die Väter vor Troja begonnen, hatte sich in Rom zwischen den Kindern fortgesetzt. Die zwei Haupthäuser von Alba und von Tusculum waren das Haus Julia, aus dem Cäsar abstammte, und das Haus Porcia, aus dem Cato kam. Man kennt den furchtbaren Kampf dieser zwei Männer; nach einer Dauer von mehr als tausend Jahren endigte der Zweikampf von Troja in Utica. Cäsar, ein Nachkomme des Besiegten, rächte Hector an Cato, einem Nachkommen des Siegers.

      Das waren sicherlich große Erinnerungen, welche hohe Gedanken erzeugen mußten und es wohl verdienten, daß ein Reisender einen Augenblick anhielt, und wäre es auch nur außen vor dem Grabe des Sohnes von Aeneas; doch der Reisende wußte ohne Zweifel nichts von allen diesen Dingen, oder er hielt sie für unwürdig seiner Betrachtungen, denn er ging an dem Grabe von Ascan vorüber, ohne es nur mit einem Blicke zu begrüßen.

      Und merkwürdiger Weise hatte er auch mit einer eben so großen Gleichgültigkeit oder einer eben so tiefen Verachtung den Tempel des Jupiter Latialis hinter sich gelassen, in welchem der oberflächliche Reisende allerdings nur eine den andern ähnliche Ruine erblickt, während der heller sehende Historiker den von Tarquinius geschaffenen Mittelpunkt, um die latinische Clivilisation in den Schatten der römischen Civilisation zu stellen, darin erkennt.

      Diejenigen, welche derselben Straße folgten, wie der stumme, unermüdliche Reisende, diejenigen, welche Anfangs geglaubt hatten, sie gehen schneller, oder wenigstens gerade so wie er, sich jedoch allmälig von ihm übertroffen sahen, betrachteten ihn auch mit einem großen Erstaunen, beinahe mit Schrecken. Man hätte glauben sollen, dieser Mann gehöre einem andern Geschlechte an, als das war, unter welches er sich durch ein unbesiegbares Verhängniß gewaltsam versetzt fand, und er habe nichts mit demselben zu schaffen. Er zog durch die menschlichen Wogen, wie die Rhone durch den Genfer See zieht, ohne ihr trübes, eiskaltes Wasser mit der lauten, durchsichtigen Welle des Leman zu vermischen.

      Als er jedoch auf den Gipfel des Berges von Albano und zu der Stelle gelangt war, wo Rom, die römische Campagna und das tyrrhenische Meer sich nicht nur plötzlich den Augen des Reisenden bieten, sondern ihm sogar entgegenzukommen scheinen, blieb er einen Augenblick nachdenkend stehen, stützte seine beiden Hände auf seinen langen Lorbeerstab und umfaßte mit einem Blick das wunderbare Gemälde, das sich seinen Augen bot.

      Auf seinem Gesichte trat indessen eher das Gefühl eines Menschen hervor, der wiedersieht und sich erinnert, als das eines Menschen, welcher zum ersten Male sieht und erstaunt.

      Benützen wir diesen Moment, um einen Blick auf ihn zu werfen und durch die äußere Form wenigstens den geheimnißvollen Unbekannten in Verbindung mit unsern Lesern zu setzen.

      Es war ein Mann von vierzig