Das Nibelungenlied. Unknown. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Unknown
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Поэзия
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hätten dreißigtausend Helfer sich ersehn

      Eure starken Feinde, doch wollt ich sie bestehn,

      Hätt ich auch selbst nur tausend: verlaßt euch auf mich."

      Da sprach der König Gunther: "Das verdien ich stäts um dich."

      "So heißt mir eurer Leute gewinnen tausend Mann,

      Da ich von den Meinen nicht mehr hier stellen kann

      Als der Recken zwölfe; so wehr ich euer Land.

      Immer soll getreulich euch dienen Siegfriedens Hand.

      "Dazu soll Hagen helfen und auch Ortewein,

      Dankwart und Sindold, die lieben Recken dein.

      Auch soll da mit uns reiten Volker der kühne Mann:

      Der soll die Fahne führen: keinen Beßern trefft ihr an.

      "Und laßt die Boten reiten heim in ihrer Herren Land;

      Daß sie uns bald da sehen, macht ihnen das bekannt,

      So daß unsre Burgen befriedet mögen sein."

      Der König hieß besenden Freund und Mannen insgemein.

      Zu Hofe giengen wieder Die Lüdeger gesandt;

      Sie freuten sich der Reise zurück ins Heimatland.

      Ihnen bot da reiche Gabe Gunther der König gut

      Und sicheres Geleite: des waren sie wohlgemuth.

      "Nun sagt," sprach da Gunther, "meinen starken Feinden an,

      Ihre Reise bliebe beßer ungethan;

      Doch wollten sie mich suchen hier in meinem Land,

      Wir zerrännen denn die Freunde, ihnen werde Noth bekannt."

      Den Boten reiche Gaben man da zur Stelle trug:

      Deren hatte Gunther zu geben genug.

      Das durften nicht verschmähen Die Lüdeger gesandt.

      Sie baten um Urlaub und räumten fröhlich das Land.

      Als die Boten waren gen Dänemark gekommen,

      Und der König Lüdegast den Bericht vernommen,

      Was sie am Rhein geredet, als das ihm ward gesagt,

      Seine übermüthge Botschaft ward da bereut und beklagt.

      Sie sagten ihm, sie hätten manch kühnen Mann im Lehn:

      "Darunter sah man Einen vor König Gunthern stehn,

      Der war geheißen Siegfried, ein Held aus Niederland."

      Leid wars Lüdegasten, als er die Dinge so befand.

      Als Die vom Dänenlande hörten diese Mär,

      Da eilten sie, der Helfer zu gewinnen desto mehr,

      Bis der König Lüdegast zwanzigtausend Mann

      Seiner kühnen Degen zu seiner Heerfahrt gewann.

      Da besandte sich von Sachsen auch König Lüdeger,

      Bis sie vierzigtausend hatten und wohl mehr,

      Die mit ihnen ritten gen Burgundenland.

      Da hatt auch schon zu Hause der König Gunther gesandt

      Zu seinen nächsten Freunden und seiner Brüder Heer,

      Womit sie fahren wollten im Kriegszug einher,

      Und auch mit Hagens Recken: das that den Helden Noth.

      Darum musten Degen bald erschauen den Tod.

      Sie schickten sich zur Reise; sie wollten nun hindann.

      Die Fahne muste führen Volker der kühne Mann,

      Da sie reiten wollten von Worms über Rhein;

      Hagen von Tronje der muste Scharmeister sein.

      Mit ihnen ritt auch Sindold und der kühne Hunold,

      Die wohl verdienen konnten reicher Könge Gold.

      Dankwart, Hagens Bruder, und auch Ortewein

      Die mochten wohl mit Ehren bei dem Heerzuge sein.

      "Herr König," sprach da Siegfried, "bleibet ihr zu Haus:

      Da mir eure Degen folgen zu dem Strauß,

      So weilt bei den Frauen und tragt hohen Muth:

      Ich will euch wohl behüten die Ehre so wie das Gut.

      "Die euch heimsuchen wollten zu Worms an dem Rhein,

      Will euch davor bewahren, daß sie euch schädlich sei'n:

      Wir wollen ihnen reiten so nah ins eigne Land,

      Daß ihnen bald in Sorge der Uebermuth wird gewandt."

      Vom Rheine sie durch Hessen mit ihren Helden ritten

      Nach dem Sachsenlande: da wurde bald gestritten.

      Mit Raub und mit Brande verheerten sie das Land,

      Daß bald den Fürsten beiden ward Noth und Sorge bekannt.

      Sie kamen an die Marke; die Knechte rückten an.

      Siegfried der starke zu fragen da begann:

      "Wer soll nun der Hüter des Gesindes sein?"

      Wohl konnte nie den Sachsen ein Heerzug übler gedeihn.

      Sie sprachen: "Laßt der Knappen hüten auf den Wegen

      Dankwart den kühnen, das ist ein schneller Degen:

      Wir verlieren desto minder durch Die in Lüdgers Lehn;

      Laßt ihn mit Ortweinen hie die Nachhut versehn."

      "So will ich selber reiten," sprach Siegfried der Degen,

      "Den Feinden gegenüber der Warte zu pflegen,

      Bis ich recht erkunde, wo die Recken sind."

      Da stand bald in den Waffen der schönen Siegelinde Kind.

      Das Volk befahl er Hagen, als er zog hindann,

      Ihm und Gernoten, diesem kühnen Mann.

      So ritt er hin alleine in der Sachsen Land,

      Wo er die rechte Märe wohl bald mit Ehren befand.

      Er sah ein groß Geschwader, das auf dem Felde zog,

      Und die Kraft der Seinen gewaltig überwog:

      Es waren vierzigtausend oder wohl noch mehr.

      Siegfried in hohem Muthe sah gar fröhlich das Heer.

      Da hatte sich ein Recke auch aus der Feinde Schar

      Erhoben auf die Warte, der wohl gewappnet war:

      Den sah der Degen Siegfried und ihn der kühne Mann;

      Jedweder auf den andern mit Zorn zu blicken begann.

      Ich sag euch, wer der wäre, der hier der Warte pflag;

      Ein lichter Schild von Golde ihm vor der Linken lag.

      Es war der König Lüdegast, der hütete sein Heer.

      Der edle Fremdling sprengte herrlich wider ihn einher.

      Nun hatt auch ihn Herr Lüdegast sich feindlich erkoren:

      Ihre Rosse reizten Beide zur Seite mit den Sporen;

      Sie neigten auf die Schilde mit aller Macht den Schaft:

      Da kam der hehre König darob in großer Sorgen Haft.

      Dem Stich gehorsam trugen die Rosse pfeilgeschwind

      Die Könige zusammen, als wehte sie der Wind;

      Dann mit den Zäumen wandten sie ritterlich zurück:

      Die