Tödliches Verlangen. Madlen Schaffhauser. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Madlen Schaffhauser
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738023725
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gefallen, doch das Gegenteil ist der Fall. In diesem Moment kann ich mir nichts Tröstenderes vorstellen, als genauso hier zu liegen. Seinen warmen Körper ganz nah an meinem wahr zu nehmen.

      Einige Zeit bleiben wir in dieser Position. Ich geniesse seine starke Umarmung, so wie sein Atem, der leicht meinen Hals liebkost. Ich wage es nicht, mich zu bewegen, denn ich befürchte, dass diese Geborgenheit in sich zusammenfällt, sobald ich nur meine Hand etwas nach oben hebe. Still bleibe ich zusammengerollt an ihn gekuschelt liegen und höre seinem Atem zu, der ganz gleichmässig zu sein scheint.

      „Wer war das?“

      Ich habe mich schon davor gefürchtet, aber mir war schon von Anfang klar, dass dieses Gespräch unausweichlich sein wird. Obwohl es mir gleichgültig sein könnte, was Alexander von mir und all dem was hier passiert ist, denkt, möchte ich ihn nicht zurückweisen.

      „Noah.“

      „Dein Ex?“

      Mein Herz krampft sich zusammen. „J...ja.“

      „Was hat er dir angetan?“

      Warum muss er mich diese Frage stellen? Ich kann und will ihm nicht die Wahrheit erzählen. Ich brauche Zeit, um mich all dem zu stellen, was mir widerfahren ist. Ausserdem befällt mich eine Angst, dass sich Alexander von mir zurückzieht, wenn er das tragische Ereignis zwischen mir und Noah, in seiner ganzen Tragweite erfährt.

      „Nichts.“ flüstere ich kaum hörbar.

      „Warum willst du es mir nicht sagen?“ Alexander dreht mich vorsichtig auf meinen Rücken und sieht mich mit einem finsteren Blick an, den ich noch nie an ihm gesehen habe. Was denkt er nur von mir? Ich möchte mich aus diesem Gespräch davonstehlen, aber Alexander hält mich eisern fest. Sein Körper drückt halb auf meinen Brustkorb, während er mich eingehend mustert. Dabei machen sich meine gebrochenen Rippen schlagartig bemerkbar und der Schmerz breitet sich in Windeseile in meinem ganzen Körper aus.

      „Bitte lass mich los. Meine Rippen...“ hauch ich.

      Völlig verschreckt lässt Alexander mich los und springt auf. „Es tut mir Leid, Zoe. Habe ich dir wehgetan? Das wollte ich nicht. Ehrenwort.“ Er starrt mich an, als hätte er mich soeben geschlagen. Er ist so fürsorglich und lieb. Er hat es nicht verdient, dass ich ihn so belüge, wie bisher, aber auch wenn ich ihm alles erzählen möchte, kann ich es einfach nicht. Langsam erhebe ich mich und setzte mich ebenfalls hin. All die aufgestauten Gefühle stürzen auf mich ein und schwirren wie ein Schwarm Bienen wild in meinem Kopf herum. Ich brauche unbedingt einen Moment, um mich wieder zu sammeln und flüchte ins Bad.

      „Zoe?“

      „Gib mir einen Augenblick, bitte.“ Ich kann ihn nicht ansehen, denn er soll meine Tränen nicht sehen. Kaum ist die Tür hinter mir verschlossen, sinke ich an der Wand hinunter auf den Boden und lasse meinen zurückgedrängten Tränen freien Lauf. Mein Körper wird ständig von meinen tiefen Schluchzern, die nicht enden wollen, durchzuckt.

      Keine Ahnung, wie lange ich schon auf diesem kahlen Boden sitze, aber ich bekomme allmählich kalt.

      Zum wiederholten Mal frage ich mich, ob sich Alexander noch in meinem Zimmer aufhält oder ob er bereits weggegangen ist. Es würde mich nicht verwundern, wenn er schon längstens verschwunden wäre. Jedes Mal wenn wir uns begegnen, breche ich in Tränen aus. Was sollte er schon von einer solchen Heulsuse wie mir halten? Geschieht mir recht oder? Frage ich mein Spiegelbild, sobald ich es erblicke. Meine Augen sind total gerötet, vom vielen Weinen, sowie meine Nasenspitze. Ich nehme ein Taschentuch und putze mir meine Nase. Danach wasche ich mein Gesicht und kämme kurz meine Haaren durch, die sich vollends aus dem Pferdeschwanz gelöst haben. Für wen mache ich mich überhaupt zurecht? Mein Zimmer ist bestimmt verlassen, denn es herrscht absolute Stille darin.

      Leise drücke ich die Tür auf und gehe vorsichtig hinaus. Da steht er. Am Ende von meinem Bett steht er. In seiner Hand hält er eine grosse Sonnenblume.

