Baas Gansendonck. Hendrik Conscience. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hendrik Conscience
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Peer Gansendonck.

      – »Es war unsere Absicht, mein Herr, Sie darum zu ersuchen.

      –– »Wohl, da kommen Sie nur; Sie werden von dem Weinchen erzählen können. Nicht wahr, Kobe, Du hast ihn schon einmal in Deinem Leben gekostet? Wenn Sie sich nicht die Finger nachher ablecken, meine Herren, so sagen Sie daß ich ein Bauer bin.«

      – »Das ist wahr, Baas!« – antwortete der Knecht.

      Der Baas schritt gravitätisch auf seinem Wege fort, und plauderte freundlich mit Adolph, dessen zwei Gefährten etwas zurück blieben um ihrer Lust freien Lauf zu lassen. Kobe sah Allen mit seltsamen Blicken nach und würde auch wohl gelacht haben, hätte ihm nicht der Hasenpfeffer so sehr im Kopfe gesteckt, daß er fast einen Magenkrampf davon bekam.

      Langsam begab sich die Gesellschaft nach dem heiligen Sebastian.

      IV.

      Bringe den Wolf niemals in deinen Schaafstall

      Es war ein prachtvoller Morgen. Die Sonne erschien am Horizonte in einer Gluth von brennendem Golde aus der glänzende Strahlenbüschel über den ganzen Himmel schossen. Ihr funkelndes Licht bohrte sich spielend durch die Fensterscheiben des Heiligen Sebastian und fiel dort, wie ein rosenfarbiger Glanz auf die Stirn einer Jungfrau.

      Lisa Gansendonck saß am Fenster vor einem Tisch. – Sie träumte – denn ihre langen schwarzen Wimpern hingen über ihre Augen hinab, und ein stilles Lächeln spielte um ihren Mund, während dann und wann ein rothes Wölkchen auf ihren bleichen Wangen, eine eigenthümlich Rührung ihres Herzens beurkundete . . . Gleich darauf, aber richtete sie sich plötzlich empor auf ihrem Stuhl; ihre Augen schienen heller zu leuchten und sie lachte deutlicher, als ob ein Gefühl von Glück sich ihrer bemächtigt habe.

      Sie ergriff eine französische Zeitung aus Antwerpen, die offen vor ihr lag und, nachdem sie einige Zeilen gelesen hatte, verfiel sie wieder in ihr früheres stilles Sinnen.

      Wie reizend saß sie da, einem lieblichen Traume gleich, umgeben von der tiefsten Stille und beleuchtet von dem wärmsten Strahl der Morgensonne! Bleich und zart, jung und lieblich wie eine halb geschlossene weiße Rose, deren Kelch sich erst am nächsten Tage ganz öffnen wird.

      Klänge, so zarte und zitternd, wie der sterbende Seufzerhauch eines fernen Saitenspiels entglitten ihren Lippen. Tiefathmend sagte sie:

      – »O, in der Stadt muß man glücklich sein! Ein solcher Ball! Alle die reichen Toiletten, Diamanten, Blumen im Haar, Kleider so kostbar, daß man ein halbes Dorf dafür kaufen könnte; Alles strahlend von Gold und Licht! Und zu die Artigkeit, die schöne Sprache. Ach, könnte ich das nur einmal sehen u wäre es auch nur durch ein Fenster!«

      Nach langem Sinnen schien der bezaubernde Gedanke von einem Ball in der Stadt sie endlich zu verlassen. Sie fand von dem Tische auf, und trat vor einen Spiegel, in welchem sie sich aufmerksam betrachtete, hier und dort eine Falte im Kleide ordnend, oder ihr schönes schwarzes Haar glatt streichend, damit es noch mehr ergänze.

      Uebrigens war sie sehr einfach gekleidet, und man würde in ihrem Putze nicht eins zu tadeln gefunden haben, wenn nicht der Geruch des Kuhstalles, die verräucherten Wände des Wirthshauses und die zinnernen Kannen auf dem Bord von allen Seiten geschrieen hätten daß Jungfrau Lisa nicht an ihrem Platze sei.

      Ihr schwarzseidenes Kleid war schlicht und nur mit einem einzigen Volant, ihr Fichu rosenfarb und Beides paßte so schön zu ihrem blassen Gesicht. Das Haar trug sie unbedeckt, einfach anliegend und hinten auf dem Kopf in einem Krönchen zusammengeflochten.

