Die Sklavenkarawane. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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sich mein Bruder dort. Es wird sich auf ihn doch nicht etwa die Drohung beziehen, welche ich aus dem Munde des Abu el Mot hörte? Er hat erfahren, daß sich zwei Europäer dort befinden, welche auch Pflanzen und Tiere sammeln, und will sie ermorden.«

      »Hat dein Bruder einen Begleiter mit?«

      »Nein. Soviel ich weiß, ist er allein.«

      »So kann er nicht gemeint sein. Du darfst also ruhig sein. Wir sprechen später darüber, und der Bote wird dir sichere Nachricht geben. Jetzt aber wollen wir Gericht halten über diese Homr. Ich werde erst die Dschelabi und dann sie vernehmen.«

      Er klatschte in die Hände, und als darauf ein schwarzer Diener erschien, gab er ihm einige Befehle. Schon nach kurzer Zeit erschienen mehrere Offiziere, welche als Beisitzer des Gerichts still zu beiden Seiten des Mudirs Platz nahmen. Dann wurden die Dschelabi hereingeführt. Sie mußten kurz erzählen, was geschehen war und traten dann zur Seite. Ihre Aussage stimmte natürlich mit derjenigen des Deutschen genau überein.

      Die Homr waren unter militärischer Bedeckung im Hofe zurückgeblieben. Nachdem man ihnen dort die Fußfesseln abgenommen hatte, brachte man sie jetzt herbei. Sogar der Verwundete wurde hereingetragen und bei ihnen niedergelegt. Hinter ihnen stellten sich mehrere Kawassen auf, welche mit Kurbatschen versehen waren.

      Die Homr hatten unterlassen, den Mudir zu grüßen, und zwar nicht etwa aus Befangenheit. Der freie Araber dünkt sich vornehmer und besser als der angesessene; noch stolzer blickt er auf den Ägypter herab, den er den Sklaven des Pascha nennt. Der Schech nahm jedenfalls an, daß er im gleichen Range mit dem Mudir stehe. Vielleicht hielt er es für angemessen, demselben durch Trotz zu imponieren. Er wartete gar nicht ab, bis er angeredet wurde, sondern er rief dem Beamten in zornigem Tone zu:

      »Wir sind hinterlistigerweise überfallen und gebunden worden; da wir in der Minderzahl waren, haben wir es uns gefallen lassen müssen. Nun aber befinden wir uns an einem Orte, wo wir Gerechtigkeit erwarten können. Wir sind freie Arab el Homr, und niemand hat uns etwas zu befehlen. Warum nimmt man uns die Stricke nicht von den Händen? Ich werde dem Khedive melden lassen, wie die Beni Arab von seinen Dienern behandelt werden!«

      Er erzielte einen ganz andern Erfolg, als er erwartet hatte. Die Brauen des Mudir zogen sich zusammen. Er antwortete in jenem ruhigen, aber schneidenden Tone, welcher gefährlicher ist als zorniges Wüten:

      »Hund, was sagst du? Frei nennst du dich? Mich willst du beim Pascha anzeigen? Wenn du es nicht weißt, daß du ein schmutziger Wurm gegen mich bist, so will ich es dir beweisen. Ihr seid hier eingetreten, ohne eure Köpfe auch nur einen einzigen Zoll vor mir zu beugen. Es gibt keinen Offizier oder Effendi, welcher mir den Gruß versagt, und ihr stinkenden Hyänen, die ihr als Verbrecher zu mir gebracht werdet, wagt es, dies zu thun? Ich werde euch zeigen, wie tief ihr euch zu verbeugen habt. Werft sie nieder und gebt jedem zwanzig Hiebe; der Schech aber soll als Lohn seiner Frechheit vierzig bekommen!«

      Einer der Kawassen holte sofort eine hölzerne Vorrichtung herein, welche einer Bank glich, die nur an der einen Seite zwei Beine, an der andern aber keine hat. Sie wurde auf den Boden gelegt, und zwar so, daß die beiden Beine emporstanden. Dann ergriffen die Kawassen einen der Homr, zogen ihn nieder, legten ihn mit dem Rücken auf die Bank und schnallten ihn da fest. Seine nach aufwärts gerichteten Beine wurden fest an die Beine der Bank gebunden, so daß seine Fußsohlen nach oben blickten. Die pantoffelähnlichen Schuhe hatte man ihm natürlich ausgezogen. Dann ergriff ein Kawaß einen fingerstarken Stock und gab ihm auf jede Fußsohle zehn kräftige Hiebe.

      Der Homr hatte sich wehren wollen, doch ganz vergeblich. Er biß die Zähne zusammen, um nicht zu schreien; aber als nach den ersten Schlägen die Fußsohlen aufsprangen, erhob er ein fürchterliches Lamento. Als er losgeschnallt war, konnte er nicht auf den Füßen stehen; er blieb wimmernd am Boden sitzen.