      „Ich wusste nicht, welche Blumen du magst, da habe ich mich für meine Lieblingsblume entschieden.“

      Ich mache meinen Mund auf, doch es dringt kein Laut heraus. So überrascht darüber, dass er noch hier ist und mir eine Blume schenken möchte, bleiben die Worte in meiner Kehle stecken.

      „Sie ist wunderschön.“ bringe ich schliesslich heraus.

      „So wie du.“

      Es stiehlt sich doch tatsächlich ein Lächeln auf mein Gesicht, obwohl ich noch vor kurzem geglaubt habe, dies nicht mehr tun zu können. Mein Blut steigt langsam in meinen Kopf und meine Wangen fangen an zu glühen. Verlegen schaue ich zu Boden.

      Alexander kommt zu mir und legt seinen Daumen und Zeigefinger an mein Kinn und dreht mein Gesicht so, damit er mich ansehen kann.

      „Ich hätte dich nicht so bedrängen sollen, aber ich dachte, dass du vielleicht reden möchtest. Ich kann es verstehen, wenn du es für dich behalten möchtest. Nur habe ich mir schreckliche Sorgen um dich gemacht. Ich sehe dir doch an, wie schlecht es dir geht, aber ich werde dich nicht mehr unter Druck setzten. Wenn du dich mir anvertrauen möchtest, kommt es aus deinem eigenen Impuls heraus.“

      Seine herzliche Art lässt mein Herz wild gegen die Brust schlagen. Erstaunt sehe ich ihn an. Warum bin ich ihm nicht schon früher begegnet? Warum musste zuerst dieser Unfall geschehen, bevor ich diesen Mann kennenlernen durfte? Ist das wirklich mein Schicksal? Ich kann nicht anders und falle ihm um den Hals. Er schliesst mich in seine starke Arme und hält mich etliche Minuten so fest.

      Seine Hand gleitet durch meine Haare und rückt etwas von mir ab, um mir wieder ins Gesicht sehen zu können.

      „Du hast so wunderbar, feines Haar. Du bist wunderschön, Zoe.“

      Seine Worte schmeicheln mir zutiefst. Noch bevor ich etwas erwidern kann, sind seine weichen Lippen auf den Meinen. Er schmeckt wunderbar und fühlt sich grossartig an. Erst zögernd und scheu, dann immer fordernder küssen wir uns, als könnten wir sonst etwas verlieren. Seine Zunge kitzelt meine Lippen, bis ich sie ein wenig öffne. Sanft drängt er in meinen Mund und umspielt gekonnt meine Zunge. Ein warmer Schauer durchrieselt meinen Körper. Solche Gefühle habe ich schon seit einer geraumen Zeit nicht mehr empfunden. Eigentlich kann ich mich nicht daran erinnern, schon einmal so gefühlt zu haben, denn dieser Mann bringt mich auf eine angenehme Art noch um den Verstand.

      Seine Berührungen auf meinem Rücken, wie er mit seinen Händen langsam nach oben und unten streicht, lösen ein sonderbares Kribbeln in mir aus. Er ist so rücksichtsvoll und fürsorglich, dass mich seine Liebkosungen total verwirren.

      Alexander drückt mich behutsam nach hinten, bis ich die Bettkante in meiner Kniekehle spüre, ohne den Kuss zu unterbrechen. Wir gleiten auf das Krankenhausbett, worauf er achtet, dass er nicht auf mich zu liegen kommt. Meine Verletzungen hätten ganz bestimmt gleich angefangen zu protestieren und er, sowie ich wollen auf keinen Fall, dass diese intime Nähe aufhört.

      In meiner Magengrube regt sich ein seltsames, brennendes Gefühl, das sich weiter nach unten ausbreitet, während seine Hände vorsichtig einen Weg unter mein T-Shirt bahnen und zögernd nach oben gleiten. Ich wünsche mir, dass er mich überall anfasst und mit mir das anstellt, was wir hier in diesem Zimmer nicht tun sollten. Niemals tun sollten. Noch nie hatte ich solche Sehnsucht nach einem Mann, wie nach diesem atemberaubendem Schönling, der hier neben mir liegt und mich berührt. Noch nie habe ich mich so sehr danach verzerrt, einen Mann ganz in mich aufzunehmen. Ein mir unbekannter, wohliger Seufzer dringt aus meiner Kehle, als er mit seinen Fingerspitzen meine Brustknospen kitzelt, die sich sogleich aufrichten, als er mit ihnen zu spielen beginnt.

      Plötzlich hört er auf, mich zu liebkosen. Sein Mund entfernt sich von meinem und seine Finger bleiben ganz ruhig liegen. Verwirrt und etwas verlegen öffne ich meine Augen. Sein Blick senkt sich sogleich in den meinen und wir sehen uns stumm an. Niemand von uns wagt etwas zu sagen, bis sich einer von uns wieder gefasst hat.

      „Ich würde dich am liebsten hier und jetzt vernaschen. Aber ich habe Angst, dass ich dir wehtun würde, wenn ich die Kontrolle über mich verliere.“

      „Du