Durch das Land der Skipetaren. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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des Monats Moharrem geboren sein; das ist der Tag, an welchem der Teufel aus dem Himmel verstoßen wurde. Ihre Herren geben ihnen täglich ein vollgeschriebenes Blatt des Kuran im Futter zu fressen; darum sind sie unverwundbar, schnell wie der Blitz, gegen jede Krankheit gefeit und tun niemals einen Fehltritt.«

      »O wehe! Dann kann es mir schlimm ergehen.«

      »Warum?«

      »Der Mübarek hat diese Aladschy herbeigerufen, damit sie mir auflauern und mich töten.«

      »Woher weißt du das?«

      »Diejenige Person, welche oben an der Hütte alles erlauschte, hat es gehört.«

      »Und du glaubst es?«

      »Vollkommen.«

      »Es läßt sich auch glauben, weil die beiden Unholde in unserer Nähe gesehen worden sind. Effendi, nimm dich in acht! Dreißig Männer wie du vermögen nichts, gar nichts gegen diese zwei Skipetaren. Wenn sie dich erwischen, so bist du verloren. Ich meine es gut mit dir.«

      »Nimm meinen Dank für deine Teilnahme; aber ich fürchte sie nicht!«

      »Herr, überhebe dich nicht!«

      »Nein, das tue ich sicher nicht; aber ich habe einen Beschützer bei mir, auf welchen ich mich verlassen kann.«

      »Wer ist denn dieser Beschützer?«

      »Der kleine Hadschi, welchen du gesehen hast.«

      Der Mann machte ein sehr langes Gesicht, zog die Brauen empor und sagte:

      »Der? Dieser Knirps!«

      »Ja, doch du kennst ihn nicht.«

      »Wahrlich, die Peitsche versteht er vortrefflich zu führen; aber was tut man mit der Karbatsche gegen so gewaltige Helden!«

      »Du meintest, dreißig Männer meiner Art hätten sich vor den beiden Schecken zu fürchten; aber ich sage dir, daß fünfzig solcher Burschen, wie sie sind, nichts, gar nichts gegen meinen kleinen Hadschi Halef vermögen. Ich stehe unter seinem Schutz und brauche keinen Feind zu scheuen. Das weiß ich ganz genau.«

      »Wenn du das denkst, so ist dir freilich nicht zu helfen, und du bist verloren.«

      »O nein! Du mußt wissen, daß der Hadschi täglich nicht nur ein Blatt, sondern eine ganze Sure des Kuran verspeist. Darum würde selbst eine Kanonenkugel von seinem Leibe abprallen. Er ist stich-, hieb- und kugelfest. Um das zu probieren, hat er bereits Messer, Bajonette, Pulver und Zündhölzer verschluckt, und doch ist ihm dies alles so gut bekommen, als ob er einen fetten Pillaw genossen hätte.«

      Er schaute mir mit ernstem, forschendem Blick in das Gesicht und fragte nach einer Pause des Ueberlegens:

      »Effendi, du scherzest wohl?«

      »Ebensowenig, wie derjenige gescherzt hat, welcher zum erstenmal erzählte, daß die Pferde der beiden Skipetaren unverwundbar seien.«

      »Aber es ist doch nicht zu glauben!«

      »Ich glaube es auch von den Pferden nicht.«

      »O, das ist etwas ganz, ganz anderes!«

      »Es ist dasselbe.«

      »Nein, Herr. Ein Blatt des Kuran ist für ein Pferd nicht gefährlich, es wird leicht verdaut; aber Messer und Bajonette verschlingen! Und gar Pulver und Zündhölzer dazu! Das muß ja den Kerl auseinander platzen machen.«

      »Nun, einen kleinen Knall hat es zwar gegeben, aber derselbe verlief sich innerlich, und auch das wäre nicht geschehen, wenn er zwei Suren gegessen hätte – statt nur eine.«

      »Herr, es ist mir unbegreiflich, aber der Prophet sitzt im siebenten Himmel, und seiner Macht ist alles möglich. Ich werde mir diesen wunderbaren Hadschi einmal genauer betrachten, als bisher.«

      »Tue das! Ich bin überzeugt, daß er sich sogar vor hundert Skipetaren nicht fürchtet.«

      »Darf ich es einmal probieren?«

      »Wie willst du es anfangen?«

      »Ich werde mich mit der Pistole hinter ihn schleichen und es versuchen, ihm eine Kugel heimlich in den Kopf zu schießen.«

      »Tue das,« antwortete ich ebenso ernsthaft, wie er es mit seiner Probe meinte.

