Meditation und Sport
Anstrengungen und Herausforderungen gibt es im Alltag mit Diabetes viele, sei es die Hypo während einer Besprechung auf der Arbeit oder die nächtliche Unterzuckerung, nach der man sich am nächsten Tag fühlt, als hätte man einen Kater. Ganz zu schweigen von der Gegenregulation und der Schaukel aus Unterzucker – den Kühlschrank plündern – Überzucker – Überkorrektur – Unterzucker usw. Das schlägt auf Dauer aufs Gemüt, vor allem weil der Diabetes-Stress zu dem Druck hinzukommt, den auch Menschen ohne Diabetes erleben. Im vierten Studienjahr wurde das dann für Connor alles zu viel: „Da war ich physisch und psychisch ganz schön angeschlagen. Ich war gestresst, habe ungesund gegessen, wenig Sport gemacht. Ein Teufelskreis. Was mich gerettet hat, war ein Kurs zu Achtsamkeit und Meditation. Seitdem meditiere ich jeden Tag zweimal und mache mindestens dreimal pro Woche Sport, und es geht mir viel besser. Dieser Ausgleich hilft mir dabei, mit dem Stress im Alltag und mit meinem Diabetes gelassener umzugehen. Aber natürlich ist das ein zerbrechlicher Zustand: Es braucht nur zwei, drei Unterzuckerungen und ich muss wieder von vorne anfangen.“
Ernährung als Teil der Therapie
Vor einem halben Jahr hat Connor noch einen großen Helfer im Diabetesmanagement für sich entdeckt – die Ernährung. „Ich höre viele Podcasts und bin auf einen gestoßen, wo jemand mit Diabetes von seinen Erfahrungen mit der ketogenen Ernährung erzählt, also Essen (fast) ohne Kohlenhydrate. Das fand ich spannend und wollte es ausprobieren, denn weniger Kohlenhydrate heißt für mich auch weniger Insulin und stabilere Werte. Seitdem ich das mache, kann ich viel flexibler Sport treiben und das über die Basalrate steuern, statt vorher essen zu müssen. Mein Zucker bleibt stabil, auch über Nacht. Und ich habe jetzt keine Angst mehr vor einer Unterzuckerung. Denn wenn ich jetzt unterzuckere, dann relativ langsam, sodass ich erstens genug Zeit habe, zu reagieren, und zweitens meistens schon drei Gummibärchen reichen, um das wieder aufzufangen.“ Seine Freundin findet, er übertreibe es im positiven Sinne manchmal ein bisschen. Aber Connor sagt: „Mein Onkel hatte auch Diabetes und hat einen Fuß verloren. Ich will nicht, dass mir das passiert. Außerdem: Ich fühle mich heute so gesund, fit und ausgeglichen wie noch nie in meinem Leben mit Diabetes und ich genieße das, was ich esse.“
» Sie hat meinen Zucker gemessen – 30 mg/dl! (1,7 mmol/l) – und mich dann wachgerüttelt, um mir Essen geben zu können. Das war verdammt knapp. « |
Neue Freiheiten dank stabiler Zuckerverläufe
Die Ernährungsumstellung und der stabilere Zuckerverlauf haben ihm auch neue Reise-Optionen eröffnet: „Früher habe ich immer sofort überlegt, wie die Gesundheitsversorgung in dem Land ist, in das ich reisen will. Wie weit weg ist das nächste Krankenhaus? Was, wenn ich plötzlich Hilfe brauche? Jetzt fühlt sich das Risiko viel kleiner an und ich freue mich auf Reisen auch in abgelegenere Gebiete.“
Bewusster Leben „Dank“ Diabetes
Auch wenn es schön wäre, mal einen Tag – oder den Rest des Lebens – frei zu haben von all den Gedankengängen und Entscheidungen, die er im Bezug auf seinen Diabetes ständig treffen muss, findet Connor: „Diabetes hat mich auch stark gemacht. Es erdet mich und erinnert mich, dass Gesundheit wichtiger ist als Geld. Außerdem lebe ich viel bewusster und gesünder, als ich es sonst tun würde. Das finde ich gut.“
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