Teverino. Жорж Санд. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Жорж Санд
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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dumme Brut,« sagte der Pfarrer, »lockt diese Närrin nicht hieher; wir haben mit ihren Gaukeleien Nichts zu schaffen.«

      Allein die Kinder hörten nicht auf ihn und fuhren fort, zu rufen und Geberden zu machen. Als sich dann Sabina über den Rand des Felsens neigte, sah sie ein ganz außerordentliches Schauspiel. Eine junge Gebirgsbewohnerin kletterte den steilen Abhang, welcher auf den grünen Felsen führte, hinan und das Kind wandelte buchstäblich in einer Wolke von Vögeln, die um sie her schwärmten, die einen an ihrem Haare schnäbelnd, andere auf ihren Schultern sitzend, noch andere ganz junge im Sande um sie herumhüpfend und an ihren Füßen sich haltend. Alle schienen sich das Vergnügen oder den Gewinn streitig zu machen, die sie an ihrer Berührung und dem bittenden Zwitschern fanden, und sie erfüllten die Luft mit ihrem ungeduldigen Jubelgeschrei. Als das junge Mädchen näher kam und man sie zwischen ihrem flatternden Gefolge deutlich sehen konnte, erkannten Leonce und Sabina die Blonde mit den rothen Wangen und den blaßgoldenen Haaren in ihr, die sie eine Stunde zuvor in der Kirche gesehen hatten.

      Nun neigte sich auch der Pfarrer gegen den Hohlweg vor und gebot ihr durch seine Geberden, sich zu entfernen.

      Das dicke Gesicht und die schwarze Kleidung des Priesters wirkten auf sie wie ein Medusenhaupt. Sie blieb unbeweglich stehen und, scheu geworden, flogen die Vogel auf die am Fußweg liegenden Bäume.

      Indeß stillten die Bitten der Lady G*** und der Anblick seines mit trefflichem griechischen Weine, der so eben aufgepfropt worden war, gefüllten Glases den Zorn des heiligen Mannes und er willigte ein, das Vogelmädchen herbeizurufen.

      »Komm, mach Deine gottlosen Künste vor diesen hohen Herrschaften, Du Zigeunerin!«

      Das junge Mädchen hielt eine Hand voll Körner, welche sie so weit als möglich und so geschickt hinter sich warf, daß sie den Vögelchen nur eine gebieterische Geberde zu machen schien, worauf diese sie sogleich wieder zu verfolgen begannen. Sie schlugen sich alle in das Gehölz, das sie ihnen zu bezeichnen sich stellte, und beschäftigt, wie sie waren, ihre kleinen Körner zu suchen, schienen sie sich ganz ihrem Befehle gemäß ruhig zu verhalten. Die andern Kinder ließen sich durch diesen kleinen Kniff nicht täuschen, allein Sabina hatte das volle Vergnügen, mystificirt zu werden.

      »Nun, da ist sie ja, diese hartgesottene Sünderin,« sagte Leonce, dem Gebirgskinde die Hand reichend, um ihr behülflich zu sein, die Felsplatte zu erreichen, zu der von dieser Seite her ein höchst steiler Weg führte. Sie erklomm sie aber mit einem Sprung gleich einer jungen Gemse, und ihre beiden Hände an die Stirn legend, bat sie um Erlaubniß, arbeiten zu dürfen.

      »Laß sehen, laß schnell sehen, Tagdiebin,« sagte der Pfarrer, »was Du Deine Arbeit zu nennen beliebst.«

      Sie trat nun zu den Kindern und bat sie, ihre Hunde gut zu halten und sich nicht zu rühren; dann nahm sie ein kleines, wollenes Mäntelchen, das ihre Schultern bedeckte, ab und auf einen nahen noch höhern Felsen klimmend, ließ sie den rothen Stoff wie eine Fahne über ihrem Kopfe flattern. In demselben Augenblicke stürzten von allen Gebüschen ringsum eine Menge verschiedenartiger Vögel auf sie zu, Sperlinge, Zeisige, Hänflinge, Blutfinken, Amseln, Ringeltauben und selbst Schwalben mit dem gabelartig gespalteten Schwanz und den breiten schwarzen Flügeln. Sie spielte einige Augenblicke mit ihnen, indem sie sie zurückstieß, allerlei Geberden machte, ihr Mäntelchen, wie um sie zu erschrecken, hin- und herschwenkte, einige im Fluge erhaschte und sie dann wegwarf, ohne ihnen die verliebte Verfolgung zu entleiden. Als sie dann hinlänglich gezeigt hatte, wie sehr sie die unumschränkte und angebetete Herrscherin dieses freien Völkchens sei, bedeckte sie sich mit ihrem Mäntelchen den Kopf, legte sich auf den Boden und stellte sich schlafend. Nun sah man all das Geflügel auf sie hinsitzen, sich um die Wette in die Falten ihres Kleides einnisten und von ihrem Schlummer magnetisirt scheinen. Als sie endlich aufstand, wiederholte sie ihren Kunstgriff, sie mittelst eines neuen Futters in das Haidegesträuch zu entsenden, wo sie verschwanden und ihr Gezwitscher verstummte.

