Seit 1990 hätte man statt eines Flughafens einen Kanal von der Nordsee über Hamburg, Berlin, Dresden, Erfurt, Köln, Frankfurt, Stuttgart bis nach München graben können. Mit Schaufeln! Man hätte ihn den »Kanal der Einheit« genannt.
Nach der Fertigstellung, was dann ungefähr 2002 gewesen wäre, hätte man gemächlich eine bundesdeutsche Binnen-Einheits-Regatta (BER) mit Katamaranen durchgeführt. Hin und zurück. Zweimal. Diese wäre dann ca. 2006 pünktlich zum Sommermärchen beendet gewesen.
Danach hätte man ihn wieder zugeschüttet und die Erde schön festgetrampelt. Auf dieser wären Blumen gewachsen. So hätten wir auch (weitere) blühende Landschaften erhalten.
2 – Mein lieber BER
Die vorher ausgeführte Ankündigung hatte gesessen. Und ich dann auch.
In dieser nun bequemen Sitzposition mit aufrecht gestellter Rückenlehne und dem Gurt vor der Gürtelschnalle führte eines zum anderen, und am Ende zu einem BER-Gedicht. Vorhandene Skepsis wechselt sich ab mit etwas Melancholie – bei dieser Hafensaga war schlicht für den jeden was dabei.
Jetzt ist es amtlich. Glaube ich.
Der BER ist fertig. Oder nicht?
Die vielen Menschen, die dort guckten,
prüften, schauten und sich duckten:
vor losen Teilen vom System
zum Brandbekampf. Sehr unbequem.
Und vor dem Wasser aus der Decke,
weil dort wohl der Sprinkler lecke.
In den Räumen, Hallen, Gängen,
wo sich dann die Menschen drängen,
um die Sache zu beäugen,
und zu flugen mit den Zeugen
von Berlin aus in den Süden,
wenn Spree und Havel nicht genügen.
»Lang’ jenug hat’s ja jedauert!«,
brüllt da einer, der noch mauert.
Eine Wand noch oder zwei
bis zur Eröffnungsfeierei.
Wie schnell vergingen doch die Zeiten.
Langsam? Fix? Man kann sich streiten.
Nur 14 Jahr’ seit Spatenstich?
Die paar Milliarden? Lächerlich!
Doch ist es wirklich Wirklichkeit?
Ist die Eröffnung bald so weit?
Nun hoffen, bangen andere Hafen,
soll’n die dann wie Dornröschen schlafen?
Schön’feld, Tegel, Tempelhof,
der Nutzungsplan noch mitteldoof.
Doch das sei nun erst mal nicht wichtig,
denn endlich wird nun alles richtig.
Und bis November diesen Jahres
gibt’s nur ein Ziel, dafür ein klares:
Macht hoch die Tür, die Tor’ macht weit,
nun ist der Hafen auch so weit.
Berlin freut sich und ist bereit
seit 30 Jahren. Jetzt wird’s Zeit.
3 – BER – Soll es das gewesen sein?
Dann wurde es bis Oktober 2020 nicht einmal hektisch. Noch immer hielt man am Termin fest, es war keine Änderung oder Panik absehbar. Man wollte wirklich am 31. Oktober öffnen.
Und so schrieben sich die weiteren BER-Gedichte praktisch von selbst.
Der BER, der BER.
Der macht jetz’ uff? Es fällt mir schwer,
der ganzen Sache zu vertrauen.
Gibt’s da nicht noch viel mehr zu bauen?
Ein Terminal? ’ne Landebahn?
Auf der auch Olli landen Kahn?
Zwei Wochen kaum, dann ist’s so weit,
wir scheinen BER-bereit.
Dass dieser schon von vornherein:
zu klein. Zu teuer. Zu überholt. Zu isoliert. Zu chaotisch. Zu verschuldet. Zu schlecht angebunden ist.
Kann das sein?
400 Mio. dieses Jahr.
500 Mio. nächstes. Ja?
Das ist, was er uns kosten wird.
Da hat wohl des Betriebes Wirt
die Zahlen mist-interpretiert,
und mit denselben rumjongliert.
Und gut, dann sei es eben so.
Doch etwas peinlich?
Yes.
I know!
4 – BER – Es wird ernst …
Man soll ja Themen nicht totreden.
Als man dann aber vier Tage vor der geplanten Eröffnung noch immer keine Anstalten machte, die Feier abzusagen, da wurde selbst ich nervös. Denn so es nun am 31.10.2020 mit der Eröffnung wirklich klappen sollte, wäre dieses ja fast das letzte Gedicht zu dem Thema BER.
Zumindest, was die Eröffnung angeht, denn die ist ja nun bald überstanden. Angeblich. Vielleicht werden wir selbsterklärten BER-Humoristen künftig umsatteln müssen. Bis dahin bleibt uns nur, uns noch über Fehlplanung, Unterdimensionierung, fehlende Gepäckbänder, oder peinliche Fehler, die erst im Tagesbetrieb auffallen (»Hä? Im Wartebereich braucht es Toiletten?«), lustig zu machen. So sind wir weiterhin gespannt, und wenigstens diese Hoffnung kann zuletzt sterben.
Als dann klar war, dass die Eröffnung auf Halloween fallen wird, da ging es dann praktisch nicht mehr anders.
Er hat’s ja nicht so recht verdient,
dass er erneut Erwähnung find’.
Jedoch, dass er, der BER,
nun bald eröffnet, jawohl, er,
glaubt man ja kaum und zeigt sich skeptisch,
die letzten Tage werden hektisch.
Da wär’ nur noch ein Kleindetail,
egal, wie man ihn sehnt herbei.