Die Taube. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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      Die Taube

      Die Taube

      Erster Brief

5. Mai 1637.

      Schöne Taube mit silbernem Gefieder, mit schwarzem Halsbande und rosigen Füßen, da Dir Dein Gefängnis so grausam scheint, daß Du Dich an den eisernen Stangen Deines Kerkers zu tödten drohest, so gebe ich Dir die Freiheit wieder. Da Du mich aber ohne Zweifel nur verläßt, um wieder zu einer Person zu gehen, welche Du mehr liebst als mich, so ist es an mir, Dich wegen Deiner achttägigen Abwesenheit zu rechtfertigen. Ich bezeuge daher, daß ich Dir den Dienst, den ich Dir erwiesen hatte, mit einer ewigen Gefangenschaft habe bezahlen lassen wollen, so sehr ist das menschliche Herz selbstsüchtig, daß es Nichts zu thun weiß, ohne für das, was es gethan hat, die Bezahlung oft nach seinem doppelten Werthe zu verlangen. So geh denn, lieblicher Bote, kehre zurück, um mit Dir selbst mein Bedauern dem oder der zu überbringen, welcher Dich trotz der Entfernung ruft, und die Du trotz des Raumes mit den Augen suchst. Dieses Billet, das ich an Deinen Flügel befestige, ist der Schutzbrief Deiner Treue. So leb denn nochmals wohl; das Fenster öffnet sich, der Himmel erwartet Dich. . . Leb wohl!

      Zweiter Brief

6. Mai 1637.

      Haben Sie Dank, wer Sie auch sein mögen, daß Sie mir meine einzige Gefährtin zurückgegeben haben; aber, wie Sie sehen hat Ihre fromme Handlung ihre Belohnung; wie als ob der reizende Bote, der mir Ihr Billet überbracht hat, verstanden hätte, daß ich Ihnen Dank abzustatten hätte, und daß, da ich nicht weiß, wo Sie wohnen, meine einzige Furcht war, von Ihnen der Kälte beschuldigt zu werden. Diese selbe Unruhe, welche sie bei Ihnen befallen hatte, hat sie bei mir befallen. Gestern war ihre Rückkehr ganz der Freude gewidmet, mich wiederzufinden, aber heute Morgen, sehen Sie wie veränderlich sie ist, heute Morgen war ich ihr nicht mehr genug, sie stieß mit ihrem Schnabel und mit ihren Flügeln, nicht an die eisernen Stangen ihres Käfigs, denn sie hat niemals einen Käfig gehabt, sondern an die Scheiben meines Fensters, sie will nicht mehr mir allein angehören, sie will uns beiden angehören. Es sei, gegen die Meinung vieler denke ich, daß man das, was man besitzt, dadurch verdoppelt, daß man es theilt. Wir werden also künftig, hin beide eine Iris haben, und bemerken Sie, daß ich sie ohne Zweifel in der Voraussicht Iris genannt hatte, daß sie eines Tages unsere Botin sein würde, Ihre Iris, welche Ihnen meine Briefe überbringen wird, meine Iris, welche mir die Ihrigen überbringt, denn wie ich hoffe, werden Sie wohl so gefällig sein, mir zu sagen, welches der Dienst ist, den Sie ihr erwiesen haben, und wie sie in Ihre Hände gefallen war. Es verwundert sie vielleicht, daß ich mich sogleich Anfangs und auf das erste Mal Ihnen, dem Unbekannten oder der Unbekannten hingebe. Aber Sie sind gut, da Sie mir meine Taube zurückgesandt haben, dann haben Sie mir dieselbe mit einem Billet zurückgesandt, welches den oder die, wer es geschrieben hat, als eine ausgezeichnete und geistvolle Person andeutet; nun aber sind alle erhabenen Seelen Schwestern, alle erhabenen Geister sind Brüder, behandeln Sie mich daher als Bruder oder als Schwester, wie Sie wollen, denn ich habe das Bedürfniß, Jemand diesen Namen Bruder oder Schwester zu geben, den ich Niemanden gegeben habe.

      Iris, meine schöne Freundin, Du wirst dahin zurückkehren, von woher Du kommst, und Du wirst dem oder der, welcher Dich mir zurückgesandt hat, sagen, daß ich Dich ihm oder ihr zurücksende, und füge hinzu, daß ich es vorziehen würde, daß es an sie als an ihn wäre.

      Geh, Iris, und bedenke, daß ich Dich erwarte.

      Dritter Brief

Am selben Tage, nachdem das Angelus geläutet.Meine Schwester,

      Sie werden weder Iris, noch mich beschuldigen, nicht wahr? Ich war nicht in meinem Zimmer, als Ihre Botin angekommen ist; nur stand das Fenster offen, um die ersten Hauche der Abendluft aufzunehmen. Iris ist hineingeflossen, und, wie als ob das reizende kleine Geschöpf verstanden hätte, daß es einen Brief zu übergeben und eine Antwort zurückzubringen hätte, hat es geduldig meine Rückkehr abgewartet, und als ich zurückgekehrt bin, ist es von dem Brette, auf das es sich gesetzt hatte, auf meine Schulter geflogen.

