Losing Game. Valuta Tomas. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Valuta Tomas
Издательство: Bookwire
Серия: Five Dogs
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847632771
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erreicht. Sie hockt sich gegenüber von dem Gebäude in unauffälliger Position und setzt das Fernglas an.

      »Wo seid ihr?«, murmelt sie. Systematisch tastet sie das Gebäude mit dem Fernglas ab. Fenster um Fenster bricht sie ohne Genehmigung in die Privatsphäre der Leute ein, die dort wohnen, bis sie ihr Ziel endlich im Fokus hat.

      »Hallo Laura«, begrüßt sie flüsternd die junge Dame, die sie im dritten Stock ausfindig macht. Laura steht, mit vor der Brust verschränken Armen, an einer Wand und gleicht einem Bodyguard. Wie witzig das aussieht. So witzig, dass Neve hinter dem Fernglas grinsen muss, die Etage aber weiter abtastet.

      »Wo versteckst du dich Sam?«, fragt sie leise. Sie grinst noch immer, bis ihr eine Tür ins Auge sticht. Diese öffnet sich im selben Moment. Sam tritt heraus. Vor Schreck rutscht Neve das Fernglas aus der Hand. Sekundenlang starrt sie geschockt auf das Gebäude, bis sie blind nach dem Fernglas tastet und es wieder ansetzt.

      »Oh mein Gott«, flüstert sie hauchend, als sie Sam sieht. Ihr wird erst nach ein paar Sekunden klar, weshalb sich die beiden Schülerinnen hier befinden und Sam, zum Teufel nochmal, nur noch einen BH, Stringtanga und High Heels trägt. Ihr Gesicht ist aufdringlich, aber professionell geschminkt.

      Hektisch schwenkt Neve mit dem Glas zum nächsten Fenster auf dieser Etage. Sie sieht einen älteren Mann, der freudestrahlend auf einer Couch sitzt und begeistert nach vorne blickt. Sicherlich hat er Sam direkt im Blickfeld, was Neve ihm gleichmacht. Sie lässt Sam keine Sekunde aus den Augen.

      »Tu das nicht Sam! Tu das verdammt noch mal nicht!«, schimpft sie leise mit ihrer Schülerin. Allerdings muss sie unterlegen aufgeben, als Sam die ersten Schritte auf den Mann zumacht.

      Ok, langsam! Neve fängt an mit ihrem Gehirn zu arbeiten und stellt folgende Dinge für sich fest. Sam ist Schülerin auf der UC Berkeley Extension Schule, sie ist 21 (wie sie aus dem Klassenbuch entnahm), sie ist bei den Five Dogs (einer der gefährlichsten Gangs von Frisco) und ist offensichtlich eine Stripperin, die zu diesem Auftrag angerufen wurde. Das bedeutet, dass sie bei einer Agentur gemeldet ist und solche Auftritte per Telefonat bekommt.

      Neve weiß jetzt schon, dass sie zu Hause das ganze Internet auf den Kopf stellen wird, um herauszufinden, bei welcher Agentur Sam arbeitet.

      Doch jetzt konzentriert sie sich wieder auf diesen ungewöhnlichen Anblick. Sie lässt Sam mit ihrem Blick nicht los. Auch nicht, als Sam beginnt zu einer Musik zu tanzen. Neve bedankt sich flüsternd bei Gott, dass sie diese im Moment nicht hören kann.

      Sie sieht eine halbe Ewigkeit dabei zu, wie Sam für diesen Mann tanzt, irgendwann den BH auszieht und im Begriff ist, sich direkt vor seinen Augen auch noch von ihrem String zu befreien. Neve will eigentlich gar nicht mehr hinsehen. Aber ihre Polizeiader verbietet es ihr, auch nur eine Information zu verpassen. So muss sie mit ansehen, wie Sam sich mehr als verführerisch zu dem Mann umdreht, ihm ihre Kehrseite zeigt, sich langsam vorbeugt und den String in Zeitlupe herunterzieht. Der Blick des Mannes, ist starr nur auf das Eine gerichtet. Neve kann es in keinster Weise nachvollziehen, weshalb Sam sich das antut. Freiwillig und scheinbar ohne jegliche Scham. Wie kann sie nur?

      Auch wenn sie weitermachen will, um ihr Wissen als Polizistin zu erweitern, kann sie den Anblick als Mensch und Frau nicht weiter ertragen. Sie verschwindet vom Kirchendach.

      Am nächsten Morgen lässt es sich Neve nicht anmerken, was sie letzte Nacht über Sam herausgefunden hat und dabei auch im Internet fündig geworden ist. Über diese Striptease Agentur und über Sam selbst.

      Auch Sam und Laura verlieren kein Wort darüber, dass sie sich in dem Club gesehen haben. Im Gegenteil, gerade Sam verhält sich wie am Tag zuvor. Frech, aufmüpfig, rücksichtlos, unverschämt und im höchsten Grad provokant.

      Neve geht dem normalen Unterricht nach und verteilt nach fünf Minuten einen unangemeldeten Test, worüber sich dreiviertel der Klasse beschwert. Sie verteilt Schüler für Schüler die Blätter und setzt sich an den Lehrertisch, um die Schüler zu beobachten.

