Der Chevalier von Maison-Rouge. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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die Unbekannte.

      »Nein, Madame; warum dies?«

      »Weil es dann kürzer gewesen wäre, Sie hätten gesagt, ich sei Ihre Frau,« erwiderte sie lachend.

      »Madame,« sprach Maurice, »der Name Frau ist ein heiliger Titel, den man nicht leichtsinnig geben muß. Ich habe nicht die Ehre, Sie zu kennen.«

      Nun war die Reihe an der Unbekannten, sie fühlte ebenfalls, wie ihr Herz sich zusammenschnürte, und Versank auch in ein Stillschweigen.

      In diesem Augenblick gingen sie über den Pont Marie.

      Die junge Frau marschierte immer schneller, je mehr man sich dem Ziele des Laufes näherte.

      Man kam über den Pont de la Tournelle.

      »Wir sind, glaube ich, in Ihrem Quartier,« sagt Maurice, als er den Fuß aus den Quai Saint-Bernard setzte

      »Ja, Bürger,« sprach die Unbekannte, »doch gerade! hier bedarf ich Ihres Beistands am meisten.«

      »In der That, Madame, Sie verbieten mir, indiscret zu sein, und thun zu gleicher Zeit Alles, was Sie können, um meine Neugierde rege zu machen. Ich bitte, etwas Vertrauen, ich habe es, wie ich glaube, wohl verdient. Werden Sie mir nicht die Ehre erweisen, mir zu sagen, mit wem ich spreche?«

      »Mein Herr,« versetzte die Unbekannte lächelnd, »Sie sprechen mit einer Frau, die Sie von der größten Gefahr, welcher sie je preisgegeben war, gerettet haben, und die Ihnen ihr ganzes Leben dankbar sein wird.«

      »Ich verlange nicht so viel von Ihnen, Madame; seien Sie minder dankbar und sagen Sie mir in dieser Sekunde Ihren Namen.«

      »Unmöglich.«

      »Sie hätten ihn doch dem ersten besten Sectionär genannt, der Sie aus den Posten geführt haben würde.«

      »Nein, niemals!« rief die Unbekannte.

      »Dann wären Sie in den Kerker gebracht worden.«

      »Ich war zu Allem entschlossen.«

      »Aber der Kerker in diesem Augenblick . . .«

      »Ist das Schaffot, ich weiß es.«

      »Und Sie hätten das Schaffot vorgezogen?«

      »Dem Verrath . . . meinen Namen nennen hieß verrathen!«

      »Ich sagte Ihnen wohl, daß Sie mich eine sonderbare Rolle für einen Republikaner spielen ließen!«

      »Sie spielen die Rolle eines edelmüthigen Mannes. Sie finden eine arme Frau, die man beleidigt, Sie verachten sie nicht, obgleich sie vom Volke ist, und da sie abermals beleidigt werden kann, so führen Sie diese Frau, um sie aus dem Schiffbruch zu retten, bis zu dem elenden Quartiere zurück, das sie bewohnt: das ist das Ganze.«

      »Ja, Sie haben Recht, dem Anscheine nach; das hätte ich glauben können, wenn ich Sie nicht gesehen, wenn Sie nicht mit mir gesprochen hätten. Doch Ihre Schönheit, Ihre Sprache bezeichnen eine Frau von Distinction; gerade aber diese Distinction, im Gegensatz mit Ihrer Kleidung und diesem elenden Quartier, beweist mir, daß Ihr Ausgang zu dieser Stunde irgend ein Geheimnis verbirgt; Sie schweigen . . . sprechen wir nicht mehr davon. Sind wir noch fern von Ihrer Wohnung, Madame?«

      In diesem Augenblick traten sie in die Rue des Fossés» Saint-Victor, durch die Rue de Seine.

      »Sie sehen jenes kleine, schwarze Gebäude?« sagte die Unbekannte, indem sie die Hand gegen ein Haus ausstreckte, das jenseits der Mauern des Jardin des Plantes lag.

      »Sehr gut, Madame. Befehlen Sie, ich bin da, um zu gehorchen.«

      »Sie werden ärgerlich?«

      »Ich! nicht im Geringsten; was ist übrigens Ihnen daran gelegen?«

      »Es ist mir viel daran gelegen, denn ich habe mir von Ihnen noch etwas zu erbitten.«

      »Was?«

      »Einen sehr herzlichen und liebevollen Abschied, einen Freundesabschied!«

      »Einen Freundesabschied! oh! Sie erweisen mir zu viel Ehre, Madame. Ein seltsamer Freund, der nicht einmal den Namen seiner Freundin weiß, und dem die Freundin ihre Wohnung verbirgt, ohne Zweifel aus Furcht vor der Unannehmlichkeit, ihn wiederzusehen.«

      Die junge Frau neigte das Haupt und antwortete nicht.

