Serva Chroniken II. Arik Steen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Arik Steen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742780935
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beobachtete sie die Stadt. Es wurde langsam dunkel. Hier und da zündete man Fackeln oder Öllampen an. Von einer Taverne erklang Musik.

      Zur gleichen Zeit stand ihr Vater Bernhard im Haus des Händlers und starrte auf den feinsten Stoff, den er je gesehen hatte.

      «Die Hüter des alten Wissens haben diesen Stoff hergestellt!», sagte der shivanische Händler: «Ihr werdet es nicht glauben. Aber er ist aus den Fasern des Kokons einer Raupe hergestellt. Aufwendiger geht es gar nicht.»

      «Einer Raupe?», fragte der Mani überrascht.

      «Nicht nur einer Raupe!», grinste der Shiva: «Von vielen Rauben!»

      «Ich muss diesen Stoff haben!»

      «Nun. Das kostet Euch! Drei Mal so viel wie der andere Stoff, den ihr euch ausgesucht habt!»

      «Und den brauche ich auch. Meine Kunden warten darauf. Aber dieser Stoff. Er könnte direkt an den Hof des Königs gehen. Ich bezahle, wenn ich in einem Monat wiederkomme!»

      «Nein!», grinste der Shiva: «Das geht nicht!»

      «Bei den Göttern. Ich könnte reich damit werden. Die Königin zahlt mir Unsummen für diesen Stoff. Davon bin ich überzeugt!»

      «Auch unser König ist davon angetan. Wie gesagt. Ihr kennt den Preis!»

      «Ich schwöre Euch. Ihr werdet eure Silberlinge bekommen!»

      «Pah! Was, wenn Euer Schiff nie in Hingston ankommt? Was, wenn Ihr krank werdet? Oder eben Euch entscheidet nie wieder zu kommen, weil Euch andere Geschäfte rufen? Nein. Entweder ihr zahlt gleich oder ihr bekommt keine Ware!»

      Bernhard war missmutig. Er rief die Träger, die er angeheuert hatte, und ließ sie die Stoffe zum Schiff bringen. Zweifelsohne gute Stoffe, die ihm einen stolzen Preis einbringen würden. Doch nicht vergleichbar mit dem Stoff, den er noch gesehen hatte. Er würde der erste manische Händler sein, der solch feingegarntes Material nach Hingston bringen würde. Dafür konnte er fast schon Unsummen verlangen. Und auch wenn aufgrund der schweren Beschaffung sich der Preis so einpendeln würde, dass der kostbare Stoff nur den Adeligen vorbehalten war, so würde er doch nie mehr den Preis verlangen können wie jetzt.

      Der manische Händler folgte seinen Trägern zum Schiff und beobachtete, wie sie Kiste für Kiste an Deck brachten.

      Der Kapitän blickte ein wenig mürrisch drein. Allgemein hatte er ein Problem damit, dass so viele fremde Männer sein Boot betraten. Allerdings war er selbst schuld. Er und seine Männer hatten sich nicht bereit erklärt die Ware vom Händler hierher zum Hafen und schließlich auf das Schiff zu bringen. So waren es shivanische Arbeiter, die diesen Job erledigten.

      Auch Rebecca schaute zu. Bewundernd betrachtete sie die Shiva. Männer mit goldbrauner Hautfarbe und exotischem Aussehen. Keiner dieser Männer war tatsächlich ansehnlich. Schmutzige, dreckige Arbeiter, die für einen Hungerlohn Kisten schleppten. Und doch waren sie für die junge Frau interessant. Weil es die ersten Shiva waren, die sie je zu Gesicht bekam.

      «Glotz nicht so!», meinte ihr Vater sauer. Im Grunde war es ihm egal, ob sie starrte oder nicht. Aber sie lenkte die Shiva von ihrer Arbeit ab. Eine schöne Tochter eines Mani sah man hier selten.

      Bernhard schaute sich den in der Zwischenzeit fast leeren Beutel an, den er in der Tasche hatte. Er hatte nur noch ein paar wenige Silberlinge und entschied damit in die Taverne zu gehen. Auf der einen Seite um die Ware, die er erworben hatte zu feiern. Auf der anderen Seite jedoch auch um zu bedauern, dass er den wertvollen Stoff, denn der shivanische Händler Seide nannte, nicht haben konnte. Er musste nach Hingston, dort seine Geschäfte abschließen und schließlich zurückkehren. Zu gerne hätte er den Stoff gleich mitgenommen. Und die Gefahr, dass bald ein anderer Händler kam und damit als erster das teuer gesponnene Material importierte, war groß.