      Es lag etwas so Anmuthsvolles und so Poetisches in ihrer ganzen Pantomime, und ihre Macht über die Bewohner der Lüfte erschien so wunderbar, daß diese kleine Scene den Reisenden ein ungemeines Vergnügen verursachte. Die Negerin nahm keinen Anstand, zu glauben, sie wohne einer Verzauberung bei, und selbst der Pfarrer konnte sich eines Lächelns bei der Artigkeit der Zöglinge nicht enthalten, um überhoben zu sein, ihre Erzieherin zu beklatschen.

      »Das ist ja wahrlich eine kleine Fee,« sagte Sabina, sie zu ihr herziehend, »und ich erkläre Ihnen, Leonce, daß ich mit ihren ambrafarbnen Wimpern ausgesöhnt bin. Mignon hatte ihr in meiner Einbildungskraft Unrecht gethan. Ich hätte sie braun und Guitarre spielend gewünscht; aber jetzt nehme ich auch die bäurische und blonde Mignon an und ich sehe ihre Zauberscene mit den Vögeln so gern wie den Eiertanz. Sage mir vorerst, mein liebes Kind, wie heißest Du?«

      »Ich heiße Magdalena Melèze,« sagte die Vogelfängerin, »oder das Vogelmädchen, Ihren Gnaden zu dienen.«

      »Das sind hübsche Namen und passen für Dich. Setze Dich hier neben mich her und frühstücke mit uns, vorausgesetzt jedoch, daß Dein befiedertes Volk nicht wie eine egyptische Plage über uns herfalle und unser Mahl verzehre.«

      »O! fürchten Sie Nichts, Madame, meine Kinderchen kommen nicht zu mir heran, wenn andere Personen zu nah sind.«

      »In diesem Fall,« sagte der Pfarrer in scheltendem Tone, »wenn Du Dein dummes Handwerk, Deinen Brotkorb erhalten willst, so rathe ich Dir, Dich auf Deinen Spaziergängen nicht so oft von gewissen Landstreichern begleiten zu lassen, denn bald werden Dich die Vögel des Landes nicht mehr kennen, wenn sie von solchen Zugvögeln in ehrerbietiger Entfernung gehalten werden, Magdalena.«

      »Aber, Herr Pfarrer, man hat Sie getäuscht, sicherlich,« antwortete das Vogelmädchen; »ich habe erst einen Begleiter auf meinen Spaziergängen gehabt, und das dauert noch nicht so lange; wir Beide sind immer allein; wer Ihnen das Gegentheil gesagt, hat gelogen.«

      Der Ernst, mit welchem sie diese Antwort begleitete, machte Leonce Vergnügen und versetzte den Pfarrer in Zorn.

      »Schaut mir nur die schöne Antwort!« sagte er, »und ob man etwas Unverschämteres finden kann, als dieses kleine Ding da!«

      Das Vogelmädchen schlug ihre saphirblauen Augen zu dem ergrimmten Pfarrer auf und blieb stumm vor Erstaunen.

      »Mich dünkt, Sie täuschen sich sehr in Betreff dieses Kindes,« sagte Sabina zu dem Pfarrer; »ihre Ueberraschung und ihre Keckheit rühren von einer Unschuld her, die Sie durch Ihre bösen Gedanken trüben würden; gestatten Sie mir, Ihnen zu sagen, Herr Pfarrer, daß Sie, ohne Zweifel in guter Absicht, Ihr Möglichstes thun, um sie auf den Gedanken des Bösen zu bringen, das nicht in ihr liegt.«

      »Sie sprechen so, Madame?« antwortete halblaut der Pfarrer, »Sie, die aus Klugheit und Tugend mit diesem edeln Herrn, trotz seiner guten Gesinnungen und der Nähe Ihrer Dienerschaft, nicht allein bleiben wollten?«

      Sabina betrachtete den Pfarrer mit Staunen und hernach Leonce mit vorwurfsvoller und spottender Miene; dann fügte sie mit einer edeln Hingebung des Herzens hinzu:

      »Wenn Sie den Beweggrund, der uns Ihre Gesellschaft suchen ließ, so beurtheilen, Herr Pfarrer, so müssen Sie die Bestätigung dessen, was ich von diesem Kinde denke, darin finden, daß nämlich seine Gedanken reiner sind als die unsrigen.«

      »Rein, so viel Sie wollen, Madame!« entgegnete der Pfarrer, welchem Sabina, beschäftigt in den Abenteuern ihrer Spazierfahrt die Personen des Wilhelm Meister wieder zu finden, bei sich schon den Namen des Polterers gegeben hatte; gestatten Sie mir aber den Einwurf, daß bei Mädchen von diesem Stande, welche auf’s Gerathewohl und gleichsam wild leben, das Uebermaß von Anschuld die schlimmste der Gefahren ist. Der Erste Beste mißbraucht sie und das wird dieser hier begegnen, wenn es nicht schon geschehen ist.«

      «Sie wurde bei Ihrem Argwohn verwirrt, statt wie sie jetzt nur von Ihren Drohungen erschreckt ist. Ihr Priester, Ihr versteht Nichts von den Frauen und verletzt erbarmungslos die Schamhaftigkeit der Jugend.«

      »Ich sage Ihnen, ich,« entgegnete der Polterer, »daß, was bei Personen Ihres Standes richtig, auf Leute der ärmeren Klasse nicht anzuwenden ist. Die Schamhaftigkeit solcher Mädchen da ist Dummheit, Unvorsichtigkeit; sie begehen das Böse ohne zu wissen, was