Damian - Vertrauen. Madlen Schaffhauser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Madlen Schaffhauser
Издательство: Bookwire
Серия: Damian
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742727398
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ging ich zu den Fahrstühlen und drückte auf den obersten Knopf. Ich war mehr als erleichtert, dass ich in einem leeren Aufzug nach oben fahren konnte. So hatte ich noch einen kurzen Augenblick, um meine Gedanken zu ordnen. Ich musste mit Damian sprechen und überlegte mir fieberhaft, ob Baker schon bei ihm war. Ich hoffte es nicht.

      Die Türen glitten lautlos zur Seite, ich trat hinaus und ging mit energischem Schritt auf Rose' Empfang zu. Doch in dem Moment als sich unsere Blicke trafen, geriet ich ins Wanken und konnte nur noch mit Mühe auf sie zugehen. Ich brauchte sie nicht zu fragen, was passiert ist. Ich konnte alles in ihrem Gesicht lesen. Sie sprang auf, half mir um die Theke und zog einen Stuhl in ihrer Kaffeeecke hervor.

      Dort sitze ich nun und mustere das dunkle Getränk, das mir Rose vor einer gefühlten Ewigkeit zubereitet hat. Meine Hände umklammern mit festem Griff die warme Tasse, als würde mir diese den Halt geben, den ich jetzt unbedingt brauche.

      Baker war hier. Er muss gleich zu Damian gegangen sein, nachdem ich sein Büro verlassen hatte. Das hat mir Rose erzählt, sowie ich auf dem Stuhl Platz nahm. Dass die beiden Männer sich ernsthaft über mich unterhalten haben, brauchte sie nicht laut auszusprechen. Das war für uns beide eindeutig.

      Ich wäre am liebsten in Damians Büro gestürmt, um mich zu verteidigen. Aber leider sind gerade potenzielle Kunden bei ihm, wie mir Rose mitteilte, nachdem sie mich am Arm zurückgehalten hatte, als ich unangemeldet zu ihm wollte.

      „Wenn ich nur wüsste, was er gegen mich hat.“ seufze ich vor mich hin und stütze meinen Kopf in die Hände.

      Rose sitzt neben mir und sieht mich mit beunruhigtem Blick an. Zwar versucht sie sich nichts anmerken zu lassen, doch kann ich förmlich spüren, dass auch sie sich Gedanken macht, was meine Anstellung in dieser Firma betrifft.

      „Es wird sicher alles gut.“ Sie fährt mir tröstend über den Arm.

      „Woher willst du das wissen?“

      „Ich kenne Damian. Er verurteilt niemanden vorschnell.“

      Ich reisse mich aus meiner kümmerlichen Haltung und sehe sie wütend an. „Ich habe nichts Falsches getan!“ gebe ich ihr aufgebracht zur Antwort. „Es wird mir doch noch gelingen einfache Buchungen richtig einzugeben. Ausserdem überprüfe ich alles zweimal.“

      „Beruhige dich, meine Kleine.“ Rose greift nach meiner Hand. „Jetzt sag mir mal, was Baker gegen dich in der Hand hat.“

      Ich erzähle ihr von dem Gespräch, das heute Morgen zwischen mir und Baker stattgefunden hat und was er mir vorwirft. Dabei vergesse ich nicht seinen herablassenden Ton zu erwähnen.

      Als ich mit meiner Schilderung ende, betrachtet mich Rose fassungslos und kopfschüttelnd. „Der kann wahrhaftig ein widerliches Scheusal sein. Es tut mir wirklich leid, dass er so auf dir herumtrampelt.“

      „Weisst du was ich glaube?“

      „Nein. Was denn?“

      „Ich werde das Gefühl nicht los, dass er die Buchungen sabotiert hat.“

      „Warum sollte er das tun? Dafür hat er doch überhaupt keinen Grund.“ Ich sehe Rose an, dass sie mir bei dieser Sache nicht ganz folgen kann oder nicht will.

      „Das wüsste ich auch gern und leider kann ich nichts beweisen.“

      Unsere Unterhaltung wird schlagartig unterbrochen, als eine Tür geöffnet wird und zwei Männer und eine Frau aus Damians Büro kommen.

      „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt in London. Mrs Morgan wird einen Termin mit Ihnen ausmachen.“ Damian schüttelt jedem einzelnen die Hand und beschenkt sie mit einem offenen Lächeln, aber als er in meine Richtung blickt, verschwindet sogleich der muntere Ausdruck auf seinem Gesicht.

      Er wartet höflich ab, bis seine Besucher vor Rose' Empfangstheke sind, um mit ihr einen neuen Termin zu vereinbaren, dann ruft er mich in sein Büro. „Miss Weber, kommen Sie bitte.“

      Ich folge ihm mit zittrigen Beinen und schliesse vorsichtig die Tür hinter mir.

