Doch auch wenn es „den Teufel“ nicht gibt, es gibt den Job des Teufels bzw. des Satans, des Widersachers. Hier hat der Malachim Sathyriel einen sehr passenden Namen: „Widersacher der Boten Gottes“. Satan oder Satanel (Widersacher Gottes) dient letztlich dem Archetypus eines Kontrahenten. In einer dualen Welt ein sehr sinniges Prinzip!
Wenn man sich nun einmal ein Bild eines solchen Widersachers ansehen würde, würde man die Ängste und Sehnsüchte der Menschen bzw. des eigenen Schattens sehen. Doch dies verdrängen die meisten Autoren, Menschen und Suchenden, denn die Dämonologie wird immer in einem Atemzug mit „Macht“ und „Überlegenheit“ ausgesprochen. Primär kommen solche rein „bösen Prinzipien“ in monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum und Islam) vor. Die polytheistischen Religionen (Kelten, Germanen, Griechen, Römer, Ägypter etc.) haben auch „schattige“ Prinzipien, doch sie haben alle eine duale Aufgabe. Kein Wesen im Polytheismus ist einfach aus „Spaß an der Freude“ ein Widersacher.
Die Idee mit „dem Teufel“ ist aber nicht wirklich alt. Knapp 2200 Jahre, denn der „Gott des alten Testaments“ lebte noch recht eigenständig, ohne nervenden Widersacher, den man nicht als omnipotentes Wesen besiegen bzw. disziplinieren konnte. Hierzu muss man sagen, dass die Vorgänger der heutigen Religionen des Judentums, des Christentums und des Islams (die Hebräer) ihre verschiedenen philosophischen und religiösen Ansichten durch die Hochkulturen in Mesopotamien (Sumer, Akkadien [bzw. Reich von Akkade], babylonisches Reich, Assyrisches Reich und neubabylonisches Reich) entwickelten. Zwar werden in der Bibel die Israeliten, und somit auch die Juden, oft als Hebräer bezeichnet, doch die Bezeichnung „Abrahams Vorgänger“ wäre etwas seltsam!
So war es also „damals“ normal, dass der „eine Gott“ alles kannte, überwachte und regelte. Er war verantwortlich für alles, da er letztlich „alles“ war. Sein Wesen oder seine Essenz umschloss jede Schöpfung und jede Zerstörung. Es war ein Gott, der nichts aus Zufall bewirkte und weder gut noch böse war, da er einfach Gott bzw. „Alles“ war. Es gab zwar in dieser monistischen Idee sehr viele Variationen, doch ein „roter Faden“ war immer zu sehen. Irgendwann entwickelte sich ein Glaube, der deutlich in eine göttliche Dualität ging. Die Existenz einer separaten bösen Macht wurde erschaffen. Es war ein Antipode zu dem vorherigen Gott, ein Widersacher, der nun primär die Aufgaben der Vernichtung und der Zerstörung übernahm. Hierdurch wurde automatisch der „eine Gott“ zu einem „guten Gott“, der nicht mehr „Alles“ war bzw. nicht mehr alles kontrollierte.
Somit entstanden ein Konflikt und eine gigantische Spannung zwischen einem vorher omnipotenten, monotheistischen Prinzip und dem Widersacher! Das Prinzip von Gut und Böse, das in ganz deutlichen und klaren Grenzen und Verhaltensmustern nun agierte, wurde geschaffen. Dies war der Anfang einer grotesken Idee, die in den heutigen monotheistischen Weltreligionen ein perfektes Machtinstrument darstellt.
Doch das Judentum, dass zwar den Widersacher (ha-Satan (!jXh)) kannte, aber nicht die Idee des Teufels, sowie es die Christen forcierten, versuchten dem „einen Gott“ (JHVH (hwhy)) einen Opponenten zu geben, jedoch keinen direkten Gegner, der die gleiche Macht wie JHVH (hwhy) hatte. Historiker vermuten, dass dieser „Satan“ eher die Funktion eines Staatsanwaltes bzw. eines Verteidigers hatte. Ein Blickwinkel, der heutzutage im Gesetzesdschungel legitim ist, denn eine diabolische bzw. juristische Persönlichkeit kann viel erreichen – auch die sehr fantasievolle Auslegung geltender Gesetze.
