Das Nibelungenlied. Unknown. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Unknown
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Поэзия
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Weise, wie wirklich Barbeth bei Panzer 69 begegnet, so haben wir Borbetta, also gerade die Namensform, die wir bedürfen. Von Borbet, der mittlern der drei Schwertern, wird also Worms (Borbetomagus) heißen, und es liegt nahe, Aehnliches von dem alten Namen der Stadt Metz, Civitas Mediomatricorum, zu vermuthen: von der mittlern der drei Schwestern, die den Kelten Mütter hießen, hat auch sie den Namen. Diese mittlere ist die mächtigere der dreie, ja die eigentliche Gottheit, die sich in ihren Schwestern nur vervielfältigt. So steht auch in Upsala Thôr als der mächtigste in der Mitte zwischen Wodan und Fricco, "ita ut potentissimus", sagt Adam von Bremen, "in medio solium habeat triclinio; hinc et inde locum possident Wodan et Fricco. Gr. Myth. 102. Uhland Schriften VI, 176. Da wir diese, die nicht zufällig in allen sechs Meldungen in der Mitte stehen kann, bei Panzer 61, 275, 297 auch Held, ja Rachel (die rächende Hel) Panzer 18, 83, 372 genannt finden, So ergiebt sich, daß sie Hel, die verborgene Göttin, ist, die als Göttin der Unterwelt ebenso Tod als Leben spendet, indem alles Leben von ihr ausgeht und wieder in ihren mütterlichen Schooß zurückkehrt. Dazu stimmt, daß diese drei Schwestern, die wir den Nornen, deutschen Parzen, gleichstellen dürfen, bei Panzer 53 auch Hailräthinnen genannt finden, weil sie die Schicksale der Menschen beriethen, ja daß sie nicht nur wider die Pest angerufen wurden, Panzer 23, 70, 110, sondern auch bei Entbindungen Hülfe gewährten (Panzer 362), wie Schwangere auch bei den Alten die diva triformis anriefen, Hor. III, 22. Ihre Namen sind mit -bett zusammengesetzt, wie wir auch von Hünenbetten, von Brunhildebette u.s.w. wißen, was ich Handb. der Myth. 368 auf den heidnischen Opferaltar (piot goth. biuds, oder petti goth. badi lectisternium) gedeutet habe, der in dem Walde (lucus) stand, der ihnen einst geheiligt war, und der jetzt der Gemeinde von ihnen geschenkt sein sollte. Nimmt man diesen zweiten Theil der Zusammensetzung, -bett, als nur auf ihren Tempel (Hof) bezüglich hinweg, so erklärt sich die erste Sylbe in Einbett aus Agin, Egin Schrecken, wie Einhart auch Eginhart heißt. Sie ist die Todesgöttin, die finstere Seite der Hel. Freundlicher lautet der dritte Name Wilbett, die willfährige, Wunsch und Willen gewährende, die lichte Seite der verborgenen Göttin. Nicht so einleuchtend ist der mittlere Name, Warbett oder Gwerbett, aus Zwist und Streit zu erklären; doch kann er auf den innern Gegensatz im Wesen der Göttin, die bald lohnend, bald strafend auftritt, bezogen werden. Die Namen aus der deutschen Sprache zu deuten, gestattet Cäsars Meldung (B.G. II. 51) über die Vangionen in Ariovists Heer, womit Tacitus (ipsam Rheni ripam haud dubie Germanorum populi colunt, Vangiones, Triboci, Nemetes. Germ. 28) und Plinius IV, 17 stimmt. Sie wohnten, ein deutsches Volk, im keltischen Lande, weshalb es nicht auffallen kann, wenn der Name ihrer Hauptstadt Borbetomagus eine vox hybrida ist, da wir -magus als ein keltisches Wort kennen. Wir sehen aber, wie ich schon Handb. 368 bemerkte, wie irrig die Annahme unserer Rheinischen Alterthumsforscher über die Matronenculte ist, daß alle diese Gottheiten der celtischen, nicht der germanischen Sprache angehörten, wogegen sich Grimm schon bei Gelegenheit der den matronis arvagastiabus und andrustehiabus gewidmeten Votivsteine aussprach. Ob auch die Namen Kriemhild und Brunhild, die wir in den Nibelungen in Worms finden, auf die beiden entgegengesetzten Seiten der Unterweltsgöttin zu deuten seien, getraue ich mir nicht zu entscheiden; gewiss ist nur, daß -hilde eine Nebenform von Hel ist: es steht für hilende, wie spilde (Walther 45, 38) für spilende, und bezeichnet die verhohlene und verhehlende, verborgene und verbergende Göttin. Wenn in Kriemhild die erste Sylbe nicht aus grîma, Larve, Helm, Rüstung, sondern aus Grimm, Wuth, atrocitas zu deuten ist, wie in der Edda nicht sie, sondern ihre Mutter Grimhild heißt, so möchte sie an die finstere Seite der Göttin gemahnen, obgleich die im ersten Theil noch holdselig erschienen war, erst im zweiten als ihres geliebten Gemahls furchtbare Rächerin auftritt.

      Kleine Druckversehen, einige fehlende Circumflexe, einige dô für dâ u.u. bittet man zu verbeßern.

Bonn im Juni 1868. K.S.

