La San Felice. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Lehrling gefunden zu haben, der kein Schwelger, kein Säufer, kein Faulenzer und kein Zänker ist, der Euch respectirt und Euch von ganzem Herzen zugethan ist, so ist es jedenfalls besser, wenn Ihr freiwillig zu Don Antonio sagt, daß Ihr ein zu ehrlicher Mann seid, um einen armen Jungen, den Ihr nur loben könnt, fortzujagen. Sind wir darin mit einander einverstanden?«

      »Meiner Treu, ja,« sagte Giansimone; »es scheint mir dies in der That selbst das Richtigste zu sein.«

      »Und auch das Klügste,« setzte der junge Mann mit einem leichten Anflug von Ironie hinzu. »Also nicht wahr, wir sind mit einander einverstanden?«

      »Ich habe es Dir ja schon gesagt.«

      »Eure Hand?«

      »Da hast Du sie.«

      Fra Michele drückte seinem Lehrherrn herzlich die Hand und setzte sich, so ruhig als ob nicht das Mindeste vorgefallen wäre, wieder an seine Arbeit.

       Neuntes Capitel.

      Fra. Michele

      Am nächstfolgenden Tage, welcher ein Sonntag war, kleidete Michele Pezza seiner Gewohnheit gemäß sich an, um die Messe zu hören, welcher Pflicht er, seitdem er in den weltlichen Stand zurückgetreten, nicht ein einziges Mal untreu geworden war.

      In der Kirche traf er seine Eltern, begrüßte sie ehrerbietig, geleitete sie nach Beendung der Messe nach Hause, bat sie um ihre Zustimmung zu seiner Vermählung mit der Tochter Don Antonios, wenn dieser sie ihm nämlich gäbe, und seine Eltern erheilten diese Zustimmung.

      Dann begab er, um sich nichts vorzuwerfen zu haben, sich zu Don Antonio, in der Absicht, um Francesca’s Hand anzuhalten.

      Don Antonio befand sich in Gesellschaft seiner Tochter und seines künftigen Schwiegersohnes und sein Erstaunen war nicht gering, als auf einmal Michele Pezza ins Zimmer trat.

      Giansimone hatte nicht gewagt ihm zu erzählen, was zwischen ihm und seinem Lehrling vorgegangen war. Er hatte ihn blos wie immer ersucht, sich zu gedulden, und ihm versprochen, seinen Wunsch, wenn es irgend möglich wäre, im Laufe der nächstfolgenden Woche zu befriedigen.

      Bei Fra Micheles Eintritt stockte das Gespräch so plötzlich, daß der junge Mann nothwendig errieth, es sei von Familienangelegenheiten die Rede, die man ihm durchaus nicht mitzutheilen gedenke.

      Pezza grüßte sehr höflich die drei Personen, die er beisammen antraf, und bat dann Don Antonio um die Gunst, einige Worte unter vier Augen an ihn richten zu dürfen.

      Diese Gunst ward ihm nur widerstrebend gewährt. Der Nachkomme der spanischen Eroberer fragte sich, ob es nicht gefährlich für ihn sei, sich allein seinem jungen Nachbar gegenüber zu befinden, obschon er von dem entschlossenen Charakter desselben keine Ahnung hatte.

      Er forderte Francesca und Peppino durch einen Wink auf, sich zu entfernen.

      Peppino bot Francesca den Arm und ging mit ihr, Michele ins Gesicht lachend, hinaus.

      Pezza sprach kein Wort und machte keine drohende Geberde, sondern verhielt sich vollkommen ruhig, obschon es ihm war, als würde er von mehr Nattern gestochen als Don Rodriguez in seiner Tonne.

      »Meister, sagte er zu Don Antonio, sobald sich die Thür hinter dem glücklichen Paar geschlossen, welches wahrscheinlich nun draußen sich in Spöttereien über den armen Verliebten erging; »ich brauche Euch wohl nicht erst zu sagen, daß ich eure Tochter Francesca liebe.«

      »Nun, wenn Du es mir nicht zu sagen braucht,« entgegnete Don Antonio höhnisch, »warum sagst Du es dann?«

      »Für Euch, Meister, ist es allerdings nicht nöthig, wohl aber für mich, der ich komme, um Euch zu bitten, mir sie zur Frau zu geben.«

      Don Antonio schlug ein lautes Gelächter auf.

