Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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gegessen haben, und die bereit scheinen, handgemein zu werden. Die Anführer steigen zu Pferde, und reden im Namen des Kaisers, des einzigen Namens, auf den geachtet wird. In einigen Augenblicken, und wie durch einen Zauber entwirren alle diese verworrenen Massen sich, jeder kehrte zu einer Waffe zurück und drängte sich um eine Fahne; lange Reihen bilden sich, und treten aus dieser Masse heraus wie Bäche, die aus einem See kommen, und rücken, die Musik an der Spitze, vorwärts. Die Wellen rollen nach Ostrowno zu, und auf das entsetzlichste Getümmel folgt in Bezenkowiczi die dumpfeste Stille. Das kommt daher, weil nach der Strenge der Befehle und nach der Schnelligkeit, mit der sie überbracht sind, jeder war, daß am andern Tage eine Schlacht stattfinden würde, und eine solche Ueberzeugung erweckt immer in einer Armee feierliche Gefühle.

      Als der Tag anbrach, befand sich die Armee auf einer breiten, mit Birken besetzten Straße aufgestellt. Murat marschierte als Avant-Garde mit seiner Cavalerie. Er hat unter seinen Befehlen Dumont, du Contlosquet und Carignan; ihnen ist das 8. Regiment Husaren als Späher voraus, welches in der Meinung steht, daß ihm selbst an einen Flanken zwei Regimenter der Division, wozu es gehört, voraus marschieren, und das demnach voller Sicherheit nach Ostrowno zu vorrückt, indem es nicht weiß, daß Zufälle des Terrains den Marsch der Regimenter aufgehalten haben, und daß es, anstatt ihnen zu folgen, vor ihnen her schreitet. Plötzlich, auf zwei Drittheile eines Hügels angelangt, erblickt die Spitze der französischen Colonne auf seinem Gipfel eine in Schlachtordnung aufgestellte Linie Cavalerie, und hält sie für die beiden als Späher vorausgesandten Regimenter. Der General Piré erhält den Befehl anzugreifen, aber er kann nicht glauben, daß das der Feind sey, den er vor sich sieht; er sendet einen Officier ab, um diese Truppe zu recognosciren, und fährt fort vorzurücken. Der Officier sprengt im Galop davon, aber kaum ist er auf dem Gipfel angelangt, als er umringt und zum Gefangenen gemacht ist. Zugleich erdonnern auf einmal sechs Stück Kanonen, und reißen ganze Glieder weg. Es ist keine Zeit, Kriegskunst zu üben, der Ruf: Vorwärts, ertönt, das 8. Regiment Husaren, und das 16. Chasseur sprengen vor, und nach dem ersten Abfeuern, bevor man noch Zeit gehabt hat, ein zweites Mal wieder zu laden, fallen sie über die sechs Stück her, bemächtigen sich ihrer, werfen das sich ihnen widersetzende Regiment über den Haufen, durchbrechen die Linie von einem Ende bis zu dem andern, und befinden sich den Russen im Rücken. Da sie nichts mehr vor sich erblicken, so wenden sie um, und sehen das feindliche Regiment, welches sie zur Rechten gelassen, bestürzt über diesen Ungestüm. Sogleich kehren sie auf dasselbe in dem Augenblicke zurück, wo es seine Viertelwendung ausführt, und vernichten es; hierauf wenden sie sich wieder um, erblicken das Regiment zur Linken, das sich zurückzuziehen beginnt, sie verfolgen dasselbe, erreichen es, zerstreuen es, und jagen bis in den Wald, der die Stadt Ostrowno wie ein Gürtel einhüllt. In diesem Augenblicke lagt Murat mit alle dem, was er an Mannschaft hat zusammenraffen können, auf dem Hügel an; er vereinigt diese Verstärkung mit der Avant-Garde und treibt alles auf den Wald, denn er glaubt nur mit einer Arrier-Garde zu thun zu haben; aber der Widerstand beginnt, aller Wahrscheinlichkeit nach befindet sich die russische Armee in Ostrowno. Murat wirft einen Blick auf die Stellung, und erkennt, daß sie in der That vortrefflich ist; er selbst ist in diesem Augenblicke mehr, als er wünschte, handgemein, aber Murat gehört zu denen, welche niemals zurückweichen; er befiehlt seinen beiden, aus den Divisionen. Bruyère und Saint-Germain bestehenden Vordertreffen, sich auf dem von ihnen eroberten Schlachtfelde zu behaupten. Als diese Maßregel getroffen, setzt er sich an die Spitze einer leichten Cavalerie, und erwartet den Feind, welcher seiner Seits bald hervorbricht. Alles, was aus dem Walde hervorkommt, ist im Augenblicke selbst überfallen: die Russen kamen um anzugreifen, und sie sind gezwungen sich zu vertheidigen. Die Cavalerie ist durch die langen Lanzen der Polen niedergestochen, die Infanterie durch die Husaren und die Chasseurs zusammengehauen. Aber diese Waldungen sind für die Russen, was die Erde für Antäus: kaum sind sie in dieselben zurückgekehrt, als sie zahlreicher wieder aus demselben herauskommen. Durch die Arbeit sind die Lanzen gebrochen und die Säbel abgestumpft; die Infanterie hat so viel geschossen, daß sie keine Patronen mehr hat. In diesem Augenblicke erscheint die Division Delzons auf dem Hügel, die ungeduldig mit zu kämpfen, im Eilschritt anlangt. Murat, der sie erblickt, beeilt ihre Ankunft noch mehr, und wirft sie auf die Rechte des Feindes. Bei dem Anblicke dieser Verstärkung wird der Feind bange; Murat befiehlt einen letzten Angriff, dieses Mal widersteht nichts mehr, die Russen sind im Rückzuge; die französische Armee dringt in die Waldung, die aufgehört hat, Flammen zu speien, geht hindurch, und im Ankommen an dem Saume desselben erblickt sie die russische Arrier-Garde, welche in einem andern Waldgürtel verschwindet.

