Tödliches Verlangen. Madlen Schaffhauser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Madlen Schaffhauser
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738023725
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habe ich solche Schmerzen in meinem Unterleib und warum blute ich?“

      Seine Miene verändert sich und Mitgefühl widerspiegelt sich in seinem Blick. „Eigentlich wollte ich, dass jemand bei Ihnen ist, wenn ich Ihnen diese schlechte Nachricht überbringe.“ er räuspert sich mehrmals und setzt sich auf einen Stuhl, der sich neben meinem Bett befindet.

      „Was für eine Nachricht?“ meine Stimme hört sich sogar in meinen eigenen Ohren ganz schrill und fremd an, als ich ihn bitte, mich endlich einzuweihen.

      „Frau Berner.“ wieder räuspert er sich „Sie haben ihr Kind verloren. Es tut mir schrecklich leid. Wir konnten es nicht mehr retten. Wir konnten nichts mehr für das Ungeborene tun.“

      „Mein Kind?“ geht es noch verwirrter?

      Nach meinem Gesichtsausdruck konnte er die Situation richtig beurteilen. „Wussten Sie etwa nicht, dass Sie schwanger waren? Sie waren in der achten Woche.“

      „Ich und schwanger? Nein, auf keinen Fall.“ Ich bin froh, dass ich bereits liege, sonst hätten meine Knie bestimmt nachgegeben. Warum sollte ich schwanger sein? Wir haben doch immer auf die Verhütung geachtet. Ich war in der achten Woche und ich habe nichts bemerkt? Oder etwa doch? Meine Gedanken drehen sich ständig im Kreis.

      Der Mann im weissen Kittel, der immer noch auf dem Stuhl neben mir sitzt, redet wirres Zeug. Ich kann ihm wahrhaftig nicht folgen, was er von sich gibt. Irgendwas dringt doch noch zu meinem Gehirn durch.

      „Was haben Sie gesagt?“

      „Mit grosser Wahrscheinlichkeit können Sie keine Kinder mehr bekommen.“

      Abermals starre ich ihn verständnislos an. „Was soll das heissen, ich kann keine Kinder mehr bekommen?“

      „Sie haben sich durch den Sturz schwere Verletzungen zugezogen und die Gebärmutter wurde ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Auch wenn Sie mich jetzt dafür hassen werden, möchte ich Ihnen keine allzu grosse Hoffnung machen, dass Sie nochmals schwanger werden können. Wenn Sie genauere Informationen Wünschen, wenden Sie sich bitte an Ihren Gynäkologen.“

      Ich weiss nicht, wie ich mit diesen Informationen umgehen soll. In den vergangenen Monaten hatte ich überhaupt nicht den Wunsch danach, schwanger zu werden. Aber jetzt wo ich weiss, dass ich ein kleines Geschöpf in mir trug, wird mir ganz eng ums Herz.

      „Ich werde Sie jetzt alleine lassen. Morgen werde ich wieder nach Ihnen sehen. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht, Frau Berner.“

      Als der Arzt schon fast bei der Tür ist, dreht er sich nochmals zu mir um. „Einen kleinen Rat hätte ich da noch für Sie. Vielleicht sollten Sie das nächste Mal nicht mehr so hohe Absätze tragen, wenn sie eine Treppe hinuntersteigen wollen. Versuchen Sie etwas zu schlafen. Das wird Ihnen sicherlich gut tun.“

      Hohe Absätze? Was soll denn das wieder bedeuten? Ich kann mich nicht an hohe Schuhe erinnern. Stirnrunzelnd nehme ich mein Smartphone in die Hand und tippe eine kurze SMS an Pam. Danach lege ich es auf den Beistelltisch, drehe mich auf die gesunde Seite und schliesse meine Augen. Zwar fühle ich mich total erschöpft und ich versuche einzuschlafen, aber das was Dr. Stevens mir mitgeteilt hat, treibt mir, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte, Tränen in die Augen. Mutter zu werden war in ferner Zukunft nicht mein Ziel und fühle mich auch jetzt noch nicht bereit dazu, aber da ich nun weiss, dass ich wegen meinen hochhackigen Pumps ein Menschenleben vernichtet habe, überfällt mich die Selbstverachtung doppelt so schwer. Ich lasse meine Augen fest geschlossen und hoffe, dass ich endlich in den Schlaf flüchten kann.

      2.

      Die Sonne blendet mich, als ich mit pochenden Kopfschmerzen erwache. Wo bin ich? Verwirrt schaue ich mich um. Als ich die vielen Blumen sehe, wird mir wieder alles bewusst. Der Sturz, meine Verletzungen und das verlorene Baby. Aus reinem Impuls heraus lege ich die Hände auf meinen Bauch.

