Ich hatte den Plan in Italien gefaßt, dieses Heldenlied dem edlen Ludwig, Könige von Baiern, zu verehren. Allein aus den Zeitungen erfuhr ich zu meinem Leidwesen, daß er von lauter schönen Sachen so bedrängt wird, daß etwas, von keinem berühmten Meister, und ohne allen weitern Anspruch Gefertigtes, wohl kaum dort Einlaß finden würde.
Allein doch möchte ich auch gar so gerne ein gewichtiges Urtheil über dieses Lied hören, das ich mit so großer Vorliebe ausgearbeitet habe. So wie nun in den alten schönen Zeiten der Jünger sich gerne einem Meister anschloß, und ihn um Rath fragte, und liebreich berathen ward, also komme auch ich noch nach diesem alten Brauche zu Ihnen mit der Bitte:
Daß Eure Hochwohlgeboren gelegentlich das Heft durchlesen und mir mit dem Ihnen eigenen Wohlwollen Ihre Meinung kund thun möchten. In dieser frohen Hoffnung verbleibe ich
II
Da ich in einigen Wochen Leipzig verlassen werde, so sehe ich mich genöthigt, Ihnen diese Veränderung meines Wohnortes zu melden. Ich werde nach Marktneukirchen, ein Städtchen im Voigtländischen Kreise gehen. Wollten Eure Wohlgeboren noch so gütig seyn, mir Etwas über das Lied vom Ritter Wahn zu schreiben, so würde mich zunächst eine so erwünschte Nachricht dort treffen. Fast an jedem Posttage fragte ich bei dem Buchhändler in der letztern Zeit, oder um die Wahrheit einzugestehen, in jedem Monate in diesem Halbjahr an. Allein ich hoffte, immer vergebens. Dieses aber betrübte mich um so mehr, da ich jetzt bei Weiten schwieriger hier in Leipzig einen Buchhändler ausmachen kann, der mir das Gedicht abnimmt, wenn Sie mir endlich das Manuscript zurückschicken sollten. Sollten Sie, Herr Hofrath, Sich noch nicht entschlossen haben, dieses Gedicht durchzulesen, so bitte ich Sie nochmals recht herzlich darum. Sie werden gewiß finden, daß – mag auch meine Bearbeitung der Sage sehr nichtsnutzig seyn – der Stoff wenigstens vor Allem großartig und herrlich ist, so wie fast alle Volksdichtungen, die durch Jahrhunderte sich gerungen haben. Möchten Sie meiner und meines Wunsches in einer Stunde der Erholung gütig gedenken! —
Mit dem aufrichtigen Wunsche, daß Ihnen Gott dauerhafte, freudige Gesundheit verleihen möchte, damit Sie unbehindert den blühenden Garten Ihrer Dichtkunst pflegen mögen, verbleibt
III
Sie feiern heute Ihren Geburtstag, wie ich vernommen habe. Mit aufrichtigster Gesinnung nahe ich mich Ihnen mit Glückwünschen und geringen Gaben. Wenn Sie dieselben eben so wohlwollend annehmen, als sie fröhlich huldigend gereicht werden, so ist mein bester Wunsch erfüllt. Möchten Ihnen noch recht viele, gesunde und glückliche Jahre und in ihnen die eine Hälfte der Tage zu Gedeihen herrlicher Schöpfungen, die andere zu heiterem Lebensgenusse geschenkt sein! Das und Anderes würde ich Ihnen mündlich aussprechen, wenn der Zufall nicht immer wollte, an Ihre Thüre gerade dann klopfen zu müssen, wenn nur Ihre vertrauteren Freunde kommen dürfen, was heute zwiefach der Fall sein wird. Deshalb kann ich nur Wunsch und Gruß dem Papiere anvertrauen, welches doch nie Blick und Sprache und warmen Handschlag ersetzt. Gedenken Sie meiner freundlich und schenken Sie mir Ihre Wohlgewogenheit.
