Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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habe ich nicht die Ehre, König zu sein; leider habe ich nicht das Glück, Richter zu sein. Ich werde mich also wahrscheinlich genöthigt sehen, dem ehrenwerthen Doctor Guillotin gegenüber mich aus das zu beschränken, was ich ihm verspreche, und aus das, was ich zu halten schon angefangen habe.«

      »Und was haben Sie versprochen, oder was haben Sie vielmehr gehalten?«

      »Es ist mir der Gedanke gekommen, Sire, dieser große Wohlthäter der Menschheit müsse seine Belohnung aus der Wohlthat selbst ziehen. Morgen nun, in der Nummer der Actes des Apótres, die man heute Nacht druckt, wird die Taufe stattfinden. Es ist nicht mehr als billig, daß die Tochter von Herrn Guillotin, heute öffentlich von ihrem Vater im Angesichte der Nationalversammlung anerkannt, Mademoiselle Guillotine heiße.«

      Der König selbst konnte sich eines Lächelns nicht erwehren.

      »Und da es weder Hochzeit noch Taufe ohne Lied gibt, so hat Suleau über seine Pathe ein Lied gemacht,« sagte Charles Lameth.

      »Auf welche Melodie haben Sie dieses Lied gemacht?

      »Ich denke, nur die Melodie von De profundis wird dafür gehen.«

      »Pfui doch, Sire! Eure Majestät vergißt, welche Annehmlichkeit man haben wird, wenn man sich den Kopf durch die Tochter von Herrn Guillotin abschneiden läßt. Nein, Sire, mein Lied geht aus eine Melodie, welche sehr in der Mode ist, auf die des Menuett Exaudet.«

      »Kann man einen Vorgeschmack von Ihrer Dichtung haben, Herr Suleau?« fragte der König.

      Suleau verbeugte sich und erwiederte:

      »Ich gehöre nicht zu der Nationalversammlung, um so anmaßend zu sein, die Macht des Königs beschränken zu wollen; nein, ich bin ein treuer Unterthan Seiner Majestät, und es ist meine Ansicht, daß der König Alles kann, wenn er will.«

      »So lassen Sie hören.«

      »Sire, ich gehorche,« sagte Suleau.

      Und er sang mit halber Stimme auf die Melodie des Menuetts Exaudet:

      Guillotin,

      Médicin,

      Politique,

      Imagine, un beau matin,

      Que pendre est inhumain

      Et peu patriotique.

      Aussitot

      Il lui faut

      Un supplice

      Qui, sans corde ni poteau,

      Supprime du bourreau

      L’office  . . .

      C’est en vain que l’on publie

      Que c’est pure jalousie

      D’un suppot

      Du tripot

      D’Hippocrate,

      Qui de tuer impunément,

      Même exclusivement,

      Se flatte.

      Le Romain

      Guillotin,

      Qui s’apprète,

      Consulte gens du metier,

      Bernave et Chapelier

      Même le coupe tète;

      Et sa main

      Fait soudain

      la machine

      Qui simplement nous tûra

      Et que l’on nommera:

      Guillotine! 14

      Das Gelächter der jungen Leute verdoppelte sich, und obgleich Alles dies dem König nicht sehr heiter dünkte, wollte er doch nicht, da Suleau einer seiner Ergebensten war, die Beklemmung sehen lassen, die ihm das Herz zusammenschnürte.

      »Nun, meine Herren,« sagte er, »Sie lachen; wenn aber diese Maschine von Herrn Guillotin bestimmt wäre, den unglücklichen Verurtheilten erschreckliche Leiden zu ersparen! Was verlangt die Gesellschaft, wenn sie den Tod eines Schuldigen fordert? Die reine, einfache Unterdrückung des Individuums. Wird diese Unterdrückung von Leiden begleitet, wie beim Rade, wie bei der Viertheilung, so ist es nicht mehr Gerechtigkeit, sondern Rache.«

      »Aber, Sire,« bemerkte Suleau, »wer sagt Eurer Majestät, der Schmerz sei durch das Factum der Trennung des Kopfes vom Rumpfe aufgehoben, unterdrückt? Wer sagt Ihnen, das Leben bestehe nicht zugleich in diesen zwei Stümpfen fort, und der Sterbende leide nicht doppelt, da er das Bewußtsein seiner Dualität habe?«

      »Das ist eine Frage, welche die Leute der Kunst zu erörtern haben; es muß übrigens, wie ich glaube, diesen Morgen in Bicêtre ein Versuch gemacht worden sein. Hat Niemand von Ihnen diesem Versuche beigewohnt?«

      »Nein, Sire! nein, nein, nein!« riefen beinahe gleichzeitig zwölf bis fünfzehn spöttische Stimmen.