      »Und du denkst, daß er gar nichts merken werde?«

      »Nun, merken wird er es schon, denn so heimlich geht die Sache doch nicht ab. Wenn die Kugel von dem Kopf abprallt, so fühlt er es dennoch, das kannst du dir ja denken.«

      »Allerdings.«

      »Und dann befürchte ich, daß es dir nicht gut bekommen werde.«

      »Wieso?«

      »Die anprallende Kugel würde wahrscheinlich dich selbst verwunden.«

      »Herr, das ist freilich recht gut möglich.«

      »Und selbst wenn dies nicht geschehen sollte, so steht doch mit Sicherheit zu erwarten, daß der zornige Hadschi dir sein Messer irgendwohin stößt, wo es deiner Gesundheit nicht zuträglich ist.«

      »Weshalb sollte er sich so erzürnen?«

      »Ueber deinen Unglauben. Er sieht es überhaupt nicht gern, daß man ohne seine spezielle Erlaubnis dergleichen Proben mit ihm anstellt.«

      »So möchte ich es lieber ganz lassen oder wenigstens ihn um Erlaubnis fragen.«

      »Tue das!«

      »Meinst du, daß er sie mir gibt?«

      »Ja, wenn nämlich ich deinen Wunsch befürworte.«

      »Tue das, ich bitte dich darum.«

      »Ich werde mit ihm sprechen; jetzt aber haben wir wichtigere Dinge vor. Bist du nun von der Schuld des Kodscha Bascha überzeugt?«

      »Vollständig.«

      »So gebe ich denselben in deine Hand. Auch der beiden Knechte mußt du dich bemächtigen, denn sie haben ihm geholfen. Was mich betrifft, so mag ich mit der Sache nichts weiter zu tun haben.«

      »Herr, wie soll ich ohne dich fertig werden?«

      »Das mußt du selbst wissen, weil du ja der Kasa-Mufti bist. Indem der Padischah dir dieses wichtige Amt verleihen ließ, hat er dir dazu die nötigen Fähigkeiten zugetraut, und ich denke, daß du sein Vertrauen nicht täuschen wirst.«

      »O nein, gewiß nicht. Ich werde ein sehr strenger und gerechter Richter sein. Soll ich auch diese Frau arretieren?«

      »Nein, sie hat ihrem Mann gehorchen müssen. Das Weib besitzt keine Seele, es kommt nicht in die höheren Himmel des Paradieses; folglich soll es auch nicht bestraft werden für die Sünden, welche der Mann begeht.«

      Das klang so freundlich in die Ohren der Alten, daß sie die herabhängenden Fransen meines Gürtelshawls ergriff und an ihre Lippen drückte. Ihren Dankesworten entzog ich mich, indem ich mich schnell entfernte.

      Der »Anwalt des Staates« folgte mir nach, den Kaftan in der Hand und das Geld in der Tasche tragend. Ich bin überzeugt, daß er es von diesem Augenblick an als sein rechtmäßiges Eigentum betrachtet hat. Ja, vielleicht hat er nach meiner Entfernung die kluge Behauptung aufgestellt, daß ich es zu mir genommen hätte.

      Draußen hatte man auf uns gewartet, da indessen Andere angekommen waren, nämlich die Helden, welche sich unter dem Befehl der beiden Wirte aufgemacht hatten, um den Flüchtigen einen Hinterhalt zu legen. Ich war sehr neugierig, zu erfahren, was sie ausgerichtet hatten. Natürlich nichts, denn sonst hätten sie ja die Halunken jetzt mitgebracht.

      Ibarek trat auf mich zu und fragte, zu meinem stillen Vergnügen, in ganz ernsthaftem Ton:

      »Effendi, ihr habt sie nicht?«

      »Nein, wie du hier wohl bereits erfahren haben wirst.«

      »Wir auch nicht.«

      »So! Dann brauchen wir uns wenigstens gegenseitig nichts vorzuwerfen.«

      »Gewiß nicht. Wir alle haben unsere Pflicht getan.«

      »Nun, wie habt ihr es denn