„Okay, vielleicht ein bisschen mehr“, gestand Amy. „Ich möchte wirklich nur, dass du eine Pause hast! Mein Favorit ist das ganz oben. Das Spa in Québec.“
Emily betrachtete das erste Angebot aus Amys Auswahl. In der Altstadt von Québec gelegen, sah es eher nach einem Schloss aus als nach einem Hotel.
„Es ist mitten in der Altstadt“, sagte Amy. „Also gibt es jede Menge Kultur und so. Stadtmauern. Eine Zitadelle. Museen in Hülle und Fülle.“
„Bist du sicher, dass nicht du es bist, die da hinwillst?“ Emily witzelte und hob eine Augenbraue.
Amy lachte. „Natürlich will ich das. Wenn ich dran bin. Aber mein Fokus liegt jetzt auf Hochzeit und Haus. Wenn es Zeit ist für meinen Babymoon, werde ich dorthin gehen, das verspreche ich.“ Sie beugte sich vor und tippte auf die Spitze des Magazins.
Emily blickte wieder auf das beeindruckende Schloss. Vielleicht war es keine so schlechte Idee. Das Babymoon-Paket beinhaltet eine spezielle pränatale Massage für die Mutter und eine Stressabbau-Massage für den Papa. Noch dazu waren alle Produkte natürlich, ohne schädliche Chemikalien und das ganze Essen war organisch. Es schien idyllisch. Dr. Arkwright würde sicherlich zustimmen, dass Emily ihr Stresslevel reduzieren sollte. Besser spät als nie!
„Daniel wird wahrscheinlich viele logische und praktische Gründe haben, warum wir nicht gehen sollten“, sagte Emily. Sie listete sie an ihren Fingern auf. „Chantelle. Die Insel. Die bevorstehende Geburt. Um nur ein paar zu nennen.“ Aber sie steckte das Magazin in ihre Handtasche, um es ihm später zu zeigen. Vielleicht konnte sie ihn überzeugen.
Sie fuhren in die Einfahrt des Hauses für die erste Besichtigung. Emily war augenblicklich begeistert. Die große Rasenfläche war mit einer Hecke umrandet, die für mehr Privatsphäre sorgte und es gab eine Stellfläche für mindestens zwei Autos. Das Haus war in Wirklichkeit noch viel schöner als im Prospekt. Es hatte eine süße Veranda vor der Tür, nicht ganz so groß wie die umlaufende in der Pension, aber mit genug Platz für einen Schaukelstuhl und einen Bistrotisch mit Stühlen.
„Ich kann schon jetzt sagen, dass ich es lieben werde“, sagte Emily.
Aber Amy sah nicht so überzeugt aus. „Es ist nicht gerade überwältigend“, sagte sie.
„Bist du verrückt?“ Emily keuchte. „Es sieht aus wie aus einem Film!“
„Ja“, fuhr Amy mit abgelenkter Stimme fort. „Einem langweiligen Film.“
Emily verdrehte die Augen wegen Amys Perfektionismus, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht so streng mit ihr sein sollte. Amys Leben war völlig anders als das von Emily. Ihr Business mit den Zimmern im Studentenwohnheim war erfolgreich gewesen und sie hatte ihre New Yorker Wohnung noch in ihren frühen Zwanzigern gekauft. Für Amy hatte ein eigenes Zuhause immer Unabhängigkeit bedeutet. Jetzt würde es Häuslichkeit bedeuten. Emily musste zugeben, dass es für Amys Geschmack vielleicht etwas zu bieder war. Es gab keinen Fahrstuhl und kein Verkehrslärm in der Ferne. Kurz gesagt, es gab keine Herausforderung. Wenn Amy in dieser neuen Phase ihres Lebens glücklich sein wollte, wurde Emily klar, musste sie ein außergewöhnliches Haus finden, nicht nur ein schönes.
*
Nach einem langen Tag, an dem sie das Häuser und Hochzeits-Locations angeschaut hatten, brauchte Emily ein Nickerchen in der Pension. Sie war in diesen letzten Wochen der Schwangerschaft unglaublich müde, aber sie wusste, dass sie sich schon mal daran gewöhnen musste, denn wenn Baby Charlotte auf der Welt war, würde es noch schlimmer werden!
Sie döste im Bett, trieb in und aus dem Schlaf, nutzte die Gelegenheit eines leeren Hauses, um die Hunde am Ende des Bettes schlafen zu lassen - etwas, das normalerweise verboten war. Sie las die Broschüre für das Spa in Québec durch und überlegte, wie sie Daniel die Idee vermitteln sollte. Dann erinnerte sie sich an ihr Versprechen, das sie Chantelle gemacht hatte, Opa Roy zu Weihnachten einzuladen.
Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, Chantelle davon zu erzählen, dass ihr Vater seit mehreren Tagen nicht erreichbar gewesen war und dass die Voicemails, die sie für ihn hinterlassen hatte, unbeantwortet geblieben waren. In der Tat, erkannte sie jetzt, hatte sie nicht das Herz gehabt, es sich zu eingestehen. Sie hatte es komplett ausgeblendet, wollte nicht einmal für einen Bruchteil einer Sekunde darüber nachdenken, was es bedeuten könnte: dass ihr Vater gestorben war. Selbst jetzt weigerte sie sich, es wirklich in Betracht zu ziehen. Er hatte Vladi, seinen engen Freund, der sich um ihn zu kümmerte und der ältere Grieche hatte versprochen, anzurufen, wenn irgendetwas passiert ist. Sie entschied sich stattdessen zu glauben, dass Roy auf einem Abenteuer war und zu viel Spaß hatte, um zu bemerken, wie die Tage vorbeizogen.
Sie nahm ihren Laptop und schrieb eine kurze E-Mail. Der telefonische Ansatz funktionierte eindeutig nicht und obwohl er viel weniger auf E-Mails reagierte, schien es eine gute Idee, den Kurs zu wechseln.
Lieber Papa,
Ich habe ein paar Mal angerufen, aber ich habe nichts von dir gehört, was hoffentlich bedeutet, dass du das Beste aus dem griechischen Wetter machst und mit Vladi auf dem Boot bist. Chantelle hat gefragt, ob du an Weihnachten zu uns kommst. Ich weiß, du hast deutlich gemacht, dass du nicht fliegen willst, besonders nicht in eine so kalte Gegend wie Maine, aber bitte bedenke es. Du weißt, du bist ihr Lieblingsmensch auf der ganzen weiten Welt!
In Liebe,
Emily.
Sie drückte auf senden und stellte fest, dass ihre Wangen feucht von Tränen waren. Sie wischte sie weg.
Als sie ihren Laptop weglegte, hörte sie das Geräusch der sich schließenden Haustür. Wahrscheinlich war es Lois, die ihre kurze Schicht an der Rezeption begann, oder Bryony, um sich in ihrer gewohnten Arbeitsumgebung in der Gästelounge einzurichten und an ihrer Winter-Marketing-Strategie zu arbeiten. Aber dann hörte sie schnelle Schritte die Treppe hochkommen und erkannte sie sofort als Daniels.
„Mogsy! Rain! Aus dem Bett!“, sagte sie eilig und versuchte, sie runter zu schieben.
Zu spät. Die Tür flog auf.
„Hallo Süße!“, rief Daniel und grinste von einem Ohr zum anderen.
„Was machst du so früh zu Hause?“, fragte sie freudig überrascht, aber auch schuldig.
Als hätte er keine Sorge in der Welt, tänzelte Daniel herein und setzte sich auf das Ende des Bettes, während er Rain streichelte.
„Jack ist heute Abend in der Holzwerkstatt“, sagte er und fuhr mit seiner Hand über ihr langes Ohr. „Wir haben einen riesigen Auftrag für eine Feenprinzessinnentreppe für eine Bar Mitzwa und, naja, du kennst Jack, jede Entschuldigung, um auf der Arbeit zu sein, anstatt zu Hause, kommt ihm gelegen.“
„Das ganze Ruhestands-Ding funktioniert nicht wirklich für ihn, oder?“ Emily lachte, ihr Blick fiel auf den Hund und dann wieder zu Daniel.
„Nein“, gluckste Daniel als Antwort.
Mogsy bettelte um Aufmerksamkeit und er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste die Hündin auf ihren Scheitel.
„Gut, dass du bald deinen eigenen Laden eröffnest“, sagte Emily, immer noch ein wenig beunruhigt, dass Daniel sie nicht dafür ausgeschimpft hatte, dass sie die Hunde aufs Bett gelassen hatte. „Hast du es ihm schon gesagt?“
„Noch nicht. Aber ich glaube wirklich nicht, dass es ihm etwas ausmachen wird. Es wird ihm einen Vorwand geben, seiner Frau zu sagen, dass er wieder arbeiten muss. Sie könnte mich für eine Weile für einen Schuft halten, aber Jack wird wahrscheinlich sehr dankbar sein!“
„Bitte lass uns nach dreißig Jahren Ehe nicht so sein.“
Daniel kicherte. „Auf keinen Fall. Ich kann nicht sehen, dass wir uns jemals aufs Altenteil zurückziehen. Du?“
„Guter