Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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sagte er.

      »Im Gegentheil, ich müßte Sie beruhigen,« versetzte Cagliostro.

      »Wie so?«

      »Gehöre ich nicht zu Ihren Freunden?«

      »Ich glaube es.«

      »Selen Sie davon überzeugt, und wenn Sie einen Beweis wollen. . .«

      »Nun?«

      »Kommen Sie mit mir, und ich gebe Ihnen über diese ganze Unterhandlung, welche Sie für sehr geheim halten, Details so geheimer Art, daß Sie, der Sie die Sache zu führen glauben, dieselben nicht kennen.«

      »Hören Sie!« erwiederte Gilbert, »Sie spotten vielleicht meiner, mit Hilfe von einigen jener Blendwerke, mit denen Sie vertraut sind! doch gleichviel, die Umstände, unter denen wir fortschreiten, sind so ernst, daß ich eine Aufklärung, und wäre sie mir vom Satan geboten, annehmen würde. Ich folge Ihnen also, wohin Sie mich führen wollen.«

      »Oh! seien Sie unbesorgt, das wird nicht sehr weit sein, und besonders werde ich Sie an einen Ort führen, der Ihnen nicht unbekannt ist; nur erlauben Sie, daß ich den leeren Fiacre rufe, der gerade vorüberkommt; die Tracht, in der ich ausgegangen bin, hat mir nicht erlaubt, meinen Wagen und meine Pferde zu bestellen.«

      Und er winkte einem Fiacre, der aus der andern Seite der Straße fuhr.

      Der Fiacre näherte sich, Beide stiegen ein.

      »Wohin soll ich Sie führen, Bürger?« fragte der Kutscher Cagliostro, als hätte er begriffen, daß, obgleich einfacher gekleidet, derjenige, an welchen er sich wandte, den Andern führte, wohin seinem Willen ihn zu führen beliebte,

      »Wohin Du weißt,« erwiederte Cagliostro, indem er diesem Menschen eine Art von Freimaurerzeichen machte.

      Der Kutscher schaute Balsamo mit Erstaunen an.

      »Verzeihen Sie, Monseigneur,« sagte er, während er dieses Zeichen durch ein anderes erwiederte, »ich hatte Sie nicht erkannt.«

      »Das war bei mir nicht so,« sprach Cagliostro mit festem, stolzem Tone, »denn so zahlreich sie auch sind, ich kenne vom ersten bis zum letzten alle meine Unterthanen.«

      Der Kutscher schloß den Schlag, stieg aus seinen Bock und führte im Galopp seiner Pferde den Wagen durch diesen Irrsaal von Straßen, das sich vom Chatelet bis zum Boulevard des Filles du Calvaire hinzog, und von da die Fahrt bis zur Bastille fortsetzend, hielt er erst bei der Ecke der Rue Saint-Claude an.

      Als der Wagen stille stand, war der Schlag mit einer Geschwindigkeit geöffnet, welche vom ehrfurchtsvollen Eifer des Kutschers zeugte.

      Cagliostro winkte Gilbert, zuerst auszusteigen, stieg dann ebenfalls aus und fragte den Kutscher:

      »Hast Du mir nichts zu sagen?«

      »Doch, Monseigneur,« antwortete der Kutscher, »und ich würde Ihnen meinen Bericht diesen Abend gemacht haben, hätte ich nicht das Glück gehabt, Sie zu treffen.«

      »Sprich also.«

      »Das, was ich Monseigneur zu sagen habe, soll nicht von profanen Ohren gehört werden,«

      »Oh!« versetzte Cagliostro lächelnd, »derjenige, welcher uns hört, ist nicht ganz ein Profaner.«

      Gilbert entfernte sich nun aus Discretion, Er konnte sich indessen nicht enthalten, mit einem Auge zu schauen und mit einem Ohre zu hören.

      Er sah, bei der Erzählung des Kutschers, ein Lächeln über das Gesicht von Balsamo schweben.

      Er hörte die zwei Namen, Monsieur und Favras; als der Bericht beendigt war, zog Cagliostro zwei Louis d’or aus der Tasche und wollte sie dem Kutscher geben.

      Aber dieser schüttelte den Kopf.

      »Monseigneur,« sprach er, »weiß wohl, daß es uns von der obersten Venta verboten ist, uns unsere Berichte bezahlen zu lassen.«

      »Ich bezahle Dir auch nicht Deinen Bericht, sondern Deine Fahrt,« erwiederte Balsamo.

