Sie erinnerte sich an Mallorys Worte darüber, wie jede Beziehung eine Möglichkeit bot, etwas zu lernen und daran zu wachsen und dass sie vorwärts und aufwärts gehen sollte. Cristiano machte in der Tat bestimmt gerade dasselbe durch. Und Keira konnte spüren, dass auch sie da durch musste. Es war besser, als an ihrer Wut und an ihrem verletzten Ego festzuhalten und es hatte nur wenige Augenblicke der U-Bahnfahrt gedauert und sie war bereit zu beginnen es gehen zu lassen.
Sie stieg aus der Bahn aus und stieg die Treppen hinauf, bis sie wieder auf Straßenhöhe war. Sie kam aus der U-Bahn als eine weisere Frau, als welche sie eingestiegen war. Als sie in die Bahn einstieg, war sie traurig und verletzt gewesen, aber jetzt als sie ausgestiegen war, fühlte sie sich erleichtert. Dies war wirklich der Schlussstrich mit ihr und Cristiano. Es war wirklich das Ende. Es war an der Zeit vorwärts zu gehen, jetzt und für die Zukunft.
KAPITEL VIER
Keira klopfte mit dem Handrücken gegen Elliots Bürotür. Sie war offen, aber sie fühlte trotzdem, dass sie höflich sein sollte.
„Guten Morgen, Keira“, sagte er, und drehte den Kopf über seine Schulter, um sie anzusehen. „Komm rein, komm rein.“
Keira betrat das Büro und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Sie fühlte sich von Elliots Büro immer eingeschüchtert, fast so, als wäre sie ein Schulkind im Büro des Direktors.
„Alles in Ordnung?“, fragte er und hob seinen Kopf, um ihr in die Augen zu sehen.
Keira schluckte, ihre Nerven lagen immer ein klein wenig blank und sie hatte einen Frosch im Hals, wann immer sie mit ihrem Boss sprach. „Ja, genau genommen möchte ich mich entschuldigen.“
„Wofür?“, antwortete Elliot und zog die Stirn in Falten.
„Für die letzten paar Wochen seit ich aus Frankreich zurück bin. Ich habe mich nicht von meiner besten Seite gezeigt.“ Jetzt, da sie begonnen hatte zu sprechen, wollte sie alles herauslassen und die Worte flossen ihr buchstäblich aus dem Mund. „Und ich weiß, ich habe versucht zu vermeiden, einen Ort für den nächsten Auftrag auszusuchen, ich denke, ich brauchte nach Cristiano einfach ein wenig Zeit. Ich habe mir Sorgen gemacht, weißt du? Ein neuer Auftrag, ein neues gebrochenes Herz. Aber ich hätte einfach ehrlich sein sollen, anstatt das Thema komplett zu vermeiden. Es tut mir leid.“ Sie atmete tief durch und lächelte dann. Sie fühlte sich erleichtert, dass sie endlich ihren Sorgen Luft gemacht hatte.
„Oh“, antwortete Elliot ein bisschen verständnislos. „Um ehrlich zu sein, habe ich das gar nicht gemerkt.“
Keira verzog das Gesicht. „Hast du nicht? Aber du hast mir fast täglich Emails geschickt, in denen du gefragt hast, wohin ich für meinen nächsten Auftrag reisen möchte.“
Elliot zuckte mit den Schultern. „Ich schreibe eine Menge E-Mails Keira. Sieh mal, gerade jetzt schreibe ich dir auch eine. Sieht so aus, als erübrigt sich das jetzt.“ Er klickte einige Knöpfe an, faltete dann seine Arme vor der Brust zusammen und sah sie an.
Es gab eine lange Pause. Keira zwinkerte. „Nun, worum ging es in der E-Mail?“
„Oh ja“, sagte Elliot und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. „Es ging um deinen neuen Auftrag im Ausland.“
„Meinen...“, Keira musste das für einen Moment sacken lassen. Sie zog die Augenbrauen zusammen: „Du meinst, du hast entschieden, an welchem Ort?“
Sie sollten sie fragen! Das war die Vereinbarung, zu der sie gekommen waren, dass sie von jetzt an ihre eigenen Orte aussuchen würde. Elliot hatte dem zugestimmt. Wie konnte er sie jetzt einfach übergehen?
