Die Gräfin von Charny Denkwürdigkeiten eines Arztes 4. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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gehabt hat, der in Marseille Handel getrieben, denn Sie wissen, Sire, daß der Adel von Marseille, wie der von Venedig, das Privilegium hat, Handel zu treiben, ohne dadurch des Adels verlustig zu werden  . . .«

      »Ein Wüstling,« unterbrach der König Gilbert, »ein Henker seinem Rufe nach, ein Geldabgrund!«

      »Ah! Sire, man muß die Menschen nehmen, wie sie die Natur gemacht hat; die Mirabeau sind stets stürmisch und ungeordnet in ihrer Jugend gewesen; aber sie reifen, wenn sie älter werden. Als junge Leute sind sie leider so, wie Eure Majestät sagt; als Familienhäupter sind sie gebieterisch, hoffärtig, aber streng. Der König, der sie mißkennen würde, wäre ein Undankbarer, denn sie haben der Landarmee unerschrockene Soldaten, dem Seeheere verwegene Seeleute geliefert. Ich weiß wohl, daß sie in ihrem provinzialen Geiste, der gegen jede Centralisation gehässig ist, in ihrer halb feudalen, halb republikanischen Opposition von ihren festen Schlössern herab,der Autorität der Minister, zuweilen sogar der der Könige trotzten; ich weiß wohl, daß sie mehr als einmal in die Durance die Agenten des Fiscus, welche auf ihren Gütern operiren wollten, geworfen haben; ich weiß wohl, daß sie die Höflinge und die Schreiber, die Generalpächter und die Gelehrten in derselben Geringschätzung vermengten, mit derselben Verachtung bedeckten, und nur zwei Dinge in der Welt achteten: das Eisen des Schwertes und das Eisen des Pfluges; ich weiß wohl, daß Einer von ihnen geschrieben hat: »»Die Knechterei ist instinctartig bei den Hofleuten mit gipsenem Gesicht und gipsenem Herzen, wie bei den Enten das Plätschern im Schlamme.«« Doch Alles dies, Sire, riecht durchaus nicht nach dem Strohjunker; Alles dies ist vielleicht nicht von der redlichsten Moral, sicherlich aber hat es das Gepräge des höchsten Adels.«

      »Gut, gut, Herr Gilbert,« sprach mit einer Art von Aerger der König, welcher die bedeutenden Männer seines Reiches besser als irgend Jemand zu kennen glaubte, Sie haben es gesagt, Sie wissen Ihren Mirabeau auswendig. Da dies bei mir nicht der Fall ist, so fahren Sie fort. Ehe man sich der Leute bedient, lernt man sie gern kennen.«

      »Ja, Sire,« erwiederte Gilbert, gestachelt durch die Ironie, die er in der Betonung, mit der der König zu ihm sprach, erkannte, »und ich sage Eurer Majestät: Es war ein Mirabeau, jener Bruno von Riquetti, welcher an dem Tage, wo Herr de la Feuillade aus der Place de la Victoire seine Statue der Victoria mit ihren vier gefesselten Nationen einweihte, mit seinem Regimente, dem Garde-Regiment, Sire, vorüberziehend, auf dem Pont Neuf anhielt, sein Regiment vor der Statue von Heinrich IV. Halt machen ließ und sagte: »»Meine Freunde, grüßen wir diesen, denn dieser ist so viel werth, als ein Anderer!«« Es war ein Mirabeau, jener François von Riquetti, der im Alter von siebenzehn Jahren von Malta zurückkommt, seine Mutter Anna von Pontèves in Trauer findet und sie fragt, warum diese Trauer, da sein Vater seit zehn Jahren todt sei. »»Weil ich beleidigt worden bin,«« antwortet die Mutter. »»Durch wen?«« »»Durch den Chevalier von Griasque.«« »»Und Du Hast Dich nicht gerächt?«« fragt François, der seine Mutter kannte. »»Ich hatte große Lust! Eines Tages traf ich ihn allein; ich setzte ihm eine geladene Pistole an den Schlaf und sagte: »»Wenn ich allein aus der Welt wäre, so würde ich Dir eine Kugel durch den Kopf jagen, was ich, wie Du siehst, thun kann; aber ich habe einen Sohn, der mich ehrenvoller rächen wird!«« »»Daran hast Du wohl gethan, Mutter,«« erwiedert der junge Mann. Und ohne die Stiefeln auszuziehen, nimmt er wieder seinen Hut, schnallt seinen Degen um und sucht den Chevalier von Griasque, einen Raufer, auf, fordert ihn heraus, schließt sich mit ihm in einen Garten ein, wirft die Schlüssel über die Mauer und tödtet ihn. Es war ein Mirabeau, jener Marquis Jean Antoine, der eine Höhe von sechs Fuß, die Schönheit von Antinous, die Stärke von Milon hatte, zu dem aber dennoch seine Großmutter sagte: »»Ihr seid keine Männer mehr, Ihr seid nur Diminutive von Männern,«« und der, von dieser Virago erzogen, wie es seitdem sein Enkel gesagt, die Federkraft und den Appetit des Unmöglichen hatte; der, Musketier mit achtzehn Jahren, immer im Feuer, die Gefahr leidenschaftlich liebend, wie Andere das Vergnügen lieben, eine Legion von Männern, furchtbar hitzig, unbezähmbar wie er, befehligte, so daß die andern Soldaten, wenn sie dieselben vorüberziehen sahen, sagten: »»Siehst Du die rothen Aufschläge? Das sind die Mirainbaux, das heißt, eine Legion von Teufeln befehligt von Satan.«« Und sie täuschten sich über den Commandanten, wenn sie ihn Satan nannten, denn es war ein sehr frommer Mann, so fromm, daß er, als eines Tags einer seiner Wälder in Brand gerieth, statt Befehl zu geben, daß man ihn durch gewöhnliche Mittel zu löschen suche, das heilige Sacrament dahin bringen ließ, wonach das Feuer erlosch. Allerdings war diese Frömmigkeit die eines feudalen Barons, und der Kapitän fand zuweilen Mittel, den Devoten aus einer großen Verlegenheit zu ziehen, wie es ihm eines Tags begegnete, daß Desserteurs, die er erschießen lassen wollte, sich in die Kirche eines italienischen Klosters geflüchtet hatten. Er befahl seinen Leuten, die Thüren einzustoßen, und sie waren im Begriffe, zu gehorchen, als die Thüren sich von selbst öffneten und der Abt in pontificatibus, mit dem heiligen Sacramente in den Händen, erschien.«

