Larandia - Das Bündnis der Zehn. B.L. BELL. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: B.L. BELL
Издательство: Автор
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Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783967130195
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      Acht Wochen zuvor ...

      Ich lag noch vollkommen müde und abgespannt in meinem riesigen Himmelbett. Die weißen Vorhänge tanzten im morgendlichen Sonnenlicht, welches mich an meiner Nase kitzelte. Ich hörte ein mir bekanntes Geräusch und sofort musste ich lächeln. Ich liebte es. Das Rauschen des Meeres.

      Ich lebte zusammen mit meinen Eltern und meiner Nanny Francesca in einem großen Strandhaus ganz in der Nähe des Santa Monica Pier im Stadtteil Santa Monica in Los Angeles. Ich hatte alles, was ich mir nur wünschen konnte. Eine Nanny, die sich Tag und Nacht um mich kümmerte, wenn meine Eltern – wie momentan – auf einer Forschungsreise in ihrer zweiten Heimat Kairo in Ägypten unterwegs waren. Wir skypten natürlich täglich miteinander, jedoch besaß ich den unglaublichen Luxus von enormer Freiheit. Jeden Tag verbrachte ich mit meinem Freund und meinen Freunden nach der Schule Zeit am Meer, beim Shoppen oder im Kino.

      Die Highschool war endlich vorbei und voller Vorfreude sah ich schon der Zeit am College entgegen: Die Verbindungspartys, die rauschenden Feste, die hoffentlich interessanten Vorlesungen, da ich Literatur und Englisch im Hauptfach gewählt hatte, und einfach ein neuer Lebensabschnitt mit all meinen Freunden. Dieses Jahr war ich, wie zu erwarten, zur Abschlussballkönigin gewählt worden, zusammen mit Justin Preston, meinem festen Freund. Ich war das glücklichste Mädchen der Welt. Justin war Kapitän der Footballmannschaft und die anderen Mädchen lagen ihm zu Füßen. Doch wir hatten nur Augen füreinander. Heute Abend sollte am Strand von Santa Monica unser Schulabschluss gefeiert werden und mein Tag war vollgestopft mit für mich wichtigen Terminen. Ich wusste gar nicht, wie ich das eigentlich alles schaffen sollte.

      Ich lebte ein Leben, in dem im Grunde die ganze Zeit die Sonne schien. Man könnte meinen: wie langweilig, wie klischeehaft! Aber soll ich euch etwas sagen? Mir war das egal. Ich wollte nicht in irgendeine verrückte oder außergewöhnliche Sache verstrickt werden. Es gab auf der Welt so viele Kriege, Ungerechtigkeiten, Verzweiflung, Trauer, Gewalt und Tod – da war ich über mein spießerhaftes Dasein einfach nur froh.

      Ich setzte mich schlaftrunken auf und meine nackten Füße berührten den kühlen Marmorboden des Zimmers. Meine Nanny musste dringend aufräumen. Sie vernachlässigte definitiv ihre Pflichten. Ich würde Francesca demnächst darauf ansprechen, dachte ich mir und beobachtete dann kritisch die junge Frau im hohen Wandspiegel.

      Einen Meter siebzig, rotbraune lange Haare, die mir bis auf den Rücken reichten, tiefblaue Augen, hohe schmale Wangenknochen und eine schlanke Figur. Ich war nie besonders sportlich gewesen, hatte jedoch das Glück mit einer schlanken Figur gesegnet zu sein.

      Alles in allem war ich wohl geraten, doch was niemand wusste, war, dass ich eine kleine Behinderung hatte, von der niemand wusste. Jedenfalls nannte ich das selbst immer so. Ich konnte nämlich in die Köpfe anderer sehen. Ich konnte hören, was sie dachten. Ich konnte Gedankenlesen. Man könnte mich auch in der Fachsprache als Telepathin bezeichnen. Ich hatte diese Behinderung, oder auch Gabe, schon mein Leben lang.

      Es war einerseits sehr praktisch, zu wissen, was mein Gegenüber dachte, denn so konnte mich niemand anlügen, da ich dies natürlich sofort bemerkte. Auch war ich für viele Jungs die perfekte Freundin gewesen, weil ich immer wusste, was sie mochten und was nicht. Ich konnte sie also stets zufriedenstellen. Natürlich hatte diese Gabe der Telepathie auch ihre Tücken. Ich las auch zwangsläufig Gedanken von Menschen, von denen ich es gar nicht wollte. Doch es fiel mir schwer, mich gegen hunderte oder tausende Gedanken abzuschotten. Manchmal klappt es, dass ich diesen unsichtbaren Schleier hochfahren konnte und mal die Ruhe und Stille genießen konnte. Wenn ich es jedoch nicht mehr schaffte, denn das erforderte sehr viel Kraft und Konzentration, fiel dieser Schleier oder die Barriere und auf mich strömte alles nur so ein. Des Öfteren bekam ich dadurch Kopfschmerzen oder, wenn es ganz schlimm wurde, sogar Migräneanfälle. Da halfen oft nur Kopfschmerztabletten und viele Stunden im Bett, abgeschottet von der Außenwelt. Allerdings gehörte dies einfach zu meinem Leben dazu und ich hatte mich daran gewöhnt. Jeder musste mit seinem Handicap leben, egal wie.

