Der kleine Ritter. Генрик Сенкевич. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Генрик Сенкевич
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
– he? Wie die Rüben! Was? Mönch willst du werden? Was? Und die Drohojowska, die zuckersüße Rübe, und der kleine Heiduck, der rosige, was sagst du dazu, Michael?«

      »Was? – nichts!« antwortete der kleine Ritter.

      »Ganz besonders hat mir der kleine Heiduck gefallen. Das kann ich dir sagen, als ich beim Abendessen neben ihr saß, schlug mir von ihr eine solche Glut entgegen wie vom Ofen.«

      »Sie ist eine wilde Ziege! Die andere ist doch gesetzter.«

      »Die Drohojowska ist eine ungarische Flamme, eine echte ungarische Flamme! Aber die andere ist eine kleine Ruß; bei Gott, wenn ich Zähne hätte … ich will sagen, wenn ich eine solche Tochter hätte – nur dir würde ich sie geben! Eine süße Mandel, sage ich dir, eine süße Mandel!«

      Wolodyjowski wurde plötzlich traurig, denn ihm kamen die Kosenamen in Erinnerung, welche Sagloba Ännchen Borschobohota zu geben pflegte; wie lebend stand sie plötzlich vor seinem geistigen Auge: ihre Gestalt, ihr zierliches Gesicht, ihre dunklen Zöpfe, ihre Heiterkeit, ihr Geplauder, ihr Blick. Diese beiden waren jünger, aber die andere war ihm doch zehnmal lieber als alle jüngeren.

      Der kleine Ritter verbarg das Gesicht in den Händen, und es erfaßte ihn eine Traurigkeit, die um so größer war, als sie unerwartet kam.

      Sagloba war erstaunt; eine Zeitlang schwieg er und blickte unruhig um sich, endlich sagte er:

      »Michael, was ist dir? Sprich um Gottes willen!«

      Wolodyjowski sprach: »So viele leben, so viele sind in der Welt, nur mein Lämmchen ist nicht da, nur sie allein werde ich nimmer wiedersehen!«

      Dann raubte der Schmerz ihm die Stimme, er stützte die Stirn auf die Lehne der Bank und hauchte durch die schmerzlich zusammengezogenen Lippen:

      »Gott, Gott, Gott!«

      Fräulein Bärbchen ließ jedoch Wolodyjowski nicht locker, daß er sie das »Fechten« lehre, und er sagte nicht Nein, denn nach wenigen Tagen, wenn er auch Fräulein Drohojowska immer lieber hatte, gewann er doch auch Bärbchen sehr lieb; es war aber auch nicht gut möglich, sie nicht gern zu haben.

      Eines Morgens begann denn auch der erste Unterricht, hauptsächlich durch Bärbchens Ruhmredigkeit hervorgerufen und durch ihre Versicherungen, daß sie diese Kunst schon recht gut verstehe, und daß nicht jeder Beliebige ihr standhalten könne.

      »Alte Soldaten waren meine Lehrer,« sagte sie, »an denen ist bei uns kein Mangel, und es ist doch bekannt, daß nichts über unsere Fechter geht … ja, es ist noch eine Frage, ob ihr Herren dort nicht euresgleichen finden würdet.«

      »Was Ihr sagt, Fräulein!« rief Sagloba. »Wir haben in der ganzen Welt nicht unseresgleichen.«

      »Ich wünschte, es zeigte sich, daß ich euresgleichen bin; ich hoffe es nicht, aber ich wünschte es.«

      »Im Schießen aus dem Terzerol würde auch ich mich versuchen,« sagte Frau Makowiezka lächelnd.

      »Bei Gott, es wohnen wohl lauter Amazonen in Euren Gegenden?« sagte Sagloba. Und er wandte sich an Fräulein Drohojowska: »Und welche Waffe führt Ihr am besten, mein Fräulein?«

      »Gar keine,« antwortete Fräulein Christine.

      »Aha, gar keine!« rief Bärbchen und begann zu singen, indem sie Christinen spöttelnd nachahmte:

      »O glaubet, Ihr Ritter,

      es geht in Splitter

      Wohl Panzer und Stahl,

      Durch Eisen und Schilde

      Trifft Amor der Wilde

      Ins Herz – ohne Wahl.«

      »Das ist die Waffe, die Ihr führt. Fürchtet euch nicht,« fügte sie hinzu, zu Wolodyjowski und Sagloba gewendet, »sie ist auch kein übler Kämpfer.«

      »Legt aus, Fräulein,« sagte Michael, um eine kleine Verwirrung zu verbergen.

