Gewähr Der Waffen . Морган Райс. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Морган Райс
Издательство: Lukeman Literary Management Ltd
Серия: Ring der Zauberei
Жанр произведения: Героическая фантастика
Год издания: 0
isbn: 9781632910042
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dass es weitaus gefährlicher war als sie angenommen hatte und dass sie alle bei dem Versuch die Brücke zu überqueren ihr Leben aufs Spiel setzen würden.

      „Mylady?“ hörte sie eine Stimme.

      Gwen wandte sich um und sah Aberthol zusammen mit Steffen, Alistair und Krohn wenige Meter hinter sich stehen. Alle warteten sie auf Gwens Zeichen, ihr zu folgen. Die Fünf waren eine sonderbare Gruppe wie sie da am Rande der Welt standen und einer unsicheren Zukunft und dem sehr wahrscheinlichen Tod entgegensahen.

      „Müssen wir wirklich versuchen die Brücke zu überqueren?“, fragte er.

      Gwendolyn sah ihn durch den Vorhang aus wirbelnden Schneeflocken hindurch an und zog sich dabei ihren Fellumhang enger um die Schultern. Sie zitterte. Insgeheim wollte auch sie die Brücke nicht überqueren; sie wollte diese Reise lieber gar nicht unternehmen. Sie würde sich viel lieber in die Sicherheit der Heimat ihrer Kindheit zurückziehen – King’s Court – hinter dicken Mauern vor einem wärmenden Feuer sitzen und sich um keine der Sorgen und Gefahren kümmern müssen, die über sie hereingebrochen waren seit sie Königin geworden war.

      Doch natürlich konnte sie das nicht tun. King’s Court gab es nicht mehr, ihre Kindheit schien lange vorbei, und sie brauchten sie. Für Thorgrin würde sie wenn nötig durchs Feuer gehen. Und Gwendolyn war sich sicher, dass es nötig war. Sie brauchten Argon – nicht nur sie und Thor, sondern der ganze Ring.

      Ihnen standen nicht nur Andronicus, sondern auch mächtige Zauber entgegen, mächtig genug, um Thor zu fangen. Und ohne Argon wusste nicht wie sie dagegen ankämpfen sollten.

      „Ja“, antwortete sie. „Das müssen wir.“

      Gwendolyn wollte gerade zum nächsten Schritt ansetzen als Steffen ihr den Weg versperrte.

      „Mylady, bitte, lasst mich zuerst gehen“, sagte er. „Wir wissen nicht, was uns auf der Brücke erwartet.“

      Gwendolyn war gerührt von seinem Angebot, doch sie schob ihn sanft zur Seite.

      „Nein“, sagte sie. „Ich gehe zuerst.“

      Sie wartete nicht länger und hielt sich am Seil fest und machte den nächsten Schritt.

      Als sie weiterging spürte sie, wie das Eis ihre Hand gefror und sich tief in sie hineingrub. Die Kälte schoss in ihre Handgelenke und Arme. Sie atmete scharf ein und war sich nicht sicher, ob sie sich länger festhalten konnte.

      Ein weiterer Windstoß traf die Brücke und sie schlingerte schwer. Gwendolyn musste den Schmerz des Eises aushalten, um nicht herunterzufallen. Sie bemühte sich mit aller Kraft darum, das Gleichgewicht zu behalten als ihre Füße über die eisbedeckten Planken unter ihr rutschten. Die Brücke schaukelte schwer nach links, und einen Moment lang war sie sicher, dass sie gleich herunterfallen würde. Doch die Brücke schaukelte zurück in die andere Richtung.

      Gwen ging wieder auf die Knie. Sie war kaum drei Meter weit gekommen, ihr Herz schlug so heftig, dass sie kaum atmen konnte und ihre Hände waren so kalt, dass sie sie kaum noch spüren konnte. Sie schloss ihre Augen, holte tief Luft, und dachte an Thor. Sie sah sein Gesicht vor sich. Sie klammerte sich an ihre Liebe zu ihm. An ihre Entschlossenheit, ihn zu befreien. Was auch immer dazu nötig sein würde.

      Was auch immer nötig ist.

      Gwendolyn öffnete ihre Augen und zwang sich vorwärts zu gehen. Sie hielt sich am Seil fest und war fest entschlossen, diesmal für nichts und niemanden mehr stehen zu bleiben. Der Wind und der Schnee könnten sie in den Abgrund stürzen. Doch ihr war das egal. Es ging nicht mehr um sie; es ging um die Liebe ihres Lebens. Für ihn würde sie alles tun.

      Gwendolyn spürte, wie die Brücke hinter ihr ins Wanken geriet. Sie warf einen Blick über die Schulter und sah, dass die anderen ihr folgten. Krohn rutschte und schlitterte an den anderen vorbei bis er an Gwendolyns Seite war.

