Reineke Fuchs. Johann Wolfgang von Goethe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Johann Wolfgang von Goethe
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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geht nur weislich zu Werke

        Denn es ist ein gefährlicher Mann. Und Grimbart versetzte:

        Einmal muß ich es wagen und hoff ihn dennoch zu bringen.

        So betrat er den Weg nach Malepartus, der Feste;

        Reineken fand er daselbst mit Weib und Kindern und sagte:

        Oheim Reineke, seid mir gegrüßt! Ihr seid ein gelehrter,

        Weiser, kluger Mann, wir müssen uns alle verwundern,

        Wie Ihr des Königs Ladung verachtet, ich sage, verspottet,

        Deucht Euch nicht, es wäre nun Zeit? Es mehren sich immer

        Klagen und böse Gerüchte von allen Seiten. Ich rat Euch,

        Kommt nach Hofe mit mir, es hilft kein längeres Zaudern.

        Viele, viele Beschwerden sind vor den König gekommen,

        Heute werdet Ihr nun zum dritten Male geladen;

        Stellt Ihr Euch nicht, so seid Ihr verurteilt. Dann führet der König

        Seine Vasallen hieher, Euch einzuschließen, in dieser

        Feste Malepartus Euch zu belagern; so gehet

        Ihr mit Weib und Kindern und Gut und Leben zugrunde.

        Ihr entfliehet dem Könige nicht; drum ist es am besten,

        Kommt nach Hofe mit mir! Es wird an listiger Wendung

        Euch nicht fehlen, Ihr habt sie bereit und werdet Euch retten;

        Denn Ihr habt ja wohl oft, auch an gerichtlichen Tagen,

        Abenteuer bestanden, weit größer als dieses, und immer

        Kamt Ihr glücklich davon und Eure Gegner in Schande.

        Grimbart hatte gesprochen, und Reineke sagte dagegen:

        Oheim, Ihr ratet mir wohl, daß ich zu Hofe mich stelle,

        Meines Rechtes selber zu wahren. Ich hoffe, der König

        Wird mir Gnade gewähren; er weiß, wie sehr ich ihm nütze;

        Aber er weiß auch, wie sehr ich deshalb den andern verhaßt bin.

        Ohne mich kann der Hof nicht bestehn. Und hätt ich noch zehnmal

        Mehr verbrochen, so weiß ich es schon: sobald mirs gelinget,

        Ihm in die Augen zu sehen und ihn zu sprechen, so fühlt er

        Seinen Zorn im Busen bezwungen. Denn freilich begleiten

        Viele den König und kommen in seinem Rate zu sitzen;

        Aber es geht ihm niemal zu Herzen; sie finden zusammen

        Weder Rat noch Sinn. Doch bleibet an jeglichem Hofe,

        Wo ich immer auch sei, der Ratschluß meinem Verstande.

        Denn versammeln sich König und Herren, in kitzlichen Sachen

        Klugen Rat zu ersinnen, so muß ihn Reineken finden.

        Das mißgönnen mir viele. Die hab ich leider zu fürchten,

        Denn sie haben den Tod mir geschworen, und grade die Schlimmsten

        Sind am Hofe versammelt, das macht mich eben bekümmert.

        Über zehen und Mächtige sinds, wie kann ich alleine

        Vielen widerstehn? Drum hab ich immer gezaudert.

        Gleichwohl find ich es besser, mit Euch nach Hofe zu wandeln,

        Meine Sache zu wahren; das soll mehr Ehre mir bringen,

        Als durch Zaudern mein Weib und meine Kinder in ängsten

        Und Gefahren zu stürzen; wir wären alle verloren.

        Denn der König ist mir zu mächtig, und was es auch wäre,

        Müßt ich tun, sobald ers befiehlt. Wir können versuchen,

        Gute Verträge vielleicht mit unsern Feinden zu schließen.

        Reineke sagte darnach: Frau Ermelyn, nehmet der Kinder

        (Ich empfehl es Euch) wahr, vor allen andern des jüngsten,

        Reinharts; es stehn ihm die Zähne so artig ums Mäulchen, ich hoff, er

        Wird der leibhaftige Vater; und hier ist Rossel, das Schelmchen,

        Der mir ebenso lieb ist. O! tut den Kindern zusammen

        Etwas zu gut, indes ich weg bin! Ich wills Euch gedenken,

        Kehr ich glücklich zurück und Ihr gehorchet den Worten.

        Also schied er von dannen mit Grimbart, seinem Begleiter,

        Ließ Frau Ermelyn dort mit beiden Söhnen und eilte;

        Unberaten ließ er sein Haus; das schmerzte die Füchsin.

        Beide waren noch nicht ein Stündchen Weges gegangen,

        Als zu Grimbart Reineke sprach: Mein teuerster Oheim,

        Wertester Freund, ich muß Euch gestehn, ich bebe vor Sorgen.

        Ich entschlage mich nicht des ängstlichen, bangen Gedankens,

        Daß ich wirklich dem Tod entgegensehe. Da seh ich

        Meine Sünden vor mir, so viel ich deren begangen.

        Ach! Ihr glaubet mir nicht die Unruh, die ich empfinde.

        Laßt mich beichten! höret mich an! kein anderer Pater

        Ist in der Nähe zu finden; und hab ich alles vom Herzen,

        Werd ich nicht schlimmer darum vor meinem Könige stehen.

        Grimbart sagte: Verredet zuerst das Rauben und Stehlen,

        Allen bösen Verrat und andre gewöhnliche Tücken,

        Sonst kann Euch die Beichte nicht helfen. Ich weiß es, versetzte

        Reineke: darum laßt mich beginnen und höret bedächtig.

        Confiteor tibi Pater et Mater, daß ich der Otter,

        Daß ich dem Kater und manchen gar manche Tücke versetzte,

        Ich bekenn es und lasse mir gern die Buße gefallen.

        Redet Deutsch, versetzte der Dachs, damit ichs verstehe.

        Reineke sagte: Ich habe mich freilich, wie sollt ich es leugnen!

        Gegen alle Tiere, die jetzo leben, versündigt.

        Meinen Oheim, den Bären, den hielt ich im Baume gefangen;

        Blutig ward ihm sein Haupt, und viele Prügel ertrug er.

        Hinzen führt ich nach Mäusen; allein am Stricke gehalten

        Mußt er vieles erdulden und hat sein Auge verloren.

        Und so klaget auch Henning mit Recht, ich raubt ihm die Kinder,

        Groß und kleine, wie ich sie fand, und ließ sie mir schmecken.

        Selbst verschont ich des Königes nicht, und mancherlei Tücken

        Übt ich kühnlich an ihm und an der Königin selber;

        Spät verwindet sies nur. Und weiter muß ich bekennen:

        Isegrim hab ich, den Wolf, mit allem Fleiße geschändet;

        Alles zu sagen, fänd ich nicht Zeit. So hab ich ihn immer

        Scherzend Oheim genannt, und wir sind keine Verwandte.

        Einmal, es werden nun bald sechs Jahre, kam er nach Elkmar

        Zu mir ins Kloster, ich wohnte daselbst, und bat mich