Irgendwann müssen aber die Menschen sich gedacht haben, dass die „guten Engel“ einer solchen Persönlichkeit nicht lange widerstehen können und letztlich zu ihm (oder ihr) überlaufen müssten. Der erste Bericht von „gefallenen Engeln“ findet man in den Apokryphen. Der Propheten Henoch war es, der erste Berichte gab, dass er selbst in die Himmelsreiche mitgenommen (entrückt) wurde und die Information bekam, dass ein Krieg im Himmel zwischen den gefallenen Engeln und den himmlischen Herrschaaren tobte. Was nun Henoch genau berichtete, ist nicht sonderlich interessant. Es gibt Aufzählungen von gefallenen Engeln und Berichte, die man getrost als Astralreise abhaken kann, was jetzt nicht wirklich ein großes „Aha-Erlebnis“ ist. Aleister Crowley schrieb in seinem Buch „Liber 418 – die Vision und die Stimme“ wesentlich bildgewaltiger – dennoch zitiert man nicht seine Reise durch die Aethyre.
Doch auch wenn man heute sagen kann, dass Henoch zeitlose Visionen der Energien der Malachim und der Engel hatte, brannten sich seine Vorstellungen in die christliche Religion ein. Als das „Neue Testament“ entstand, wurden die Ideen bereitwillig in der Johannes Offenbarung („die“ Apokalypse) aufgenommen. Zwar taucht das Wort Satan oder Teufel auch im „Alten Testament“ auf, doch war er hier nur ein Prüfer (Hiob wurde ein bisschen geprüft) bzw. eine Kraft, die den Lebensweg verkomplizierte. Im Neuen Testament wird Jesus in der Wüste etwas genervt und versucht, doch auch hier ist die Kraft eher ein „Prüfer“. Erst in der Offenbarung bekommt das christliche Dogma ein Bild, das deutlich macht, dass diese Macht „das Böse ist“.
Hier ein paar Fragmente aus der Offenbarung (Kapitel 12 und 13)
Ein anderes Zeichen erschien am Himmel: ein Drache, groß und feuerrot, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern und mit sieben Diademen auf seinen Köpfen. […]
Sein Schwanz fegte ein Drittel der Sterne (auch Engel genannt) vom Himmel und warf sie auf die Erde herab. […]
Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie konnten sich nicht halten und sie verloren ihren Platz im Himmel.
Er wurde gestürzt, der große Drache, die alte Schlange, die Teufel oder Satan heißt und die ganze Welt verführt; der Drache wurde auf die Erde gestürzt und mit ihm wurden seine Engel hinabgeworfen.
Da hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: Jetzt ist er da, der rettende Sieg, die Macht und die Herrschaft unseres Gottes und die Vollmacht seines Gesalbten; denn gestürzt wurde der Ankläger unserer Brüder, der sie bei Tag und bei Nacht vor unserem Gott verklagte.
Sie haben ihn besiegt durch das Blut des Lammes und durch ihr Wort und Zeugnis; sie hielten ihr Leben nicht fest, bis hinein in den Tod.
Darum jubelt, ihr Himmel und alle, die darin wohnen. Weh aber euch, Land und Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen; seine Wut ist groß, weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt.
Da geriet der Drache in Zorn […] und er ging fort, um Krieg zu führen mit mit den Nachkommen, die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten. Und der Drache trat an den Strand des Meeres.
Und ich sah: Ein Tier stieg aus dem Meer, mit zehn Hörnern und sieben Köpfen. Auf seinen Hörnern trug es zehn Diademe und auf seinen Köpfen Namen, die eine Gotteslästerung waren.
Das Tier, das ich sah, glich einem Panther; seine Füße waren wie die Tatzen eines Bären und sein Maul wie das Maul eines Löwen. Und der Drache hatte ihm seine Gewalt übergeben, seinen Thron und seine große Macht.
Einer seiner Köpfe sah aus wie tödlich verwundet; aber die tödliche Wunde wurde geheilt. Und die ganze Erde sah dem Tier staunend nach.
Die Menschen warfen sich vor dem Drachen nieder, weil er seine Macht dem Tier gegeben hatte; und sie beteten das Tier an und sagten: Wer ist dem Tier gleich und wer kann den Kampf mit ihm aufnehmen? […]
Und ich sah: Ein anderes Tier stieg aus der Erde herauf. Es hatte zwei Hörner wie ein Lamm, aber es redete wie ein Drache.
Die ganze Macht des ersten Tieres