Lichtenstein. Вильгельм Гауф. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Вильгельм Гауф
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Сказки
Год издания: 0
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Mut von Minute zu Minute wuchs, er wünschte sogar, der Truchseß möchte noch weiter in seinen Reden fortfahren, denn jetzt glaubte er sich jeder Entscheidung gewachsen.

      "Ja freilich, freilich!" lachte Waldburg in bitterem Grimm. "Das Ding hat Gefahr, so allein im Feindesland herumzureiten Ha! Ha! Da kommen die Junker von Habenichts und Binnichts und bieten mit großen Worten und erhabenen Gesichtern ihren Kopf und ihren tapferen Arm an, und wenn es drauf und dran kommt, wenn man etwas von ihnen haben will, so fehlt es an Herz. Doch Art läßt nicht von Art, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm—und wo nichts ist, da hat der Kaiser das Recht verloren."

      "Wenn dies eine Beleidigung für meinen Vater sein soll", antwortete Georg erbittert, "so sitzen hier Männer, die ihm bezeugen können, daß er in ihrem Gedächtnis als ein Tapferer lebt. Ihr müßt viel getan haben in der Welt, daß Ihr Euch herausnehmt, auf andere so tief herabzusehen!"

      "Soll ein solcher Milchbart mir vorschreiben, was ich reden soll?" unterbrach ihn Waldburg. "Was braucht es da das lange Schwatzen? Ich will wissen, Junkerlein, ob Ihr morgen Euer Pferd satteln und Euch nach unseren Befehlen richten wollt oder nicht!"

      "Herr Truchseß", antwortete Georg mit mehr Ruhe, als er sich selbst zugetraut hatte, "Ihr habt durch Eure scharfen Reden nichts gezeigt, außer daß Ihr kaum wißt, wie man mit einem Edelmann, der dem Bund seine Dienste anbot, wie man mit dem Sohn eines tapferen Vaters sprechen müsse. Ihr habt aber als Oberster dieses Rates im Namen des Bundes zu mir gesprochen und mich so tief beleidigt, als ob ich Euer ärgster Feind wäre, darum kann ich nichts tun als, wie Ihr selbst befehlt, mein Roß satteln, aber gewiß nicht zu Eurem Dienst. Es ist mir nicht länger Ehre, diesen Fahnen zu folgen nein, ich sage mich los und ledig von Euch für immer; gehabt Euch wohl!"

      Der junge Mann hatte mit Nachdruck und Festigkeit gesprochen und wandte sich zu gehen.

      "Georg", rief Frondsberg, indem er aufsprang, "Sohn meines Freundes!"

      "Nicht so rasch, Junker", riefen die übrigen und warfen mißbilligende Blicke auf Waldburg; aber Georg war, ohne sich umzusehen, aus dem Gemach geschritten, die eiserne Klinke schlug klirrend ins Schloß und die gewaltigen Flügel der eichenen Pforte lagerten sich zwischen ihn und den wohlmeinenden Nachruf der besser gesinnten Männer; sie schieden Georg von Sturmfeder auf ewig vom schwäbischen Bund.

      Kapitel 10

      Georg fühlte sich leichter, als er auf seinem Zimmer über das Vorgefallene nachdachte. Jetzt war ja entschieden, was zu entscheiden er so lange gezögert hatte, entschieden auf eine Weise, wie er sie besser nicht hätte wünschen können. So hatte er jetzt einen guten Grund, das Heer sogleich zu verlassen, und der Oberst-Feldleutnant mußte die Schuld sich selbst beimessen.

      Wie schnell hatte sich doch alles in den vier Tagen gewendet; wie verschieden waren die Gesinnungen, mit denen er in diese Stadt einzog, von denen, die ihn aus ihren Mauern hinaustrieben! Damals, als der Donner der Geschütze, der feierliche Klang aller Glocken, die lockenden Töne der Trompeten ihn begrüßten, wie schlug da sein Herz dem Kampf entgegen, um Marien zu verdienen! Und als er das erste Mal vor jenen Frondsberg geführt wurde, wie erhebend war der Gedanke, unter den Augen dieses Mannes zu streiten, aus seinem Mund sich Ruhm zu erwerben!—Und wie erkaltete bald darauf sein Eifer, als der Bund in seinen Augen jenen Glanz verlor, mit welchem ihn seine jugendliche Phantasie umgeben hatte; wie schämte er sich, sein Schwert für die zu ziehen, die, nur von Eigennutz und Habgier getrieben, das schöne Land sich zur Beute ausersehen hatten! Wie schrecklich war ihm der Gedanke, Marie und die Ihrigen auf der feindlichen Seite zu wissen, treu ergeben dem unglücklichen Fürsten, den auch er aus seinen Grenzen zu jagen helfen sollte? Um eine solche Sache sollte er jenes teure Herz brechen, das unter jedem Wechsel treu für ihn schlug? "Nein! Du hast es wohl mit mir gemeint", sprach er, indem sein Auge dem Strahl der Abendsonne, der durch die runden Scheiben hereinfiel, hinauf zu dem blauen Himmel folgte, "Du hast es wohl mit mir gemeint; was jedem anderen, der heute an meiner Stelle stand, zum Verderben gewesen wäre, hast Du für mich zum Heil gelenkt!" Jene Heiterkeit, die, seit er wußte, wie furchtbar sich das Geschick zwischen ihn und die Geliebte stellte, einem trüben Ernst gewichen war, kehrte wieder auf seine Stirn, um seinen Mund zurück; er sang sich ein frohes Lied, wie in seinen frohesten Augenblicken.

