Im Reiche des silbernen Löwen I. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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grüßte mürrisch und hielt notgedrungen sein Pferd an, als wir seinen Gruß erwidert hatten. Jim Snuffle fragte ihn:

      »Werdet Ihr es übel nehmen, Sir, wenn wir Euch eine Minute lang aufhalten? Die Comantschen sind aus ihren Löchern gekrochen, und unter solchen Umständen ist es immer gut, zu wissen, ob die Gegend, welche man vor sich hat, sicher ist oder nicht. Kommt Ihr vielleicht vom Beaver-Creek herüber?«

      »Ja,« antwortete der Gefragte, indem er seine lange Gestalt aufrichtete und die breiten Schultern ungeduldig bewegte. »Wenn Ihr etwas wissen wollt, so macht es kurz; ich habe Eile.«

      »Werde nichts Unnötiges sagen. Welchen Weg habt Ihr jenseits des Creek gehabt?«

      »Von den Antelope-Buttes her.«

      »Allein?«

      »Yes.«

      »Da seid Ihr ein außerordentlich verwegener Kerl. Seid Ihr auf Spuren von Comantschen getroffen?«

      »Nein.«

      »Aber es hat drüben schon Feindseligkeiten gegeben.«

      »Habe von nichts gehört. Seid Ihr nun fertig? Ich muß fort!«

      »Ja, bei einer so befriedigenden Antwort bin ich fertig. Danke Euch höflich, Sir, und wünsche fernern guten Ritt!«

      »Danke Euch; lebt wohl!«

      Die Snuffles waren zufrieden gestellt, ich aber nicht. War mir erst das fremdartige Geschirr und der Chandschar verwunderlich vorgekommen, so fiel mir jetzt seine große, ja übergroße Eile doppelt auf; er kam mir ängstlich vor. Daß er von den Antelope-Buttes allein hierher gekommen sein wollte, war unbedingt eine Lüge. Darum trieb ich, als er sein Pferd wieder in Bewegung setzen wollte, das meinige hart an das seinige hinan und sagte:

      »Noch einen Augenblick, Sir! Was ist das wohl für ein seltsames Geschirr, womit Ihr Euer Pferd so schön herausgeputzt habt? Habe hier noch nie so etwas gesehen.«

      »Das geht Euch nichts an!« antwortete er grob und versuchte voller Ungeduld, an mir vorbeizukommen; ich blieb ihm aber im Wege und fuhr fort:

      »Richtig! Es geht mich nichts an, aber ich bin nun einmal neugierig und möchte es gern wissen.«

      »Gebt den Weg frei!« schnaubte er mich an. »Es ist ein mexikanisches Geschirr; jetzt wißt Ihr es, und nun fahrt mit Eurer Neugierde zum Teufel!«

      Er nahm sein Pferd vorn hoch, um es in einer Lancade an mir vorüberzutreiben; ich aber spornte das meinige zu einem noch weitern Satze an, blieb ihm also zur Seite und entgegnete:

      »Ihr irrt Euch, Sir; das ist kein mexikanisches, sondern ein persisches Geschirr. Darf ich wohl fragen, von wem Ihr diesen fremdartigen Dolch hier in Euerm Gürtel habt?«

      »Nein, das dürft Ihr nicht fragen. Mit welchem Rechte –«

      Er wurde von Jim unterbrochen, welcher mir in verweisendem Tone zurief:

      »Was fällt Euch ein! Laßt diesen Gentleman in Ruhe; das rate ich Euch! Ich dulde nicht, daß Ihr ohne allen Grund hier eine Balgerei anfangt!«

      Ich hörte gar nicht auf ihn, sondern erklärte dem Fremden:

      »Dieser Dolch ist ein persischer Chandschar, und ich verlange, daß Ihr Euch über seinen Besitz ausweiset. Das Pferd, welches Ihr reitet, gehört nicht Euch.«

      »Was wagt Ihr, zu behaupten?« brüllte er mich an. »Soll ich Euch eine Kugel durch den Kopf jagen?«

      Der Widerspruch des Snuffle gegen mich hatte seinen Mut erhöht; er griff nach seinem Revolver.