      In diesem Augenblicke eilt Eugen herbei, indem er eine neue Verstärkung mitbringt; aber es ist zu spät, um sich in diese unbekannten Engpässe zu wagen, die Nacht bricht herein, und man will den andern Morgen abwarten. Murat und Eugen bezeichnen jedem seine Stellung, errichten auf einer Höhe alles was sie von Geschütz besitzen, zu einer Batterie, und kehren zurück, um sich ganz angekleidet unter demselben Zelte niederzulegen.

      Mit Anbruch des Tages stehen sie auf. Die Russen sind ihrer Seits aufgestellt; aber es ist nicht mehr eine einfache Arrier-Garde, mit der Murat und Eugen zuthun haben, es ist ein ganzes Armee-Korps. Pahlen und Konownizin haben sich mit Ostermann vereinigt; was liegt daran! sind sie nicht selbst die Avant-Garde der großen Armee, und wird nicht selbst Napoleon zu ihnen stoßen?

      Um fünf Uhr Morgens sind die Franzosen auf den Beinen, Murat ordnet seinen Angriff an, und schon rückt der linke Flügel gegen die Russen, als der rechte noch seine Befehle empfängt. Plötzlich hört Murat lautes Geschrei: es ist das Hurrah von zehn Tausend Russen, die unseren Angriff nicht abwarten, und die in dichten Massen aus dem Walde rückend, auf unsere Cavalerie und unsere Infanterie stoßen, und sie zweimal zurückdrängen. Diese Tapferen sind zu lange zurückgewichen; der Befehl ist ihnen gegeben, vorwärts zu gehen, und sie benutzen ihn.

      Murat sieht sie auf unsere Artillerie anrücken, die anfängt, besorgt zu werden, da sie sieht, wie sie vergeblich schießt, und wie die Furchen, die sie in diesen dichten Colonnen zieht, sich augenblicklich wieder schließen. Das 84. Regiment und ein Bataillon Kroaten halten inzwischen vor diesen Massen, und weichen nur Schritt vor Schritt zurück; aber in dem Maße, als sie zurückweichen, sieht man in dem mit jedem Augenblick enger werdenden Raume, daß sich ihre Todten aufhäufen, während dem daß es hinter ihnen von Verwundeten wimmelt, die man fortbringt, und einigen Flüchtlingen die schon das Weite suchen: entweder werden sie über den Haufen geworfen und vernichtet werden, oder sie werden sich auflösen und unsere Kanonen ohne andere Bedeckung lassen, als ihre Artilleristen. Bei diesem Anblicke wird der rechte Flügel, der noch nicht angegriffen hat, unruhig, Vorboten der Verwirrung brechen aus; es ist kein Augenblick zu verlieren, denn in den Engpässen würde jeder Rückzug eine Niederlage seyn.

      Murat ertheilt seine Befehle mit der Schnelligkeit und der Strenge, welche eine solche Lage erheischt. Der rechte Flügel, anstatt abzuwarten, daß man ihn angreift, soll angreifen. Es ist der General Piré, der mit dieser Bewegung beauftragt ist.

      Der General Anthouard eilt zu seinen Kanonieren, und läßt sie ihren Posten behaupten: es ist ihre Pflicht, sich auf ihren Stücken niedersäbeln zu lassen.

      Der General Girardin soll das 106. Regiment, das in vollem Rückzuge ist, wieder sammeln, und sie wieder gegen den rechten Flügel der Russen, der fortfährt vorzurücken, führen, während dem daß Murat sie von der Seite mit einem Regimente polnischer Uhlanen angreifen wird.

      Jeder begibt sich mit der Schnelligkeit des Blitzes auf seinen Posten. Murat eilt vor die Fronte der Polen, um sie durch eine Anrede anzufeuern; das Regiment, welches glaubt, daß der König sich an ihre Spitze setze, stößt ein lautes Geschrei aus, senkt seine Lanzen und stürzt vorwärts. Murat hat sie nur anreden wollen, er muß sie führen: die Lanzen treiben ihn von hinten, sie nehmen die ganze Breite des Weges ein, er kann weder anhalten, noch sich zur Seite werfen, er ergreift daher sein Theil als Tapferer, zieht seinen Säbel, ruft vorwärts, greift zuerst wie ein einfacher Kapitain an, und verschwindet mit seinem ganzen Regimente in den feindlichen Reihen, welche er von einer Seite zur andern durchschneidet, und in die er durch diese ungeheure Lücke die Verwirrung wirft.

      Auf der andern Seite findet er Girardin und sein Regiment wieder, von der Höhe des Hügels sieht er das Feuer seiner Artilleristen sich verdoppeln, während dem daß ein wohlunterhaltenes Gewehrfeuer auf der äußersten Rechten ihn benachrichtigt, daß der General Piré seinen guten Ruf behauptet.

      Nun