      Erstaunt betrachtete ihn der eintretende Herr von Kraft. "Nun, das ist doch sonderbar", sagte er, "ich eile nach Haus, um meinen Gast in seinem gerechten Schmerz zu trösten und finde ihn so fröhlich wie nie; wie reime ich das zusammen?"

      "Habt Ihr noch nie gehört, Herr Dietrich", entgegnete Georg, der es für geratener hielt, seine Fröhlichkeit zu verbergen, "habt Ihr nie gehört, daß man auch aus Zorn lachen und singen kann?"

      "Gehört hab' ich es schon, aber gesehen nie bis zu diesem Augenblick", antwortete Kraft.

      "Nun, und Ihr habt also auch schon von der verdrießlichen Geschichte gehört?" fragte Georg. "Man erzählt es sich gewiß schon auf allen Straßen?"

      "Oh nein", antwortete der Ratsschreiber, "man weiß nirgends etwas davon, man hätte ja zugleich Eure geheime Sendung nach Württemberg damit ausposaunen müssen. Nein! Ich habe, Gott sei Dank, so meine eigenen Quellen und erfahre manches noch in der Stunde, wo es getan oder gesprochen wurde. Aber nehmt mir's nicht übel, Ihr habt da einen dummen Streich gemacht!"

      "So", antwortete Georg lächelnd, "und warum denn?"

      "Bot sich Euch nicht die schönste Gelegenheit, Euch auszuzeichnen? Wem wären die Bundesobersten mehr Dank schuldig als—"

      "Sagt es nur heraus", unterbrach ihn Georg "als dem Kundschafter in des Feindes Rücken. Es ist nur schade, daß mein Vater und die Ehre meines Namens mich vor und nicht hinter den Feind bestimmt haben, es sei denn, daß er vor mir fliehe."

      "Dies sind Bedenklichkeiten, die ich nicht bei Euch gesucht hätte. Wahrlich, wenn ich so bekannt in jener Gegend wäre wie Ihr, man hätte es mir nicht zweimal sagen dürfen."

      "Ihr habt hierzulande vielleicht andere Grundsätze über diesen Punkt" sagte Georg nicht ohne Spott, "als wir in unserem Franken, das hätte Truchseß von Waldburg bedenken und einen Ulmer schicken sollen."

      "Ihr bringt mich da eben noch recht auf etwas anderes. Der Oberfeldleutnant! Wie habt ihr ihn Euch so zum Feind machen mögen, denn daß dieser Euch das Geschehene in seinem Leben nicht verzeiht, dürft Ihr gewiß sein."

      "Das ist mein geringster Kummer", antwortete Georg "aber eines tut mir weh, daß ich den übermütigen, der schon meinem Vater Böses getan, wo er konnte, nicht vor meine Klinge stellen und ihm zeigen kann, daß der Arm nicht so ganz zu verachten ist, den er heute von sich gestoßen hat."

      "Um Gottes willen", fiel Kraft ein, "sprecht nicht so laut, er könnte es hören. Überhaupt müßt Ihr Euch sehr zusammennehmen, wenn Ihr ferner im Heer unter ihm dienen wollt."

      "Ich will den Herrn Truchseß von meinem verhaßten Anblick bald befreien. So Gott will, habe ich die Sonne zum letzten Mal in Ulm untergehen sehen."

      "So wäre es wahr", fragte Herr von Kraft mit Staunen, "was man noch dazu setzte und was ich nicht glauben konnte: Georg von Sturmfeder wolle wegen dieser Kleinigkeit unsere gute Sache verlassen?"

      "Verletzung der Ehre ist nirgends eine Kleinigkeit", antwortete Georg ernst, "am wenigsten bei einem Stand wie dem unsrigen. Was aber Eure gute Sache betrifft, so habe ich nachgerade eingesehen, daß ich weder für eine gute Sache noch für eine gute Meinung, sondern für ein paar große Herren und für ein paar Mauern voll Spießbürger mich schlagen sollte."

      Der unangenehme Eindruck, den besonders die letzten Worte auf den Ratsschreiber machten, entging ihm nicht, er fuhr daher, indem er seine Hand ergriff und drückte, ruhiger fort: "Nehmt mir meine scharfen Worte nicht übel, mein freundlicher Wirt, weiß Gott, ich habe Euch nicht damit beleidigen wollen. Aber aus Eurem eigenen Mund habe ich die Gesinnungen und Zwecke der verschiedenen Parteien in diesem Heer erfahren. Schreibt es Euch selbst zu, wenn ich meinen eigenen Weg einschlage, da Ihr mir die Binde von den Augen genommen habt."

      "Ihr habt so unrecht gerade nicht, guter Junker. Es wird bunt hergehen, wenn die Herren erst das schöne Land da drüben unter sich teilen. Aber da habe ich gedacht, es geht ja in einem hin, Ihr könntet Euch auch Euer Scherflein dabei verdienen. Man sagt, Ihr dürft es mir aber