Sex-Götter zum Anfassen. Tilman Janus. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tilman Janus
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742716248
Скачать книгу
… er hatte mich erkannt …

      Ich konnte in dieser Nacht kaum schlafen, ich wichste und träumte abwechselnd. Montag musste ich fit sein für die Arbeit. Egal, das würde ich schon schaffen. Diese Begegnung gab mir Energie für Wochen.

      Als ich am Morgen beim Kaffee saß, checkte ich meine Nachrichten. Ich traute meinen Augen kaum – Sándor hatte geantwortet!

      »Hi, Richie! Lass uns mal zusammen ein Bier trinken! Montagabend vielleicht? Wir sind immer beim >Lindenwirt<. Komm einfach vorbei!«

      Mein Herz wummerte an die Rippen. Wer war »wir«? Egal! Ich wollte zum »Lindenwirt« gehen, auch wenn eine ganze Hundertschaft um Sándor herum sitzen würde.

      Der Montag wurde genauso heiß wie der Sonntag. Rasch duschte ich nach der Arbeit, zog mich um und düste mit meinem Moped zum Biergarten.

      Im Schatten unter den dichten Linden saß Sándor. Ich sah ihn sofort – und er war ganz allein! Fast hätte mein Herz aufgehört zu schlagen vor Aufregung.

      »Hi!«, sagte ich etwas heiser, als ich an den Gartentisch trat.

      Er blickte auf. Seine dunklen Augen schienen aufzuleuchten.

      »Richie! Grüß dich! Setz dich hin!«

      Ich ließ mich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. Alles kam mir unwirklich vor.

      »Ich dachte, du feierst hier groß mit hundert Leuten«, platzte ich heraus.

      »Manchmal ja. Heute bin ich mal solo. Willst du ein Bier?« Er winkte die Kellnerin heran. »Ein Helles für meinen Freund«, sagte er.

      Freund? Mir klangen die Ohren.

      Sándor wandte sich wieder zu mir. Er lächelte.

      »Heißt du wirklich Richie? Ich frag nur, weil die meisten Leute nicht ihre richtigen Namen schreiben in den Netzwerken.«

      »Eigentlich heiße ich Richard, aber das finde ich so uncool. Richie ist mir lieber.«

      Er lachte.

      »Richard finde ich auch schön. Also, ich heiße wirklich Sándor.«

      »Du bist ja auch prominent«, rutschte es mir heraus.

      »Ja? Ich dachte, ich spiele hier nur Fußball.«

      »Bei so vielen Followern …«

      »Na ja, es war ganz schönes Glück gestern mit den drei Toren.«

      »Glück? Du spielst einfach fantastisch.« Eigentlich hätte ich gerne etwas ganz anderes gesagt: Du siehst fantastisch aus, ich bin verliebt in dich, ich träume von dir, ich denke beim Wichsen nur an dich, ich will keinen anderen Mann, nur dich! Zum Beispiel …

      »Findest du? Nett von dir!«, gab er zurück.

      Seine Nähe ließ noch mehr Hitze in mir aufsteigen. Selbst auf einer Eisscholle wäre mir heiß geworden neben ihm. Und natürlich bekam ich einen Ständer.

      Mein Bier wurde gebracht.

      »Ich zahle gleich«, sagte Sándor zur Kellnerin. Er lud mich also ein. »Komm!«, forderte er mich auf, als ich gerade den ersten Schluck getrunken hatte.

      »Wohin?«, fragte ich verwundert.

      »Wir trinken das Bier lieber bei mir.«

      Wow!, dachte ich. Bei ihm? Wahnsinn! Und jetzt sollte ich mit meinem Steifen in der Hose aufstehen und neben ihm hergehen?

      »Oder willst du nicht?«, erkundigte er sich.

      »Doch!«, murmelte ich. Was hatte er vor? Etwa das, was ich so hoffte? Aber so einfach, ohne Vortasten, ohne Kennenlernen?

      Er schloss mir die Beifahrertür zu seinem noblen Wagen auf. Ich sank in das Polster und legte die Hände in den Schoß, um meine Latte etwas zu verbergen. Sándor brauste los, ziemlich schnell. Unsere Stadt war nicht extrem klein, aber auch nicht sehr groß. Wir fuhren nur etwa zehn Minuten.

      Sándor wohnte in einem schicken Bungalow am Stadtrand. Wer lebte noch da? Namensschilder sah ich nicht. Kaum hatte er die Haustür hinter uns geschlossen, umarmte er mich und legte seine heißen Hände auf meinen Hintern. Ich war so verblüfft, dass ich mich gar nicht rühren konnte.