      »Nun?« fragte Ludwig XVI., offenbar gefesselt durch diese Erzählung voll Leben und Farbe.

      »Er blieb einen Augenblick nachdenkend, denn die Lage der Dinge setzte ihn in Verlegenheit. Dann aber sagte er, plötzlich von einem Gedanken erleuchtet, zu seinem Standartenjunker: »»Dauphin, man rufe den Feldkaplan, und er nehme den guten Gott aus den Händen dieses Burschen da.«« Was frommer Weise durch den Feldkaplan mit Unterstützung der Musketen dieser Teufel mit den rothen Ausschlägen geschah, Sire.«

      »In der That, ja,« sprach Ludwig XVl. »ich erinnere mich dieses Marquis Antoine. Sagte er nicht zum Generallieutenant Chamillard, welcher ihm nach einer Affaire, in der er sich ausgezeichnet hatte, versprach, von ihm mit seinem Bruder, dem Minister von Chamillard, zu reden: »»Ihr Herr Bruder ist sehr glücklich, daß er Sie hat, denn ohne Sie wäre er der dümmste Mann des Königreichs.««

      »Ja, Sire: man machte auch eine Promotion von Feldmarschällen, wobei der Minister Chamillard sich wohl hütete, den Namen des Marquis auf die Beförderungsliste zu setzen.«

      »Und wie endigte dieser Held, der mir der Condé vom Geschlechte der Riquetti zu sein scheint?« fragte lachend der König.

      »Sire, aus ein schönes Leben folgt ein schöner Tod,« erwiederte Gilbert mit ernstem Tone. »In der Schlacht von Cossano beauftragt, eine von den Kaiserlichen angegriffene Brücke zu vertheidigen, ließ er nach seiner Gewohnheit seine Soldaten mit dem Bauche aus die Erde liegen, und er, ein Riese, blieb aufrecht stehen und bot sich als Zielpunkt dem Feuer des Feindes. Eine Folge hiervon war, daß die Kugeln wie Hagel um ihn zu pfeifen ansingen; aber er rührte sich ebenso wenig als ein Wegweiser. Eine von diesen Kugeln zerschmetterte vor Allem seinen rechten Arm; doch Sie begreifen, Sire, das war nichts. Er nahm sein Taschentuch, machte sich damit für seinen rechten Arm eine Binde und ergriff mit seiner linken Hand eine Art, seine gewöhnliche Waffe, denn er verachtete den Säbel und den Degen als zu unbedeutend in ihrer Anwendung; doch kaum hatte er dieses Manoeuvre vollführt, als ihn ein zweiter Schuß an den Hals traf und die Kehlader, sowie die Nerven des Halses abschnitt. Diesmal war es ernster. Trotz der gräßlichen Wunde blieb der Koloß noch einen Augenblick stehen; dann aber stürzte er wie ein Baum, den man entwurzelt, auf die Brücke nieder. Bei diesem Anblick wurde das Regiment entmuthigt und floh; mit seinem Chef hatte es seine Seele verloren. Ein alter Sergent, welcher hoffte, er sei nicht ganz todt, wirft ihm im Vorbeilaufen einen Fleischhafen aus den Kopf, und seinem Regimente nachsetzend, passirt das ganze Heer des Prinzen Eugen, Cavalerie und Infanterie, über seinen Leib. Als die Schlacht beendigt war, hatte man die Leichen zu begraben. Der prächtige Rock des Marquis machte, daß man ihn bemerkte. Einer von seinen Soldaten, den man gefangen genommen, erkannte ihn. Der Prinz Eugen, da er sah, daß er athmete oder vielmehr noch röchelte, befahl, ihn in das Lager des Herzogs von Vendome zurückzutragen. Der Befehl wird vollzogen. Man bringt den Körper des Marquis in das Zelt des Herzogs, wo sich zufälliger Weise der berühmte Wundarzt Dumoulin befindet. Das war ein Mann voll Phantasie: es erfaßt ihn die Idee diesen Leichnam in’s Leben zurückzurufen; die Cux reizt ihn um so mehr, als sie unmöglich scheint. Außer dieser Blessur, die ihm, abgesehen vom Rückgrath und einigen Fetzen Fleisch, den Kopf fast von der Schulter trennte, war sein ganzer Körper, über welchen dreitausend Pferde und sechstausend Fußgänger gezogen, nur eine Wunde. Drei Tage bezweifelte man, ob er zum Bewußtsein kommen werde. Nach drei Tagen öffnet er ein Auge; zwei Tage nachher rührt er einen Arm; kurz, er unterstützt die Hartnäckigkeit