Wenn du an einen Baum mit einer Frage herantrittst, so hört er sich diese an. Dann denkt er darüber nach, wie dir am besten geholfen werden könnte. Aus der Sicht eines Menschen kann dies schon einmal Stunden dauern. Man kann in der Zwischenzeit also beruhigt einen Spaziergang machen oder gleich am nächsten Tag nochmals vorbeikommen. Die Ratschläge eines Baumes sind aber auch nicht immer gleich verständlich. Denn am Ende sind sie nicht da, um einem das Denken abzunehmen, sondern um es zu erweitern.
Bevor wir uns also den Geschichten der Naturwesen zuwenden, gibt es noch etwas Wichtiges zu beachten: die Zeit.
Naturwesen kennen keine Stunden oder Daten, wie wir. Sie kennen die Sonnen- und Mondphasen, Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Wenn es regnet, dann regnet es und hört erst wieder auf, wenn es vorbei ist. Wenn die Sonne scheint, dann scheint sie wunderschön, bis sie nicht mehr scheint. So einfach ist das Leben in ihren Augen. Der Moment wird gelebt und geschätzt.
Nicht nur hat dies eine herrliche Auswirkung auf ihr Sein, sondern auch auf ihre Geschichten und Ansichten. Überanstrengung ist ein Wort, das die Naturwesen gar nicht verstehen. Ein solcher Zustand existiert in ihrem Leben nicht. Natürlich kennen sie geschäftiges oder nervöses Herumeilen, aber meistens nur im Frühling. Sie lieben ihre Arbeit, wieso sollte dieser Umstand ihnen also Mühe bereiten?
Zwetschgengeistchen
Beim Niederschreiben ihrer Erzählungen haben sich manch lustige und knifflige Situationen ergeben. Schließlich konnte ich nicht einfach schreiben: Er stieg auf den riesigen Berg, sprach mit dem Windgeist und wurde ein anderer Mensch. Dazwischen „fehlten“ mir sämtliche Zeitangaben und Gespräche. Für die Naturwesen spielt es keine wirkliche Rolle, ob jemand ein, zwei oder zehn Jahre braucht, um etwas zu erreichen. Das Erreichen an sich zählt.
So habe auch ich bewusst auf solche Zeiteinteilungen verzichtet. Wenn immer möglich, benutzte ich Begriffe wie „nach einer Weile“, „Tage oder Zyklen später“ und nur ganz selten gebe ich eine Zahl an. Es ist wirklich fast ein wenig wie in unseren Märchen und diese beginnen traditionell mit Es war einmal...
ERZÄHLUNGEN UND BERICHTE VON NATURWESEN
„In den Märchen sehe ich eines eurer größten Vermächtnisse, denn sie setzten dort an, wo euer Verstand und eure Vernunft enden und wo Träume geboren werden.“
– Pan
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