Nachdem er Chris beim Busbahnhof abgesetzt hatte, fuhr Viktor zu ihrem Bürogebäude und parkte den Porsche in der Tiefgarage. Mit gemischten Gefühlen betrat er den Aufzug und fuhr hinauf in ihre Etage. Er schnaufte tief durch und ging geradewegs in Vincents Büro. „Hi“, begrüßte er ihn locker und sah ihn verlegen grinsend an. Vincent sah ihn an, wie ein Gespenst. „Das ist jetzt nicht dein Ernst“, sagte er ungläubig, „was machst du hier?“ „Ich habe mein Flugzeug verpasst“, antwortete Viktor.
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„Wie bitte?!“ Vincent starrte ihn noch immer an. Viktor hob beide Schultern. „Weiß auch nicht, hab` einfach vergessen, den Wecker zu stellen“, sagte er unschuldig. „Das darf ja wohl nicht wahr sein!“, brauste Vincent auf. „Wieso?!“ „Naja, ich war mit Chris zusammen und habe es einfach vergessen“, antwortete Viktor. „Hast du dir den Verstand weg gevögelt, oder was?!“, schrie Vincent fast. Viktor nahm etwas den Kopf zurück. „So ähnlich“, meinte er nur, „jedenfalls war ich noch nie so ausgelaugt! Der Kleine ist echt unersättlich!“ „Sag mal, spinnst du?“, schrie Vincent jetzt wirklich. „Du weißt genau, wie wichtig dieser Auftrag ist! Und du kommst einfach hier hereingeschneit und sagst, hi! Viktor!“ „Jetzt mach mal halblang und komm wieder runter“, winkte der lässig ab. „Ich habe schon einen neuen Flug gebucht und bin praktisch schon weg!“ sagte er und warf lässig sein Handy auf Vincents Schreibtisch. „Wollte mich nur noch mal bei dir melden und dir Bescheid sagen! Mann, Alter!“ Vincent konnte es nicht fassen. „Was ist mit dir los?“, fragte er ungläubig, „sag mal, wie redest du denn daher? Bist du noch ganz bei Sinnen?“ „Ich glaub nicht“, winkte Viktor wieder lächelnd ab, „oder, doch! Ich glaube, ich war noch nie so bei Sinnen, wie jetzt! Vincent! Ich“, er hob beide Arme in die Luft, „ja! Ich weiß endlich, wer ich bin und was ich will!“, grinste er verzückt. Vincent sah ihn an, als hätte er einen Verrückten vor sich. „Hast du den Verstand verloren oder hast du irgendetwas eingeworfen?“ Viktor lachte auf und schüttelte seinen Kopf. Er stützte beide Hände auf Vincents Schreibtisch und sah ihn verklärt an. „Ich bin verliebt!“, sagte er ernst und ließ sich rückwärts, in den bequemen Stuhl fallen, der vor dem Tisch stand. „Ach du Scheiße“, raunte Vincent, „Viktor? Hallo? Bist du es wirklich?“ Viktor sah ihn schief an und lächelte nur. Er lehnte sich entspannt zurück und verschränkte seine Hände hinter dem Kopf. „Chris hat mir endlich die Augen geöffnet und mir eine völlig neue Welt gezeigt“, sagte er beinahe ergriffen. „Ich habe alles hinter mir gelassen! Wirklich, alles!“ Vincent starrte ihn an. „Was soll das heißen?“, fragte er argwöhnisch und Viktor erzählte ihm alles. Vincent hörte schweigend zu und hob schließlich völlig ungläubig seine Augenbrauen, als Viktors Beichte endete. „Er hat dir wirklich seinen Finger, in den Arsch gesteckt?“, fragte er fassungslos. Viktor nickte grinsend. „Und ich sage dir, das war phänomenal! Der geilste Orgasmus, den ich je hatte!“ „Ich kann es nicht glauben“, sagte Vincent völlig neben sich, „und du hast dich von ihm fesseln lassen?“ Er schüttelte seinen Kopf. „Also ganz ehrlich! Entweder hat dieses kleine Aas dir `ne Gehirnwäsche verpasst oder du bist gar nicht Viktor und ich sitze hier einem Alien gegenüber!“, meinte er dann abfällig und Viktor lachte herzlich auf. „Oh, Vincent! Weder noch! Glaube mir! Ich habe mich noch nie so sehr als ich selbst gefühlt, wie jetzt! Alles, was vorher war, ist mir völlig gleichgültig geworden! Das war doch nur eine Verirrung! Oder ist das Leben, das du führst, wirklich dein Ziel? Also meines sicher nicht! Wir haben uns doch nur aus Langeweile darauf eingelassen, weil wir völlig übersättigt waren, von unserem Leben!“, ereiferte er sich. „Und jetzt bin ich endlich aufgewacht und habe den wirklichen Sinn meines Lebens, gefunden!“ Vincent schüttelte noch immer seinen Kopf. „Und das ist diese kleine Schwuchtel?!“, sagte er rau. „Chris!“, gab Viktor eindringlich zurück und dieses Mal lachte Vincent auf, allerdings sehr zynisch. „Meine Güte, Viktor! Das kann nicht, dein Ernst sein! Du verarschst mich! Diese schwule Fotze?!“, rief er aufgebracht. „Vincent, ich warne dich! Nenne ihn nicht so! Sein Name ist Chris!“, raunte Viktor ermahnend zurück.
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„Chris“, wiederholte Vincent spöttisch, „verdammt, nochmal! Hat der dich unter Drogen gesetzt?! Der fickt doch mit jedem herum! Oder denkst du, dass er diesmal auf dich wartet? Sobald du weg bist, wird er sich an einen anderen ranmachen! Das schwör ich dir! Oder hast du vergessen, wie es mit ihm bei eurem ersten Date lief? Der ist sofort mit dir in die Kiste gesprungen und danach hatte er gleich den nächsten! Er ist `ne Fotze! Und was für eine!“, schrie er Viktor wütend an. „Hast du selbst nicht gesagt, dass er mit jedem mitgegangen wäre?“ Viktor zuckte kurz mit seinen Augenlidern. „Ok, er ging vielleicht ein wenig leichtfertig mit diesen Dingen um, aber das ist nun vorbei! Wir lieben uns und sind von nun an, fest zusammen! Außerdem kannte ich ihn da noch nicht so, wie jetzt!“, versuchte er es zu rechtfertigen. „Leichtfertig?“, lachte Vincent auf. „Du hast noch vor ein paar Tagen, ganz anders über ihn gedacht und geredet! Oh ja, klar, das war bevor er dir das Hirn rausgevögelt hat!“, erwiderte er spöttisch. Viktor senkte kurz seinen Blick. „Vincent, das ist vorbei und vergessen! Ich liebe ihn! Ob dir das nun passt, oder nicht!“, sagte er ruhig und schnaufte tief durch. „Wieso kannst du dich nicht einfach, mit mir freuen? Du bist mein bester Freund! Und solltest eigentlich zu mir stehen, ganz egal, welchen Weg ich einschlage und in wen ich mich verliebe, dachte ich jedenfalls! Lass uns doch einfach zusammen feiern, wenn ich wieder da bin! Dann kannst du ihn auch kennenlernen und sehen, wie wundervoll er ist!“