Mit vollkommenster Hochachtung verharrend
IV
Wenn von den sieben Bitten nur eine auf jeden Tag der Woche käme, so wäre es genug; ich wage jedoch zwei Bitten auf einmal vorzutragen, zuerst: daß Sie mir erlaubten, Sie heute Abend besuchen, und dann: meinen jüngeren Bruder, designirter Pfarrvicar in Pegau, welcher Sie seit langer Zeit verehrt und liebt, mitbringen zu dürfen? Mit dem Wunsche, daß das heutige Sciroccowetter nur über Ihr Dach, nicht aber auch durch Sie Selbst, wie es bei mir der Fall ist, hinüberziehe, verharre ich hochachtungsvoll und wie immer als
V
Seitdem es mir vergönnt war, in den Zauberwald der deutschen Poesie einzutreten, ist mir Ihre Musa vor Allen und am freundlichsten entgegengekommen; was soll ich es läugnen, daß Sie und Novalis erst das Buch der Natur mir aufgeschlagen haben, in welchem ich seitdem treu und ehrlich studirt habe! Deshalb blicke ich so gern in Ihre klaren Augen, die nie vergessen können, daß sie das große Geheimnis gesehen haben! Wie könnte es Ihr Herz? Und wie könnte ich Sie lieben, wenn dieses mitten aus dem harten Leben heraus nicht die Liebe erwiedern könnte? Deshalb bin ich getrost und vertraue getrost dieses mein neustes Gedicht dieser Liebe an! Sie können ihm das Leben, mir aber das Bewußtsein schenken, nicht vergebens gestrebt zu haben. Auch will ich nicht verbergen, daß ich dadurch für meinen jüngsten Bruder, den ich nach meines Vaters Tode aus eigenen, schwachen Mitteln erziehen lasse, eine Beihilfe mir verschaffen möchte. Unterdessen behalten Sie mich lieb, der ich mit aller Verehrung verharre
VI
Ihre Andeutungen über das vielbesprochene Stück haben mich, irre ich sonst nicht, ganz und gar zur Klarheit damit gebracht. Zudem ich Rienzi in Wechselwirkung mit seinem Weibe bringe, welche mit ihrem Charakter die Stelle der Livia und die von ihr ausgefüllten Scenen geeignet überkommt, wird das Stück auch in dieser Parthie rund werden. Ich habe die verwichene Nacht hindurch die erstere Exposition des damaligen römischen Zustandes im 1ten Acte und das andere Nöthige aus- und umgearbeitet. Wenn Sie mir das Manuscript auf einige Tage wieder zustellen lassen wollen, so glaube ich Ihren Ansichten das Werk näher rücken zu können. Könnte ich, wenn auch nicht Ihren ganzen Beifall, doch Ihre Zufriedenheit mit mir erringen, so hoffe ich auch, daß Sie dem Stücke das Leben auf der Bühne schenken werden. Ich möchte nicht gern wieder etwas drucken lassen, ohne sagen zu dürfen: es ist vorgestellt worden; ja außerdem würde das Buch auch Niemand sich anschaffen. Noch habe ich eine historische Notiz gefunden, die mir lieb ist. R…’s Vater soll der natürliche Sohn Heinr. IV. gewesen sein. Oft erklärt sich aus solchen Zufälligkeiten das ganze Schicksal eines Menschen. Wenn R…’s Weib, bei deren Einführung in das Stück und gehoffter Aufführung desselben ich an Fräulein Bauer gedacht habe, von dieser Künstlerin, Montorale von unserem Weymar und R…i von Devrient gegeben würde, so glaube ich, daß es schon seinen Theaterabend gut genug ausfüllen wird. Doch das Alles lege ich in Ihre gütige Hand. Auf Ihr Wohl habe ich gestern noch mit Hr. G. R. v. Ungarsternberg in dessen Behausung eine Flasche Wein getrunken; – er wie ich waren von Ihrer Vorlesung des Homburg über das ganze Herz hinüber warm und begeistert. Nicht nur Ihren Mund, auch Ihre Seele hat die schöne Muse geküßt! Ich sehe Sie bald wieder! Wie immer mit aller Verehrung
VII
So darf ich denn beifolgendes Stück wiederum in Ihre Hände zurückgeben, indem ich