Queste der Helden . Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Ring der Zauberei
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781939416728
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das so ist, wird dein Anblick unsere Feinde bestimmt in Angst und Schrecken versetzen.“

      Thor fühlte, wie er vor Schmach brannte. Er musste etwas tun. Er konnte nicht zulassen, dass es so endete. Der Soldat war bereits dabei, sich abzuwenden und wegzugehen—doch Thor konnte das nicht zulassen.

      Thor trat vor und rief: „Hauptmann! Ihr macht einen Fehler!“

      Ein entsetztes Raunen zog sich durch die Menge, als der Soldat stockte und sich langsam umdrehte.

      Diesmal war sein Blick verärgert.

      „Dummer Junge“, sagte sein Vater und packte Thor an der Schulter, „geh zurück ins Haus!“

      „Das werde ich nicht!“, schrie Thor und schüttelte die Hand seines Vaters ab.

      Der Soldat trat auf Thor zu, und sein Vater wich zurück.

      „Weißt du, welche Strafe darauf steht, einen Silbernen zu beleidigen?“, fuhr ihn der Soldat an.

      Thors Herz raste, aber er wusste, dass er jetzt nicht nachlassen konnte.

      „Bitte verzeiht ihm, Hauptmann“, sagte sein Vater. „Er ist ein junges Kind, und—“

      „Mit Euch rede ich nicht“, sagte der Soldat. Mit einem vernichtenden Blick zwang er Thors Vater, sich abzuwenden.

      Der Soldat wandte sich zurück an Thor.

      „Antworte mir!“, sagte er.

      Thor schluckte, und brachte kein Wort heraus. So hatte er sich das in Gedanken nicht vorgestellt.

      „Einen Silbernen zu beleidigen bedeutet, den König selbst zu beleidigen“, sagte Thor kleinlaut, brav die Passage aufsagend, die er auswendig gelernt hatte.

      „Ja“, sagte der Soldat. „Was bedeutet, dass ich dir 40 Peitschenhiebe versetzen könnte, wenn ich wollte.“

      „Ich wollte Euch keinesfalls beleidigen, Hauptmann“, sagte Thor. „Ich wollte bloß ausgewählt werden. Ich bitte Euch. Ich träume schon mein ganzes Leben davon. Bitte. Lasst mich zur Legion.“

      Der Soldat stand da, und langsam wurde sein Blick sanfter. Nach einer langen Weile schüttelte er den Kopf.

      „Du bist jung, Bursche. Du hast ein stolzes Herz. Aber du bist noch nicht soweit. Melde dich wieder, wenn du aus den Windeln bist.“

      Mit diesen Worten wandte er sich um und stürmte davon, mit kaum einem Blick auf all die anderen Jungen. Schnell bestieg er sein Pferd.

      Thor stand geknickt da und musste zusehen, wie der Zug sich in Bewegung setzte; so schnell sie gekommen waren, waren sie fort.

      Das letzte, was Thor sah, waren seine Brüder, wie sie hinten in der letzten Kutsche saßen und zu ihm hinausblickten, missbilligend, spottend. Vor seinen Augen wurden sie davongekarrt, weg von hier, in ein besseres Leben.

      Innen drin wollte Thor nur sterben.

      Als sich um ihn herum die Aufregung langsam legte, zogen sich die Dorfbewohner in ihre Häuser zurück.

      „Ist dir klar, wie dumm du da warst, närrischer Junge?“, fuhr Thors Vater ihn an und packte ihn an den Schultern. „Ist dir klar, dass du die Chancen deiner Brüder hättest zunichte machen können?“

      Thor stieß seines Vaters Hände grob von sich weg, und sein Vater holte aus und schlug ihm den Handrücken quer übers Gesicht.

      Thor fühlte den stechenden Schmerz und starrte seinen Vater wütend an. Zum allerersten Mal wollte ein Teil von ihm zurückschlagen. Aber er beherrschte sich.

      „Und jetzt geh und hol mir meine Schafe zurück. Sofort! Und wenn du wieder da bist, erwarte bloß keine Mahlzeit von mir. Du wirst deine Mahlzeit heute Abend auslassen und darüber nachdenken, was du getan hast.“

      „Vielleicht komme ich erst gar nicht zurück!“, schrie Thor, als er sich umdrehte und davonstürmte, weg von zuhause, in die Hügel.

      „Thor!“, schrie sein Vater, und einige Dorfbewohner blieben stehen und schauten.

      Thor fing zu laufen an, dann zu rennen—er wollte so weit wie es nur irgendwie ging von diesem Ort weg. Ihm fiel kaum auf, dass er weinte, sein Gesicht von Tränen überflutet wurde, nun, da jeder Traum, den er je gehabt hatte, in Scherben lag.