      »Darin sehe ich gar nichts zu lachen, Meister,« sagte Michele Pezza, ohne im mindesten in die Hitze zu gerathen, »und da ich ernst mit Euch gesprochen, so habe ich auch das Recht, ernst angehört zu werden.«

      »In der That, was könnte man sich wohl Ernsthafteres denken!« fuhr der Stellmacher in immer noch spöttischem Tone fort. »Signor Michele Pezza erzeigt Don Antonio die Ehre, eine Tochter zum Weibe zu begehren!«

      »Ich glaube nicht, Euch dadurch eine besondere Ehre zu erzeigen,« entgegnete Pezza, indem er immer noch dieselbe Kaltblütigkeit bewahrte. »Ich glaube, die Ehre ist auf der einen Seite wie auf der andern und Ihr werdet mir meine Bitte abschlagen, das weiß ich wohl.«

      »Aber warum setzest Du Dich einer Zurückweisung aus?«

      »Um mein Gewissen zu beruhigen.«

      »Dein Gewissen, Michele Pezza!« rief Don Antonio und brach wieder in lautes Gelächter aus.

      »Nun,« entgegnete der junge Mann mit derselben Kaltblütigkeit, »warum sollte Michele Pezza nicht so gut ein Gewissen haben wie Don Antonio? Eben so wie Don Antonio hat er zwei Arme, um zu arbeiten, zwei Beine, um zu gehen, zwei Augen, um zu sehen, eine Zunge, um zu sprechen, ein Herz, um zu lieben und zu hassen. Warum sollte er nicht auch wie Don Antonio ein Gewissen haben, welches ihm sagt: Das ist gut und das ist bös?«

      Diese Kaltblütigkeit, auf welche er von Seiten eines so jungen Mannes nicht gefaßt war, brachte den Stellmacher in nicht geringe Verlegenheit. Dennoch hielt er sich an den eigentlichen Sinn der von Michele Pezza gesprochenen Worte und sagte:

      »Du willst dein Gewissen beruhigen? Das soll wohl so viel heißen, als daß, wenn ich Dir meine Tochter verweigere, ein Unglück passieren wird?

      »Wahrscheinlich,« antwortete Michele Pezza mit dem Lakonismus eines Spartaners.

      »Und was für ein Unglück würde dann passieren?« fragte der Stellmacher.

      »Das ist blos Gott und der Wahrsagerin Nanno bekannt,« sagte Pezza. »Ein Unglück aber wird geschehen, denn so lange ich lebe, wird Francesca nimmermehr das Weib eines Andern.«

      »Geh, mach, daß Du fortkommst! Du bist ein Narr!«

      »Ein Narr bin ich nicht, aber ich gehe.«

      »Das ist mir sehr lieb,« murmelte Don Antonio.

      Michele Pezza that einige Schritte in der Richtung nach der Thür, blieb aber auf der Hälfte des Weges wieder stehen.

      »Ihr sehet mich so ruhig fortgehen, sagte er, »weil Ihr glaubt, euer Gevatter Giansimone werde mir über kurz oder lang ebenso die Thür weisen, wie Ihr mir jetzt die eurige weist.«

      »Wie?« rief Don Antonio erstaunt.

      »Macht Euch keine vergebliche Hoffnung. Wir haben uns gegen einander erklärt und ich werde bei ihm bleiben, so lange es mir beliebt.«

      »Ha, der Unglückliche!« rief Don Antonio. »Er hatte mir doch versprochen –«

      »Was er nicht halten konnte. Ihr habt das Recht, mich aus eurem Hause zu weisen, und ich es nehme es Euch durchaus nicht übel, denn ich bin hier ein Fremdling; er aber hatte nicht dieses Recht, denn ich bin ein Lehrling.«

      »Nun und was ist da weiter dabei?«, sagte Don Antonio sich aufrichtend. »Ob Du bei meinem Gevatter bleibt oder nicht, darauf kommt nichts an. Wir sind jeder für sich in seinem Hause. Nur sage ich Dir meinerseits nach den Drohungen, welche Du gegen mich ausgestoßen, im Voraus: Wenn ich Dich künftighin in meinem Hause treffe oder Dich bei Tage oder Nacht auf meinem Grund und Boden herumschleichen sehe, so schlage ich, da Du mir deine schlimmen Absichten selbst erklärt hat, Dich todt wie bei einen tollen Hund.«

      »Das ist euer Recht, aber ich werde mich dieser Gefahr nicht aussetzen. Jetzt überlegt Euch die Sache.«

      »O, ich habe schon Alles überlegt.«

      »Ihr verweigert mir also Francesca’s Hand?«

      »Zweimal für einmal.«

      »Selbst für den Fall, daß Peppino darauf verzichtete?«

      »Selbst für den Fall, daß Peppino darauf verzichtete.«

      »Auch für den Fall, daß Francesca einwilligte, mich zum Manne zu nehmen?«

      »Selbst