Der Wüstensklave. J. D. Möckli. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J. D. Möckli
Издательство: Bookwire
Серия: Wüstensklave
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748598718
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die ihn überrascht. Er haucht ihm einen Kuss auf die Stirn. »Ich werde in Zukunft aber daran denken, dass du es nicht magst, wenn ich freundlicher und nackter als nötig bin.« Kai liebevoll über die Wange streichelnd löst er sich von ihm und geht zum Bett, um sich endlich das Shirt anzuziehen. Zwar stört es ihn nicht, oben ohne vor Kai herumzulaufen, aber wer weiß, ob es nicht doch noch einmal an der Tür klopft.

      Beschämt, weil er wirklich eifersüchtig auf Anna reagiert hat, senkt Kai den Blick. »Ist schon gut, sei einfach so zu den anderen, wie du es willst. Ich will nämlich nicht, dass du dich wegen mir verbiegst. Es ist nur … du hast doch eigentlich gar keine andere Wahl, als dich mit mir abzugeben, und ich weiß ja noch nicht einmal, ob du wirklich nur auf Männer stehst. Und was ist an mir schon so besonders, dass ich dich halten könnte und …«

      Auf einmal spürt er wieder Yaris Lippen auf den seinen, doch diesmal ist es irgendwie anders. Im ersten Moment weiß er nicht, was es ist, aber dann merkt er, wie sich Hände auf seinen Hintern legen und ihn kräftig heranziehen. Reflexartig hält sich Kai am Shirt seines Liebsten fest und schnappt nach Luft, was den Kuss abrupt beendet. »Yari, was …?«

      Todernst sieht Yari in die kupferfarbenen Augen. »Was besonders an dir ist? Alles! Du bist der erste Mensch, der wegen meiner selbst mit mir zusammen sein will. Und was soll das heißen: Keine andere Wahl? Glaub mir, ich habe mir in den letzten Wochen mehr als einmal Gedanken gemacht, was ich will. Wenn dir mein Herz nicht gehören würde, dann könntest du von mir nur meinen Körper haben und sicher nicht meine Seele. Und die hältst du schon lange in deinen Händen. Ob ich nur auf Männer stehe oder auch auf Frauen? Keine Ahnung, ob das früher so gewesen ist, aber eines kann ich dir sagen. Der Gedanke, dass mich jemand anderes als du berührt, ist mir zuwider und ich würde es auch nicht mehr zulassen, dass mich jemand, so wie du es tust, anfasst.«

      Immer noch liegen seine Hände auf Kais Hintern, warum er ihn so festhält, weiß er selbst nicht. Doch es fühlt sich richtig an und sein Sharik scheint auch nichts dagegen zu haben. Auch weiß er nicht, woher er die Gewissheit hat, dass Kai der Erste ist, der ohne Hintergedanken mit ihm eine Beziehung führen will.

      Sprachlos sieht Kai in die himmelblauen Augen. Yari hat ihm gesagt, dass er ihn liebt. Zwar eher indirekt, aber er hat es gesagt! Vor Freude überwältigt schlingt er stürmisch die Arme um Yaris Hals. Sein Gesicht an dessen Halsbeuge vergrabend, atmet er tief ein und spürt, wie sich die starken Arme nun um seinen Oberkörper schlingen. »Du bist einfach außergewöhnlich und ich kann es immer noch kaum glauben, dass ich dich gefunden habe.« Glücklich lächelt er ihn an, ehe er sich von ihm löst und einen Schritt zurücktritt. »So langsam sollten wir aber wirklich mit dem Frühstück anfangen. Der Tee wird sonst noch kalt und ich hasse es, wenn ich mich vor einer anstrengenden Fahrt mit dem Essen beeilen muss.« Obwohl es nur ein paar Schritte bis zum Tisch sind, nimmt er Yaris Hand und zieht ihn mit sich.

      Tatsächlich ist der Tee nicht mehr heiß und es gibt auch keinen Honig, aber dafür sind die Brötchen und die hausgemachte Marmelade wirklich lecker. Dies tröstet Yari ein wenig über den lauwarmen und dazu noch ungesüßten Tee hinweg. Außerdem ist er in Gedanken sowieso immer noch bei ihrem Gespräch. Hätte er doch nie gedacht, dass Kai in seinem Inneren so unsicher ist. Dabei ist er so eine wundervolle und außergewöhnliche Person.

      Auch Kai ist in Gedanken versunken, weshalb sie während des Frühstücks schweigen.

      Erst als Yari noch die restlichen Sachen eingepackt hat, durchbricht Kai die Stille: »Es ist schon verrückt. Da sage ich zu dir, sei du selbst, und dann bist du gezwungen, in der Öffentlichkeit den unterwürfigen Sklaven zu spielen. Und auch bei Hemingway weiß ich nicht, ob es gut ist, wenn du …« Ein Finger auf seinen Lippen lässt ihn verstummen.

      Zärtlich fährt Yari nun mit der Fingerspitze über Kais Wange. »Das ist etwas vollkommen anderes. Für mich ist es wichtig, dass du mich so siehst, wie ich wirklich bin. Nun sollten wir aber wirklich langsam los, oder?« Ihre Taschen und den Picknickkorb nehmend, sieht er Kai auffordernd an, der mit einem ergebenen Seufzen nickt.