      »Unter diesem Titel nehme ich es an,« sagte der Kutscher.

      Und er nahm die zwei Louis d’or und fügte bei:

      »Ich danke, Monseigneur, das ist mein Tagelohn.«

      Dann sprang er leicht aus seinen Bock, fuhr im Trab weg, klatschte mit seiner Peitsche und ließ Gilbert ganz erstaunt über das, was er gesehen und gehört, zurück.

      »Nun!« sagte Cagliostro, der die Thüre seit einigen Secunden offen hielt, ohne daß Gilbert eintrat, »kommen Sie, mein lieber Doctor?«

      »Hier bin ich,« erwiederte Gilbert, »entschuldigen Sie.«

      Und er trat über die Schwelle, so betäubt, daß er schwankte wie ein Trunkener.

       XXIX

      Abermals das Haus der Rue Saint-Claude

      Man weiß übrigens, welche Gewalt Gilbert über sich besaß; er hatte nicht den großen einsamen Hof durchschritten, als er sich schon wieder erholt, und er stieg mit einem eben so festen Tritte die Stufen der Freitreppe hinauf, als er schwankend über die Thürschwelle gegangen war.

      Ueberdies kannte er das Haus, in das er eintrat, schon, da er in demselben einen Besuch in einer Epoche seines Lebens gemacht, welche tiefe Erinnerungen in ihm hinterlassen hatte,

      Im Vorzimmer traf er denselben deutschen Bedienten, den er sechszehn Jahre früher hier getroffen; er war an demselben Platze und trug eine ähnliche Livree; nur war er, wie er, Gilbert, wie der Graf, wie selbst das Vorzimmer, um sechszehn Jahre älter geworden.

      Fritz, – man erinnert sich, daß der würdige Diener so hieß, – Fritz errieth mit dem Auge, wohin sein Herr Gilbert führen wollte, und rasch öffnete er zwei Thüren und blieb aus der Schwelle der dritten stehen, um sich zu versichern, ob ihm Cagliostro keinen weiteren Besehl zu geben habe.

      Diese dritte Thür war die des Salon.

      Cagliostro bedeutete Gilbert durch ein Zeichen mit der Hand, er könne in den Salon eintreten, und hieß mit dem Kopfe nickend Fritz sich zurückziehen.

      Nur fügte er mit der Stimme in deutscher Sprache bei:

      »Ich bin bis auf weiteren Befehl für Niemand zu Hause.«

      Dann wandte er sich gegen Gilbert um und sagte:

      »Nicht, damit Sie nicht verstehen, was ich zu meinem Bedienten sage, spreche ich deutsch; ich weiß, daß Sie dieser Sprache mächtig sind; aber Fritz, ein Tyroler, versteht das Deutsche besser als das Französische . . .Nun setzen Sie sich, ich gehöre ganz Ihnen, lieber Doctor.«

      Gilbert konnte sich nicht enthalten, mit einem neugierigen Blicke umherzuschauen, und seine Augen hefteten sich nach und nach aus die verschiedenen Meubles und Gemälde, welche den Salon schmückten, und es schien einer um den andern von diesen Gegenständen in sein Gedächtniß zurückzukehren.

      Der Solon war wohl derselbe wie einst, die acht Meisterbilder hingen noch an den Wänden; die Fauteuils von kirschrothem, goldgesticktem Lampas ließen immer noch ihre Blumen in dem Halbschatten, den die dichten Vorhänge verbreiteten, glänzen; der große Tisch von Boule war an seinem Plage, und die mit Porzellan von Sèvres beladenen Guéridons erhoben sich immer noch zwischen den Fenstern.

      Gilbert stieß einen Seufzer aus und ließ seinen Kopf in seine Hand fallen. Auf die Neugierde der Gegenwart waren, für einen Augenblick wenigstens, die Erinnerungen an die Vergangenheit gefolgt.

      Cagliostro schaute Gilbert an, wie Mephistopheles Faust anschauen mußte, als der deutsche Philosoph so unklug war, sich vor ihm seinen Träumen hinzugeben.

      Plötzlich sagte er mit seiner scharfen Stimme:

      »Es scheint, lieber Doctor, Sie erkennen diesen Salon wieder?«

      »Ja, und er erinnert mich an die Verbindlichkeiten, die ich gegen Sie habe.«

      »Ah! bah! Chimären!«

      »Wahrhaftig,« fuhr Gilbert fort, der eben so wohl mit sich selbst, als mit Cagliostro sprach, »Sie sind ein seltsamer Mann, und erlaubte