      »Madame,« fuhr Maurice fort, »wenn ich ein Geheimnis errathen habe, so dürfen Sie mir deßhalb nicht grollen, ich trachtete nicht darnach.«

      »Ich bin an Ort und Stelle, mein Herr,« sprach die Unbekannte.

      Man war vor der Rue Saint-Jacques, welche von hohen, schwarzen Häusern eingefaßt, von dunkeln Gängen und von Gäßchen durchzogen war, in denen Lohgerber und ähnliche Handwerker ihre Geschäfte betrieben, denn zwei Schritte daran läuft das kleine Flüßchen Bièvre.

      »Hier?« sagte Maurice, »hier wohnen Sie?«

      »Ja.«

      »Unmöglich!«

      »Es ist dennoch so. Leben Sie wohl, mein braver Ritter, leben Sie wohl, mein edler Beschützer!«

      »Leben Sie wohl, Madame,« erwiderte Maurice mit einer leichten Ironie; »aber sagen Sie mir, um mich zu beruhigen, daß Sie keine Gefahr mehr laufen.«

      »Keine.«

      »Dann entferne ich mich.«

      Und Maurice machte eine kalte Verbeugung und wich zwei Schritte zurück.

      Die Unbekannte blieb einen Augenblick auf demselben Platze,

      »Ich möchte nicht gern so von Ihnen Abschied nehmen,« sagte sie, »geben Sie mir Ihre Hand, Herr Maurice.«

      Maurice näherte sich der Unbekannten und reichte ihr seine Hand.

      Er fühlte, daß ihm die junge Frau einen Ring an, den Finger gleiten ließ.

      »Oh! oh! was machen Sie denn da? Sie bemerken nicht, daß Sie einen von Ihren Ringen verlieren?«

      »Oh! mein Herr,« erwiderte sie, »was Sie da thun, ist sehr schlimm.«

      »Nicht wahr, Madame, es fehlte mir nur noch das Laster, undankbar zu sein?«

      »Ich bitte Sie, mein Herr . . . mein Freund, verlassen sie mich nicht so, sprechen Sie, was wünschen Sie, was verlangen Sie?«.

      »Nicht wahr, um bezahlt zu sein?'' versetzte der junge Mann voll Bitterkeit.

      »Nein,« sprach die Unbekannte mit einem bezaubernden Ausdruck, »aber um mir das Geheimnis zu vergeben, das ich gegen Sie zu bewahren genöthiqt bin.«

      Als Maurice in der Dunkelheit diese schönen, beinahe thränenfeuchten Augen glänzen sah, als er diese warme Hand in seinen Händen zittern fühlte, als er diese Stimme hörte, welche beinahe zum Tone der Bitte herabgesunken war, ging er plötzlich vom Zorn zu einem Gefühl der Begeisterung über.

      »Was ich verlange?« rief er, »ich verlange, Sie wiederzusehen.«

      »Unmöglich.«

      »Wäre es nur ein einziges Mal, eine Stunde, eine Minute, eine Secunde.«

      »Unmöglich, sage ich Ihnen.«

      »Wie!« fragte Maurice. »Sagen Sie mir im Ernst, ich Sie nie wiedersehen wer«e?«

      »Nie!« antwortete die Unbekannte wie ein schmerzliches Echo.

      »Oh, Madame, Sie spotten meiner offenbar,« sprach Maurice.

      Und er erhob sein edles Haupt und schüttelte seine langen Haare nach der Weise eines Mannes, der einer Gewalt entkommen will, die ihn unwillkürlich umfesselt hält.

      Die Unbekannte schaute ihn mit, einem unbeschreiblichen Ausdruck an. Man sah, daß sie nicht ganz dem Gefühl entgangen war, das sie einflößte.

      «Hören Sie,« sprach sie nach einem kurzen Stillschweigen, das nur durch einen Seufzer unterbrochen worden war, welchen Maurice vergebens zu ersticken gesucht hatte. »Hören Sie! schwören Sie mir bei Ihrer Ehre, Ihre Augen von dem Momente an, wo ich es sagen werde, bis zu dem, wo Sie sechzig Secunden gezählt haben, geschlossen zu halten;