      Ich merke gar nicht, dass sich langsam die Tür öffnet und meine Schwester mit ihrer süssen Tochter hereinkommt, so sehr bin ich in Gedanken versunken. Als mein Patenkind sich bereits auf mich stürzen möchte, nehme ich meinen Besuch erst wahr.

      „Hey Süsse.“ ich strecke meine Hand nach dem Mädchen aus, woraufhin mein Patenkind zu mir aufs Bett klettert und ihren Kopf an meine Schulter schmiegt.

      „Hallo Zoe.“ höre ich nun meine Schwester neben mir, die mich mit einem besorgten Blick mustert.

      „Hallo Valerie. Schön euch zu sehen.“

      „Wie fühlst du dich?“

      „Ich bin auf dem Weg der Besserung.“ leugne ich. Doch meine Schwester lässt sich davon nicht beirren.

      „Warum sind dann deine Augen so verquollen und rot unterlaufen?“

      Die Frage was wäre, wenn ich immer noch das Kind in mir tragen würde, stiehlt sich abermals einen Weg in mein Gehirn, während ich Caroline sanft über ihr Haar streichle, die immer noch eng an mich gedrückt neben mir liegt.

      „Das muss von den Schmerzen sein.“

      „Aber ja klar.“ Sie drückt mir einen leichten Kuss auf die Stirn, bevor sie einen Stuhl neben das Bett zieht.

      Wie soll ich ihr meine Ängste und Sorgen ausdrücken, da ich selbst den Durchblick nicht habe, wie es mir momentan ergeht? Angespannt schaue ich auf die achtjährige Caroline und bewege meinen Kopf langsam hin und her. Ich hoffe Valerie versteht, was ich ihr damit sagen möchte. Das kleine Mädchen braucht nicht meine Geschichte zu hören.

      „Sascha sollte nächstens hier sein. Er hat uns beim Eingang aussteigen lassen und sich dann auf die Suche nach einem Parkplatz gemacht. Heute scheinen wohl alle einen Krankenbesuch machen zu wollen.

      Danach haben wir sicher etwas Zeit um zu reden.“ Sie zwinkert mir mit einem angedeuteten Lächeln zu.

      „Zoe? Warum bist du hier in diesem Bett und nicht bei dir zu Hause?“ ertönt die kindliche Stimme meines Patenkindes.

      „Anscheinend habe ich mich nicht auf die Treppe konzentriert, als ich mit hohen Absätzen hinuntergehen wollte.“

      „Bist du gefallen?“

      „Ja. Ich bin ganz dumm die Treppe hinuntergestürzt. Ich bin das beste Beispiel, dass man die Treppen nicht unterschätzen darf.“

      „Warum sagst du anscheinend?“ wollte meine Schwester wissen.

      „Ich kann mich nicht an den Sturz erinnern. Der Arzt meinte, dass ich an irgendeiner Amnesie leide. Den genauen Ausdruck habe ich vergessen.“

      „Das ist nicht wahr. Wie kann das passieren?“

      „Wahrscheinlich habe ich einen Schock erlitten und verdränge so den Sturz. Ich kann noch so krankhaft versuchen, den Abend in meine Erinnerungen zu rufen, aber das Bild verschwindet und es wird alles schwarz vor meinen Augen, sobald es an der Tür klingelte. An das Nächste, was ich mich wieder erinnern kann ist, dass ich hier in diesem Bett liege und Mam mit einem Arzt in diesem Zimmer ist.“

      „Und das bleibt so?“

      „Dr. Stevens meinte, dass man irgendwelche Übungen machen kann. Dadurch erhält man eine kleine Chance, um Erinnerungen zurückzugewinnen.“

      „Was sind das für Übungen?“

      „Das weiss ich noch nicht. Wahrscheinlich kommt heute eine Ärztin vorbei, die spezialisiert darauf ist.“

      Meine Schwester und ich sehen gleichzeitig auf, als sich die Tür öffnet. Mein Schwager guckt schüchtern durch den kleinen Spalt und als er uns erkennt, tritt er mit leisen Schritten herein.

      „Wie geht es meiner Lieblingsschwägerin?“ Sascha beugt sich zu mir und gibt mir sanft einen Kuss auf die Wange. Mit seiner lieben Art, zaubert er doch tatsächlich für eine Sekunde ein Lächeln auf mein Gesicht.

      „Du Charmeur. Als hättest du die grosse Auswahl an Schwägerinnen.“

      „Na