      Die «Taverne zum Seemann» war, wie der Name schon sagte, ein Gasthaus, das vor allem von Seeleuten genutzt wurde. Bernhard war nicht der einzige Mani. An einem Tisch saßen zwei Männer. Vom Aussehen Söldner. Am gleichen Tisch saßen zudem drei Shiva. Sie spielten Karten.

      «Bernhard. Bist du das?», fragte plötzlich einer der Mani.

      Bernhard schaute hin und erblickte einen Jugendfreund aus Hingston: «Gernot? Das man dich hier weitab von der Heimat sieht. Was tust du hier?»

      Der Söldner winkte Bernhard zu sich: «Du warst immer ein guter Spieler. Warum setzt du dich nicht und spielst mit uns eine Runde?»

      Der manische Händler nickte und ging dann zum Tisch, an dem die fünf Männer saßen. Er schaute auf den großen Haufen Münzen in der Mitte. Zu verlieren hatte er nichts. Und er war tatsächlich ein guter Spieler. Vielleicht konnte er ein paar Silberlinge gewinnen und vielleicht sogar zumindest ein wenig des teuren Stoffes doch noch erwerben.

      Rebecca saß an Deck der Queen Rose und flickte ein Segeltuch. Ihr Vater hatte dies befohlen. Er hatte dies dem Kapitän angeboten um den Preis zu drücken und dieser hatte zugestimmt. Allgemein behandelte Bernhard seine Tochter nicht gerade liebevoll und schaute stets danach ihr irgendwelche Aufgaben zu geben. Bernhard lebte mit seiner Tochter seit nunmehr vier aritonischen Jahren alleine. Seine Frau war an einer schweren Krankheit gestorben. Das Problem jedoch war, dass er bis zum heutigen Tag glaubte, dass sie nicht seine Tochter war. Denn im Grunde war es gar nicht möglich. Zumindest aus seiner Sicht. Er hatte sich immer ein Kind gewünscht und sie hatten es so oft versucht. Lange war seine Frau kinderlos geblieben, bis sie schließlich doch schwanger wurde. Er vermutete, dass sie es mit dem Samen eines anderen Mannes probiert hatte um aus dem Teufelskreis auszubrechen. Beweisen hatte er es jedoch nie können.

      «Deine Tochter hat Mist gebaut!», sagte der Kapitän und zeigte auf eines der Segeltücher: «Sie hat sie falsch zusammengenäht!»

      «Was für eine doofe Kuh bist du nur!», fauchte Bernhard. Er hatte was getrunken. Das konnte man sehen. Doch er schenkte seiner Tochter nicht allzu viel Beachtung und meinte zum Kapitän: «Ihr müsst mir ein paar Silberlinge leihen. Ist das möglich?»

      «Wieso?», fragte der Kapitän: «Ihr schuldet mir ohnehin noch Einiges! Jetzt kommt ein neues Segeltuch dazu. Sie kann es zwar reparieren. Aber ich brauche irgendwann ein Neues. Das sieht doch grausam aus!»

      «Ich habe gerade eine Glücksträhne!», sagte Bernhard.

      «Ihr spielt?», fragte der Kapitän und schüttelte dann den Kopf: «Nein, tut mir leid! Dafür kann ich Euch nichts geben!»

      «Ich bin mir sicher, dass ich gewinne!»

      «Ach herrje. Wenn Ihr Euch so sicher seid“, grinste der Kapitän: «dann setzt doch Euer Leben.»

      «Ihr seid ein Narr!», meinte Bernhard: «Wie soll ich mein eigenes Leben setzen?»

      «Nun, sie suchen immer Sklaven für die großen Bergwerke im Osten. Bietet euch dafür an!», der Kapitän lachte und ging dann in den hinteren Bereich um sich mehr Wein einzuschenken.

      Die Idee war idiotisch. Das wusste Bernhard. Doch dann fiel sein Blick auf Rebecca. Und schlagartig war ihm bewusst, dass er mit ihr ein noch viel größeres Gut hatte.

      Er ging zu ihr: «Du wolltest doch in die Stadt, oder?»

      Sie nickte überrascht: «Ja, natürlich!»

      «Dann komm mit!»

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