„Meine Krone nicht geben?“, sagte Rupert. „Ich bin König!“
„Du bist der Nachfolger“, sagte Angelica, „und wir haben dir Unterstützung in der adligen Versammlung aufgebaut, aber diese Unterstützung könnte verschwinden, wenn du nicht aufpasst. Die Generäle, die du ignorierst, werden sich fragen, ob einer von ihnen regieren sollte. Die Adligen werden Fragen stellen, über einen König, der seine Trauer über ihre Sicherheit stellt.“
„Und du Angelica?“, fragte Rupert. „Was glaubst du? Bist du loyal?“
Seine Finger fuhren fast automatisch zum Messergriff und fühlten die beruhigende Anwesenheit. Angelicas deckten sie.
“Ich glaube, ich habe meinen Platz hierbei gewählt“, sagte sie, „und der ist neben dir. Ich habe jemanden geschickt, der mit der Bedrohung der Flotte umgehen wird. Wenn uns ein Tod aufhalten kann, dann kann es sie auch aufhalten. Anschließend können wir alles, was getan werden muss zusammen machen.“
„Zusammen?“, sagte Rupert und nahm Angelicas Hand.
„Bist du bereit?“, fragte Angelica ihn.
Rupert nickte, wenn auch der Schmerz in ihm im Moment zu groß war, um besänftigt zu werden. Er wäre nie bereit für den Moment, seine Mutter gehen zu lassen.
Sie traten zusammen in den Tempel. Er war für ein Staatsbegräbnis geschmückt worden, mit einer Hast, die schon fast unschicklich war, reiche Vorhänge in dunklen Tönen füllten den Raum darin, hier und da durch das königliche Wappen durchbrochen. Die Bänke des Tempels waren voll von Trauernden, jeder Adlige in Ashton und meilenweit um Ashton herum war gekommen, zusammen mit Händlern und Soldaten, Geistlichen und mehr. Rupert hatte dafür gesorgt.
“Sie sind alle hier”, sagte er und schaute sich um.
„Alle, die kommen konnten“, pflichtete Angelica ihm bei.
„Diejenigen, die nicht gekommen sind, sind Verräter“, keifte Rupert zurück. „Ich werde sie töten lassen.“
„Natürlich“, sagte Angelica. „Nach der Invasion.“
Es war merkwürdig, dass er jemanden gefunden hatte, der bereit war allem zuzustimmen, was getan werden musste. Sie war auf eine Art so rücksichtslos wie er, wunderschön und intelligent. Sie war auch hier bei ihm, stand neben ihm und schaffte es, dass sogar das schwarz der Beerdigung exquisit aussah. Sie war da, um Rupert zu unterstützen, während er durch den Tempel ging und in Richtung der Stelle, wo der Sarg seiner Mutter auf die Beisetzung wartete, ihre Krone lag darauf.
Ein Chor begann ein Requiem zu singen, während sie nach vorne gingen und die Höhepriesterin ihre Gebete zur Göttin leierte. Nichts davon war originell. Es war keine Zeit dazu gewesen. Dennoch würde Rupert einen Verfasser anstellen, sobald das hier zu Ende war. Er würde Statuen für seine Mutter errichten. Er würde –
“Wir sind da, Rupert”, sagte Angelica und führte ihn zu seinem Sitz in der ersten Reihe. Es gab mehr als genug Platz hier trotz des überfüllten Gebäudes. Vielleicht hatten die Wachmänner, die dort standen, um das zu verstärken, etwas damit zu tun.
„Wir sind versammelt, um den Tod einer großen Persönlichkeit unter uns zu bezeugen“, leierte die Hohepriesterin, als Rupert Platz nahm. „Witwe Queen Mary vom Haus von Flamberg ist von uns gegangen, ist hinter der Maske des Todes in die Arme der Göttin gegangen. Wir trauern um ihre Ableben.“
Rupert trauerte, die Trauer stieg in ihm hoch, als die Priesterin darüber sprach, was für eine tolle Herrscherin seine Mutter gewesen war, wie wichtig ihre Rolle dabei gewesen war, das Königreich wieder zu vereinigen. Die alte Priesterin hielt eine lange Predigt über die in den heiligen Schriften gefundenen Tugenden, die seine Mutter verkörpert hatte und dann begannen Männer und Frauen über ihre Großartigkeit, ihre Freundlichkeit und ihre Menschlichkeit zu sprechen.
„Es ist, als wenn sie von jemand anderem sprechen“, flüsterte Rupert Angelica zu.
