Der Frauenkrieg. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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derselben-Minute und gleichsam um die Vorhersehung unseres scharfsichtigen Beobachters zu rechtfertigen, ließ sich der Tritt eines Pferdes auf der Linken vernehmen. Rasch wie der Blitz sondierte das Auge des jungen Mannes das Gehölze, um das benehmen der im Hinterhalte liegenden Leute zu beobachten. Obgleich die Nacht bereits die Gegenstände in einer Halbdunkelheit zu vermengen anfing, kam es ihm doch vor, als schöben die Einen die Zweige auf die Seite, während die Andern sich erhoben, um über die Felsen zu schauen, und Alle sich zu einer Bewegung vorbereiteten, die ganz den Anschein eines Angriffs hatte. Zu gleicher Zeit drang ein hartes Geräusch wie das einer Muskete, welche man spannt, an sein Ohr, und machte sein Herz beben. Da wandte er sich rasch nach den Seite von Libourne, suchte denjenigen zu erschauen, welchen dieses mörderische Geräusch bedrohte, und sah, die Nase im Wind, den Arm auf der Hüfte gerundet; auf einem völlig losgekoppelten Pferde im Trabe einen jungen Menschen erscheinen, dessen mit weißem Atlas ausgefütterter Mantels anmuthig die rechte Schulter enthüllte. Von ferne erschien dieses Gesicht voll Eleganz, voll welcher Poesie und freudigen Stolzes; von Nahem war es ein Antlitz mit feinen Linien, mit belebtem Teint, mit glühendem Auge, mit einem Munde, halb geöffnet durch die Gewohnheit des Lächelns, mit zartem schwarzem Schnurrbart und kleinen weißen Zähnen. Ein triumphierendes Schwingen der Reitpeitsche, ein kurzes Pfeifen, dem ähnlich, welches bei den Petits-maitres jener Zeit, nach dem Beispiele von Herrn Gaston von Orleans, Mode war, machten vollends aus dem Ankömmling den Cavalier nach den bei dem Hofe von Frankreich, welcher bei allen Höfen Europas bereits den Ton anzugeben begann, in Kraft stehenden Gesetzen.

      Fünfzig Schritte hinter ihm, und ein Pferd reitend, dessen Gang er nach dem des Pferdes seines Herrn regelte, kam ein sehr anmaßender und aufgeblasener Lackei, welcher einen nicht minder ausgezeichneten Rang unter den Bedienten, als sein Herr unter den Edelleuten einzunehmen schien.

      Der schöne Jüngling, der an dem Fenster des Gasthofes stand, konnte sich, ohne Zweifel noch zu jung, um kalt einer Scene, wie sie ihm verheißen war, beizuwohnen, eines Bebens bei dem Gedanken nicht erwehren, daß die zwei Unvergleichlichen, welche so sorglos und sicher verrückten, aller Wahrscheinlichkeit nach, zu dem Hinterhalte gelangend, der ihrer harrte, den Waffen ihre Feinde unterliegen sollten.

      Ein rascher Kampf schien sich in ihm zwischen der Schüchternheit seines Alters und seiner Nächstenliebe zu entspinnen. Endlich gewann das edle Gefühl die Oberhand, und als der Reiter vor der Thüre des Gasthauses vorüberzog, ohne auf seine Seite zu schauen, rief der junge Mann, einer raschen Aufwallung, einem unwiderstehlichen Entschlusse nachgebend, dem schönen Reisenden zu:

      »Holla! mein Herr, haltet an, wenn es Euch gefällig ist, denn ich habe Euch etwas Wichtiges mitzuteilen.«

      Bei dieser Stimme und bei diesen Werten hob der Reiter den Kopf empor und hielt als er den jungen Mann an dem Fenster sah, sein Pferd mit einer Handbewegung an, die dem besten Stallmeister Ehre gemacht hätte.

      »Haltet Euer Pferd nicht an, mein Herr,« fuhr der junge Mann fort, »nähert Euch mir im Gegentheil, als ob es ohne besondere Absicht geschähe und wie wenn Ihr mich kennen würdet.«

      Der Reisende zögerte einen Augenblick; als er aber an der Miene desjenigen, welcher zu ihm sprach, wahrnahm, daß er es mit einem jungen Edelmanne von guter Haltung und schönem Antlitz zu thun hatte, nahm er den Hut in die Hand und ritt lächelnd vor.

      »Hier bin ich zu Euren Diensten, mein Herr,« sprach er, »was steht zu Befehl?«

      »Kommt immer näher, mein Herr,« fuhr der Unbekannte am Fenster fort, »denn was ich Euch zu sagen habe, läßt sich nicht laut sagen. Setzt Euren Hut auf; man muß glauben, wir kennen uns seit langer zeit, und Ihr wollt mich in diesem Gasthause besuchen.«

      »Mein Herr,« sprach der Reisende, »ich begreife nicht.«

      »Ihr werdet sogleich begreifen. Mittlerweile bedeckt Euch; kommt noch näher, immer näher; reicht mir die Hand. So ist es gut. Ich bin entzückt, Euch zu sehen. Nun überschreitet diesen Gasthof nicht, oder Ihr seid verloren.«

      »Was gibt es denn? In der That, Ihr erschreckt mich,« sprach lächelnd der Reisende.