      „Nimm Platz.“ Damian deutet auf den Stuhl vor seinem Tisch.

      Noch vor wenigen Stunden planten wir meinen Umzug und haben uns glücklich vor dem Meyers Empire voneinander verabschiedet. Und nun sitze ich vor ihm, um kühl und distanziert von ihm angesehen zu werden.

      „Ich weiss, dass du einiges mit dir herumschleppst und dass du vieles verarbeiten musst, aber bei der Arbeit solltest du deinen Kopf bei der Sache haben.“

      Mir klappt der Kiefer nach unten und traue meinen Ohren nicht. „Was?“

      „Wir alle haben mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen. Die einen mit weniger, die anderen mit mehr. Wir beide wissen, wovon ich spreche. Trotzdem können wir in unserem Beruf keine Fehler leisten.“ Er sieht mich unbewegt an.

      „Ist das dein Ernst?“ Ich hatte mir gewünscht, dass wenigstens Damian an meine Kompetenz glauben würde, doch in diesem Moment werde ich eines Besseren belehrt und stelle erschreckt und traurig fest, dass er nicht hinter mir steht.

      „Jedem kann mal ein Fehler passieren, aber es sollte sich nicht wiederholen.“

      Ruckartig erhebe ich mich aus dem Stuhl und balle meine Hände an den Seiten zu Fäusten. „Glaubst du wirklich, dass ich wegen meiner Vergangenheit meine Aufgaben nicht richtig erledigen kann?“ Ich muss mich extrem zusammenreissen, dass ich nicht laut anfange um mich zu brüllen. Bloss mit grosser Mühe gelingt es mir meine Wut und meine Enttäuschung im Zaum zu halten. Damian hält zu Baker, was mich unsäglich verletzt. Manchmal glaube ich, es ist ein schlechter Film, nur leider spiele ich darin die Hauptrolle. „Jess...“ Er steht ebenfalls auf und kommt um den Tisch auf mich zu, doch ich weiche vor ihm zurück.

      „Du kennst meine Geschichte und dass es nicht immer einfach für mich ist, sie in der hintersten Ecke meines Gedächtnisses zu verschliessen. Aber du weisst, dass ich stark genug bin, um sie wenigstens während meiner Arbeit zu vergessen. Ich...“

      „Ich weiss, dass du dein Bestes gibst.“ Damian macht einen weiteren Schritt auf mich zu, wobei ich die Arme vor meiner Brust verschränke. „Nur leider habe ich Unterlagen, die darauf deuten, dass du Rechnungen falsch verbucht hast.“

      „Zeig sie mir!“ bringe ich wütend hervor. Er soll mir diese blöden Akten zeigen, damit ich endlich sehen kann, was ich verkehrt gemacht habe.

      Ich glaube so etwas wie Erstaunen in seinem Blick zu lesen. „Hast du das noch nicht?“

      „Nein! Baker wollte sie mich nicht sehen lassen.“

      Damian dreht sich und streckt seine Hände nach den Mappen aus, die auf seinem Tisch liegen. Als er die erste öffnet, stelle ich mich neben ihn und sehe mir die Buchungen durch. Es sind alles mir vertraute Firmen und jedes einzelne Blatt ist mit meinem Namen unterzeichnet. Allem Anschein nach habe ich sie verbucht. Aber es kann nicht sein, dass ich so viele Falschbuchungen gemacht habe, oder doch? Es fehlt nicht mehr viel und ich zweifle selbst an mir.

      Ich gehe die Unterlagen ein zweites und ein drittes Mal durch und schüttle benommen den Kopf. „Das kann nicht sein. So neben den Schuhen kann ich gar nicht sein.“

      „Vielleicht hattest du einen schlechten Tag.“ Das Mitleid in seinen Augen ist nicht zu übersehen und kaum zu ertragen.

      Ich dachte, ich könnte nicht mehr wütender werden, aber in diesem Moment werde ich weit mehr als das. „Und ich dachte, du hältst zu mir!“

      Als er seine Hand auf meinen Arm legt, schüttle ich ihn heftig ab. Er fährt sich entnervt durch die Haare, dann sieht er mir eindringlich in die Augen. „Ich halte zu dir. Das ist überhaupt keine Frage. Nur...“

      „Im Moment macht es überhaupt nicht der Anschein, dass du es tust!“

      „Lass mich ausreden.“ Seine Stimme klingt gefährlich leise und fest. „Du musst wissen, dass ich Privates nicht mit Beruflichem vermische. Du bist mir verdammt wichtig, aber ich habe ein Imperium zu führen. Da kann ich es mir nicht leisten dich in