      Ach! in dem Sturze, den ich durch die verschiedenen Stufen der menschlichen Größe gemacht habe, habe ich auf beiden Seiten des Weges gar viele traurige oder freudige Gemüthsbewegungen gefunden. Nun denn! keine ist trauriger als die gewesen, von der ich mich ergriffen fühlte, als ich, indem ich Ihnen Ihre Taube zurücksandte, von der ich nicht einmal den Namen kannte, einen vorherbestimmten Namen, wie Sie mir selbst gesagt haben, ich geglaubt habe, mich für immer von ihr zu trennen. Keine ist freudiger gewesen als die, welche ich empfunden habe, als ich, indem ich mich von ihr für immer getrennt zu haben glaubte, sie in meinem Zimmer erblickt und die Frische ihres Flügels meine Wange habe lieblosen fühlen, indem sie sich auf meine Schulter setzte. O mein Gott! Du schaffst also für den Menschen, diesen ewigen Sclaven Alles dessen, was ihn umgibt, relative Freuden und Schmerzen! und der, welcher nicht geweint hat, als er fast ein Königreich verlor, der, welcher bei dem Winde des Beiles nicht geschaudert hat, welches die Köpfe um ihn herum abschlug, der wird eines Tages weinen, indem er einen Vogel in den Raum entfliehen sieht, der wird schaudern, indem er die Bewegung fühlt, welche die bewegte Feder einer Taube in der Luft verursacht. Das ist eines Deiner Geheimnisse, o mein Gott! und Du weißt, ob Deine göttlichen Geheimnisse einen demüthigeren und inbrünstigeren Verehrer haben, als den, der in diesem Augenblicke am Fuße des Kreuzes Deines göttlichen Sohnes kniet, um Dich zu preisen und um Dich zu segnen!

      Das ist also Alles, was ich mir gesagt habe, als ich die arme Taube wiedersah, die ich für verloren hielt, bevor ich nur noch das Billet gelesen hatte, dessen Ueberbringer sie war. Dann, als ich dieses Billet gelesen hatte, bin ich in eine tiefe Träumerei versunken.

      – Wozu nützt es? fragte ich arme Schiffbrüchiger mich, als ich mich bereits mit dem Sturme ausgesöhnt und mit dem Tode vertraut gemacht hatte; wozu nützt es, mich, der ich in der Unermeßlichkeit des Oceans verloren bin, an diesen schwimmenden Balken zu klammern, vielleicht die letzten Trümmer eines wie das meinige zerschmetterten Schiffes, den viel eher der Zufall als die Vorsehung in den Bereich meiner Hand getrieben hat? Würde ich mich nicht, wenn ich mich von der Hoffnung ergreifen ließe, auch zugleich von der Versuchung ergreifen lassen? Hatte ich denn, ohne es zu wissen, irgend einen Schooß meines Rockes in diese Thür geklemmt, welche sich auf die Welt öffnet, und hatte mich ich nicht, wie ich es glaubte, den Eitelkeiten und den Täuschungen der Erde gänzlich entrissen?

      Wie Sie sehen, meine Schwester, war das ein reichlicher Stoff um zu träumen und um zu überlegen: Gott über meinem Haupte, den Abgrund unter meinen Füßen, überall um mich herum die Welt, welche ich nicht mehr sah, weil ich die Augen verschloß, die ich nicht mehr hörte, weil ich die Ohren verschloß, die ich aber wie in der Vergangenheit brausen hören werde, die ich aber von Neuem wirbeln sehen werde. So unvorsichtig ich auch sein möge, ich öffne die Ohren und die Augen wieder.

      Aber vielleicht sehe ich mit meiner Einbildungskraft über die Wirklichkeit hinaus; vielleicht habe ich einen Vorfall ohne Gewalt und ohne Belang zu der Höhe eines Ereignisses erhoben.

      Sie verlangen eine einfache Erzählung, meine Schwester, ich will sie Ihnen machen. Vor acht Tagen saß ich in dem Garten, ich las, – wollen Sie wissen, welches Buch ich las, meine Schwester? – Ich las jenen Schatz von Liebe, von Religion und von Poesie, den man die Bekenntnisse des heiligen Augustin nennt. Ich las, und alle meine Gedanken waren in die des seligen Bischofs versunken, der eine Heilige zur Mutter hatte, und der gleichfalls ein Heiliger wurde.

      Plötzlich hörte ich über meinem Haupte etwas wie einen Flügelschlag; ich erhob die Augen, und eine Taube, die so nahe von einem Sperber verfolgt war, daß sie bereits einige ihrer Federn in den Krallen und in dem Schnabel des Raubvogels gelassen hatte, stürzte zu meinen Füßen, indem sie mich um Hilfe bat. Gott, für dessen Majestät ein fallender Sperling gleich einem einstürzenden Reiche ist, Gott hatte diesem armen Vogel gesagt, daß in mir der Schutz läge, wie in dem Sperber die Drohung lag.

      Wie dem auch sein mochte, ich nahm sie ganz zitternd und sogar ein wenig blutig; ich steckte sie in meinen Busen, wo sie sich mit geschlossenen Augen und klopfendem dem Herzen legte, dann trug ich sie bei dem Anblicke des Sperbers, der sich auf dm Gipfel einer Pappel gesetzt hatte, in meine Zelle.

      Fünf bis sechs Tage lang verließ der Sperber seinen Beobachtungsplatz nur für einige Augenblicke, und ich sah