      »Ihr begebt Euch in jenes kleine Haus, wo das Licht glänzt, nicht war?« Der Reiter machte eine Bewegung. »Auf dem Wege nach jenem Hause aber, dort wo sich die Straße biegt, indem düsteren Gebüsche haben sich vier Menschen in Hinterhalt gelegt und warten auf Euch.«

      »Ah,« sprach der Reiter und schaute mit allen seinen Augen den kleinen, bleichen jungen Mann an, »ah! Ihr seid Eurer Sache gewiß?«

      »Ich habe gesehen, wie sie nach einander ankamen, von ihren Pferden stiegen und sich theils hinter den Bäumen, theils hinter den Felsen verbargen. Als Ihr so eben aus dem Dorfe herausrittet, hörte ich sie ihre Musketen spannen.

      »Gut!« versetzte der Reiter, welcher ebenfalls sich zu beunruhigen anfing.

      »Ja, mein Herr, es ist, wie ich Euch sage,« fuhr der junge Mann mit dem grauen Hute fort, »und wenn es heller wäre, vermöchtet Ihr sie vielleicht zu sehen und zu erkennen.«

      »Oh, ich brauche sie nicht zu erkennen,« sprach der Reisende; »ich weiß sehr wohl, wer diese Menschen sind. Aber, wer hat Euch gesagt, mein Herr, daß ich in jenes Haus gehe und daß man auf mich lauert?«

      »Ich habe es errathen.«

      »Ihr seid ein reizender Oedipus. Ich danke Euch. Ah! man will mich also todt schießen! Wie viel Mann sind es zu dieser Operation?«

      »Vier, von denen der eine der Führer zu sein scheint.«

      »Dieser Führer ist älter als die Andern, nicht wahr?«

      »Ja, so viel ich von hier aus beurtheilen konnte,«

      »Gebückt?«

      »Weiße Feder, gestickter Leibrock, brauner Mantel, sonderbare, aber gebieterische Geberden.«

      »Ganz richtig, es ist der Herzog von Epernon.«

      »Der Herzog von Epernon!« rief der junge Edelmann.

      »Ah! gut, ich erzähle Euch da meine Angelegenheiten,« sagte lachend der Reisende; »doch gleichviel, Ihr leistet mir einen so wichtigen Dienst, daß ich es nicht so genau nehme. Und wie sind die Leute von seinem Gefolge gekleidet?«

      »Graue Kasaken.«

      »Ganz richtig, das sind seine Stockträger.«

      »Aus denen aber heute Musketenträger geworden sind.«

      »Bei meiner Ehre»sehr verbunden! Wißt Ihr nun, was Ihr jetzt thun solltet, mein edler Mann?«

      »Nein, aber sagt mir Eure Meinung, und wenn das, was ich thun soll, Euch dienen kann, so bin ich zum Voraus dazu geneigt.«

      »Habt Ihr Waffen?«

      »Ja, ich habe meinen Degen.«

      »Habt Ihr Euren Bedienten?«

      »Allerdings, aber er ist nicht hier, ich habe ihn Einem, den ich erwarte, entgegen geschickt.«

      »Nun, Ihr solltet mir hilfreiche Hand leisten.«

      »Wozu?«

      »Um diese Elenden anzugreifen und sie und ihren Führer um Gnade bitten zu zu lassen.«

      »Seid Ihr verrückt, mein Herr!« rief der junge Mann in einem Tone, welcher bewies, daß er nicht im Mindesten zu einem solchen Unternehmen geneigt war.

      »In der That, ich bitte Euch nur Verzeihung,« sprach der Reisende, »ich vergaß, daß Euch die Sache nichts angeht.«

      Dann sich gegen seinen Bedienten umwendend, welcher, da er sah, daß sein Herr anhielt, die gehörige Entfernung beobachtend, ebenso angehalten hatte, sagte er:

      »Castorin, komm hierher.«

      Zu gleicher Zeit legte er die Hand auf die Holfter seines Sattels, als wollte er sich des guten Zustandes seiner Pistolen versichern.

      »Ah, Herr!« rief der, junge Edelmann und streckte den Arm gleichsam um ihn zurückzuhalten aus: »Herr, im Namen des Himmels! wagt Euer Leben nicht bei einend solchen Abenteuer. Tretet vielmehr in den Gasthof ein, um bei demjenigen, welcher Eurer harrt, keinen Verdacht zu erwecken. Bedenkt, es handelt sich um die Ehre