“Aber Tony, Ich hab’ doch noch nie unterrichtet. Noch niemanden,” stöhnte ich.
“Macht nichts. Du hast eine Sprachausbildung. Das reicht hier als Qualifikation vollkommen aus.”
“Ich weiß nicht so recht — ”
“Bitte spring’ ein, bitte,” bettelte er.
Was blieb mir da anderes übrig? Ich konnte Tony nicht im Stich lassen.
Oh well, no matata. Mein Besuch bei den Wincklers in Gaborone musste eben aufgeschoben werden. Stattdessen bereitete ich meinen Lehrplan vor. Ich konnte nur hoffen, dass ich mich nicht zum kompletten Idioten machte.
Ein paar Nächte vor der ersten Unterrichtsstunde wachte ich plötzlich auf und musste mich überall kratzen. Ich tastete mich an den Wecker. 1:34 Uhr. Autsch!
Ich sprang wie von Furien gejagt aus dem Bett und schaltete die Nachttischlampe an.
Eine wahre Armee roter Ameisen marschierte schnurgerade die Mitte meiner Matratze entlang und auf dem Boden hinunter. Und sie waren überall auf mir!
Ich riss mir den Pyjama runter und wischte verzweifelt an Armen und Beinen. Die grässlichen kleinen Feuerameisen bissen unerbittlich.
Mutig schälte ich das Bettzeug ab und schmiss alles in die Badewanne. Dann bombardierte ich die Viecher mit Wasser - Ameisen hassten Wasser - und stellte mich selbst unter die Dusche. Was war nur mit dem Wasser los, konnte das nicht schneller laufen?
Ich sah zufrieden wie die letzten rot-braunen Teufelchen mit dem Seifenschaum im gurgelnden Abfluss verschwanden. Meine Haut juckte zwar immer noch, aber ich konnte jetzt wenigstens einen neuen Pyjama anziehen.
Insektenspray musste her! Die knallgelbe Sprühdose mit ‘Sofort Tot’ stand auf dem Kühlschrank, wo Tony auch die grünen Spiralen aufbewahrte, die gegen Moskitos nachts abgebrannt wurden.
Ich nahm das Spray an mich und rannte ins Zimmer zurück, obwohl ich alles hasste, was mit Gift zu tun hatte. Das hier war eine Notsituation. Ich schob das Bett von der Wand weg und sah wie die Ameisen durch ein Loch in der Wand direkt über der Fußleiste krabbelten.
Tonys verschlafenes Gesicht erschien im Türrahmen. Der Tumult hatte sogar ein Murmeltier wie ihn geweckt. Na wunderbar, er konnte mir dabei helfen die Ameisen loszuwerden!
“Was machst du’n da?” fragte er und gähnte ausgiebig.
“Rote Ameisen!” Ich klang hysterisch. “In meinem Bett, überall.” Ich konnte noch immer die brennenden Bisse am ganzen Körper spüren.
Tony gähnte. “Oh sorry. Spray is’ auf’m Kühlschrank.” Damit drehte er sich um und taumelte in sein Zimmer zurück.
“Na vielen Dank auch,” sagte ich als seine Tür hinter ihm ins Schloss fiel. “Für gar nichts”.
Ich besprühte die Fußleiste ausgiebig mit ‘Sofort Tot’. Der Geruch allein war genug um totumzufallen. Ich öffnete das Fenster und zog ins Gästezimmer um.
Zum Glück waren es nur rote Ameisen gewesen und nicht etwa eine große Spinne, ein Skorpion oder eine Schlange. Meine Vorstellung von Normalität war schon lange ins Wanken geraten.
Während meiner fast insektenfreien Existenz in Cambridge hätte ich beim bloßen Anblick einer winzigen Spinne im Badezimmer einen Herzanfall bekommen.
Ich vergaß die Ameisen, die Schlangen und Skorpione und schlief wieder ein - und erwachte an einem neuen afrikanischen Morgen wie gehabt zu Hahnengekrähe und Eselsgeschrei.
Ein glühend heißer Tag kündigte sich an.
Ich sprang aus dem Bett, um das beste aus den kühleren Morgenstunden zu machen.
Bald summte Tonys Wordprocessor und druckte fleißig ein Arbeitsblatt nach dem anderen aus.
Da waren noch stapelweise Dokumente durchzugehen und der erste Unterrichtstag rückte unaufhaltsam näher.
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