„Nun, ich habe nach deiner Meinung und deinen Ideen gefragt“, antwortete Elliot einfach. „Und ich habe keine Antwort erhalten, also habe ich Heather gebeten, trotzdem einfach etwas einzubuchen. Dies ist eine schnelllebige Umgebung, Keira. Wenn Leute mir nicht antworten, werde ich nicht für immer herumsitzen und warten.“
Er klang vollständig emotionslos. Aber Keira fühlte sich betrogen. Nicht nur nutzten sie ihre Herzensangelegenheiten für Unterhaltungszwecke aus, aber nun hielten sie sich noch nicht mal an ihre eigenen Versprechen? Frustration kochte in ihr hoch.
„Wohin schickt ihr mich?“, fragte sie knapp.
Elliot sah auf seine Uhr. „Das erzähle ich dir beim Team Meeting.“ Dann klatschte er in die Hände. „Komm.“
Keira war von der Unterhaltung mit Elliot durcheinander. Das war überhaupt nicht so gelaufen, wie sie erwartet hatte. Sie sah, wie Elliot aus dem Zimmer tanzte, während sie noch immer in Gedanken versunken war. Hatte er ihre Vereinbarung vergessen oder war es ihm einfach egal? Und was war mit Nina? Wenigstens sie hätte es doch wissen müssen, nicht ohne Keiras Einverständnis mit dem Auftrag fortzuschreiten! Sie sollte Keiras Freundin sein, auf ihrer Seite sein, aber während ihres Aufstiegs durch die Ränge bei Viatorum begann sie mehr und mehr auf Elliots Seite zu stehen.
Verwirrt stand Keira auf und folgte Elliot aus dem Zimmer hinein in den angrenzenden Konferenzraum. Andere Autoren waren dabei ins Zimmer zu strömen. Mit Kaffees in ihren Händen nahmen sie Platz. Keira bemerkte, dass es wieder einige neue Gesichter unter ihnen gab. Sie war in den letzten Wochen in ihrem eigenen Büro so abgeschottet gewesen, dass sie nichts gemerkt hatte und sich auch nicht die Mühe gemacht hatte, mit den neuen Mitarbeitern zu sprechen. Jetzt fühlte sie sich deshalb schuldig. Es war gar nicht so lange her, dass sie selbst eine ganz neue Autorin hier gewesen war, die sich nach Bestätigung und Freundschaft gesehnt hatte. Sie nahm sich vor, sich mehr Mühe zu geben.
„Wie geht’s uns allen denn heute?“, fragte sie in die Runde von neuen Gesichtern und sah eine junge Frau mit einem langen geflochtenen Zopf und einem Nasenring an.
Das Mädchen schaute auf und wirkte, als wäre sie geschockt, dass Keira mit ihr sprach. „Gut“, sagte sie mit einer quietschenden Stimme: „Heute werden die neuen Aufträge vergeben, ich bin gespannt herauszufinden, worüber ich als Nächstes schreiben darf.“
Der Rest der Gruppe nickte. Eine von ihnen wurde sogar rot. Keira hatte noch nie zuvor einen solchen Effekt auf Menschen gehabt. Es war leicht zu vergessen, dass sie sich hier in einer gehobenen Position befand, sie war eine Autorin, die man nur zu den Meetings sah und die dann wochenlang aus dem Büro verschwunden war. Sie dachten wahrscheinlich über sie in der gleichen Art, wie sie über Elliot dachte oder vor einer Weile auch über Lance. Es war ein ganz eigenartiges Gefühl.
„Ich bin übrigens Keira“, sagte sie und streckte den Arm aus, um dem Mädchen die Hand zu schütteln.
„Ja, das weiß ich“, sagte das Mädchen. „Ich bin Meredith.“ Sie hatte ein warmes Lächeln.
Keira setzte sich neben sie. „Du bist neu, nicht wahr?“
„Na, fast neu“, antwortete Meredith. „Ich habe angefangen, als du in Frankreich warst.“ Plötzlich sah sie ein wenig schüchtern aus. „Dein Artikel hat mir übrigens total gut gefallen.“
„Oh“, sagte Keira, „danke. Ich versuche gerade, all das hinter mir zu lassen.“
„All was? Meinst du die Romantik-Guru Artikel?“ Meredith riss die Augen weit auf. „Das kannst du nicht! Sie sind fantastisch!“
Keira hatte keine Zeit ihr zu antworten, da Elliot das Meeting begann.
In ihrer Magengrube konnte sie fühlen, wie sich die Angst in ihr breit machte. Was auch immer sie für sie geplant hatten, sie musste stark sein. Wenn sie es nicht machen wollte,