      Schon nach kurzer Zeit sieht sie, wie Sam plötzlich in ihrem Stuhl hochschreckt und starr auf die Blätter blickt. Ihre Gesichtsfarbe verändert sich.Es scheint, als wenn sie jeden Augenblick zusammenbricht. Dann reißt sie den Kopf hoch und starrt zu ihrer Lehrerin. Im ersten Augenblick bemerkt Neve, dass Sam verdammt schnell mit den Aufgaben fertig sein muss, wenn sie jetzt schon auf der letzten Seite angekommen ist. Ihre Mitschüler haben noch nicht einmal die Hälfte erreicht.

      Die letzte Seite dieses Tests ist nämlich die Seite, die Sam so zusammenschrecken und ihre Hautfarbe erschreckend blass werden ließ. Denn auf dieser Seite ist Sam abgebildet. SF Exotic Dancersist über dem gedruckten Foto geschrieben, das sie in Dessous-Wäsche zeigt, während ihr die Agentur den Namen Angelique verpasst hat.

      Verstört starrt Sam Neve an, die ihren Blick spürt. Selbst auf diese Entfernung schaut sie ihr direkt in die Augen. Jetzt hat sie sie! Jetzt weiß sie, welches Geheimnis Sam mit sich trägt. Auch wenn es ihr scheinbar nichts ausmacht, diesen Job zu machen. Jedoch scheint sie im Moment so beschämt zu sein, dass ihre Mathematiklehrerin das herausgefunden hat, dass sie zuerst den Blickkontakt abreißt und verstört durch die Klasse blickt.

      Dann scheint sie sich wieder gefasst zu haben. Erneut blickt sie zu ihren Mitschülern. Sie faltet die Blätter des Tests vollkommen leise zusammen, dreht die Blätter um und hält den Stapel so weit hoch, dass sie sich sicher sein kann, dass es keiner der Schüler bemerkt. Nur Neve erkennt es, denn sie hat den Blickkontakt noch nicht beendet. Somit blickt sie direkt auf das Agenturfoto von Sam, während diese sich selbst hinter den Blättern regelrecht versteckt. In Zeitlupe kommt ihr Gesicht hervor. Provokant grinst sie Neve an. Sofort errötet Neve. Sam hat das erreicht was sie wollte. Neve sieht auf dem Blatt eine Stripteasetänzerin und direkt daneben, das Gesicht dieser Tänzerin, die in einer brutalen Gang Mitglied ist und mit Sicherheit schon einige Menschen auf dem Gewissen hat. Diese zwei Welten prallen in dem Klassenraum brutal aufeinander. Beides hat mit Sam zu tun. Etwas was Neve nicht mit sich vereinbaren kann. Von daher reißt sie sofort den Blickkontakt ab.

      Selbstgerecht grinsend legt Sam den Stapel Papiere auf den Tisch zurück, blättert noch einmal alles von vorne bis hinten durch und räumt ihre Sachen zusammen. Sie steht von ihrem Stuhl auf, wirft sich die Tasche auf den Rücken und steuert mit dem Test in der Hand direkt auf Neve zu, die so tut, als wenn sie über irgendwelchen Büchern brüten würde.

      Sam tritt an den Lehrerpult und reicht ihr den Test, den Neve aber nicht entgegennimmt. Sie hebt noch nicht einmal den Blick, sondern weist nur mit einer kurzen Handbewegung zum Rand des Pults, wo Sam den Test wortlos hinlegt. Mit einem heftigen Ruck dreht sie sich von ihrer Lehrerin weg, mit dem Effekt, dass schon wieder der Duft von Sams Parfüm in ihre Nase steigt. Nur wage bekommt Neve mit, wie Sam das Klassenzimmer verlässt und die Tür mit einem lauten Knall zuschlägt.

      Erleichtert, dass sie aus dieser Situation doch recht glimpflich rausgekommen ist, atmet Neve lautlos aus. Sie beobachtet die restlichen Schüler, die am Ende der Stunde den Test so schnell wie möglich auf ihrem Schreibtisch abladen, nur um diese verdammte Bombe loszuwerden.

      Neve packt im leeren Klassenzimmer alles zusammen, als die Tür plötzlich aufgeht. Ganz leise betritt Sam den Raum. Sie schließt die Tür und bleibt dort wie angewurzelt stehen.

      »Woher weißt du davon?«, fragt sie ruhig. Es scheint nicht ihre Absicht zu sein, provokant oder frech wirken zu wollen.

      »Verfolgst du mich etwa?«, fragt sie noch immer gefasst. Neve spürt, dass sich die Stimmung ändert. Ohne Sam bisher angesehen, oder Notiz von ihr genommen zu haben, zieht sie ihre Tasche vom Pult und steuert auf die Tür zu. Sam hingegen, fängt zu kichern an.

      »Du beobachtest mich, stimmt´s? Und weshalb tust du das? Weil du scharf auf mich bist, nicht wahr?«, fragt sie bissig. Provokant stellt sie sich Neve in den Weg.

      »Du wolltest mich von dem Augenblick an, als du mich gestern das erste Mal angesehen hast. Wenn es nach dir gegangen wäre, hättest du es am liebsten auf der Ladefläche meines Chevys mit mir getrieben«, grinst Sam herausfordernd.

      Neve blickt ihr direkt in die Augen. Sam kann in ihren tobende Wut erkennen. Um ihre Schiene weiterzufahren