      KAPITEL ZWEI

      Thor wanderte stundenlang in den Hügeln herum, brodelnd vor Wut, bis er schließlich einen Hügel fand, auf dem er sich, Hände über den Beinen verschränkt, hinsetzte und auf den Horizont hinaus blickte. Er sah zu, wie die Kutschen verschwanden, während die Staubwolken noch stundenlang in der Luft hängen blieben.

      Ein weiteres Mal würden sie nicht hierher kommen. Er war also dazu bestimmt, hier in diesem Dorf zu bleiben und noch viele Jahre auf eine neue Chance zu warten—falls sie überhaupt je wiederkommen würden. Falls sein Vater es je erlauben würde. Jetzt war er mit seinem Vater alleine im Haus, und sein Vater würde seinen Unmut mit Gewissheit in vollem Umfang an ihm auslassen. Er würde weiterhin der Lakai seines Vaters bleiben, die Jahre würden vergehen, und er würde genauso enden wie er, hier festsitzen, ein unbedeutendes Leben mit niederer Arbeit verbringen—während seine Brüder Ruhm und Ehre erwarben. Er brannte innerlich vor Empörung über diese gesamte Angelegenheit: das war nicht das Leben, das für ihn bestimmt war. Das wusste er einfach.

      Thor zermarterte sich das Hirn nach Ideen, was er tun könnte; irgendeinen Weg, die Dinge zu ändern. Aber da war nichts. Dies waren die Karten, die ihm das Leben zugespielt hatte.

      Nach stundenlangem Dasitzen gab er sich schließlich geschlagen, stand auf und bahnte sich seinen Weg zurück über die vertrauten Hügel, höher und höher hinauf. Unweigerlich zog es ihn zu seiner Schafherde zurück auf die hohe Kuppe. Während er so wanderte, sank die erste Sonne im Himmel tiefer und die zweite erreichte ihren höchsten Punkt, einen grünlichen Schimmer über die Landschaft legend. Thor spazierte ohne Eile dahin. Gedankenverloren zog er seine Steinschleuder von der Hüfte, deren Ledergriff durch jahrelangen Gebrauch gut abgegriffen war. Er langte in den Beutel, den er an der Hüfte trug, und fühlte sich durch seine Sammlung von Steinen, einer glatter als der andere, von den feinsten Bachufern von Hand verlesen. Manchmal schoss er auf Vögel, manchmal auf Nagetiere. Es war eine Angewohnheit, die ihm über die Jahre in Fleisch und Blut übergegangen war. Zu Beginn hatte er noch an allem vorbeigeschossen. Dann traf er erstmals ein bewegtes Ziel; seitdem hatte er nie wieder ein Ziel verfehlt. Das Schießen mit der Steinschleuder war inzwischen zu einem Teil von ihm geworden—und es half ihm, etwas von seiner Wut abzubauen. Seine Brüder konnten vielleicht mit einem Schwerthieb einen Baumstamm durchschlagen—aber sie würden niemals einen Vogel im Flug mit einem Stein erwischen.

      Gedankenlos legte Thor einen Stein in die Schleuder, zog mit all seiner Kraft und schoss, während er sich in Gedanken ausmalte, er würde ihn auf seinen Vater schleudern. Er traf den Ast eines weit entfernten Baumes und brach ihn sauber ab. Seit er einmal festgestellt hatte, dass seine Schüsse auf sich bewegende Tiere diese töten konnten, zielte er nicht mehr auf Lebewesen, erschrocken vor seiner eigenen Kraft und nicht gewillt, Leid zuzufügen; nun waren Äste seine Opfer. Außer natürlich, ein Fuchs hatte es auf seine Herde abgesehen; auf Dauer hatten sie gelernt, sich fernzuhalten. Thors Schafe waren demnach die sichersten im Dorf.

      Thor dachte an seine Brüder, wo sie wohl gerade waren, und brodelte. Nach einem Tagesritt würden sie in Königshof angekommen sein. Er konnte es sich bildlich vorstellen. Er sah sie vor sich, wie sie unter großer Fanfare ankamen, von Leuten in ihren feinsten Kleidern begrüßt wurden. Von Kriegern; Silbernen. Sie würden eingeschrieben werden, einen Schlafplatz in der Legionskaserne zugewiesen bekommen, einen Trainingsplatz in den Feldern des Königs, die feinsten Waffen. Jeder von ihnen würde einem berühmten Ritter als Knappe zugewiesen werden. Eines Tages würden sie selbst Ritter sein, ihr eigenes Pferd erhalten, ihr eigenes Wappen, und selbst Knappen haben. Sie würden an allen Festivitäten