      Vorrede zur ersten Auflage der Uebersetzung

      Schon vor manchen Jahren, als ich das Lied der Nibelungen zuerst kennen lernte und mit Staunen die Wirkungen wahrnahm, die das herrliche Gedicht auf mein Gemüth hervorbrachte, entstand in mir der Wunsch, diese reinen kräftigen Töne in neuhochdeutscher Dichtersprache widerhallen zu hören. Um so mehr wunderte ich mich bei dem Fleiße, welchen Männer wie Voss, Schlegel, Tieck u.A. ausländischen Dichterwerken widmeten, ja bei der Pflege, welche sogar einem niederdeutschen Gedichte zu Theil ward, daß keiner unserer Dichter das Nibelungenlied einer gleichen Aufmerksamkeit würdigte. Denn Tieck hatte seinen früher angekündigten Vorsatz einer Uebertragung desselben nicht zur That reifen laßen und Uebersetzungen von Philologen, wie Von der Hagen und Büsching, entsprachen den künstlerischen Anforderungen nicht. Die Hagensche steht namentlich der Sprache der Urschrift für den Zweck der Verständlichkeit allzunahe, und die Büschingsche ist fast nur eine prosaische mit beibehaltenen Endreimen. Lange harrte ich daher vergebens, ob nicht einer unserer gefeierten Sänger, von denen mir besonders Uhland, Rückert und Gustav Schwab zu einem solchen Unternehmen berufen schienen, der gegen das Gedicht einreißenden und durch die bisherigen Bearbeitungen nur gesteigerten Gleichgültigkeit des größern Publikums steuern werde. Mögen es also die Kunstrichter, wenn sie können, entschuldigen, daß ein ruhmloser Jünger der Kunst, dessen Name vor ihren kritischen Stühlen kaum noch erscholl, seine geringen Kräfte an einer Arbeit versucht hat, deren fast unüberwindliche Schwierigkeiten so viele erprobte und fähigere Männer abgeschreckt zu haben scheint.

      Eine Rechtfertigung des Unternehmens von Seiten der Nützlichkeit bedarf es nicht. Es ist albern zu glauben, daß eine Uebersetzung dem Studium des Originals Abbruch thun werde, vielmehr wird sie es erleichtern und befördern, und die gegenwärtige ist durch ihre Leichtverständlichkeit und Wohlfeilheit darauf berechnet, denselben recht viele Theilnehmer zu gewinnen. Hoffentlich wird Mancher, der bis jetzt die poetische Schönheit des Gedichts nicht geahnt hatte, und sie nun erst durch die Uebersetzung kennen lernt, sich das Studium des Originals nicht verdrießen laßen, während er früher die damit verbundene Anstrengung scheute, weil er nicht wuste ob er dafür durch einen entsprechenden geistigen Genuß werde entschädigt werden. Bei diesem Studium selbst bietet ihm die Uebersetzung abermals ein willkommenes Hülfsmittel dar. Eben so wenig Berücksichtigung verdient der andere Einwurf, daß sich das Original ohne Beihülfe einer Uebersetzung verstehen laße, und wenn Manche (wie A.W. von Schlegel) sogar meinen, es müste dahin kommen, daß jeder Bürger und Bauer sein Nibelungenlied in der Ursprache lese, wie jeder Grieche seinen Homer, so sind das Träume, die, wenn sie je in Erfüllung gehen sollten, nur durch Uebersetzungen, die das Volk erst belehrten, welchen Schatz es an dem Gedichte besitzt, verwirklicht werden könnten.

      Wenn das Titelblatt die Uebersetzung eines mittelhochdeutschen Gedichts ankündigt, so kann darunter allerdings nur eine Uebertragung in die neuhochdeutsche Sprache verstanden werden; allein man darf darum nicht fordern, daß auch jedes darin zugelaßene Wort neuhochdeutsch sein solle: vielmehr genügte, im Ganzen die Formen der neuhochdeutschen Grammatik zu Grunde zu legen, was von den frühern Uebersetzern nicht geschehen war, und die Anforderung allgemeiner Verständlichkeit nie unberücksichtigt zu laßen. Man kann auch die neuhochdeutsche Sprache noch von der Sprache unserer neuern Dichter unterscheiden, in welche Manches aufgenommen ist, was mehr der mittelhochdeutschen anzugehören scheint. Eben dieß aber kam mir bei der Uebersetzung wesentlich zu Gute, indem ohne dieß die kindliche Naivetät, die treuherzige Einfalt des Ausdrucks verloren gegangen wäre, und die alterthümliche Farbe des Gedichts völlig hätte verwischt werden müßen. Alles freilich was sich neuhochdeutsche Dichter der letzten Zeit wohl erlaubt haben, verbot die Rücksicht auf allgemeine Faßlichkeit zu benutzen; Worte aber wie Degen, Recke, Minne, und Fügungen wie "Schwester mein", statt meine Schwester werden nirgend Anstoß erregen. Das beste Muster einer dem Mittelhochdeutschen angenäherten und doch mit alterthümlichen Anklängen nicht überladenen Sprache schienen mir Uhlands Romanzen darzubieten, und man wird finden, daß ich mich bestrebt habe, ihm nachzufolgen; Tiecks Behandlung aber dünkte mich zu gewaltthätig und namentlich enthalten seine Romanzen von Siegfried Freiheiten, die weder die heutige noch die ältere deutsche Sprache verstattete. Dieß mit Achtung vor dem Genius des Dichters.

      Was die Versart der Urschrift betrifft, die sich der Uebersetzer bemüht hat so genau als möglich nachzubilden, so darf man nicht vergeßen, daß in den Nibelungen weder wie bei uns heutzutage die Verse nach Füßen gemeßen, noch wie bei unsern Nachbarn die Sylben gezählt werden. Vielmehr zählt man bloß die Hebungen, deren in jedem Halbvers drei, in der zweiten Hälfte des vierten Verses jeder Strophe