Antonia. Уилки Коллинз. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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für seine Gäste abzugeben. Ist dies eine Zeit, um Bildsäulen auszuhauen und Saucen zu brauen? Pfui über die Senatoren, die sich solchen Beschäftigungen hingeben, wie Vetranio.«

      »Ich habe andere Pläne,« antwortete der Gegenstand dieser moralischen Entrüstung, indem er mit beleidigender Gleichgültigkeit in das abstoßende Gesicht des Cynikers blickte, »und sie müssen wegen ihrer unermeßlichen Wichtigkeit für die Welt allgemeinen Beifall finden. Die so eben von mir beendigte Arbeit bildet das erste einer Reihe von drei Projekten, die ich seit einiger Zeit schon im Auge habe. Das erste ist eine Analyse der neuen Priesterschaft, das zweite eine treffende Vorstellung der Venus sowohl durch die Malerei, wie durch die Skulptur, das dritte eine Erfindung eines bisher unentdeckten Gegenstandes, einer Nachtigallensauce. Die unerforschliche Weisheit des Schicksals hat es gewollt, daß der letzte von den Gegenständen, die ich mir vorgenommen habe, zuerst in’s Werk gesetzt worden ist. Die Sauce ist erfunden, und ich habe so eben auf diesem Pergament die Ode beendigt, welche sie auf meinem Tische einführen wird.

      Meine nächste Arbeit wird die Analyse sein. Sie wird die Form einer Abhandlung annehmen, in welcher ich die Erfahrung früherer Jahre zur Basis der Prophezeihung für die Zukunft nehmen und die genaue Anzahl von weiteren Zwistigkeiten, Controversen und Zänkereien angeben werde, welche erforderlich ist, um die neue Priesterschaft in den Stand zu sehen, ihren eignen Gottesdienst zu vernichten. Ich werde durch eine genaue Berechnung das Jahr ermitteln, in welchem dieser Untergang vor sich geht, und habe als Material für mein Werk eine historische Uebersicht der christlichen Schismen und Zwistigkeiten in Rom seit den letzten hundert Jahren bei mir. Was meinen zweiten Plan, die Personification der Venus betrifft, so ist er von abschreckender Schwierigkeit. Er erfordert eine Untersuchung der Frauen jeder Nation des Erdkreises, eine Vergleichung der relativen Vorzüge und Eigenthümlichkeiten ihrer Reize, und eine Vereinigung alles Liebenswürdigsten in der unendlichen Verschiedenartigkeit ihrer hervorragendsten Schönheiten in einer Form. Um die Ausführung dieses mühevollen Planes zu befördern, haben meine Pächter in der Heimath und meine Sklavenhändler im Auslande den Befehl erhalten, alle im Kaiserreiche geborene oder aus den Völkerschaften um dasselbe her geholten schönsten Frauen nach meiner Villa in Sicilien zu senden. Zur geeigneten Periode werde ich meine Untersuchungen, ohne mich von Schwierigkeiten schrecken zu lassen und zum Erfolge entschlossen, beginnen. Die echte Venus ist noch nicht verkörpvert worden. Wie köstlich wird mein Triumph sein, wenn ich diese Aufgabe ausführe. Mein Werk wird der Altar sein, auf welchem Tausende die sanftesten Empfindungen ihrer Herzen darbringen. Es wird die eingekerkerte Einbildungskraft der Jugend erfreuen und die verbleichenden Erinnerungen des Altars wieder auffrischen.«

      Vetranio schwieg. Der Cyniker hatte vor Entrüstung die Sprache verloren. Ein einzelner Eiferer für die Kirche, welcher sich zufällig in der Nähe befand, runzelte, über die Analyse, die Stirn. Die Damen kicherten über die Versinnlichung, die Feinschmecker freuten sich auf die Nachtigallensauce, aber in den ersten Minuten sprach Niemand. Während dieser vorübergehenden Verlegenheit flüsterte Vetranio einige Worte in Juliens Ohr, und verließ, als sich der Cyniker eben hinlänglich gefaßt hatte, um ihm eine Erwiderung zu geben, von der Dame begleitet, das Zimmer.

      p>Der Geschichtsforscher wird bemerken, daß es in den meisten älteren wie neuern Perioden der Welt eine gewisse Klasse von Menschen gegeben hat, bei deren Erschaffung es ein Hauptzweck gewesen zu sein scheint, der Nachwelt das auffallendste und vollkommenste Beispiel von dem Einflusse des Zeitalters auf das Individuum zu gewähren. Zu einer solchen Klasse gehörte der Senator Vetranio. Unter der dünnen Decke der absichtlich kleinlichen, mühsam an den Tag gelegten Entartung lag ein mächtiger, tiefer Verstand verborgen, dessen rechtmäßigen Wünschen in jenen entarteten Zeiten nicht entsprochen und die daher durch die Entbehrung vernichtet oder zum Gefallen an der intellectuellen Verkappung der Zeit irre geleitet wurden. Mehr denkend als thätigkeitsliebend, mehr nachahmend als schöpferisch, für den Widerstand zu nachgiebig und für die Einsamkeit zu gesellig, war seine Seele keine von denjenigen, welche ihre Bedürfnisse aus sich befriedigen können, die von der äußern Welt weder Begeisterung noch Sympathie verlangen und die sich ihrer erhabenen Einsamkeit in der von ihrem eignen unfruchtbaren Begehren ererbten oder durch ihre eignen unwillkommenen Thaten erzeugten Wüste freuen.