      In Gedanken versunken sprang ich unter die große Regendusche im weißen Marmorbadezimmer und ölte danach meine Haut mit dem neuesten Körperöl ein: Kokos aus der Karibik. Danach kramte ich eine Weile in der Kommode herum mit meinen neuesten Kleidungsstücken, welche erst gestern vom letzten Reisetrip nach Paris geliefert wurden. Mode war mir sehr wichtig. Ich definierte mich sozusagen über meine Klamotten. Und schließlich war ich das It-Girl der Schule, die Trendsetterin. Jedes Mädchen wollte mit mir befreundet sein und jeder Junge wünschte sich, mit mir auszugehen. Da hatte man schon einen gewissen Ruf zu wahren.

      Ich entschied mich für einen weißen kurzen Rock, ein dunkelblaues Top und weiße hohe Riemchensandalen. Meine Haare föhnte ich trocken und glatt. Perfekt. Ich zwinkerte mir selbst im Spiegel zu, schnappte mir daraufhin meine Tasche und lief die breite Marmortreppe hinunter in unsere Eingangshalle. Dort wartete schon meine Nanny:

      »Guten Morgen, Miss Kimberly. Ihr Kaffee steht in der Küche und ein Pancake liegt auch dabei«, begrüßte sie mich freundlich.

      »Guten Morgen. Kaffee ja, Pancake nein. Lieber ein Müsli oder nur einen Obstsalat«, rief ich ihr zu, rauschte an ihr vorbei in die Küche und griff nach der Kaffeetasse.

      »Miss Kimberly, Sie müssen essen. Sie sind noch im Wachstum und ohnehin schon sehr dünn«, belehrte sie mich jeden Tag aufs Neue.

      »Ja, ja, ich weiß. Sie werden auch nicht von jedem hier in der Gegend beobachtet und akribisch beäugt, was Sie tragen, wie dick oder dünn Sie sind oder auch was Sie sich beim nächsten Bäcker um die Ecke zu essen kaufen. Mein Leben ist nicht so einfach wie Ihres, Francesca«, meinte ich gelangweilt und rollte mit den Augen.

      »Oh ja, Miss Kimberly, Ihr Leben ist so anstrengend. Ich fange schon bald an sie zu bemitleiden«, meinte meine Nanny süffisant und schüttelte den Kopf.

      »Ich muss los, wir sehen uns heute Abend. Wird wahrscheinlich spät werden, da die Schulabschlussparty am Strand stattfindet«, rief ich und wollte gerade gehen, als mich Francesca zurückhielt.

      »Stopp! Was haben wir immer gesagt? Woran sollen Sie sich halten?«

      »Keine Drogen, kein Alkohol, keine komischen Rituale mitmachen und kein Sex on the Beach«, lachte ich, nachdem ich dies aufgezählt hatte, und winkte ihr über die Schulter zu.

      Sekunden später befand ich mich schon vor der Haustür und lief auf mein Auto zu. Mein Auto: ein schneeweißes Mercedes Benz Cabrio. Zu meinem sechzehnten Geburtstag hatte ich es von meinen Eltern bekommen und seitdem hütete ich den Wagen wie meinen Augapfel. Ich ließ den Motor an und rollte von unserer Auffahrt herunter, ehe ich nach rechts auf die Hauptstraße abbog. In der Nähe des Joslyn Parks war unser Treffpunkt und als ich ankam, waren alle schon da. Die ganze Clique. Kaum stieg ich aus meinem Auto, war ich auch schon der Mittelpunkt.

      »Hey, Kimberly, da bist du ja!«, meinte meine Freundin Candice mit ihren langen und lockigen roten Haaren laut.

      »Hey, Cool-Girl, alles klar?«, fragte eine andere Stimme und ich wurde von jedem geherzt und gedrückt.

      Sekunden später saßen wir in einem feinen Restaurant und aßen Lachs, Kaviar, Baguette und tranken dazu alkoholfreien Champagner. Wir unterhielten uns über die Party heute Abend: Wer mit wem kam, wer was anzog ... Und immer wieder tauschte ich verliebte Blicke und Küsse mit Justin aus. Ich war im siebten Himmel. Manchmal fühlte es sich so an, als würde ich unter einer wohl behüteten Käseglocke leben, von welcher alles Böse dieser Welt abgeschottet wurde.

      Als es kurz vor zwölf Uhr war, ging ich in Begleitung meines Freundes zum Auto. Er küsste mich zärtlich auf die Lippen und ich blickte in seine stahlblauen Augen. Eine leichte Brise wehte durch sein strohblondes Haar.

      »Sehen wir uns heute Abend, mein Engel?«, fragte er mich sanft.

      »Ja. Ich lass mich jetzt nur für dich schön machen«, sagte ich freudig wie ein Kind im Süßigkeitenladen.

      »Du bist immer schön. Egal, was du mit dir machen lässt. Ciao, Baby«, antwortete Justin und half mir dann