      »Du hast mir doch deshalb geschrieben, oder?«, fragte er leise.

      Ich brachte kein Wort heraus. Woher wusste er … und war er selbst denn wirklich …

      »Na komm!« Er zog mich direkt ins Schlafzimmer. Dabei drückte er meine Schwanzbeule so fest, dass ich stöhnen musste. »Du bist doch schon total geil! Du willst es doch!«

      Mein Körper gab nach, wollte ihn, wollte ihn mehr als alles sonst auf der Welt. Ich war am Ziel meiner Wünsche, ganz einfach, ganz unkompliziert.

      Oder?

      Mein Kopf streikte plötzlich, dieser Dummkopf.

      »Machst du das mit jedem so?«, hörte ich mich sagen. »Einfach so?«

      »In deinem Profil steht doch, dass du schwul bist«, gab er etwas genervt zurück. »Warum hast du dich mit mir getroffen?«

      Warum bloß wand ich mich in diesem Moment aus seinem Arm? Ein Wunder war geschehen, mein angebeteter Sándor bevorzugte offenbar Männer, er wollte mich … und ich stellte mich zickig an wie eine Klosterschülerin.

      »Ja, warum eigentlich?«, gab ich grantig zurück. Ich musste total bescheuert sein! »Wenn du mich bloß in die Riege deiner aufgebohrten Jungs einreihen und danach wegschmeißen willst, dann geh ich lieber!« Ich kehrte ihm den Rücken zu und verließ das Schlafzimmer. Mein Herz flatterte, meine Knie wurden weich. Ich hielt mich für den größten Idioten unter der Sonne. Wie eine von diesen albern-romantischen Frauen kam ich mir vor, die immer gleich Liebesschwüre hören wollen, wenn eigentlich nur gefickt werden soll.

      Ich verließ den Bungalow und ging zu Fuß über die Straße, hinein in den Sonnenuntergang. Das Abendlicht schimmerte in Rot- und Rosatönen, die letzte, schmale Kuppe der Sonne versank hinter den Gärten. Und auf einmal wusste ich, dass ich selbst so ein albern-romantischer Typ war. Klar, ich hatte schon öfter Sex gehabt, mit verschiedenen Kerlen. Aber in die war ich nie verliebt gewesen. Dass mein wundervoller Sándor, mein heiß geliebter Traummann, mich einfach nur benutzen wollte, ex und hopp, hatte mich so tief verletzt, dass ich sogar auf den Sex mit ihm verzichtet hatte. So bekloppt war ich!

      Irgendwie musste ich zu meinem Moped zurückkommen. Ich stellte mich an die Landstraße, um zum »Lindenwirt« zu trampen. Finstere Gedanken zogen durch mein Hirn, während ich darauf wartete, dass endlich ein Auto vorbeikommen würde. Mein Schwanz war immer noch steif. Blödes Teil! Mir war zum Heulen zumute. Doch ich heulte nicht. Morgen würde es mir leidtun, dass ich mich wie eine Zicke benommen hatte. Oder nicht? Er hatte mich einfach gehen lassen. Er hatte sich überhaupt nicht um mich bemüht, gar keinen Versuch gemacht, mich zurückzuhalten. Es war ihm ganz gleich, in welchen Arsch er seinen Bolzen rammen würde. Bestimmt hatte er jeden Tag einen anderen. »Wir«, das waren er und seine ungezählten Beutejungs. All die, die ihm nachliefen. Die Follower. Er konnte sich die süßesten aussuchen. Und ich Depp hatte mir eingebildet, ich würde ihm wirklich gefallen. Er ein so schöner, sportlicher, dunkler Typ, fast schon exotisch, und ich so schmal und jung und blond, hübsch und ein kleines bisschen mädchenhaft, mit großen, blauen Augen – hätten wir nicht wunderbar zusammengepasst? Blauäugig – das war ich wirklich. Was hatte ich mir bloß eingebildet?

      Endlich tauchte ein Wagen auf. Ich schaute in der Abenddämmerung kaum hin. Er hielt mit quietschenden Bremsen neben mir. Sándor sprang heraus!

      »Gottseidank, dass ich dich noch gefunden habe!«, rief er.

      Ich starrte ihn an. Was sollte das jetzt?

      »Richie, es … es tut mir leid! Bitte, sei nicht sauer!« Im rosa Abendlicht erkannte ich in seinen schönen Augen wohl wirkliche Zerknirschung. Oder es war gut gespielt.

      »Du hast doch sicher genug Auswahl, warum fährst du ausgerechnet mir hinterher?«, murmelte