      Nachdem sie eine Weile vor dem Spiegel zugebracht, setzte sie sich wieder an den Tisch und begann gleichmüthig einen Spitzenkragen zu sticken, während ihre umherschweifenden Blicke bezeugten, daß sie mit dem Gedanken sehr fern von ihrer Arbeit war. Gleich darauf, sagte sie sinnend mit beinah unhörbarer Stimme:

      – »Die Jagd ist eröffnet; die Herren aus der Stadt werden nun wieder herauskommen. Vater sagt, ich müsse freundlich mit ihnen sein. – Er will mich mit nach der Stadt nehmen um mir einen seidenen Hut zu kaufen . . . Ich darf nicht mit niedergeschlagenen Augen da sitzen. Ich soll lachen und den Herren ins Gesicht sehen, wenn sie mit mir reden? Was meint Vater damit? Ich wisse nicht, wozu es gut sein könne sagt er . . . Aber Karl! Es scheint ihm nicht zu gefallen, wenn ich oft die Kleidung wechsele; es macht ihm Schmerz, wenn die Fremden zu viel mit mir reden . . . Was soll ich thun? Vater will es so. – Ich kann doch nicht unfreundlich gegen die Leute sein! Doch ich will Karl auch nicht kränken . . . «

      Die Stimme ihres Vaters ließ sich vor der Thür vernehmen; sie sah ihn sich verbeugen und drei jungen Herren in Jagdkleidern Artigkeiten beweisen. Ein dunkles Roth färbte ihre Stirn. War Verlangen oder Verlegenheit die Ursache daran? – Sie strich sich mit den Händen nochmals die Haare glatt und blieb sitzen als ob die Nichts gehört hätte.

      Baas Gansendonck trat mit seiner Gesellschaft ein und rief voll Freude:

      »Sehen Sie meine Herrn, das ist meine Tochter! Was sagen Sie zu solcher Blume? Sie ist gelehrt, sie kann Französisch, meine Herren; zwischen meinem Lieschen und einer Bäuerin ist ein ebenso großer Unterschied wie zwischen einer Kuh und einem Schubkarren!«

      Der Knecht brach in ein lautes Lachen aus.

      »Schlingel!« – rief Baas Gansendonck zornig – »was stehst Du da und lachst? Pack' Dich fort!«

      – »Ja, Baas!«

      Kobe setzte sich in die Ecke des Heerdes und zog mit Wollust den Hasengeruch in die Nase, der aus einer Hinterküche in duftreichem Qualm hereindrang. Mittlerweile schaute er in das Feuer, horchte aber anscheinend gleichgültig auf Alles was rings um ihn her gesprochen wurde.

      Während Lisa aufgestanden war und in französischer Sprache einige Complimente mit den Herren wechselte, hatte sich Baas Gansendonck in den Keller begeben und kehrte mit einer Flasche und Gläsern zurück, die er vor seiner Tochter auf den Tisch stellte.

      – »Setzen Sie sich, setzen Sie sich meine Herren,« – sagte er – »wir wollen mit Lisa anstoßen; sie soll Ihnen Bescheid thun. Ach, Sie reden Französisch mit ihr. – Seltsam, daß ich so gern das Französisch höre, ich könnte einen ganzen langen Tag zuhorchen; es ist mir immer als sänge Jemand ein Lied.«

      Er faßte Victor am Arm und zwang ihn sich neben Lisa zu setzen.

      »Nicht so viele Komplimente, Herr von Bruinkasteel« – rief er – »thun Sie als ob Sie zu Hause wären.«

      Lisas schönes sanftes Antlitz hatte auf den ersten Blick zwei von den jungen Jägern eine Art Ehrfurcht eingeflößt; sie saßen auf der andern Seite des Tisches und betrachteten stumm das einfache Mädchen, das sich deutlich Gewalt anthat, freundlich zu erscheinen, dessen erschreckte Verschämtheit aber seine Stirn wie von rohem Feuer erglühen machte.

      So zurückhaltend war Victor von Bruinkasteel nicht; er begann keck dem jungen Mädchen Schmeicheleien über ihre Schönheit, ihre Stickerei, ihr Französisch zu sagen und wußte seine Worte so zu setzen und zu mischen, ohne im Mindesten dem Anschein nach sich etwas Unziemliches zu erlauben, daß Lisa träumerisch auf eine Rede horchte als ob sie einen süß klingenden Gesang vernehme.

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