      »Bei Gott, wenn sich jetzt zeigte, was ich denke,« rief Bärbchen und wurde rot vor Freude.

      Und sie nahm sofort ihre Stellung ein, einen leichten polnischen Säbel in der Rechten, die linke Hand auf den Rücken gelegt, die Brust heraus, den Kopf hoch, die Nasenflügel lebhaft bewegend und war so hübsch und rosig, daß Sagloba der Frau Truchseß zuflüsterte:

      »Keine Flasche, und sei sie mit hundertjährigem Ungar gefüllt, würde mich so mit ihrem Anblick entzücken.«

      »Gebt acht, Fräulein,« sagte Wolodyjowski, »ich werde mich nur verteidigen, nicht schlagen. Ihr, Fräulein, greift an, wie es Euch gefällt.«

      »Gut, wenn Ihr wollt, daß ich aufhöre, so sagt nur ein Wörtchen.«

      »Es könnte auch so aufhören, wenn ich nur wollte.«

      »Wieso, was?«

      »Einem solchen Kämpfer würde ich leicht das Säbelchen aus der Hand schlagen.«

      »Wir werden sehen.«

      »Wir werden es nicht sehen, denn ich werde es aus Höflichkeit nicht tun.«

      »Es bedarf keiner Höflichkeit, tut es nur, wenn Ihr es könnt. Ich weiß, daß ich weniger kann als Ihr, aber das laß ich doch nicht geschehen.«

      »Ihr gestattet also?«

      »Ich gestatte.«

      »Laßt das doch, geliebter kleiner Heiduck,« sagte Sagloba, »er hat es mit dem größten Meister aufgenommen.«

      »Wir werden sehen,« wiederholte Bärbchen.

      »Fangen wir an,« sagte Wolodyjowski, ein wenig unwillig über das Selbstlob des Mädchens.

      Sie fingen an.

      Bärbchen schlug mächtig zu und hüpfte dabei wie ein Heupferdchen. Wolodyjowski stand fest auf seinem Platze und machte nach seiner Gewohnheit kleine, kurze Bewegungen mit dem Degen, nicht besonders auf den Angriff achtend.

      »Ihr wehrt Euch gegen mich wie gegen eine lästige Fliege!« rief Bärbchen gereizt.

      »Ich nehme es nicht mit Euch auf, ich unterrichte Euch nur,« erwiderte der kleine Ritter. »Sehr gut so, für ein weibliches Wesen gar nicht übel; ruhiger mit der Hand!«

      »Für ein weibliches Wesen? Dies, mein Herr, für das weibliche Wesen! So! Und so!«

      Aber Michael blieb, obwohl Bärbchen ihre vorzüglichsten Streiche geführt hatte, ruhig und unbewegt, er fing sogar absichtlich mit Sagloba zu plaudern an, um zu zeigen, wie wenig er sich um ihre Hiebe kümmere.

      »Geht doch vom Fenster fort, denn dem Fräulein ist's zu finster, und wenn auch der Säbel größer ist als eine Nadel, so hat das Fräulein doch weniger Erfahrung mit dem Säbel als mit der Nadel.«

      Bärbchens Nasenflügel bewegten sich noch aufgeregter hin und her, und ihr Stirnhaar fiel ganz über die blitzenden Äuglein.

      »Ihr spottet meiner?« fragte sie schwer atmend.

      »Nicht über Eure Person, Gott bewahre!«

      »Ich kann Herrn Michael nicht leiden!«

      »Da hast du deinen Lohn, Schulmeister,« antwortete der kleine Ritter.

      Dann wandte er sich wieder zu Sagloba.

      »Wahrhaftig, es beginnt zu schneien!«

      »Schnee – Schnee – Schnee!« wiederholte Bärbchen höhnisch.

      »Genug, Bärbchen, du kannst kaum noch atmen!« warf Frau Truchseß ein.

      »Nun, Fräulein, haltet den Degen fest, sonst schlage ich ihn aus der Hand.«

      »Das werden wir sehen!«

      »Jetzt!«

      Und der kleine Säbel entflog wie ein Vogel Bärbchens Händen und fiel klirrend in der Entfernung am Ofen nieder.

      »Das habe ich von selbst getan, unwillkürlich, das ist nicht Euer Werk!« rief das Mädchen unter Tränen, ergriff im Augenblick den Degen und begann von neuem:

      »Versucht