Die einen wurden angetrieben von den Gesetzen der Evolution, für die Fortpflanzung existentiell wichtig ist. Das Verhalten der anderen, der Kontrollgruppe, war krankhaft geprägt von ausuferndem Nahrungstrieb.
Ein Team der Universität von Pisa untersuchte bei beiden Gruppen mehrere Substanzen aus ihrem Gehirnstoffwechsel: Hormone, Neurotransmitter, Erregungsüberträger und weitere Stoffe, die unser Zentrales Nervensystem steuern und unsere Gefühle entscheiden. Sie fanden nicht nur keinen nennenswerten Unterschied zwischen Gruppe 1 und 2 sondern entdeckten sogar eine verblüffende – immerhin ging es da um Liebe, dort um Essen - Übereinstimmung: Ein besonders wichtiger Botenstoff für Signalübertragung im Gehirn war bei beiden signifikant zu schwach vertreten. Bei ihnen fehlte eine Art Kontrollhormon.
Der Botenstoff, auf den es ankommt, erhält in jüngster Zeit wegen seines Beitrags zur Körperchemie große Beachtung. Er heißt Serotonin.
Stimmung, Emotion, Schlaf, Appetit werden durch ein komplexes Zusammenspiel von Neurotransmittern erzeugt. Immer stärker werden dabei chronobiologische Zusammenhänge erkannt: ein regelmäßiges Auf und Ab im Laufe von 24 Stunden. Genannt wird Serotonin gerne das Glückshormon. Erst neueste Forschung deckt auf, wie weit verbreitet es jedoch im übrigen Organismus ist, so dass auf das Gehirn ganze fünf Prozent seiner Wirkungskraft entfällt.
Gebildet aus Tryptophan, ist Serotonin vor allem in drei Bereichen nachweisbar: im Gehirn, in Blutplättchen und in den Schleimhäuten des Verdauungstrakts. Das Glückshormon beeinflusst außerdem das Herzkreislaufsystem, reguliert den Blutdruck und erweitert die Gefäße.
Seine wichtigste Rolle spielt es als Kontrollsubstanz über die kognitive Leistung unserer grauen Zellen. Ist sie in gesunder Stärke vorhanden, sorgt sie ausgleichend für Wohlgefühl. So gibt uns dieses Hormon ein gutes Gefühl, während wir uns sättigen. Wir sind dank Serotonin in der Regel frei von unbegründeten Ängsten. Auch tägliche Unruhe oder die Fähigkeit des Entspannens hängen ebenfalls sehr von einer Steuerung durch diesen Gehirnbotenstoff ab.
Erst seit wenig mehr als zehn Jahren weiß die Wissenschaft genau, dass hier auch die wichtigste Ursache für Depression zu finden ist, und zwar so: Das Gehirn empfängt einen Reiz. Nun sollte das Serotonin-System ihn beurteilen, einstufen und mit anderen Impulsen synchronisieren oder in Balance bringen. Bei Serotonin-Mangel erfolgt diese Reaktion nur abgeschwächt, schwerfällig oder gar nicht. Aus dem Reiz wird ein nicht regulierter und nicht mit der Realität und mit unserer Erfahrung abgestimmter Gefühlsimpuls.
Die Folge ist ein Überschwang der Gefühle. Diese Übertreibung betrifft in der Mehrzahl der Auslöser unsere düsteren Empfindungen: Trauer, innere Leere, Hoffnungslosigkeit, Desinteresse ufern aus. Ängste, Antriebsschwäche, gewinnen die Oberhand.
In die andere Richtung äußert sich die Emotionsveränderung als kaum realistisch zu bewertende Euphorie, auch als Besessenheit, Sucht, Manie.
Die Störung Depression in einer behandlungsbedürftigen Intensität trifft im Laufe des Lebens etwa jeden achten bis zehnten Menschen. Betroffene können neben psychologischen Faktoren unter zahlreichen körperlichen Symptomen leiden. Müdigkeit oder Schlaflosigkeit, Muskelschmerzen, chronische entzündliche Erkankungen, gewisse Formen von Kopfschmerz – selbst Fieber oder Reizdarmsymptome zählen zum Erscheinungsbild des depressiven Krankheitsbildes.
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