Die Antariksa-Saga II - Sturm über Manchin. Alexander Merow. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alexander Merow
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Год издания: 0
isbn: 9783957440976
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war Weng wieder nach Kin-Weig zurückgekehrt und hatte großartige Neuigkeiten mitgebracht. Der gelbhäutige Manchine war noch einmal in die östlichen Steppen aufgebrochen, um sich dort mit Grashrakk Khan zu treffen und ihm einen weiteren Sack voller Goldstücke zu überreichen.

      Das Treffen mit Grimzhag hatte der gerissene Hobgoblinhäuptling nun hinter sich gebracht und als er Weng davon berichtete, war dieser mehr als erfreut. Alles war problemlos über die Bühne gegangen und Grashrakk versicherte seinem Gast aus Manchin, dass Grimzhag keinen Verdacht geschöpft hatte und in ihm jetzt offenbar tatsächlich einen treuen Waffenbruder sah.

      »Er braucht nur einige Schlucke von Grashrakks Steppenschnaps zu trinken und schon ist er hin«, sagte Weng und grinste seinem Herrn zu. Zaydan strich sich derweil nachdenklich über die Bartspitze.

      »Wollen wir hoffen, dass alles glatt läuft, mein Bester. Wenn dieser Grimzhag das eklige Gebräu säuft, dann wird er zu seinen Göttern schweben und sein Reich hoffentlich wieder zerfallen«, brummte Zaydan und ging zum Fenster seines Arbeitszimmers, um auf die Straße vor seinem Haus hinabzublicken.

      Für eine Weile stand er schweigend da und grübelte vor sich hin, während Weng seinen Rücken betrachtete.

      »Ich habe übrigens noch etwas herausgefunden«, fügte der Manchine hinzu und sein Herr drehte sich wieder um.

      »Aha?«

      »Grashrakk Khan hat mir erzählt, dass König Grimzhag kein gewöhnlicher Ork ist.«

      Zaydan schob seine buschigen Brauen nach oben. »Was meinst du denn damit?«

      »Nun, er scheint zu einer besonderen und sehr seltenen Orkrasse zu gehören. Grashrakk bezeichnete diese speziellen Orks als Grauaugen. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann sind diese Grauaugen eine besondere Blutlinie innerhalb des grünhäutigen Volkes, die in der Vergangenheit schon viele Orkherrscher und bedeutende Kriegsherren hervorgebracht hat. Der Hobgoblin meinte, dass die Grauaugen die geborenen Anführer der Grünhäute sind – und Grimzhag gehört zu diesem speziellen Schlag«, erklärte Weng.

      Der Kaufmann aus Berbia brummte nachdenklich und legte die Stirn in Falten.

      »Interessant! Das erklärt dann einiges!«

      »Ja, es erklärt, warum sich dieser Kerl nicht so dämlich anstellt, wie man es normalerweise von den Grünhäuten erwartet«, meinte Weng.

      »In der Tat!«, zischte Zaydan grimmig.

      »Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich vorher noch nie etwas von einer grauäugigen Orkrasse gehört, aber ich bin auch kein Geschichtsgelehrter«, sagte der gedrungene Manchine.

      »Grauäugige Orks …«, murmelte sein Herr.

      »Es gibt nur noch sehr wenige von ihnen, hat mir Grashrakk erzählt. Und ohne die Grauaugen sind die Grünhäute führerlos, Zaydan.«

      »Ha!«, stieß der Händler leise aus und spielte gedankenverloren an seiner wulstigen Unterlippe herum.

      »Wenn es nur noch so wenige dieser intelligenten Orks gibt, dann ist es umso notwendiger, gerade jemanden wie Grimzhag auszuschalten. Ich werde mir in den nächsten Tagen ein paar alte Bücher und Schriftrollen besorgen. Vielleicht finde ich ja noch etwas mehr über diese Grauaugenorks heraus«, sagte Zaydan.

      »Ich habe bereits in der Bibliothek von Kin-Weig im großen Buch der manchinischen Geschichte von Konzu Heng geblättert«, antwortete Weng.

      »Tatsächlich? Sehr fleißig, mein Lieber! Und?« Shargut war gespannt.

      »Ich war heute Morgen sehr lange im Archiv und habe nicht nur in dem alten Schinken von Konzu Heng nach Hinweisen auf eine grauäugige Orkrasse gesucht, aber ich habe fast nichts darüber gefunden. Über die Grünhäute der Steppen steht im Allgemeinen kaum etwas in den manchinischen Chroniken. Sie sind einfach zu unwichtig, um viel über sie zu schreiben«, erläuterte der Gehilfe.