      Gleich einem Binnensee, lag sein Geist in sich selbst ruhig unter den äußern Einflüssen da, die allein ihn zur That antreiben oder zur Großartigkeit anspornen konnten. Aber der Sturm gewaltiger Thaten oder großer Beispiele trieb ihn zu jener erbärmlichen Zeit nie an, seine verborgenen Schätze an das Tageslicht herauf zu werfen, regte ihn nie bis in seine innersten Tiefen auf. Auch, über seine träge Oberfläche spielte nur das Lüftchen der Ueppigkeit hin, auf ihr erhob sich nur das winzige Wellchen kleiner Fertigkeiten und so fand dieser von dem entarteten Einfluß seines Alters intellectuell verkrüppelte Mann, der zu andern Zeiten vielleicht die Geschicke eines Reiches gelenkt haben würde, in der seinen keine glänzendere Auszeichnung, als die Herrschaft über Spaßmacher und keinen edleren Ehrgeiz, als die erste Stelle unter Köchen.

      Es hat wohl nie eine allgemeinere Beliebtheit gegeben als die Vetranio’s war. Mit einem Charakter begabt, der sich durch seine Schmiegsamkeit in alle Lagen schickte, entwaffnete seine Großmuth die Feinde, während seine Zuthunlichkeit sich Freunde erwarb. Freigebig ohne Prunk, glücklich ohne Stolz, leistete er Andern mit Anmuth Dienste und glänzte in Sicherheit. Man genoß seine Gastfreundschaft, denn man wußte, daß sie uneigennützig war, und bewunderte seine Talente, denn man fühlte, daß sie sich nicht vordrängten. Mitunter – wie in dem Gespräche mit dem Cyniker – entlockte ihm die Laune des Augenblicks, oder der Stachel eines Sarkasmus, eine Anspielung auf seinen Stand oder eine Entwickelung seiner Excentricitäten, da er aber stets der Erste war, welcher bald daraus das Gelächter über seine Hitze anregte, litt sein Ansehen als Edelmann nicht unter seiner Schwäche als Mensch. Er bewegte sich heiter und anziehend in allen Kreisen der Gesellschaft seiner Zeit und erwarb sich seine socialen Lorbeeren unter allen Klassen, ohne einen Nebenbuhler zu erwecken, der ihr Gesetz bestritten, oder sich einen Feind zu machen, der ihren Werth herabgesetzt hätte.

      Und doch war die bezaubernde Herablassung, die verschwenderische Freigebigkeit, welche ihm diese beneidenswerthe Stellung in der Welt erwarb, bei einem Charakter wie der seine eher eine Notwendigkeit, wie eine Tugend. Er war gütig gegen seine Untergebenen, mehr weil er die Berührung mit den Leiden und die Befleckung mit der Unzufriedenheit haßte, als weil er geliebt zu werden wünschte, oder an der Wohlthätigkeit Freude gefunden hätte. Er war seiner Klasse ergeben, weil Streitigkeiten seiner Gemüthsart widerstanden und Eifersüchteleien die üppige Heiterkeit trübten, welche die Gewohnheit seinen Gefühlen zu einer zweiten Natur gemacht hatte. Durch seine Stellung mächtig und von unerschöpflichem Vermögen, strengte er sich aufs Höchste an, sich die Befreiung von Sorgen und Aengsten, welche die meisten Menschen als einen frommen Wunsch erhoffen, systematisch zu erlangen. Bei Andern würde sich eine so ausgedehnte Selbstsucht beständig verrathen haben, bei ihm aber nahm sie durch Reichthum geweiht und durch Scharfsinn verschleiert, die Form der Philosophie an, und der Senator wurde da als eleganter Epikuräer citirt, wo der Plebejer als herzloser Egoist gebrandmarkt worden sein würde.

      Nach dem Verlassen des Wartesaals stiegen Vetranio und Julia die Palasttreppe hinab und gingen in den Garten des Kaisers. Dieser gewöhnlich als Abendspaziergang benutzte Platz war jetzt menschenleer und nur die wenigen mit der Pflege der Blumenbeete und dem Begießen der glatten schattigen Rasenplätze beschäftigten Bediensteten darin vorhanden. Sie traten in eine von den abgelegensten von den zahlreichen Lauben unter den Bäumen, wo Vetranio seine Gefährtin auf einem Sitze Platz zunehmen winkte und sie dann ohne weitere Einleitung in folgenden Worten anredete:

      »Ich habe gehört, daß Du im Begriffe ´seist nach Rom abzureisen – ist es wahr?«

      Er stellte ihr diese Frage mit leiser Stimme und einem Wesen, dessen Ernst in seltsamem Widerspruche mit der flüchtigen Munterkeit war, welche ihn vor wenigen Augenblicken noch unter den Edeln des Hofes charakterisirt hatte. Als ihm Julia bejahend antwortete, drückte sein Gesicht die lebhafteste Freude aus; er setzte sich an ihre Seite und sprach weiter:

      »Wenn ich glaubte, daß Du längere Zeit in der Stadt zu verweilen gedächtest, so würde ich es wagen, Deine Freundschaft von Neuem auf die Probe zu stellen, indem ich Dich bäte, mir Deine kleine Villa bei Aricia zu leihen!«

      »Du kannst einen Befehl an meinen