      Ganz ebenso erging es seinen Kameraden. Der Schech erhielt die doppelte Anzahl Hiebe; nur der Verwundete blieb verschont, denn der Mudir sagte:

      »Er hat vor mir auf der Erde gelegen, zwar nicht aus Höflichkeit, sondern infolge seiner Verletzung. Ich will ihn aber mit meiner Gnade erleuchten und annehmen, er habe sich aus Demut vor mir niedergeworfen. Diese Hundesöhne sollen sich nicht ungestraft gegen mich erheben und mir gar drohen, mich beim Pascha zu verklagen! Jetzt mag der Schech mir sagen, ob er den fremden Effendi kennt, welcher hier an meiner Seite sitzt!«

      Auch dieser, der Schech, konnte seinen Schmerz nicht still überwinden. Er stöhnte noch lauter als die andern. Als er jetzt zögerte, die verlangte Antwort zu geben, drohte der Mudir:

      »Wenn du nicht sprechen willst, werde ich dir den Mund öffnen. Für eine jede Antwort, welche mir einer von euch verweigert, lasse ich ihm zwanzig Hiebe geben. Nun sag, ob du den Effendi kennst!«

      »Ja, ich kenne ihn,« stieß der Schech hervor, wohl wissend, daß der Mudir seine Drohung wahr machen werde.

      »Du gibst zu, daß ihr ihn überfallen und töten wolltet?«

      »Nein. Wer das behauptet, der ist ein Lügner.«

      »Ich selbst behaupte es, und also hast du mich einen Lügner genannt, wofür ich deine Strafe schärfen werde. Kennst du einen Sklavenjäger, welcher Abu el Mot heißt?«

      »Nein.«

      »Du hast gestern in der Nacht mit ihm gesprochen.«

      »Das ist nicht wahr!«

      »Dieser Effendi hat, als du am Feuer saßest, sich an die Gum geschlichen, und das Gespräch dieser Leute belauscht. Dann sah er dich zu Abu el Mot gehen, und später brachtest du die Gum geführt. Das haben auch diese ehrlichen Dschelabi gesehen. Willst du noch leugnen?«

      »Ich war es nicht, sie haben mich verkannt.«

      »Du bist ein sehr verstockter Sünder. Weißt du nicht, daß man mich Abu hamsah miah, den Vater der Fünfhundert, nennt? Da du leugnest, was eine große Beleidigung für mich ist, weil du mich damit für einen leichtgläubischen Menschen erklärst, welchen Allah den Verstand versagt hat, so werde ich für dich ein Abu sittah miah, ein Vater der Sechshundert sein. Schafft ihn hinaus in den Hof, und gebt ihm die sechshundert auf den Rücken!«

      »Das wage nicht!« schrie der Schech auf. »Sechshundert kann kein Mensch aushalten. Du würdest mich töten. Denke an die Blutrache! Die Krieger meines Stammes würden die Schmach mit deinem Leben sühnen!«

      »So mögen sie vorher erfahren, daß ich auch Abu sabah miah, der Vater der Siebenhundert sein kann. Gebt ihm also siebenhundert, und für jedes Wort, welches er noch spricht, soll er einhundert mehr bekommen!«

      Das war in einem so bestimmten Ton gesprochen, daß der Schech den Mund nicht wieder zu öffnen wagte. Er wurde von den Kawassen fortgeschafft, und bald hörte man sein Geschrei erschallen.

      »Hört ihr ihn?« rief der Mudir den Homr zu. »Wenn er es überlebt, so mag er zum Pascha gehen, und mich verklagen! Ich werde dafür sorgen, daß im Bereiche meiner Macht ein jeder ungefährdet seinen Weg verfolgen kann. Menschen, wie ihr seid, achte ich den Raubtieren gleich, welche ausgerottet werden müssen. Wer mich belügt, oder mir gar droht, dem wird die Peitsche zeigen, daß ich sogar ein Abu alfah, ein Vater der Tausend sein kann. Also sage du mir, ob ihr diesen Effendi habt töten wollen?«

      Er zeigte auf denjenigen Homr, welcher ihm am nächsten kauerte.

      »Ja,« gestand der eingeschüchterte Mann.

      »Und du?« fragte er einen zweiten.

      »Ja,« antwortete auch dieser.

      Ebenso gestanden die andern ihr Verbrechen ein. Sie erkannten, daß sie durchs Leugnen ihre Lage nur verschlimmern würden. Sie wären am liebsten über den Mudir hergefallen; sie konnten trotz aller Mühe den Grimm, welcher sie beherrschte, nicht ganz verbergen.

      »Da ihr es gesteht, möchte ich euch ein gnädiger Richter sein,« sagte der Mudir. »Aber ihr legt dieses Geständnis nicht aus Reue, sondern vor Angst ab, und auf euern Gesichtern sehe ich den Haß und die Rache wohnen. Ihr sollt nicht mehr und nicht weniger bekommen, als der Name besagt, den man mir gegeben hat. Fünfhundert werden genügen, euch zu belehren, daß es gegen das Gesetz des Propheten und die Satzung seiner heiligen Nachfolger ist, einen Mann zu ermorden, welcher