      Zaydan schnaufte enttäuscht und erwiderte: »Naja, grauäugige Orks hin oder her. So wichtig ist die Geschichte dieses Drecksvolkes sowieso nicht. Außerdem verdient man mit diesen Dingen kein Geld. Dieser Grimzhag wird bald krepiert sein und dann können wir uns endlich wieder in Ruhe mit unseren Geschäften befassen.«

      »Das ist wohl wahr! Wir haben eine schöne Schlinge um den Hals dieses großmäuligen Orks gelegt. König Baudrogg frisst uns aus der Hand, die Karawanen können wieder sicher nach Westen ziehen und sobald sich Grimzhag einen Schluck Steppenschnaps genehmigen will, wird das sein letzter Trank sein. Alles verläuft nach Plan! Was wollen wir mehr!«, zischelte Weng und wirkte in diesem Moment so giftig wie Grashrakks Steppenschnaps selbst.

      In mühsamer Knochenarbeit hatten mehrere Hundert Goblinarbeiter die leicht schiefe Mauer hochgezogen, die nun das Trollgehege von Karokum umgab. Doch ohne diesen hastig und lieblos errichteten Wall ging es nicht, denn die dahinter lebenden Bestien waren äußerst gefährlich und konnten selbst den stärksten Ork mit ihren gewaltigen Klauen in Stücke reißen.

      Zu den Trollen gelangte man durch ein mehrfach verriegeltes, massives Tor, vor dem grundsätzlich einige Orkwachen stehen mussten, um nichts dem Zufall zu überlassen und kein Risiko einzugehen. Lediglich erfahrene Trolltreiber wagten sich überhaupt, stets mit einem langen Dreizack und ein paar Netzen bewaffnet, in die Nähe der graugeschuppten Kreaturen, vor denen sich nicht nur die Grünhäute fürchteten.

      Der heutige Tag war jedoch ohne Zwischenfälle zu Ende gegangen und am Tor des Geheges lehnten zwei mit Speeren bewaffnete Krieger, denen vor Müdigkeit bereits die Augen zu fielen.

      »Langsam habe ich die Nase voll vom ewigen Herumzustehen«, knurrte der Kleinere der beiden Orks und gähnte aus vollem Halse. Die andere Grünhaut lugte genervt zu ihm herüber und musste dann ebenfalls gähnen.

      »Wir müssen noch bis zum Morgengrauen hier bleiben, aber ich würde mich am liebsten sofort hinlegen und ruhen«, antwortete sie.

      »Verfluchte Nachtwache! So etwas sollten eigentlich die Snags machen«, meinte der kleinere Wächter.

      »Das erlaubt der große König nicht und das weißt du. So etwas ist Orkarbeit, Fruugh. Was soll`s!«

      Irgendwo jenseits der Mauer ertönte ein tiefes Grollen, was die beiden Orks allerdings nicht weiter störte. Diese Geräusche hatten sie schon den ganzen Tag gehört.

      »Sieh mal!«, wisperte die etwas zu klein geratene Grünhaut auf einmal durch die Dunkelheit und winkte den anderen Wächter grinsend zu sich herüber. Dann kramte sie einen kleinen Tonkrug aus der Tasche.

      »Was ist denn?«, kam zurück.

      »Ich habe was zu saufen dabei. Dann wird es heute Nacht wenigstens nicht so langweilig«, flüsterte der Ork.

      »Hä?« Die schlaksige Wache kratzte sich am Kopf und sah skeptisch auf den kleineren Artgenossen herab.

      »Was bei Shubbukus Brutbauch ist das für ein Zeug?«

      »Troffbeerenschnaps!«, erklärte der Krieger. »Ein ganzer Krug voll. Verdammt lecker!«

      »Bist du wahnsinnig? Wenn wir hier beim Saufen erwischt werden, dann gibt es richtig Ärger.«

      »Wer soll uns denn erwischen? Hier ist doch kein Gnogg. Stell dich nicht so an, Kragrakk.«

      Der Krieger zog den Korken aus dem tönernen Hals des kleinen Kruges und nahm einen Schluck Beerenschnaps. Dann grinste er von einem Spitzohr zum nächsten und drückte seinem Gefährten das stark berauschende Gesöff in die Klaue. »Nun trink schon …«

      Die hochgewachsene Wache sah sich kurz nach allen Seiten um und nippte dann auch an der kleinen Tonflasche. Es folgte ein genüssliches Grunzen.

      »Ja, das kann man gut schlucken. Wirklich gut!«, meinte sie und kippte sich noch mehr Fusel in den Hals.

      »Das ist mein Schnaps! He! Sauf mir den Schnaps ja nicht weg, Snagsschnauze«, brummte der kleine, bullige Ork und riss seinem Gegenüber den Krug wieder aus der Klaue.

      Nach einer Weile war