      »Du hast ja recht.«

      Weil Yari keine Hand frei hat, hält er ihm die Tür auf und folgt ihm dann ein paar Schritte, ehe er ihn an der Treppe überholt, sodass er als Erster die Stufen nach unten geht.

      Am Empfangstresen werden sie schon von Kagayama erwartet. »Herr Mutsuo, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt.« Geschäftig sieht er Kai an, der den Zimmerschlüssel auf den Tresen legt.

      »Herr Kagayama, es war wie immer alles perfekt und ich freue mich schon darauf, in ein paar Tagen wieder hier zu übernachten. Und bevor Sie fragen: Mein Sklave wird wieder mit mir in einem Zimmer schlafen. Es ist also nicht nötig, einen Strohsack unter dem Dach vorzubereiten.« Fest sieht er den älteren Mann an, um jedem Einwand vorzubeugen.

      Doch das ist nicht nötig, denn Kagayama nickt nur grinsend. »Ich werde es notieren. Wenn Sie keinen weiteren Wunsch haben: Ihre Pferde sind von meinen Leuten wieder vor die Kutsche gespannt worden und warten im Hof auf Sie.«

      Einen Moment denkt Kai nach. »Nein, es gibt nichts, was Sie noch für mich tun könnten. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Auf Wiedersehen, Herr Kagayama.« Mit einem freundlichen Kopfnicken dreht sich Kai vom Tresen weg.

      »Den wünsche ich Ihnen auch, Herr Mutsuo. Auf Wiedersehen und eine gute Weiterfahrt.«

      »Vielen Dank.« Kai geht, gefolgt von Yari, in den Hof, wo Blacky und Rocky schon auf sie warten.

      Während Yari die Sachen auf der Ladefläche verstaut, kontrolliert Kai, ob die Pferde auch richtig eingespannt worden sind. Erst als er sich sicher ist, dass alles in Ordnung ist, steigt er zu Yari auf den Kutschbock.

      Nachdem er die Pferde zum Aufwärmen eine Weile lang hat Schritt gehen lassen, lässt er sie in einen gemütlichen Trab fallen. Erst jetzt entspannt sich Kai und sieht zu Yari, der den Blick lächelnd erwidert.

      »Was ist?«, fragend neigt er den Kopf zur Seite.

      »Nichts, ich bin einfach nur glücklich, das ist alles.« Da die Straße im Moment nur geradeaus führt, lehnt er sich an seinen Liebsten und spürt kurz darauf, wie sich ein Arm um ihn legt und ihn noch ein wenig mehr zu sich zieht.

      Seinen Sharik so im Arm haltend, sieht sich Yari die Umgebung an, durch die sie fahren. Gestern hat sie die Straße ja kurz vor dem Gasthof von der Küste weggeführt und auch jetzt fahren sie durch das Landesinnere. Vor etwas mehr als drei Jahren ist er diese Strecke schon einmal in die andere Richtung gefahren, da ihn Kato an einen Bekannten aus Izusan verkauft hatte. Damals hat er keinen Blick für die Landschaft gehabt und die meiste Zeit mit gesenktem Kopf zusammengekauert auf der Ladefläche gesessen. Jetzt bestaunt er hingegen die Schönheit der sanften Hügel, die von Wäldern bedeckt sind. Immer wieder sieht er Gehöfte und Felder, die zum Teil schon abgeerntet sind oder unter Wasser stehen.

      »Kai, was wird denn da angebaut?« Mit der freien Hand deutet er auf die Wasserflächen, die unter den grünen Pflanzen erkennbar sind.

      Weil sich Kai jetzt wieder auf die inzwischen kurvigere Straße konzentrieren muss, blickt er nur kurz zur Seite, um zu sehen, was Yari meint. »Das sind Reisfelder. Frag mich aber bitte nicht, warum die unter Wasser stehen müssen. Was solche Sachen angeht, bin ich ein typischer Stadtmensch.« Schief grinst er Yari an, der verstehend nickt. »Fährst du das erste Mal nach Edo?« Erst nachdem er die Frage gestellt hat, fällt ihm ein, was Shinichi erzählt hat. »Entschuldige. Die Frage war dumm. Du musst sie nicht beantworten.« Zerknirscht schielt er schnell zu Yari, der jetzt mit gesenktem Blick dasitzt.

      Weil es sowieso langsam Zeit für eine Pause ist und er eine ruhige Stelle am Fluss kennt, die von hier aus gut erreichbar ist, lenkt Kai die Pferde in den nächsten Feldweg und lässt sie dann auf einer Wiese direkt daneben anhalten.

      Kaum hat er die Handbremse angezogen und die Zügel locker um die Halterung geschlungen, sodass sie schon mal anfangen können zu grasen, nimmt er Yari in den Arm. »Verzeih mir, ich wollte nicht …« Überrascht, weil er beinahe schmerzhaft fest umschlungen wird, verstummt Kai mitten im Satz.

      Tief und zugleich zittrig ein- und ausatmend hält sich Yari an Kai fest,