      »Ich war dabei,« sprach eine ernste Stimme.

      Der König wandte sich um und erkannte Gilbert, welcher während der Discussion eingetreten war, sich ehrerbietig der Gruppe genähert hatte und, nachdem er bis jetzt geschwiegen, nun aus die Frage des Königs antwortete.

      »Ah! Sie da, Doctor?« sagte der König schauernd; »ah! Sie waren dabei?«

      »Ja, Sire!«

      »Und ist der Versuch gelungen?«

      »Vollkommen bei den zwei Ersten; doch beim Dritten, obgleich der Rückgrat durchschnitten war, mußte man die Trennung des Kopfes mit einem Messer vollenden.«

      Die jungen Leute horchten mit offenem Munde und stieren Augen.

      »Wie, Sire,« sagte Charles Lameth, der sichtbar im Namen aller Andern und in dem seinigen sprach, »man hat drei Menschen heute Morgen hingerichtet?«

      »Ja, meine Herren!« antwortete der König, »nur waren diese Menschen Leichname, welche das Hotel-Dien geliefert hatte. Und Ihre Ansicht, Gilbert?«

      »Worüber, Sire?«

      »Ueber das Instrument.«

      »Sire, das ist offenbar ein Fortschritt neben allen bis heute erfundenen Maschinen derselben Art; doch der Unfall, der sich beim dritten Leichname zugetragen hat, beweist, daß diese Maschine der Vervollkommnung bedarf.«

      »Und wie ist sie gemacht?« fragte der König, bei dem der Geist der Mechanik erwachte.

      Gilbert versuchte es, eine Erläuterung zu geben; da aber der König nach den Worten des Doctors die Form des Instrumentes nicht genau auffassen konnte, so sagte er:

      »Kommen Sir, Doctor; hier aus diesem Tische sind Federn, Tinte und Papier. Sie zeichnen, glaube ich?«

      »Ja, Sire.«

      »Nun, so machen Sie mir eine Skizze, und ich werde besser begreifen.«

      Und da es die jungen Leute, durch die Ehrfurcht zurückgehalten, nicht wagten, dem König zu folgen, ohne aufgefordert sein, so fügte Ludwig XVI. bei:

      »Oh! kommen Sie, kommen Sie, meine Herren, diese Fragen interessiren die ganze Menschheit.«

      »Und dann, wer weiß,« sagte Suleau halblaut, »wer weiß, ob nicht Einer von uns zu der Ehre, Mademoiselle Guillotine zu heirathen, bestimmt ist! Auf, meine Herren, wir wollen mit unserer Braut Bekanntschaft machen!«

      Alle schlossen sich dem König und Gilbert an und gruppirten sich um den Tisch, an den sich Gilbert, um seine Zeichnung leichter auszuführen, auf die Einladung des Königs setzte.

      Gilbert begann die Skizze der Maschine, deren Linien Ludwig XVI. mit der ängstlichsten Aufmerksamkeit folgte.

      Nichts fehlte daran, weder die Plattform, noch die Treppe, welche auf diese führte, noch die zwei Säulen, noch die Schaukel, noch das kleine Fenster, noch das Eisen in Form eines Halbmonds.

      Kaum hatte er diese letzte Einzelheit beendigt, als ihn der König zurückhielt.

      »Wahrhaftig!« sagte er, »man darf sich nicht wundern, daß der Versuch


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 Diese echt französische Versification ist dem Geiste der deutschen Sprache so fremd, daß wir das Lied im Original geben und nur eine Uebersetzung in Prosa beifügen zu müssen glaubten: »Guillotin, ein Arzt, ein Politiker, denkt an einem schönen Morgen, das Henken sei unmenschlich und unpatriotisch. Sogleich muß er eine Strafe haben, welche, ohne Strick und ohne Galgen, den Dienst des Henkens aufhebt. Vergebens behauptet man öffentlich, es sei reine Eifersucht eines Helfershelfers des Hippokrates, welcher ungestraft, sogar ausschließlich, tödten zu können sich schmeichle. Der Römer Guillotin, der sich in Bereitschaft setzt, zieht Leute vom Handwerk, Barnave und Chapelier, selbst den Kopfabschneider zu Rath; und seine Hand macht plötzlich die Maschine, die uns einfach tödten soll, und die man nennen wird: Guillotine!