„Das ist das, was sie auf Beerdigungen sagen müssen“, antwortete sie.
Rupert schüttelte seinen Kopf. „Nein, das ist nicht richtig. Es ist nicht richtig.”
Er stand auf und ging durch den Tempel nach vorne und kümmerte sich nicht darum, dass ein Lord immer noch damit beschäftigt war, von der Zeit zu erzählen, als er die Witwe einmal getroffen hatte. Der Mann wich zurück, als Rupert sich näherte, und wurde ruhig.
“Sie reden alle Blödsinn”, sagte Rupert und seine Stimme überschlug sich. „Sie reden über meine Mutter und ignorieren ihr echtes Wesen! Sie sagen, sie war gut und freundlich und großzügig? Sie war keines dieser Dinge! Sie war hart. Sie war rücksichtslos. Sie konnte grausam sein. “Seine Hand fuhr herum. “Gibt es hier jemanden, dem sie nicht wehgetan hat? Sie hat mir oft genug wehgetan. Sie hat mich wie jemanden behandelt, der es kaum wert war, ihr Sohn zu sein.“
Er konnte das Flüstern in der Menge hören. Lass sie flüstern. Er war jetzt ihr König. Was sie dachten, war ihm egal.
“Aber sie war dennoch stark”, sagte Rupert. „Dank ihr, haben Sie alle überhaupt ein Land. Dank ihr wurden Betrüger des Landes verwiesen und die Magie wurde unterdrückt.
Ein Gedanke kam ihm.
“Ich werde genauso stark sein. Ich werde tun, was nötig ist.“
Er ging zum Sarg und nahm die Krone. Er dachte darüber nach, was Angelica über die Vereinigung der Adligen gesagt hatte, als wenn Rupert ihre Erlaubnis bräuchte. Er nahm sie und setzte sie auf seinen eigenen Kopf und ignorierte das Keuchen der anderen dort.
„Wir werden meine Mutter als die Person beerdigen, die sie war“, sagte Rupert, „nicht mit ihren Lügen! Ich befehle das als ihr König!“
Angelica stand auf, eilte zu ihm und nahm seine Hand. „Rupert, geht’s dir gut?“
„Mir geht’s gut“, erwiderte er. Ein weiterer Einfall kam ihm und er schaute in die Menge. „Ihr alle kennt Milady d’Angelica“, sagte Rupert. „Ich habe eine Ankündigung für sie. Heute Abend werde ich sie zur Frau nehmen. Ihr müsst alle kommen. Jeder, der das nicht tut, wird dafür gehängt.”
Dieses Mal gab es kein Keuchen. Vielleicht konnten sie nicht länger schockiert sein. Vielleicht hatten sie es überwunden. Rupert ging hinüber zum Sarg.
„Da Mutter“, sagte er. “Ich habe deine Krone. Ich werde heiraten und morgen werde ich dein Königreich retten. Ist das ausreichend für dich? Ja?“
Ein Teil von Rupert erwartete eine Antwort, ein Zeichen. Es kam nichts. Nichts außer der Stille der ihn ansehenden Menge und die tiefe Schuld, die sich immer noch durch ihn wand.
KAPITEL SECHS
Vom Balkon eines Hauses in Carrick schaute der Krähenmeister den sich sammelnden Armeen zu, in dem er durch die Augen einer seiner Kreaturen schaute. Er lächelte dabei, ein Gefühl von Zufriedenheit kam über ihn.
„Die Teile sind an Ort und Stelle“, sagte er, während seine Krähen ihm die Ansammlung der Schiffe zeigten und die Verteidiger, die sich beeilten, Barrikaden zu errichten. „Jetzt schaut zu, wie sie fallen.“
Der blutrote Sonnenuntergang passte zu seiner Stimmung, so wie die Schreie, die von dem Hof unter seinem Balkon kamen. Die täglichen Hinrichtungen schritten zügig voran: zwei Männer waren beim Fliehen erwischt worden, ein Möchtegern Dieb, eine Frau, die ihren Mann erstochen hatte. Sie standen angebunden am Pfosten, während die Hinrichter mit Schwertern und Garrottenseilen arbeiten.
Die Krähen fielen auf sie herab. Es gab wahrscheinlich welche, die dachten, dass er die Gewalt in solchen Momenten genoss. Die Wahrheit war, dass es ihm egal war; nur die Macht, welche solche Tötungen seinen Haustieren brachte, zählte.
Der