      „Ich weiß nicht ob ich das schaffe“, rief Aberthol mit angestrengter Stimme nach ein paar wackeligen Schritten. Er stand mit zitternden Armen da, ein gebrechlicher alter Mann, und konnte sie gerade so festhalten.

      „Ihr schafft das“, sagte Alistair und legte ihm stützend den Arm um die Taille.

      „Ich bin hier. Habt keine Angst.“

      Alistair ging neben ihm her und half ihm die Balance zu halten während sich die kleine Gruppe langsam Schritt für Schritt weiter über die Brücke bewegte.

      Gwendolyn staunte wieder einmal über Alistairs Stärke angesichts der Widrigkeiten, ihre ruhige Art, ihre Furchtlosigkeit. Sie strahlte eine Kraft aus, die Gwendolyn nicht verstehen konnte. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie sich ihr so nah fühlte, doch trotz der nur kurzen Zeit, die Gwendolyn sie kannte, war sie schon wie eine Schwester für sie. Ihre Anwesenheit gab ihr Stärke. Genauso wie die von Steffen.

      Der Wind beruhigte sich etwas, und sie kamen besser voran. Bald hatten sie die Mitte der Brücke überschritten. Gwen hatte sich etwas an die rutschigen Planken gewöhnt und konnte schneller gehen. Die andere Seite des Canyon kam in Sichtweite, kaum mehr fünfzig Meter entfernt, und sie schöpfte neue Hoffnung. Vielleicht würden sie es ja doch schaffen.

      Eine erneute Böe zwang Gwendolyn wieder auf die Knie. Sie war stärker als alle anderen zuvor und sie musste sich mit aller Kraft festhalten, um nicht abgeschüttelt zu werden als die Brücke um fast neunzig Grad zur Seite schwankte, und mit derselben Wucht wieder zurück schwang. Sie spürte, wie eine Planke unter ihren Füssen nachgab und schrie erschrocken auf, als ihr Bein bis zum Oberschenkel in die Öffnung rutschte. Sie versuchte herauszukommen doch schaffte es nicht.

      Gwendolyn musste mit ansehen, wie Aberthol den Halt verlor und über den Rand der Brücke zu rutschen begann. Alistair reagierte schnell und griff mit einer Hand seinen Arm, gerade noch rechtzeitig, bevor er über den Rand rutschte.

      Alistair lehnte sich über die Kante und hielt sich fest während Aberthol unter ihr im Wind baumelte. Außer Alistair’s Hand trennte ihn nichts vor dem Sturz ins Bodenlose. Alistair hatte Mühe ihn festzuhalten und Gwendolyn hoffte, dass sie genug Kraft hatte.

      Sie fühlte sich hilflos wie sie so zwischen den Planken feststeckte. Ihr Herz schlug wild als sie versuchte sich zu befreien.

      Die Brücke schwankte weiter und Alistair und Aberthol schwankten mit ihr.

      „Lass mich los“, schrie Aberthol. „Rette dich selbst!“

      Aberthols verlor seinen Stab, der durch scheinbar endlos durch das Schneegestöber in die Tiefen des Canyon fiel.

      „Es wird alles gut.“, sagte Alistair ruhig.

      Gwen war überrascht, Alistair und dieser Situation so selbstsicher und ruhig zu erleben.

      „Schaut mir in die Augen“, befahl sie mit fester Stimme.

      „Was?“, schrie Aberthol über den Wind hinweg.

      „Schaut mir in die Augen“, wiederholte sie und in ihrer Stimme schwang noch mehr Autorität mit als zuvor.

      Er sah ihr in die Augen und Gwendolyn konnte beobachten, wie ein helles Leuchten aus Alistairs Augen trat und auf Aberthol herabschien. Sie sah ungläubig zu, wie das Leuchten Aberthol einhüllte, und als Alistair sich mit einem Ruck zurücklehnte, zog sie Aberthol scheinbar ohne große Mühe zurück auf die Brücke. Aberthol lag schwer atmend und vollkommen außer sich da und sah Alistair schockiert an. Dann fuhr er herum und klammerte sich mit beiden Händen am Brüstungsseil fest bevor der nächste Windstoß kam.

      „Mylady“, schrie Steffen.

      Er kniete sich neben Gwen, griff sie bei den Schultern und zog mit aller Kraft. Langsam zog er sie zwischen den Planken hervor, doch seine von der Kälte fast gefühllosen Hände verloren den Griff und sie rutsche wieder in die Lücke, diesmal sogar noch tiefer. Plötzlich gab eine zweite Planke unter Gwendolyn nach und sie schrie, als sie spürte, wie sie zu fallen begann.

      Gwendolyn streckte ihre Arme aus und bekam mit einer Hand das Seil und mit der anderen Steffens Hand zu fassen. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Schultern aus den Gelenken gerissen wurden als sie über dem Abgrund schaukelte. Auch Steffen schwankte. Er hing weit über den Rand, seine Beine um das Seil geklammert. Er