      »Das werdet Ihr bleiben lassen,« antwortete ich ruhig. »Seht Eure Stiefel und Eure Sporen an! Passen sie in diese orientalischen Steigbügelschuhe? Das Pferd gehört nicht Euch. Wem habt Ihr es gestohlen?«

      »Das werde ich dir sofort mit einer Kugel sagen, neugieriger Schuft!«

      Er riß den Revolver aus dem Gürtel, um ihn auf mich zu richten; aber ich ließ ihm nicht den kurzen Augenblick Zeit, den er brauchte, die Sicherung zu heben, sondern ich holte aus und gab ihm einen Fausthieb an die Schläfe, daß er, die Zügel fallen lassend, auf der andern Seite vom Pferde stürzte und da am Boden liegen blieb. Ich stieg ab, um sogleich seine Taschen zu untersuchen. Da sprang Jim Snuffle auch aus dem Sattel, eilte herbei, faßte mich am Arme und rief:

      »Alle Wetter, Mensch, das hat ja ganz den Anschein, als ob wir einen Straßenräuber bei uns hätten! Wenn Ihr nicht sofort von diesem Manne laßt, schlage ich Euch mit dem Gewehrkolben zu Boden!«

      Er wollte mich aufzerren, brachte dies aber trotz aller Kraft, die er anwendete, nicht fertig. Ich schüttelte ihn von mir ab, richtete mich selbst auf und antwortete in ruhigem, aber sehr entschiedenen Tone:

      »Meine Faust ist schneller als Euer Kolben, Mr.

      Snuffle. Old Shatterhand ist weder ein Straßenräuber noch so ein leichtgläubiger Knabe wie Ihr; das merkt Euch wohl! Laßt mich machen, was ich will, sonst trifft Euch meine Hand grad so, wie sie diesen Lügner; vom Pferde geworfen hat!«

      »Aber – aber – aber,« stotterte er eingeschüchtert, »er hat Euch ja nichts gethan!«

      »Mir nicht, aber andern Leuten; das werde ich Euch beweisen.«

      Ich bückte mich wieder nieder und leerte die Taschen des Bewußtlosen, ohne nun dabei gestört zu werden. Ich fand nur Gegenstände, welche jeder Westmann bei sich trägt, aber nichts, was meinen Verdacht bestätigt hätte. Dies veranlaßte den guten Jim, mir vorzuwerfen:

      »Da habt Ihr Euern Irrtum; ihr findet nichts. Man fällt doch nicht wie ein wildes Tier über einen Menschen her, nur um – — —«

      »Bitte, ereifert Euch nicht!« fiel ich ihm in die Rede. »Dieser Inhalt seiner Taschen beweist nur, daß er ein Westmann ist, nicht aber auch, daß dieses Pferd ihm gehört. Wollen nun auch erfahren, was sich in den Satteltaschen befindet.«

      Ich öffnete die eine, griff hinein und zog etwas heraus, was ein Westmann schwerlich bei sich führt, nämlich ein kleines Buch, welches in Maroquin gebunden war. Als ich es öffnete, sah ich persische, nicht gedruckte, sondern geschriebene Schriftzüge; ich las auf der Seite, welche ich ohne Wahl getroffen hatte:

      »Du yar zirak u az bada in kuhun du mani,

      Faragat-i va kitab-i va gusa i caman-i!

      Man in huzur bi dunya va achirat na diham;

      Agarci dar pay-am uftand chalki, anjuman-i!«

      Das war ja ein im Mujtaß-Metrum gedichtetes Ghasel aus dem Diwan des Hafis, des größten Lyrikers, den Persien geboren hat! Konnte dieses Buch das Eigentum eines einfachen, gewöhnlichen, ungebildeten Savannenläufers sein? Entschieden nicht! So ein Mann pflegt nicht persisch studiert zu haben und sich gar während eines Rittes durch das Gebiet der feindlichen Comantschen mit Hafis zu beschäftigen.

      Ich suchte weiter und fand außer einer persischen Hukah[2] noch verschiedene andere Gegenstände, welche mit Sicherheit darauf schließen ließen, daß der rechtmäßige Besitzer des Pferdes entweder ein Orientale sei oder wenigstens orientalische Gewohnheiten habe. Und das hier im fernen amerikanischen Westen! Ein Umstand, welcher mich gewiß zur Verwunderung berechtigte! Sollte der Besitzer ein reicher Yankee sein, welcher die Prairie durchquerte und vorher in Persien oder überhaupt im Oriente gewesen war? Man hatte ihn beraubt, vielleicht gar ermordet; das mußte untersucht, unbedingt untersucht werden!

      Die beiden Snuffles standen dabei, denn Tim war auch abgestiegen, und sahen mit gespannter Erwartung und jedenfalls sehr unklaren Empfindungen meinem Beginnen zu. Als ich die Hukah zum Vorscheine brachte, fragte Jim neugierig:

      »Was ist denn das für ein Ding? Ein Schlauch, der einen Kopf und eine gläserne Flasche hat! Wohl gar ein Apothekerinstrument, zum Destillieren des Spiritus und des Likörs?«

      »Das weniger. Es ist eine persische Tabakspfeife, bei welcher der Rauch durch Wasser geführt wird.«

      »Der Rauch durch Wasser! Das muß das höchste der Gefühle sein! Also raucht der Mann, der hier am Boden liegt, durch diese Wasserflasche?«

      »Der


<p>2</p>

Wasserpfeife.